Filmfest 1300 Cinema – Die große Rezension
Vorspiel ist ein deutscher Spielfilm der DEFA von Peter Kahane aus dem Jahr 1987. (44)
Im Rahmen der aktuellen Chronologie des deutschsprachigen Kinos, die wir auf dem Filmfest vorstellen, und die ab der Einführung des Tonfilms dem Muster „Jahr für Jahr, jedes Jahr ein Film“ folgt, hat uns eine Rezesion aus dem Jahr 1987 gefehlt. Beim Kino der letzten Jahre vor der Wende gewinnt der DDR-Film, quasi identisch mit dem DEFA-Film, einen hohen Stellenwert bei der Beschreibung Deutschlands vor 1989, die damit verbunden ist.
Nicht, dass es im Westen keine interessanten Produktionen gegeben hätte, aber hier geht es um den Abschluss eines geschichtlichen Kapitels, während der gesamtdeutsche Film nach 1990 doch viel stärker in der Kontinutiät westlicher als ostdeutscher Erzählung und Erzähltechnik steht. Wir hatten am Ende zwischen „Out of Rosenheim“, der westdeutsch-amerikanischen Produktion zu entscheiden, die allgemein als deutsche Nr. 2 des Jahres nach „Der Himmel über Berlin“ gilt, und einem DEFA-Film. Wir haben uns für letztere Variante entschieden und „Vorspiel“ ausgewählt. Der Titel klingt schlüpfrig, wenn man ihn so verstehen will, es gibt auch eine dezente Sexszene darin, aber er repräsentiert lediglich die damals etwas freiere Darstellung von Liebe, die auch im Westen in jenen Jahren zu beobachten war.
Handlung (1)
Eine Gruppe Jugendlicher steht vor dem Kino einer kleinen Stadt und erschreckt Autofahrer, die durch ein Schlagloch fahren, mit einem knallenden Geräusch, so dass diese denken, es wäre ihnen ein Reifen geplatzt. Einer dieser Fahrer ist Dr. Lange, seit sieben Jahren geschiedener Alleinerziehender, mit seiner Tochter Corinna. Es hat ihn in seine alte Heimat zurückgezogen, wo er das Naturkundemuseum als neuer Direktor übernimmt. Bei dieser Gelegenheit erblickt der Dekorateur-Lehrling Tom das Mädchen und entdeckt in ihr seine schon immer erträumte große Liebe.
Corinna, die nach wie vor an ihrer Mutter hängt, passt es gar nicht, dass sich ihr Vater immer häufiger mit seiner (gar nicht so alten) Jugendliebe trifft, die jetzt im Rathaus als Stadträtin arbeitet. Und noch weniger kann sie es ertragen, vom Vater vorgeschrieben zu bekommen, welchen Beruf sie ergreifen soll – Biologin natürlich. Corinna sinnt darauf, mit Achtzehn abzuhauen. Nach Berlin natürlich. Am besten als Schauspielschülerin, weshalb sie als erstes in die extra von Tom und Floh, Toms bester Freundin seit gemeinsamer Sandkastenzeiten, gegründete Theatergruppe eintritt. Dadurch erhoffte Tom noch näher an Corinna heranzukommen und mit ihr gemeinsam zu studieren. Das Mädchen Floh verfolgt das mit blutendem Herzen, weil sie in Tom verliebt ist, dennoch hilft sie dem Freund an einem Wendepunkt seines Lebens. Doch erst einmal reißt sich Tom alle Beine für die Angebetete aus. Er studiert in der Bibliothek fast alles über japanische Keramik, lässt sich vom Vater zu einem „Fachgespräch“ bei asiatischem Essen zu Hause einladen, an dem die Angebetete wider Erwarten nicht teilnimmt, schickt ausgerechnet Floh zu Corinna, um gute Stimmung für ihn zu machen, paukt Kleist-Text. Er erkämpft sogar eine heiße Liebesnacht mit Corinna, während deren Vater bei seiner neuen (alten) Freundin schläft. Aber letztlich hilft alles nichts: Er muss erkennen, dass Corinna in seinen Freund Major verliebt ist – und nun sogar der Schauspielerei entsagt, um Biologin zu werden.
Nun will auch Tom alles hinschmeißen, doch er hat die Rechnung ohne Floh gemacht. Die begleitet ihn nach Berlin und bringt ihn, nach absichtsvoll misslungenem „Faust“-Solo sogar dazu, an ihrer Seite Kleists berühmten – und die Jury sogleich berührenden – „Käthchen“-Dialog zu spielen. Und plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen.
