Oberst Redl (DE / HU 1985) #Filmfest 1293

Filmfest 1293 Cinema

 Oberst Redl ist ein Film von István Szabó aus dem Jahr 1985, der in deutschösterreichischungarischer Koproduktion entstand. Der Film, der vom Leben des Oberst Alfred Redl aus Österreich-Ungarn handelt, feierte seine Premiere am 20. Februar 1985 in Ungarn und in Deutschland am 29. März desselben Jahres. Die Produktion erhielt auf internationaler Ebene gute Kritiken und war für einen Oscar und einen Golden Globe jeweils in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert.

Nun habe ich den zweiten Film von Istvan Szabò mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle vor dem ersten gesehen, aber beide Produktionen zählen zu den wichtigsten aus dem deutschsprachigen Raum vom Beginn bis in die Mitte der 1980er Jahre. Wie der ersten von beiden bei mir ankam und über weitere Aspekte steht mehr in der – Rezension.

Handlung

Alfred Redl stammt aus ärmlichen Verhältnissen, schafft es aber aufgrund seines Fleißes, in die Militärschule der k.u.k. Monarchie aufgenommen zu werden. Dort findet er schnell Freunde: Baron Kristof Kubinyi und dessen Schwester Katalin. Voller Ehrgeiz will Redl auch in diese Oberschicht aufgenommen werden und macht als Offizier Karriere. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs ist er als Hauptmann an der österreich-ungarischen Grenze stationiert. Unterstützung erfährt er durch seinen Vorgesetzten Oberst von Roden. Wieder in Wien angekommen, wird Katalin zu seiner Geliebten, der er aber gesteht, dass aus ihrer Beziehung nichts werden kann, da er sich in ihren Bruder verliebt hat.

Das Kaiserreich steht kurz vor dem Untergang, und Redl will sich beweisen. In seinem Ehrgeiz schafft er unliebsame Gegner beiseite, es stellen sich aber neue ein. Nachdem er schließlich zum Oberst befördert worden ist, wähnt er sich am Ziel seiner Träume, doch seine Feinde intrigieren gegen ihn.

Der Film ist allerdings keine authentische Darstellung der Person Redls bzw. der historischen Geschehnisse. Dies wird im Vorspann ausdrücklich klargestellt, wo es heißt:

„Wir erzählen Oberst Redls Geschichte nicht nach authentischen Dokumenten. Alle Handlungen der Personen sind frei erfunden. Unsere Arbeit wurde von John Osbornes Stück A Patriot for Me und von den historischen Ereignissen unseres Jahrhunderts inspiriert.“

Rezension

Eine meiner ersten Fragen, wenn ich mich einem Regisseur versuche anzunähern, ist mittlerweile: Was sehe ich visuell und inhaltlich und wo könnten die Vorbilder liegen? Ich habe bei „Mephisto“ zum Beispiel auf Luchino Visconti und Filme wie „Der Tod in Venedig“ getippt, auch auf spätere Filme einstiger italienischer Neorealisten. Lesen wir die Wikipedia dazu:

Szabós frühe Filme sind außer vom Kino des italienischen Neorealismus –, Szabó nennt hier speziell Luchino Visconti und Vittorio De Sica[17] – von den französischen Autorenfilmern der Nouvelle Vague beeinflusst. Wie sie experimentiert er mit unkonventionellen Kameraeinstellungen, unvertrauten Erzählstrukturen, mit Rückblenden, Voiceover, Traumsequenzen und innovativen Filmschnitten.

Nun ist „Oberst Redl“ kein früher Film von Szabò und seine Filme der 1980er sind so gestaltet, dass ihre Besonderheiten nicht dermaßen dominieren, dass die internationale Rezeption dadurch gestört werden könnte. Aber auch die Vorbilder hatten sich schrittweise von ihren ursprünglichen Konzepten entfernt und teilweise sehr ästhetische bis ästhetizistisch wirkende Werke mit einem tiefen Sturz ins genaue Gegenteil, wenn es sein musste, inszeniert. Die Szene in Rom mit Katalin von Kubinyi hat mich sehr an italienische Filme der 1970er erinnert, nicht nur, weil sie in der italienischen Hauptstadt spielt und sinnbildlich das Kolosseum als Kulisse für den Aufstieg und Fall der Imperien verwendet, sondern auch wegen des Auftritts der beiden Hauptfiguren.

