Briefing PPP Politik Personen Parteien, Friedrich Merz, Kanzlerwahl
Es gab Kommentatoren, die ein Merz-Desaster, wie es heute geschehen ist, vorab als Szenario skizziert hatten. Wir dachten damals: Der Wille zur Macht wird doch stärker sein als die ehrliche Abneigung. Aber vielleicht ist es das gerade, was zum heutigen Ergebnis geführt hat. Wir dokumentieren, analysieren und kommentieren, einleitend eine brandaktuelle Statista-Grafik mit Begleittext.

CDU-Chef Friedrich Merz ist bei der heutigen Wahl zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang gescheitert. Er erhielt nur 310 Stimmen – nötig wären 316 gewesen. Gegen Merz stimmten 307 Abgeordnete, Enthaltungen drei, eine Stimme war ungültig. Der Bundestag hat derzeit 630 Abgeordnete, abgegeben wurden allerdings nur 621 Stimmen. Die geplante Regierungskoalition aus Union und SPD kommt zusammen auf 328 Sitze im 21. Bundestag. Friedrich Merz hätte also rechnerisch mit einem Überschuss von 12 Stimmen sicher zum Bundeskanzler gewählt werden können.
In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurden alle bisherigen neun ehemaligen Bundeskanzler im ersten Wahlgang im Bundestag zum Kanzler gewählt. Keiner benötigte einen zweiten oder noch mehr Wahlgänge. Allerdings erreichten auch nicht alle Kandidaten eine komfortable Mehrheit. Besonders knapp zum Kanzler gewählt wurden etwa Konrad Adenauer 1949 (0 Stimmen Differenz zur notwendigen Mehrheit), Helmut Schmidt 1976 (+1 Stimme über der notwendigen Mehrheit), Helmut Kohl 1994 (+ 1 Stimme über der notwendigen Mehrheit) und Gerhard Schröder 2022 (+ 3 Stimmen über der notwendigen Mehrheit).
Drei Politiker waren nur eine Amtszeit lang Kanzler: Ludwig Erhard (1963-1966, CDU), Kurt Georg Kiesinger (1966-1969, CDU) und Olaf Scholz (2021-2025, SPD). Alle übrigen haben mehrere Amtszeiten absolviert – Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel liegen mit jeweils vier Amtszeiten an der Spitze.
Die Wahl der Bundeskanzlerin oder des Bundeskanzlers läuft nach Artikel 63 des Grundgesetzes (GG) ab. Danach wird der Bundeskanzler auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag ohne Aussprache gewählt. Zu einer erfolgreichen Wahl benötigt die Kanzlerkandidatin oder der Kanzlerkandidat in der ersten Wahlphase die absolute Mehrheit der Abgeordnetenstimmen (316 im Falle von Friedrich Merz). Das bedeutet, er oder sie muss die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich vereinen. Man spricht auch von der „Kanzlermehrheit“.
Kommt bei der Wahl im ersten Durchgang keine absolute Mehrheit zustande, schließt sich eine zweite Wahlphase an. Der Bundestag hat nun 14 Tage Zeit, denselben oder einen anderen Kandidaten zum Kanzler zu wählen. Die Zahl der Wahlgänge ist nicht begrenzt. Auch hierbei ist die absolute Mehrheit notwendig (Artikel 63, 3 GG). Ist diese zweite Phase ebenfalls nicht erfolgreich, so muss das Parlament in einer dritten Phase unverzüglich erneut abstimmen. Gewählt ist dann, wer die meisten Stimmen erhält (relative Mehrheit).