Rezension / Analyse
Ich war mir nicht sicher, ob die Jury nicht eher von „Flohs“ Darstellung Käthchens beeindruckt war, ich fand siejedenfalls viel berührender als den männlichen Part, den „Tom“ gesprochen hat. Für mich ist Flohs Darstellerin Antje Straßburger auch die Nummer eins unter den Darstellern dieses Films. Diejenigen, die wichtige Rollen gespielt haben (Straßburger, Susanne Hoss, Handryk Duryn) hatten später professionelle Schauspielkarrieren, waren damals schon in Ausbildung. Am bekanntesten wurde später Duryn, der in mehreren beliebten Fernsehserien Hauptrollen innehat(te).
Der Regisseur folgt zwar Toms Spuren, lässt uns aber mit den beiden jungen Frauen eine sehr interesssante Beobachtung machen. Während Corinna von Beginn an das hübscheste Mädchen im Film ist und die Novität im Alltag der kleinstädtischen Jugendlichen, wirkt Floh ungeschminkt und ungekünstelt, aber nicht unbedarft, wie der Blick auf ihren intensiven Blick zeigt. Corinna ist mehr oder weniger statisch, ihr fehlt es an emotionalerTiefe für die Schauspielerei und auch an einer Idee, sich auf die Beziehung mit einem Typ einzulassen, der doch etwas mehr will als nur posen (wobei der Poser nicht als unsympathisch dargestellt wird). Floh hingegen levelt sich im Verlauf hoch zu einem ähnlichen äußerlichen Attraktivitätsgrad wie Corinna und wirkt außerdem lebendiger und beseelter, macht macht, symbolisiert durch ihre sich verändernde Optik, die größte Wandlung durch oder legt ihr vorhandennes Potenzial unter dem Einfluss der Ereignisse frei. Sie ist im Grunde die Hoffnungsträgerin für eine Zeit in der Hoffnung wieder großgeschrieben werden kann.
„Vorspiel“ stellt ein bemerkenswertes Zeugnis des ostdeutschen Kinos in seiner Spätphase dar und bietet eine sensible, oft melancholische Darstellung von Adoleszenz und erster Liebe vor dem Hintergrund der DDR-Gesellschaft. Der Film erscheint als eine Art cineastische Ouvertüre zu den großen Lebensfragen und emotionalen Herausforderungen, die das Erwachsenwerden prägen1. Mit seinem dokumentarisch anmutenden Realismus und der einfühlsamen Charakterzeichnung reiht sich „Vorspiel“ in die Tradition jener DEFA-Produktionen ein, die das alltägliche Leben in der DDR mit poetischer Sensibilität zu erfassen suchten. Kahanes Film zeichnet sich durch eine spielerisch-sensible Annäherung an die Wirklichkeit aus und präsentiert pointierte Dialoge sowie solide schauspielerische Leistungen5. Trotz gewisser Schwächen in Ideenreichtum und Tiefe gelingt es dem Werk, ein authentisches Porträt der Jugendkultur in der DDR der 1980er Jahre zu entwerfen.
Narrative Struktur und Charakterentwicklung
Die Handlung von „Vorspiel“ entfaltet sich in einer kleinen Stadt an der Elbe und konzentriert sich auf die emotionale Reise des 17-jährigen Dekorateurslehrlings Tom, verkörpert von Hendrik Duryn2. Die Geschichte beginnt mit einer scheinbar harmlosen Episode, in der eine Gruppe Jugendlicher Autofahrer durch ein Schlagloch erschreckt, wodurch diese glauben, ein Reifen sei geplatzt1. Diese Eröffnungsszene etabliert nicht nur die jugendliche Dynamik der Gruppe, sondern dient auch als metaphorische Einführung in die unvorhersehbaren Wendungen des Lebens, die den Film durchziehen werden.
Tom unterscheidet sich fundamental von seinem Freund Major, einem selbstbewussten Motorrad-Macho, der mit seiner forschen Art die Mädchen zu beeindrucken sucht2. Während Major die Rolle des klassischen Anführers und Aufreißers verkörpert, wartet Tom verträumt auf die große Liebe6. Diese Charakterkonstellation ermöglicht es Kahane, verschiedene Facetten männlicher Adoleszenz zu explorieren und die unterschiedlichen Strategien aufzuzeigen, mit denen junge Menschen ihre Identität und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden suchen.
Die weiblichen Charaktere des Films sind ebenso differenziert gezeichnet. Corinna Lange, gespielt von Susanne Hoss, verkörpert die kunstbeflissene Tochter eines Museumsdirektors, die von einer Karriere als Schauspielerin träumt25. Ihre Figur steht symbolisch für die Spannung zwischen künstlerischen Ambitionen und gesellschaftlichen Erwartungen in der DDR. Floh, dargestellt von Antje Straßburger, repräsentiert hingegen die treue Freundin seit Kindertagen, die ihre eigenen Gefühle für Tom zurückstellt, um ihm bei der Eroberung Corinnas zu helfen1. Diese Dreiecksbeziehung bildet das emotionale Zentrum des Films und verdeutlicht die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen in der Adoleszenz.