Zudem ist der Stil insofern für die 1980er typisch, als er noch nicht die voluminöse Emotionalität des Nachwendekinos aufweist, sondern die Präzision einer Inszenierung, die nicht mehr affirmativ-atmosphärisch wirkt, wie im klassischen Kino bis zu den 1960ern, sondern eher kühl, die Identifikation mit der Figur des Redl immer wieder hintertreibend, nachdem man durch Klaus Maria Brandauers einnehmendes Spiel geneigt ist, den Charakter anzunehmen und auch sein Bestreben, die sterbende Monarchie unbedingt erhalten zu wollen, als etwas Legitimes anzusehen.

Das ist es ja auch, Treue aus Dankbarkeit zu halten, aber in dem Moment, indem er nicht mehr Truppenoffizier ist, sondern einen Geheimdienst aufbaut, der jenen Spitzelsystemen ähnelt, wie der Regisseur sie selbst als junger Mann in Ungarn kennengelernt hat, diskreditiert er auch die aus seiner Sicht legitime Sache durch die Methoden, die er anwendet und deren Opfer er schließlich selbst wird, als ihm der Thronfolger Franz Ferdinand eine Falle stellt. Eine Fall, in die Redl für meine Begriffe Begriffen ein wenig zu ahnungslos hineintappt. Eine   Interpretationsmöglichkeit ist aber, dass er sehr wohl weiß, wie ihm mitgespielt wird, er jedoch aufgrund der intriganten Persönlichkeit des Thronfolgers den Glauben an die K. u. K.-Monarchie verloren hat, weiß, akzeptiert, sich vielleicht sogar wünscht, dass sie mit Kaiser Franz Josef untergeht, womit Redl auch den Sinn seines Lebens preisgibt. Dass er sich noch formal wehrt und sich mit dem erpressten Suizid, der in Wirklichkeit ein Mord ist, schwertut, steht dem nicht entgegen. Nach seinem Tod wird sofort der Mord am Thronfolgers durch den Anschlag von Sarajewo gezeigt. Hätte Redl das Attentat verhindern können? Und damit gar den Ersten Weltkrieg? Nach unserer Ansicht wäre dieser Krieg sowieso gekommen, der Anschlag auf Franz Ferdinand war nur der Auslöser in einer Situation der Konkurrenz mehrerer imperialistischer Staaten, die sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr aufheizte.

Eines dieser Imperien war Österreich-Ungarn. Was ich mich beim Anschauen von „Oberst Redl“ ebenso gefragt hatte: War tatsächlich so klar zu ersehen, dass dessen Armee nicht kriegstauglich, vor allem institutionell veraltet, geradezu moralisch vermodert war, so, wie Oberst Redl es im Film erkennt? Vielleicht, aber die Monarchie hatte sich auf das industriell und militärisch auf der Höhe der Zeit befindliche Deutschland als Verbündeten verlassen (und es 1916 verraten wollen, ganz im Stil von Franz Ferdinand im Film, der Redl als Bauernopfer missbraucht, doch die Entente wollte keinen schäbigen Separatfrieden mit Österreich-Ungarn schließen, sondern den ganzen Sieg, den sie dank des Kriegseintritts der USA dann erringen konnte).

„Ich glaube, ich habe ein einziges Interesse, und das sind die Menschen. Die Schauspieler verkörpern die Menschen. Ich habe mich oft gefragt: Warum mache ich ausgerechnet Filme? Erzählen kann man auch durch Literatur. Licht, Schatten, Farben gibt es auch in der Malerei, Handlung auch auf dem Theater. Was kann ein Film mehr, was darüber hinaus? Ich glaube, die einzige Sache, die nur der Film kann, ist das lebendige menschliche Gesicht zeigen.