Kommentar
Die größte Legende der deutschen Kanzlerwahlen war bisher die allererste Wahl 1949: Wurde Konrad Adenauer lediglich im ersten Wahlgang gewählt, weil er sich selbst gewählt hatte? Wir belassen es für heute bei der Erwähnung dieser legendären Abstimmung, denn eines ist sicher: Was Friedrich Merz heute passiert, ist, gab es noch nie, auch nicht bei Koalitionen, die eine knappere rechnerische Mehrheit hatten als jetzt die Unionsparteien und die SPD. Warum haben einige Analysten dieses Szenario vorher schon als möglich angesehen? Wegen der großen Unzufriedenheit einiger Abgeordneter in der SPD einerseits und der Union andererseits mit dem Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Den einen ist es nicht rechts genug, den anderen nicht sozial genug, wieder andere stören sich an der Quasi-Aufhebung der Schuldenbremse und wie man dieses Thema konkret angegangen hat. U
Und dann gibt es noch eine Gruppe: Abgeordnete, die schon jetzt sehr gierig darauf sind, Merz zu schwächen, um ihre eigenen Chancen im Politikbetrieb zu verbessern und sich als mögliche Nachfolger in Stellung zu bringen. Das sind vor allem rechte CDU-Abgeordnete, die über jede politische Leiche gehen würden, um selbst nach vorne zu kommen, auch, wenn Parteifreunde die Opfer sind. Man kann sagen, in den Unionsparteien, auch unter Merkel, wurde eine solche Brut geradezu gezüchtet. Und wer wäre dann der Brutus? Wir haben ein paar Namen im Kopf. Schauen Sie sich besonders diejenigen an, die sich warmgehalten haben, ohne ein Ministeramt zu übernehmen, also nicht durch Verantwortung und eine schwache Performance bei deren Wahrnehmung beschädigt zu werden. Darunter mindestens ein Politiker, der sich schon einmal als unfähig zur Führung eines Ministeriums in schwieriger Zeit erwiesen hat. Aber der CDU muss man zutrauen, dass sich die „gut (am besten in rechten Zirkeln) Vernetzten“ durchsetzen oder diejenigen, die nicht zu eigenständig sind, jedenfalls aber nicht die kompetentesten, bekanntesten, am besten erprobten Gesichter, wie die Ministerliste der Union zeigt. Auch diese Ministerliste könnte einige, die sich, ihre Gruppe, ihre Region in der Union nicht hinreichend in der neuen Regierung repräsentiert sehen, einige, die sich übergangen fühlen oder deren Karriere Merz mit seinen vielen Moves mehr oder weniger beendet hat, zu einem Denkzettel veranlasst haben.
Die SPD lässt sich bekanntlich zu jedem Mitmachen bewegen, rückgratlos wie sie ist, das gilt auch für die Basis, die einem fundamental nicht-sozialdemokratischen Koalitionsvertrag zugestimmt hat. So war es immer, wenn die CDU gerufen hat, dreimal hat Angela Merkel es getan und im Kern wurde die SPD dabei immer schwächer. Wir haben daher eher die Vermutung, dass die Abweichler oder Denkzettel-Abstimmer:innen aus dem Unionslager kommen. In der Folge liegt die Vermutung nah, dass sie beim nächsten Wahlgang nicht bei ihrem Nein oder ihrer Enthaltung verbleiben werden, sondern es eben beim einmaligen Denkzettel belassen werden. Es ist jedenfalls ein äußerst spannender Vorgang.
Es gäbe zwei weitere Möglichkeiten, wie Merz es schaffen könnte, Kanzler zu werden, obwohl im auch im zweiten Wahlgang einige der eigenen Leute die Gefolgschaft verweigern: Aus Mitleid stimmen einige Grüne für Merz oder aus bösartigem Kalkül einige AfD-Abgeordnete, sodass er ausschließlich durch zusätzliche Stimmen der AfD Kanzler würde. Damit wäre die Brandmauer endgültig passé und die Union endgültig erpressbar durch die Blauen. Ein Tipp von uns wäre, nicht heute noch einmal wählen zu lassen, sondern erst analysieren und klären, woher die Abweichungen kommen, damit die Gefahr sich verringert, dass es noch einmal schiefgeht. Vermutlich aber wird der Druck groß sein, doch heute wieder abzustimmen.
Weitere Informationen
Merz scheitert im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl: Was ist passiert?
Friedrich Merz, CDU-Parteichef und Kandidat der neuen Koalition aus CDU/CSU und SPD, ist am 6. Mai 2025 im ersten Wahlgang zur Wahl des deutschen Bundeskanzlers im Bundestag gescheitert. Er erhielt nur 310 Stimmen – sechs weniger als die erforderliche Kanzlermehrheit von 316 Stimmen, die mehr als die Hälfte der 630 Abgeordneten im Bundestag ausmacht176. 307 Abgeordnete stimmten gegen ihn, drei enthielten sich, eine Stimme war ungültig67.