Gesellschaftlicher Kontext und DDR-Spezifika
„Vorspiel“ entstammt einer besonderen Phase der DDR-Geschichte, in der das Filmschaffen bereits eine größere Offenheit und kritische Reflexion zuließ. Der Film kann als Teil jener Bewegung verstanden werden, die sich von den propagandistischen Tendenzen früherer DEFA-Produktionen löste und stattdessen authentische Alltagserfahrungen in den Mittelpunkt stellte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Film ganz offen auf West-Fernsehen rekurrieren durfte, was die veränderte kulturelle Atmosphäre der späten 1980er Jahre in der DDR widerspiegelt6. In der Tat werden Filme und Serien aus dem Westen ganz eindeutig als Ideen- und Identifikationsgeber für die gezeigten Jugendlichen dargestellt. Das kann man nicht nur als Ausdruck von mehr Offenheit auffassen, sondern auch als Kritik: Was Menschen bei ihrer Rollenfindung beeinflusst, kommt nicht von der SED bzw. der FDJ, nicht aus dem eigenen Fernsehprogramm, die unwiderstehliche popkulturelle Einflussnahme des Westens ist längst kein Geheimnis mehr. Das kontrastiert sehr stark mit dem verfallenen Viertel einer elbischen Kleinstadt, in der sich die Handlung abspielt und die auf mich als jemanden, der 1990 erstmals weite Teile der Noch-DDR durchmessen hat, sehr authentisch wirkt. Erst am Ende des Films, als Tom seine wahre Liebe gefunden aht, sieht man neuere Bauten in der Ferne und in der Morgensonne glänzen. Anfangs fand ich diese Stimmung des Erstarrten oder auch des Niedergangs, festgehalten in ungeschminkten Bauzuständen, sehr dominant, aber da die Figuren sich mehr und mehr im Bewusstsein festsetzen und auch durch die Bespielung anderer Räume, wie dem Theater, verliert sich diese unangenehme Erinnerung daran, dass die blühenden Landschaften, die es binnen weniger Jahre nach der Wende geben sollte, ein riesiger Kraftakt waren, der leider nicht den durchgängigen politischen Erfolg erzielte, der ihm gebühren würde.
Die Darstellung der Kleinstadt-Gesellschaft zeigt eine DDR jenseits der üblichen Idealisierung oder Dämonisierung. Kahane präsentiert eine Welt, in der Menschen mit ganz alltäglichen Problemen und Sehnsüchten konfrontiert sind – ein Ansatz, der charakteristisch für die realistische Tradition der DEFA war, wie sie auch von Regisseuren wie Lothar Warneke verfolgt wurde3. Die sozialen Strukturen und Hierarchien werden subtil dargestellt, ohne explizit politisch zu werden, was dem Film ermöglicht, universelle Themen zu behandeln, die über den spezifischen historischen Kontext hinausreichen.
Die Figur des Dr. Lange, Corinnas Vater und Museumsdirektor, verkörpert den gebildeten, kulturell interessierten DDR-Bürger, der seine eigenen romantischen Verwicklungen mit einer Stadträtin hat1. Diese Nebenstränge zeigen, dass die emotionalen Herausforderungen des Lebens nicht mit dem Erwachsenwerden enden, sondern sich durch alle Lebensphasen ziehen. Gleichzeitig wird deutlich, wie die spezifischen Strukturen der DDR-Gesellschaft – mit ihren Berufsbildern, Bildungswegen und sozialen Rollen – das Leben der Charaktere prägen.
Filmische Techniken und ästhetische Gestaltung
Kahanes Inszenierung zeichnet sich durch einen dokumentarischen Realismus aus, der charakteristisch für das DEFA-Kino der 1980er Jahre war. Die Kameraführung von Andreas Köfer schafft eine Intimität, die es dem Zuschauer ermöglicht, sich in die emotionale Welt der Protagonisten hineinzuversetzen5. Der Film verzichtet weitgehend auf spektakuläre Effekte und konzentriert sich stattdessen auf die subtile Beobachtung zwischenmenschlicher Dynamiken und die authentische Darstellung des Alltags in einer DDR-Kleinstadt.