Die Veränderung der Gefühle im lebendigen Gesicht – das ist Film.[20]“ – István Szabó – Interview

Nun kann man das menschliche Gesicht natürlich auch bezüglich seiner Mimik beschreiben, wie die Farben, auch sie werden in der Literatur nur mittelbar aktiv. Aber das synästhetische Medium ist zweifellos der Film und ich bin daher besonders angetan davon, wenn Autoren „filmisch“ schreiben können, also das Auge des Lesers zu bildlichen Assoziationen und zum sinnlichen Erleben animieren, das über den Sprachgenuss hinausgeht. Das ist, wenn man so will, die Gegenwirkung des moderneren Mediums auf das klassische.

Klaus Maria Brandauer muss diesen Film fast alleine tragen, er ist nicht, wie viele andere des Genres, ein Ensemblestück, sondern eher kammerspielartig angelegt, wechselt dabei zwischen sehr tristen, dunklen Szenen und einer kurzen Prachtentfaltung, die mehr das Ende einer Epoche illustriert, die Fassade vor diesem nahenden Ende, als dass dies alles einen Wert hätte und für etwas stünde, das berechtigt wäre, in die neue Zeit gerettet zu werden, die, pathetisch mit Jünger gesprochen, aus Stahlgewittern entstehen wird. Die Zeit der Revolutionen und Republiken, der Unruhe und des abermaligen großen Sterbens. „Oberst Redl“ zeigt gut, warum es so kommen musste, besonders in einem Land wie Österreich-Ungarn, das damals den Anschluss an die progressiveren Staaten verloren hatte, auch an die anderen Monarchien, von denen gleich zwei weitere, zwei der drei mächtigsten der damaligen Welt, durch den Ersten Weltkrieg zu Fall kamen, die deutsche und die russische. Nur die britische Monarchie überlebte, dank des Sieges der Entente, und wurde zu einem Tourismusprodukt.

Die Kultur, die mit der Hochblüte des Bürgertums vielleicht verlorenging oder die Sicherheit des hochbürgerlichen Zeitalters, wird im Film hingegen kaum thematisiert, ganz im Sinne des Autorenfilmers, der ihr nicht zu viel Gutes nachsagen will. Dass der Kaiserwalzer erklingt, besagt in dem Zusammenhang nur, dass er als die musikalische Untermalung einer gleichermaßen erstarrten wie morbiden, der Operrette mehr als der modernen Zeit verpflichteten Ballsaal-Grafik zu verstehen ist, die einstigen Glanz spiegelt, aber seine Abwesenheit deutlich werden lässt. Gut sieht man das, als der Walzer dem jungen Offizier erst einmal gar nicht taugt, besten später, in jenem Moment, als Kindheitsfreund und Kamerad von Kubinyi ohnmächtig wird; der Getreue, der Aufrechte, der nicht mitansehen kann, wie zunächst Redl und er sich auseinanderleben und dann Redl selbst zum Opfer wird.  

Der Film stellt die Methoden, die Redl einsetzt, die im Grunde moderner sind, als der Staat, für den er sie nutzbar macht, zwar nicht zu sehr heraus und es gibt in diesem Zusammenhang sogar ein paar Vorgänge und Szenen, die nicht ganz zwingend wirken, aber wir müssen, um die Authentizität dahinter zu verstehen, wieder aus der werkimmanenten Deutung heraustreten:

Im Jahr 2006 enthüllte der Filmhistoriker András Gervai in der Zeitschrift Élet és Irodalom (Leben und Literatur), dass Szabó als Student in den 1950er Jahren für die ungarische kommunistische Geheimpolizei ÁVH Spitzelberichte geschrieben hatte. Szabó gestand seine Tätigkeit als Informant sofort ein. Zum „Fall Szabó“ gab es in Ungarn zwei offene Briefe, die in der ungarischen Öffentlichkeit kontrovers aufgenommen wurden. Ein Brief, der von einhundertfünfzig Künstlern und Prominenten – unter anderen auch den von Szabo bespitzelten Kollegen Márta Mészáros und Miklós Jancsó unterzeichnet wurde, ist eine Solidaritätserklärung für den Regisseur. Der andere Brief stammt von „56 Alapitvany“, einer Stiftung Geschädigter des Aufstandes von 1956, „die ihre Trauer bekunden, gerade von Intellektuellen verraten worden zu sein.“