Dieses Ergebnis ist ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik: Noch nie zuvor ist ein Kanzlerkandidat nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen im ersten Wahlgang gescheitert65.
Warum ist Merz gescheitert?
Die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD verfügen gemeinsam über 328 Sitze und hätten somit eine komfortable Mehrheit stellen können35. Dennoch fehlten Merz 18 Stimmen aus den eigenen Reihen oder von Koalitionspartnern. Da die Wahl geheim ist, bleibt unklar, welche Abgeordneten ihm die Unterstützung verweigerten245.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Grundgesetz sieht für diesen Fall klare Regeln vor (Art. 63 GG)456:
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Zweite Phase: Nach dem gescheiterten ersten Wahlgang hat der Bundestag nun 14 Tage Zeit, erneut einen Bundeskanzler mit absoluter Mehrheit (mindestens 316 Stimmen) zu wählen. In dieser Zeit können beliebig viele Wahlgänge mit verschiedenen Kandidaten stattfinden456.
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Weitere Wahlgänge: Der Vorschlag für einen Kandidaten muss nun nicht mehr vom Bundespräsidenten kommen, sondern kann aus der Mitte des Bundestags erfolgen4.
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Dritter Wahlgang: Sollte auch nach 14 Tagen kein Kandidat die Kanzlermehrheit erreichen, findet ein weiterer Wahlgang statt, bei dem die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen ausreicht. Wird auch dann keine Kanzlermehrheit erreicht, kann der Bundespräsident entweder den Kandidaten mit einfacher Mehrheit ernennen oder den Bundestag auflösen und Neuwahlen ansetzen3467.
Politische Reaktionen
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CDU/CSU: CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann drängt auf eine schnelle Klärung und einen weiteren Wahlgang, idealerweise noch am selben Tag5.
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SPD: Die SPD betont, dass ihre Fraktion geschlossen hinter dem Koalitionsvertrag stehe, verweist aber darauf, dass die Wahl geheim sei und somit nicht überprüft werden könne, wer tatsächlich wie abgestimmt hat5.
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Opposition: Die AfD fordert Neuwahlen, während die Grünen und Linken die Koalition in die Verantwortung nehmen, schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden5.
Bedeutung des Scheiterns
Das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang ist ein politischer Paukenschlag und stellt die neue Koalition vor eine Bewährungsprobe. Die kommenden Tage werden zeigen, ob Merz und die Koalition ihre Reihen schließen und die notwendige Mehrheit organisieren können oder ob sich die Suche nach einer neuen Regierung weiter hinzieht456.
Faktoren für Merz‘ Niederlage im ersten Wahlgang
Mehrere zentrale Faktoren haben dazu geführt, dass Friedrich Merz im ersten Wahlgang zur Wahl des Bundeskanzlers im Bundestag gescheitert ist:
1. Fehlende Geschlossenheit in den Koalitionsfraktionen
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CDU/CSU und SPD verfügen gemeinsam über 328 Sitze – deutlich mehr als die für die Kanzlermehrheit nötigen 316 Stimmen. Dennoch erhielt Merz nur 310 Stimmen. Das deutet klar darauf hin, dass es Abweichler in den eigenen Reihen gab, die ihm die Unterstützung verweigerten54. Die Wahl war geheim, sodass nicht nachvollziehbar ist, aus welcher Fraktion die Stimmen fehlten.
2. Vertrauens- und Führungsprobleme
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Politiker wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonten im Vorfeld die „riesengroße Aufgabe“, Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen und einen starken Zusammenhalt in der Koalition zu schaffen4. Die Tatsache, dass Merz im ersten Wahlgang scheiterte, zeigt, dass dieses Vertrauen offenbar nicht ausreichend vorhanden war.
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Auch der Bundesgeschäftsführer der Linken, Janis Ehling, sieht im Ergebnis ein Führungsproblem: Merz könne nicht ausreichend einbinden und sei daher als Kanzler ungeeignet6.
3. Politische Unzufriedenheit und Enttäuschung
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Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte, dass „ein paar Enttäuschte mit dem Feuer einer schweren politischen Krise gespielt“ hätten6. Dies deutet auf Unzufriedenheit oder Frust einzelner Abgeordneter mit dem Koalitionsvertrag, der Person Merz oder dem Zustand der Koalition hin.
4. Politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Polarisierung
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Die politischen Ränder, insbesondere die AfD, haben laut Günther an Zulauf gewonnen, weil viele Menschen von politischen Entscheidungen enttäuscht sind4. Dies erhöht den Druck auf die Koalition und erschwert einen geschlossenen Auftritt.
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Die Grünen und Linken betonen, dass eine Regierung eine stabile eigene Mehrheit braucht und lehnen Unterstützung für Merz ab46.
5. Historische und psychologische Dimension
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Das Scheitern eines Kanzlerkandidaten im ersten Wahlgang ist ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. In der Vergangenheit lagen die Wahlergebnisse zwar oft unter der rechnerischen Koalitionsmehrheit, aber nie so knapp wie jetzt5. Das zeigt, dass die Koalitionsdisziplin aktuell besonders schwach ist.
Fazit:
Merz’ Niederlage ist vor allem auf mangelnde Geschlossenheit und Vertrauen in der eigenen Koalition, interne Unzufriedenheit, Führungsprobleme und die gesellschaftliche Polarisierung zurückzuführen. Die politische Lage ist angespannt, und die Koalition steht vor der Herausforderung, ihre Reihen zu schließen und das Vertrauen der Abgeordneten wie auch der Bevölkerung zurückzugewinnen456.
Strategien für CDU und SPD im zweiten Wahlgang
Nach dem überraschenden Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang stehen CDU und SPD unter erheblichem Druck, im zweiten Anlauf die notwendige Kanzlermehrheit zu sichern. Folgende Strategien könnten sie verfolgen:
1. Geschlossenheit und Mobilisierung der eigenen Reihen
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Die wichtigste Aufgabe ist, alle Abgeordneten der Koalition zur Teilnahme und Zustimmung zu bewegen. Im ersten Wahlgang fehlten mindestens sechs Stimmen aus den eigenen Reihen, vermutlich durch Abwesenheit oder bewusste Enthaltung235. Koalitionsspitzen werden deshalb mit Nachdruck auf die Bedeutung der Geschlossenheit hinweisen und intensive Gespräche mit potenziellen Abweichlern führen.
2. Ursachenanalyse und Vertrauensbildung
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CDU und SPD werden intern analysieren, warum es zu Abweichungen kam. Persönliche Gespräche und Fraktionssitzungen können helfen, Bedenken auszuräumen und das Vertrauen in Merz und die Koalition zu stärken3. Die Parteiführungen könnten gezielt auf unzufriedene Abgeordnete zugehen und deren Kritikpunkte adressieren.
3. Beschleunigung des Wahlprozesses
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Um die Unsicherheit nicht zu verlängern, könnten CDU und SPD versuchen, gemeinsam mit anderen Fraktionen eine Vorverlegung des zweiten Wahlgangs zu erreichen. Dafür wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag notwendig, was Verhandlungen mit Grünen, Linken und ggf. anderen Parteien erfordert25. Ziel ist, schnell Klarheit zu schaffen und die Handlungsfähigkeit der Regierung herzustellen.
4. Öffentliches Signal der Einigkeit
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Beide Parteien könnten öffentlich ihre Entschlossenheit und Einigkeit betonen, um das Bild einer stabilen Koalition zu vermitteln. Dies soll auch potenzielle Abweichler unter Druck setzen und das Vertrauen der Öffentlichkeit stärken34.
5. Keine Öffnung zur AfD oder anderen Oppositionsparteien
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Trotz der Versuchung, Stimmen aus der Opposition zu gewinnen, werden CDU und SPD voraussichtlich an ihrer klaren Abgrenzung zur AfD festhalten, um ihre Glaubwürdigkeit und den Koalitionsfrieden nicht zu gefährden1. Die Grünen und Linken haben bereits signalisiert, dass sie keine Unterstützung für Merz leisten werden2.
6. Inhaltliche Zugeständnisse vermeiden
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Da der Koalitionsvertrag bereits unterschrieben ist, werden CDU und SPD vermutlich keine kurzfristigen inhaltlichen Zugeständnisse machen, sondern auf die bereits vereinbarten Reformen und Projekte verweisen4.