Die Musik von Tamás Kahane und Karl-Ernst Sasse unterstützt die emotionale Entwicklung der Charaktere, ohne aufdringlich zu werden5. Besonders hervorzuheben ist die Art, wie literarische Referenzen – insbesondere die Kleist-Zitate – in die Handlung integriert werden. Tom studiert in der Bibliothek und eignet sich Wissen über japanische Keramik an, um Corinnas Vater zu beeindrucken1. Diese intellektuellen Bemühungen werden nicht parodiert, sondern als authentische Versuche eines jungen Menschen dargestellt, sich zu bilden und zu entwickeln, wobei man durchaus festhalten darf, dass sie keine tiefergehende, mit fernen Ländern verbundene Sehnsucht nach kultureller Erweiterung ausdrücken, sondern Mittel zum Zweck der Eroberung von Corinna um ein paar Ecken herum sind und insofern durchaus etwas sehr Ironisches haben, als der Profi, Corinnas Vater, offenbar nicht bemerkt, dass er einen cleveren Blender vor sich hat. Oder es nicht bemerken will, bis die Probleme Toms mit dem japanischen Essen es offenbar werden lassen, ihn also auflaufen lässt? Es gehört zu den subtilen Elementen des Films, dass dies nicht ganz klar gezeigt wird.
Der Schnitt von Ilse Peters trägt zur natürlichen Rhythmik des Films bei und vermeidet künstliche Dramatisierung5. Stattdessen folgt der Film dem organischen Tempo alltäglicher Erfahrungen, was seine dokumentarische Qualität verstärkt. Die Montage unterstützt die psychologische Entwicklung der Charaktere und schafft einen Fluss, der die verschiedenen Handlungsstränge elegant miteinander verwebt.
Thematische Dimensionen und symbolische Ebenen
„Vorspiel“ funktioniert auf mehreren thematischen Ebenen, die über die oberflächliche Liebesgeschichte hinausreichen. Der Titel selbst ist programmatisch: Der Film stellt die erste große Liebe als Ouvertüre zu all den Kämpfen dar, die man ein Leben lang auszufechten hat4. Diese metaphorische Dimension wird durch die verschiedenen Generationsebenen im Film verstärkt – sowohl Tom als auch Dr. Lange müssen sich mit romantischen Herausforderungen auseinandersetzen, was die universelle Natur dieser Erfahrungen unterstreicht.
Das Motiv der Selbstfindung durchzieht den gesamten Film. Toms plötzlicher Entschluss, Schauspieler zu werden, nachdem er von Corinnas Ambitionen erfährt, reflektiert die Unsicherheit junger Menschen bezüglich ihrer Lebensziele12. Diese Thematik war in der DDR-Gesellschaft besonders relevant, wo Bildungs- und Berufswege oft stärker vorgezeichnet waren als in westlichen Ländern. Der Film zeigt sensibel auf, wie individuelle Träume und gesellschaftliche Erwartungen miteinander in Konflikt geraten können.
Die Dreiecksbeziehung zwischen Tom, Corinna und Major dient als Mikrokosmos für größere gesellschaftliche Dynamiken. Major verkörpert den traditionellen Typus des selbstbewussten Machos, während Tom für eine sensiblere, intellektuellere Männlichkeit steht. Corinnas letztendliche Entscheidung für Major deutet möglicherweise auf die Persistenz traditioneller Geschlechterrollen hin, auch in einer Gesellschaft, die sich als progressiv verstand.
Auch wenn es humorvoll gemacht ist, diese Wende, die Corinna vollzieht, war auch für mich persönlich enttäuschend, denn ohne Zweifel verbindet mich einiges mit Toms Charakter, nicht nur des Vornamens wegen, sondern auch der einerseits recht komplexen, andererseits auch simulatorisch angelegten Art, mit den Entscheidungen des Lebens umzugehen. In der DDR, stelle ich mir vor, war Orientierung noch schwieriger als allgemein, gerade, weil man beruflich und damit den Lebensweg betreffend, viel mehr eingeengt war und damit auch ein Narrativ gelegt wurde, das bis heute fortwirkt: die Erzählung von der Fremdbestimmung. Dass es dabei erhebliche Unterschiede zwischen der heutigen Wirklichkeit und der damaligen DDR-Realtität gibt, geht dabei mehr und mehr verloren.
Literarische Bezüge und kulturelle Referenzen
Besonders bemerkenswert ist die Integration literarischer Elemente in die Filmhandlung. Toms Beschäftigung mit Kleist-Texten ist nicht nur ein Mittel zur Charakterisierung, sondern schafft auch eine zusätzliche kulturelle Dimension14. Diese literarischen Referenzen heben den Film über das Genre einer simplen Jugendromanze hinaus und verleihen ihm intellektuelle Tiefe. Die Art, wie Tom versucht, durch kulturelle Bildung zu imponieren, spiegelt die Bedeutung von Bildung und Kultur in der DDR-Gesellschaft wider.
Die Tatsache, dass sowohl Tom als auch Corinna von einer Schauspielkarriere träumen, verweist auf die zentrale Rolle der Künste in der DDR-Kultur. Gleichzeitig könnte dies als Meta-Kommentar auf die Filmindustrie selbst verstanden werden – der Film reflektiert über die Träume und Ambitionen derjenigen, die in der Kulturproduktion tätig sein möchten.