Diese Spitzelarbeit war der Preis dafür, dass man ihn nach den Studentenunruhen von 1956, an denen Szabò teilgenommen hatte, weiter seine Ausbildung machen ließ. Die Erpressung von jemandem, der dem System im Grunde kritisch gegenüberstand. Diese Art, korrumpiert zu werden, lässt jemanden, der ein Gewissen hat, nicht mehr los und prägte auch Szabòs späteres Schaffen.

Wiederkehrende Themen in Szabós frühen Filmen sind Kindheit und Coming of Age mit ihren Enttäuschungen, Kompromissen, dem Abschied von idealistischen Vorstellungen und unrealistischen Jugendträumen, als ein Prozess, „der nicht zu Verzweiflung und Selbstekel [führt], sondern zu einem besseren Verständis der eigenen Möglichkeiten, und dessen, was wir erreichen können“.[2] In den Filmen aus seiner mittleren Schaffensphase, insbesondere in den Oscar-nominierten bzw. mit einem Oscar ausgezeichneten Filmen Mephisto (1981), Oberst Redl (1985), Hanussen (1988) sowie dem Furtwängler-Film Taking sides und der epischen Familiengeschichte Ein Hauch von Sonnenschein von 2001 geht es um Identität und Anpassung, die moralischen Kompromisse, die ein Einzelner eingeht, um in einem amoralischen politischen System zu überleben. Szabó variiert hier die Tragik des Individuums, „das dem enormen Druck, unter dem es steht, schließlich nachgibt, seinen freien Willen verleugnet, oportunistisch handelt in dem falschen Glauben sich schützen zu können, durch devote Pflichterfüllung, seinem eigenen Selbst zuwider“[12]

Zu Oberst Redl muss man allerdings anmerken, dass er zunächst ein Überzeugungstäter ist. Die filmisch verkürzte Darstellung seiner Haltungsänderung sieht so aus, dass er merkt, mit welch einem System er es zu tun hat, indem die Bekanntschaft des Thronfolgers macht, der zwar intelligent ist, aber es ziemlich schnell darauf anlegt, einen seiner besten Männer zu opfern. Er merkt, dass dieser ihm gefährlich werden kann, weil er die Monarchie noch ernst nimmt und über ein umfangreiches, rasch wachsendes Wissen bezüglich aller Vorgänge im Staat verfügt. Es hat einen nachvollziehbaren Grund, dass in den meisten System mit ihren vielen schattigen Charakteren im Dunstkreis der Macht Opportunisten viel besser klarkommen als Idealisten. Nun ja, das trifft im Leben insgesamt zu und ist mehr oder weniger systemunabhängig. Da mangelt es an einer entsprechend aufrichtigen Grunddisposition und einer entsprechenden gesellschaftlichen Vereinbarung, die Aufrichtigkeit gegenüber dem Willen zur Macht, zur Ausbeutung, zum Verrat privilegieren würde. Insofern ist das, was wir anhand der K. u. K.-Monarchie als Entwicklung begleiten dürfen, nur diejenige, die alle Staaten, Systeme, Ordnungen nehmen, die nicht immer wieder reformiert und einer kritischen Prüfung durch die Mächtigen selbst und, im besten Fall, durch den Bürgersouverän unterzogen werden. Selbst Demokratien, in denen dieser Vorgang viel selbstverständlicher sein sollte als in Monarchien, neigen zur Bildung von feudalistischen, oligarchischen Clustern, wenn man nicht sehr aufpasst. Insofern ist „Oberst Redl“ auch ein Film, der uns vor solcher Verfestigung von Herrschaft warnt, auch wenn sie sich nicht in Form eines (vorgeblich) von Gott legitimierten Potentaten manifestiert.

Nicht alle Themen können in einem Film gleichermaßen behandelt werden, denen ein Regisseur sich widmet, hier ist es der Mensch im System und wie er dem System und das System ihm entgleitet, was im Vordergrund steht.