Fazit:
CDU und SPD werden im zweiten Wahlgang vor allem auf interne Geschlossenheit, intensive Kommunikation und eine schnelle Wiederholung der Abstimmung setzen. Ziel ist es, Abweichler zurückzugewinnen und ein klares Signal der Stabilität zu senden, ohne die Koalitionsgrundlagen oder politische Prinzipien zu verwässern. Ein erneutes Scheitern könnte die Koalition und Merz’ Kanzlerambitionen nachhaltig beschädigen235.
Kommentar Teil 2
In der Theorie klingt das oben Geschriebene ja ganz gut, doch die Tatsache allein, dass einige Abgeordnete aus dem eigenen Lager und / oder der SPD Merz regelrecht haben auflaufen lassen, weist darauf hin, dass er intern nicht beliebt ist und nicht gut führt. Das nährt eine ohnehin vorhandene Meinung in der Bevölkerung: Dass Merz kein guter Kanzler sein wird oder gar „Kanzler nicht kann“. Wenn schon die eigenen Leute nicht, wer soll ihm dann vertrauen? Dies ist aber eine Momentaufnahme. Nicht jeder schwierige Start muss in einer miserablen Bilanz nach vier Jahren Kanzlerschaft enden. Uns drängt sich sogar der Gedanke auf, dass es ganz gut ist, dass mal jemand ohne Vorschuslorbeeren in sein Amt startet. Deswegen mögen wir Merz noch lange nicht, seine Rezepte sind uns zu altbacken, zu rechts, nicht an einem Narrativ für die Zukunft orientiert. Make Germany great again ist kein sinnvolles Motto, denn die Vergangenheit kehrt nie zurück. In den USA wird eine solche Strategie zwar auch versucht, aber zulasten der ganzen Welt, und dazu hat Deutschland weder die Macht, noch sollte es jemals wieder versuchen, so vorzugehen.
Meinungen und Analysen zum Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang
Das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl hat in Politik, Medien und Wirtschaft eine breite und teils sehr emotionale Reaktion ausgelöst. Die Bewertungen reichen von Entsetzen und Sorge bis zu Spott und Häme. Hier die wichtigsten Stimmen und Analysen aus verschiedenen politischen Richtungen, Presse und von Experten:
Union (CDU/CSU)
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Markus Söder (CSU) spricht von einem „Schaden für unser Land und unsere Demokratie“ und warnt, das Scheitern könne ein „Vorbote von Weimar“ sein. Er mahnt, die Wahl nicht für Denkzettel oder alte Rechnungen zu nutzen, sondern „vernünftig, ruhig und cool“ zu bleiben, damit Merz noch Kanzler werden kann7.
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Manuela Schwesig (SPD, Koalitionspartner) nennt das Ergebnis „unverantwortlich“ und betont, sie vertraue ihrer Fraktion, wolle aber nicht spekulieren, woher die Abweichler kamen7.
SPD
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Die SPD-Spitze verweist auf die Geschlossenheit der eigenen Fraktion und sieht die Verantwortung für das Scheitern nicht bei sich. Die Fraktion habe mit großer Mehrheit für Merz gestimmt27.
Grüne
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Felix Banaszak (Parteichef) betont, die Grünen werden Merz nicht unterstützen, da eine Regierung eine eigene Mehrheit brauche. Er spricht von einer „Zäsur“ und fordert eine handlungsfähige Regierung279.
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Franziska Brantner (Co-Vorsitzende) wünscht sich eine stabile Regierung und sieht Merz und Klingbeil in der Pflicht, die Mehrheit ihrer Fraktionen zu sichern7.
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Volker Beck (Grünen-Politiker) vermutet, einzelne Abgeordnete hätten aus Chaoslust gegen Merz gestimmt: „Da wollen einige wohl die Republik brennen sehen“7.
AfD
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Alice Weidel (Parteichefin) feiert das Scheitern als „guten Tag für Deutschland“, fordert Neuwahlen und sieht das Ergebnis als Beleg für das „schwache Fundament“ der Koalition. Sie wirft Merz den Bruch von Wahlversprechen vor27.
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Tino Chrupalla (AfD-Co-Chef) spricht von einem „guten Tag für Deutschland“ und erklärt die AfD für bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen7.
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Bernd Baumann (AfD-Fraktionsgeschäftsführer) spricht von „Wahlbetrug“ und hält Merz für von Anfang an beschädigt2.