Bedeutung innerhalb der DEFA-Filmgeschichte und ein Blick auf das Fernsehen in der DDR
„Vorspiel“ steht exemplarisch für die Qualitäten des späten DEFA-Kinos, das sich durch psychologische Tiefe und authentische Charakterzeichnung auszeichnete. Im Kontext der Filmgeschichte der DDR repräsentiert der Film eine Bewegung weg von ideologisch überfrachteten Produktionen hin zu universellen menschlichen Themen. Diese Entwicklung war Teil eines breiteren kulturellen Wandels in der DDR der 1980er Jahre, der auch in den Werken anderer DEFA-Regisseure wie Lothar Warneke sichtbar wurde3.
Die Wandlungen, die der filmische Duktus in der DDR durchgemacht hat, verstehe ich zumindest ab den frühen 1970ern durch die Befassung mit allen Polizeirufen, die noch in der DDR-Zeit entstanden sind. Sie waren anfangs sehr staatstragend, mit immer stärker werdenden kritischen Elementen schon durch die Auswahl der Verbrechen, die etwas Ironisches hatt und ihre eigene Beschränkung formulierte, aber in späten 1970ern und den 1980ern liefen sie dem West-Pendant Tatort qualitativ davon, weil es eben zu dieser starken Psychologisierung kam, die sehr interessante Charaktere ermöglichte. Auch dadurch, dass sie nicht als klassische Whodunnits angelegt waren, bei denen das Verbrechen und dessen Ermittlung den Start bildeten, sondern gezeigt wurde, wie es zu dem Delitk oder den Delikten kommen konnte.
Der DEFA-Film und auch diese Produktionen des DFF waren erklärend, aber immer mehr auch für Interpretationen offen, in die man mehr als die Materialmangel-Kritik hineinlegen konnte, die oftmals erstaunlich offensiv vorgetragen wurde. Sie gibt es auch, nach meiner Ansicht ebenfalls ironisiert, in „Vorspiel“: Wenn Dr. Lange in seiner Aufzählung der einem Jungen wie Tom noch bevorstehenden Lebenskämpfe den Kampf um Liebe und Erfolg mit dem Kampf um die Beschaffung simpler technischer Ersatzteile auf eine Stufe stellt, hat das einen komischen, aber auch bitteren Einschlag, der 1987 nicht mehr zensiert wurde, wie man besichtigen kann. Das ist auch deshalb interessant, weil in den letzten Jahren der DDR noch einmal etwas wie ein kleiner Ruck im Filmschaffen zu beobachten war, während Filme Anfang und Mitte der 1980er zur sich verfestigenden Melchanolie tendierten. Vermutlich war der „Ruck“ dadurch begründet, dass eine offenere Diskussion möglich wurde und man glaubte, damit die DDR noch retten zu können.
Der Film zeigt summarisch vor allem die Reife, die das ostdeutsche Kino in seinen letzten Jahren erreichte, bevor es mit der Wiedervereinigung grundlegend transformiert wurde. „Vorspiel“ kann als ein Abschied von einer bestimmten Ära verstanden werden – sowohl filmisch als auch gesellschaftlich. Die subtile Art, mit der gesellschaftliche Verhältnisse dargestellt werden, ohne explizit politisch zu werden, war charakteristisch für diese Phase der DEFA-Produktion.
Finale
„Vorspiel“ erweist sich als ein einfühlsamer und authentischer Film über das Erwachsenwerden in der DDR der 1980er Jahre. Trotz einiger Schwächen gelingt es Peter Kahane, ein überzeugendes Porträt der Adoleszenz zu schaffen, das über seinen spezifischen historischen Kontext hinausreicht5. Der Film besticht durch seine natürliche Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und seine sensible Beobachtung der emotionalen Entwicklung junger Menschen.
Die Bedeutung des Films liegt nicht nur in seiner ästhetischen Qualität, sondern auch in seinem historischen Wert als Zeitzeugnis einer Gesellschaft im Wandel. „Vorspiel“ dokumentiert eine Phase der DDR-Geschichte, in der kulturelle Offenheit und kritische Reflexion möglich waren, ohne die grundlegenden gesellschaftlichen Strukturen in Frage zu stellen. In dieser Hinsicht fungiert der Film selbst als eine Art Vorspiel – zu den dramatischen Veränderungen, die wenige Jahre später das Ende der DDR bedeuten sollten.
Auf der engeren Eben bedeutet der Titel, dass hier nicht nur eine Kleist-Szene vorgespielt wird, sondern die Erfahrungen, die Tom macht, die Ouvertüre zu lebenslangen wichtigen Fragen beim Werden der Persönlichkeit sind, hier kommt es zu seinem vermutlich ersten Sex, wenn man so will, zum Vorspiel des Liebens, aber auch zu den ersten echten Entscheidungen, die sich zum Teil als unter falschen Voraussetzungen getroffen erweisen. Auch, ob er wirklich Schauspieler wird oder ob die Entdeckung von „Floh“ ihr eine plötzliche, ungeplante Karrierechance eröffnet, wird nicht exakt beantwortet.