Finale

Typisch für Szabós Filme sind die langen Kameraeinstellungen auf die Gesichter der Schauspieler. Die Close-ups[18] sind oft ohne Sprache oder Ton und ungeschnitten. Dialoge zwischen den Akteuren werden sowohl in der typischen Schuss-Gegenschuss-Methode gefilmt, als auch in langen Einstellungen als Close-up, mit den Gesichter der beiden Beteiligten im Profil. Szabó sagt dazu: „Die Kamera bietet die Möglichkeit, die Gedanken und Gefühle aus der Nähe zu zeigen, die auf dem menschlichen Gesicht, im Blick der Augen entstehen. Und auch wie sich diese in andere, neue Gedanken und Gefühle wandeln. […] Das erfordert vom Schauspieler persönliche Gefühle, starke Anwesenheit, ständige Intensität. Das Spiel in Filmen erfordert die vollkommene Natürlichkeit, die Kraft des Schweigens, […] den Besitz von Mitteln des Ohne-Mittel-Spieles“, und weiter „Auf der großen Leinwand duldet die Kamera keine Stilisierung. ,Gespielte‘ Gefühle oder ein leerer Blick werden von der Kamera sofort entlarvt. Die ZuschauerInnen im Kino folgen nur dann einer Leidenschaft, wenn sie sie als echt und glaubwürdig empfinden.“

Wo Szabò den Unterschied zwischen glaubwürdig gespielten und echten Gefühlen zieht, geht aus diesen Anmerkungen nicht hervor, aber ganz sicher musste Klaus Maria Brandauer wirklich spielen, wenn auch nicht sehr theaterhaft, als er diese schwierige Rolle auszufüllen hatte. Dass dabei ein flirrendes Porträt entstand, das Dissonanzen aufweist, ist allerdings eine gelungene Abbildung der Widersprüche in uns allen, an denen einige scheitern, andere nicht. Manche scheitern gerade deshalb nicht, weil das scheitert, was sie zerbrechen möchte, das System der Repression. Aber „Oberst Redl“ ist keine Heldengeschichte, nichts weniger als das, und so sieht das System noch einmal über die wenige Exzellenz, die ihm in seinen späten Tagen zur Verfügung steht. Ich hätte die folgenden Schlachtfeld-Explosionsbilder nicht gebraucht, um zu verstehen, um was es geht und wohin es geführt hat. Aber um gewisse Ähnlichkeiten mit der heutigen Lage, in denen ein Teil des europäischen Ostens wieder in Flammen steht, besonders deutlich werden zu lassen, mögen diese Bilder ihre Berechtigung haben.

Ich fand diesen Film, der immerhin fast zweieinhalb Stunden lang ist und kaum spektakuläre Aktion bietet, alles andere als langweilig, weil so viel darin zum Nachdenken über Macht, Ohnmacht und die Neigung von Systemen, sich irgendwann selbst zu zersetzen, sehen dürfen und Menschen, die durchaus interessant sind. Sie haben auch Fähigkeiten, sie sind nicht dumm oder gänzlich verworfen. Sie sind, wie man sich Herrscher und ihre Stützen in der Realität gut vorstellen kann. Es fehlt eine Kraft, die alles zum Besseren wenden könnte, und das wirkt beunruhigend und ruft Dämonen wach, wie sich bei Redl erstmals klar zeigt, als die Hunde ihn durch die Nacht zu hetzen scheinen und er in Panik einen davon erschießt, der tot nur noch ein ganz und gar traurig-knuffiger Chow-Chow ist und kein Bluthund. In dieser Szene sehen wir das einzige Mal in 144 Minuten einen Blutfleck. Er reicht, anders als im heutigen Kino, aus, um uns wissen zu lassen, dass dies alles kein gutes Ende nehmen kann.

82/100

2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2022)

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie István Szabó
Drehbuch Peter DobaiIstván Szabó
Produktion Manfred Durniok
Musik Zdenko Tamássy
Kamera Lajos Koltai
Schnitt Zsuzsa Csákány
Besetzung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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