Linke
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Jan van Aken (Parteichef) sieht im Scheitern ein Misstrauensvotum gegen Merz: „Ihm gelingt es nicht zu verbinden, sondern nur zu spalten.“2
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Ines Schwerdtner (Co-Chefin) wirft Merz vor, sich nicht klar genug von der AfD abgegrenzt zu haben und das Vertrauen demokratischer Parteien verspielt zu haben2.
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Heidi Reichinnek (Fraktionschefin) sieht die Niederlage als „Quittung für wiederholten Wortbruch“ und mangelndes Vertrauen selbst in der eigenen Koalition2.
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Sören Pellmann (Fraktionschef) spricht von „großem Chaos“ schon vor Amtsantritt und bezweifelt Merz’ Führungsfähigkeit2.
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Bodo Ramelow (Ex-Ministerpräsident, Linke) ist „krachsauer“ auf die Koalition und fordert eine schnelle Wahl2.
FDP
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Wolfgang Kubicki nennt das Ergebnis einen „herben, wenn nicht sogar vernichtenden Schlag“ für die Kanzlerambitionen von Merz1.
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Christian Dürr (Ex-Fraktionschef) warnt vor einer instabilen Regierung ohne eigene Mehrheit und fordert Klarheit über die Mehrheitsverhältnisse6.
Wirtschaft und Wissenschaft
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Marcel Fratzscher (DIW-Präsident) sieht im Scheitern ein Novum, das die tiefe Spaltung im Bundestag und die große Distanz zwischen Union und SPD belege. Der Koalitionsvertrag stoße offenbar auf tiefe Ablehnung bei vielen Abgeordneten56.
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Die Börse reagierte nervös: DAX und EuroStoxx 50 gingen nach dem Wahldebakel deutlich ins Minus25.
Presse und internationale Beobachter
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The Guardian (UK) beschreibt das Ergebnis als „peinlichen Rückschlag“ und „Schock“ für die schwarz-rote Koalition1.
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Deutsche Medien sprechen von einem „Desaster“, „historischer Blamage“ und einem „herben Rückschlag“ für Merz. Die Dimension des Scheiterns wird als historisch und beispiellos eingeordnet18.
Fazit:
Das Scheitern von Merz wird von der Opposition als Vertrauenskrise, Führungsproblem und Ausdruck politischer Spaltung gesehen. Die Koalition selbst versucht, Geschlossenheit zu demonstrieren, während Grüne und FDP auf die Notwendigkeit einer stabilen Mehrheit pochen. Die AfD feiert das Debakel, die Linke sieht ein Misstrauensvotum. Wirtschaft und Wissenschaft warnen vor Instabilität und politischer Unsicherheit. Die Presse bewertet das Ereignis als historisch und peinlich für Merz und die neue Koalition125678.
Kommentar Teil 3
Da möglicherweise heute noch der zweite Wahlgang stattfinden wird, schließen wir hier ohne weitere Kommentierung und hoffen, in der Kürze der Zeit so gut wie möglich informiert zu haben. Wir lesen uns nach dem nächsten Wahlgang wieder, dann wird wohl mehr Zeit für die Analyse sein. Festzuhalten ist: Merz sorgt schon, bevor er Kanzler ist, für historische Abstimmungen. Erst am 29. und 31. Januar, als er, noch gar nicht an der Macht, mit der AfD versuchte, ein in der Praxis unmögliches Migrationspaket gegen die damalige Minderheitsregierung durchzubekommen, jetzt kriegt er seine eigene Person nicht dorthin, wo er sie gerne hätte und wo sie, ob man es mag oder nicht, nach dem Abschluss eines Koalitionsvertrags durch eine Regierungsmehrheit, auch hingehört hätte.
Es ist nicht nur Merz, der gerade eine schwache Figur abgibt, sondern auch die deutsche Demokratie. Aus der eigenen Sicht, unsere politischen Positionen betreffend, ist uns Merz ziemlich egal, aber wer kommt danach, wen ner es nicht schafft? Jemand, der mittiger und mitnehmender ist? Woher, aus welcher Ecke der Union? Und wie sieht es mit der Stellung Deutschlands im Ausland aus? Da freuen sich einige schon jetzt auf eine schwach legitimierte Regierung unter einer schwachen Führung. Das ist alles höchst ungut und im Ernstfall schädlich für die Zukunft des Landes und der Demokratie.