Wir haben kürzlich „Einer trage des anderen Last“ rezensiert, der ein Jahr nach „Vorspiel“ veröffentlicht wurde und sich der aufbrechenden gesellschaftlichen Diskussion in der späten DDR auf eine größer angelegte Weise annimmt und dabei ein hohes Maß an dialektischer Ausformung erreicht. Mir hat nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der wieder einmal bis zur Peinlichkeit gehenden Darstellung der veralteten und engen DDR-Realität diese an Intensität kontinulierlich zulegende Jugendlichen-Geschichte mit ihrer filmischen Verdichtung der Verhältnisse einerseits und ihren überzeitlichen Komponenten andererseits sogar etwas besser gefallen, auch wenn sie nicht als „Wurf“ angelegt ist, der in die Diskussion um den Wandel eingreifen soll, wie es bei „Einer trage des anderen Last“ sicherlich gedacht war. Trotz der jungen Menschen wirkt der Film zu Beginn elegisch, und sicher hat man nicht diese zweifelhaft funktionale Methapher des Schlaglochs, das man akustisch zum Reifenplatzer aufwerten kann, zufällig gewählt, um einen gesellschaftlich-materiellen Zustand zu beschreiben.
Dem Kontext mit anderen DEFA-Filmen, denen ein Bezug zum Poetischen Realismus attestiert wird und die ab den 1970ern auch als Reaktion auf den kulturellen Kahlschlag mitte der 60er entstanden, haben wir ein eigenes Kapitel gewidmet, dabei werden neben „Einer trage des anderen Last“ auch „Die Legende von Paul und Paula“ (1973) und „Solo Sunny“ (1980) erwähnt, die wir beide im Rahmen der laufenden Deutschland-Chronologie (bzw. Chronologie des deutschrsprachigen Films) rezensiert haben (45).
78/100
| Regie | Peter Kahane |
|---|---|
| Drehbuch | Thomas Knauf, Peter Kahane |
| Musik | Tamás Kahane |
| Kamera | Andreas Köfer |
| Schnitt | Ilse Peters |
| Besetzung | |
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Quellen / zur Vertiefung
- , kursiv und tabellarisch: Wikipedia
- https://de.wikipedia.org/wiki/Vorspiel_(1987)
- https://www.cinema.de/film/vorspiel,91725.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Warneke
- https://www.youtube.com/watch?v=PRPX_IzILNc
- https://www.filmdienst.de/film/details/5600/vorspiel
- https://www.filmportal.de/film/vorspiel_82b4e80cf80244f491388c9fc69f7949
- https://www.moviepilot.de/movies/vorspiel
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/daten-und-fakten/filmwesen-der-ddr/2-produktion/210-spielfilm/
- https://de.wikipedia.org/wiki/DEFA
- https://de.wikipedia.org/wiki/Das_K%C3%A4thchen_von_Heilbronn
- https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Knauf
- https://www.youtube.com/watch?v=5OUdVgmB-wk
- https://www.mdr.de/tv/programm/sendung-973130.html
- https://www.filmernst.de/Filme/Filmdetails.html?movie_id=543
- http://www.kjk-muenchen.de/archiv/index.php?id=819
- https://taz.de/Regisseur-Peter-Kahane/!5636715/
- https://mediendiskurs.online/beitrag/defa-kinderfilm-als-kulturelles-erbe-und-zeitgeschichtliche-quelle/
- https://www.defa-stiftung.de/stiftung/aktuelles/film-des-monats/vorspiel/
- https://www.fernsehserien.de/filme/vorspiel-1987
- https://taz.de/Defa-Film-Vorspiel-auf-DVD/!5729714/
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/vorspiel/
- https://www.nomos-elibrary.de/de/10.5771/9783835384484-203.pdf
- https://zeitschrift-fsed.fu-berlin.de/index.php/zfsed/article/download/125/660/1310
- https://ddr-im-film.de/de/feature/ddr-schule-in-filmen
- https://knowunity.de/knows/deutsch-faust-8b60681a-644d-4660-a2ab-6e7e79ae9196
- https://www.abipur.de/referate/stat/698806561.html
- https://www.hugendubel.de/de/dvd/peter_kahane_thomas_knauf-vorspiel-38952930-produkt-details.html
- https://lizenzshop.filmwerk.de/shop/detail.cfm?id=1365
- https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/vermitteln/bildung/bildungskatalog/vergangenheit-verstehen-demokratiebewusstsein-staerken-die-ddr-im-defa-film
- https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/petere-kahane-vierzig-jahre-lang-galten-wir-als-zu-unreif-und-dann-ploetzlich-als-zu-alt-li.962
- https://www.filmernst.de/media/files/Materialien/E/Erscheinen%20Pflicht.pdf
- https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/vorspiel-3475/
- https://journals.univie.ac.at/index.php/mz/article/download/8541/8605/24870
- https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/PuF_K_26_AufgabendesDDRKinderfernsehens.pdf?download=1
- https://www.jugendopposition.de/material/145475/spielfilme
- https://www.visionkino.de/unterrichtsmaterial/filmhefte/filmheft-zu-das-schweigende-klassenzimmer/
- https://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_rote_zora
- https://www.kino.de/artikel/filme-ueber-die-ddr–jm7226484j
- https://maerchen-im-film.de/zwischen-kunstanspruch-und-erziehung-der-maerchenfilm-in-der-ddr/
- https://www.symphonikerhamburg.de/werke-archiv/richard-wagner-vorspiel-zu-tristan-und-isolde
- https://www.youtube.com/watch?v=2g1nV9zZa7k
- https://www.wagner-verband-minden.de/lohengrin/daten/Baustein_Vorspiel.pdf
- https://www.gmth.de/zeitschrift/artikel/1187.aspx
- „Vorspiel“ im Kontext des späten DEFA-Kinos: Zwischen poetischem Realismus und gesellschaftlicher Transition
Der DEFA-Film „Vorspiel“ (1987) von Peter Kahane entstand in einer Phase des Umbruchs, in der das ostdeutsche Kino zunehmend gesellschaftliche Realitäten reflektierte, ohne sich explizit oppositionell zu positionieren. Um seine Bedeutung innerhalb der Filmgeschichte der DDR zu verstehen, muss er im Kontext jener späten 1980er-Jahre-Produktionen betrachtet werden, die – zwischen staatlicher Kontrolle und künstlerischem Eigensinn – neue Erzählformen entwickelten. Diese Filme fungierten oft als seismografische Aufzeichnungen der sich auflösenden Gewissheiten in der DDR-Gesellschaft, wobei „Vorspiel“ durch seine Fokussierung auf universelle Jugendthemen eine Sonderstellung einnimmt.
Die Ästhetik des Alltags: „Vorspiel“ und die Tradition des poetischen Realismus
Kahanes Film knüpft an die Tradition des DEFA-Alltagsrealismus an, wie er in Werken wie „Die Legende von Paul und Paula“ (1973) oder „Solo Sunny“ (1980) gepflegt wurde. Anders als die explizit politischen Filme der 1970er-Jahre konzentriert sich „Vorspiel“ auf die mikrokosmischen Konflikte seiner Protagonisten, wobei gesellschaftliche Strukturen lediglich als Hintergrundfolie dienen. Diese Herangehensweise teilt der Film mit Lothar Warnekes „Einer trage des anderen Last“ (1988), der ebenfalls menschliche Beziehungen in den Mittelpunkt stellt, ohne direkte Systemkritik zu üben3. Allerdings öffnet „Einer trage des anderen Last“ viel deutlicher den politischen Raum und ist außerdem ein historisierender Film, er spielt im Jahr 1950 und spielt durch, wie es hätte sein können, wenn man damals, wenn die Staatsführung, wie die beiden Protagonisten, im Sozialismus und im Christentum, im Verlauf gemeinsame humanistische Ansäze von Sozialismus und Christentum entdeckt oder diese Ähnlichkeit als Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung der Gesellschaft zugelassen hätten.
Die dokumentarisch anmutenden Straßenszenen und die naturalistischen Dialoge erinnern an Jürgen Brauers „Tanz auf der Kippe“ (1989), der allerdings bereits die unmittelbare Vorkrisenphase thematisiert6. Während Brauer die politischen Spannungen des Herbstes 1989 antizipiert, verbleibt Kahane im Bereich der persönlichen Entwicklung. Die Integration von Archivmaterial aus älteren DEFA-Filmen wie „Berlin – Ecke Schönhauser…“ (1957) schafft dabei eine historische Tiefendimension, die die Kontinuitäten des DDR-Alltagslebens betont2.
Jugendfilm als Spiegel gesellschaftlicher Transformationen
In der Tradition von Egon Schlegels „Max und siebeneinhalb Jungen“ (1980) steht „Vorspiel“ für das Genre des Jugendfilms, das in der DDR stets auch als Medium der Generationskonflikt-Darstellung diente5. Doch während Schlegels Protagonisten noch im antifaschistischen Bildungskontext verankert sind, zeigt Kahane eine Jugend, deren Orientierungslosigkeit die Erosion ideologischer Gewissheiten spiegelt. Toms zielloses Schwanken zwischen Dekorateurlehre und Schauspielambitionen verweist auf die wachsende Diskrepanz zwischen individuellen Träumen und planwirtschaftlichen Berufszuweisungen.