TH
Quellen zum Infoblock 4
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- https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-05/merz-friedrich-kanzler-wahl-gescheitert-reaktionen-linke-afd
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- https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/kanzlerwahl-merz-reaktionen-unternehmen-100.html
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- https://www.welt.de/politik/deutschland/article256072290/Bundestag-Guter-Tag-fuer-Deutschland-feixt-die-AfD-die-Reaktionen-zu-Merz-Kanzlerwahl-Debakel.html
- https://www.morgenpost.de/politik/article408945402/verwirrung-und-haeme-die-reaktionen-auf-merzE28098-scheitern.html
- https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-regierungsbildung-bundesregierung-bundestag-bundeskanzler-union-cdu-csu-spd-montag-102.html
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- https://evrimagaci.org/tpg/friedrich-merz-fails-to-secure-chancellor-vote-in-bundestag-344006
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- https://www.euronews.com/my-europe/2025/05/05/cducsu-and-spd-have-signed-coalition-agreement
- https://www.euronews.com/2025/05/06/germanys-chancellor-hopeful-merz-fails-to-secure-majority-in-first-round-of-bundestag-vote
- https://evrimagaci.org/tpg/cducsu-leads-polls-ahead-of-merzs-chancellor-election-344084
- https://timesofindia.indiatimes.com/world/europe/germanys-friedrich-merz-falls-short-of-majority-in-first-vote-to-become-chancellor/articleshow/120926312.cms
- https://www.progressives-zentrum.org/en/2025-german-election-briefing-learnings-for-progressives/
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- https://www.morningstar.co.uk/uk/news/264485/merz-and-markets-what-the-chancellor-vote-means-for-investors.aspx
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- https://www.dw.com/en/germany-merz-misses-majority-in-first-round-chancellor-vote/live-72443927
- https://www.grantthornton.de/en/insights/german-federal-election-2025/
- https://www.aljazeera.com/news/2025/5/5/germany-set-for-new-government-as-mainstream-parties-sign-coalition-deal
- https://www.delorscentre.eu/en/publications/detail/publication/the-german-coalition-agreement-whats-in-it-for-europe
Quellen zum Infoblock 2
- https://www.tagesschau.de/inland/kanzlerwahl-merz-100.html
- https://www1.wdr.de/nachrichten/merz-im-ersten-wahlgang-nicht-zum-bundeskanzler-gewaehlt-100.html
- https://www.ndr.de/nachrichten/info/Merz-scheitert-im-ersten-Wahlgang-bei-Kanzlerwahl,kanzlerwahl104.html
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- https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100708324/merz-scheitert-im-ersten-wahlgang-zum-bundeskanzler-das-gab-es-noch-nie.html
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- https://www.fr.de/politik/was-passiert-wenn-merz-nicht-zum-kanzler-gewaehlt-wird-93716979.html
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Quellen zum Informationsblock 1
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- https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/merz-kanzlerwahl-gescheitert-bundestag-drei-politiker-aus-rlp-schnieder-hubig-hubertz-sollen-minister-werden-100.html
- https://www.dw.com/de/kanzlerwahl-friedrich-merz-im-ersten-wahlgang-gescheitert/a-72444479
- https://www.ndr.de/nachrichten/info/Merz-scheitert-im-ersten-Wahlgang-bei-Kanzlerwahl,kanzlerwahl104.html
- https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/05/berlin-brandenburg-reaktionen-merz-gescheitert-wahl-bundeskanzler.html
- https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/keine-mehrheit-fuer-merz-bei-kanzlerwahl-im-bundestag,UkIE2xB
- https://www.fr.de/politik/ergebnis-friedrich-merz-bundeskanzler-wahl-live-ticker-regierung-ablauf-termine-zr-93716458.html
- https://www.youtube.com/watch?v=sHmiqICu3C0
- https://www.youtube.com/watch?v=sONAqZ7T36o
- https://www.zdf.de/nachrichten/video/merz-kanzlerwahl-kloeckner-video-100.html
- https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-05/friedrich-merz-scheitert-im-ersten-wahlgang-zum-bundeskanzler
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