Diese Thematik findet sich auch in „Flüstern & Schreien“ (1988), Dieter Schumanns Dokumentation über die DDR-Rockszene, die das Aufbegehren einer Generation gegen gesellschaftliche Restriktionen einfängt7. Während Schumanns Protagonisten ihre Rebellion durch Musik artikulieren, sucht Tom in „Vorspiel“ den Ausdruck in theatralischen Gesten – ein Unterschied, der die Bandbreite jugendlicher Protestformen in der Spätphase der DDR verdeutlicht.
Satire und Subversion: „Vorspiel“ im Vergleich mit zeitgenössischen Genrefilmen
Erwin Strankas „Zwei schräge Vögel“ (1989) demonstriert, wie gegen Ende der 1980er-Jahre selbst im Mainstreamkino satirische Töne möglich wurden4. Kahanes Film vermeidet zwar direkte Komik, bedient sich aber ähnlicher Strategien der Verfremdung: Die Kleist-Zitate und Theaterproben fungieren als metaphorische Kommentare zur gesellschaftlichen Inszenierungspraxis der DDR. Wenn Tom und Floh den „Käthchen“-Dialog rezitieren, entsteht eine Brecht’sche Distanzierungsebene, die das Leben selbst als theatralisches Spiel begreifbar macht2.
Diese subtile Subversion teilt „Vorspiel“ mit Filmen wie „Die Besteigung des Chimborazo“ (1989), die historische Stoffe zur allegorischen Gesellschaftskritik nutzten. Anders als diese Werke bleibt Kahane jedoch im Bereich des Privaten, was den Film politisch unverdächtiger erscheinen ließ – eine Strategie, die seine Realisierbarkeit in der noch intakten Zensurlandschaft von 1987 erklären mag.
Ästhetische Brüche und kontinuierliche Erzähltraditionen
Technisch orientiert sich „Vorspiel“ an der visuellen Sprache des DDR-Realismus: Andreas Köfers Kameraarbeit betont die Alltäglichkeit der Schauplätze, während Tamás Kahanes Score diskret emotionale Akzente setzt2. Diese Zurückhaltung kontrastiert mit experimentelleren Werken wie Herwig Kippings „Hommage à Hölderlin“ (1985), zeigt aber auch, dass das DEFA-Kino der späten 1980er keine einheitliche Stilrichtung verfolgte.
Gleichzeitig weist die episodenhafte Struktur des Films Vorläufer in Konrad Wolfs „Sonnensucher“ (1958/1971) auf, dessen fragmentarische Erzählweise ebenfalls gesellschaftliche Komplexität einfangen wollte1. Die Entscheidung, Laiendarsteller einzusetzen, schafft eine Authentizität, die an dokumentarische Strömungen im DDR-Film anknüpft – ein Verfahren, das in „Flüstern & Schreien“ zur vollständigen Auflösung der Fiktionsgrenze führt7.
Politische Implikationen zwischen den Zeilen
Obwohl „Vorspiel“ keine direkte Systemkritik übt, enthält er subtile Verweise auf gesellschaftliche Restriktionen. Die Tatsache, dass Toms Berlin-Besuch nur durch Flohs Initiative zustande kommt, spiegelt die bürokratischen Hürden innerdeutscher Mobilität. Die Darstellung des Museumsbetriebs unter Dr. Lange könnte als Metapher für die staatliche Kulturpolitik gelesen werden, die zwischen ideologischer Lenkung und künstlerischem Anspruch oszilliert.
In dieser Hinsicht ähnelt der Film Roland Gräfs „Fälling“ (1988), der Konflikte im Bildungswesen thematisiert, ohne explizit politisch zu werden. Beide Werke nutzen institutionelle Settings, um strukturelle Spannungen anzudeuten, bleiben dabei aber im Rahmen des Zensurbaren.
Generationenkonflikt und historische Verantwortung
Die Parallelhandlung um Dr. Langes Affäre mit der Stadträtin verweist auf ein zentrales Thema des späten DEFA-Kinos: die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Elterngeneration. Filme wie „Einer trage des anderen Last“ (1988) behandeln dies direkt, während „Vorspiel“ die Thematik in private Beziehungskonflikte übersetzt3. Die generationsübergreifenden Liebesverwirrungen suggerieren eine Kontinuität menschlicher Schwächen, die jeder politischen Ordnung trotzen.Das Kino als Vorspiel der Wende
In retrospektiver Betrachtung erscheint „Vorspiel“ als Chiffre für den gesellschaftlichen Wandel, der 1989 die DDR erfassen sollte. Die jugendliche Suche nach Authentizität in einer durchinszenierten Welt antizipiert die Sehnsüchte, die wenig später auf die Straßen getragen wurden. Gleichzeitig markiert der Film das Ende einer Ära: Mit Produktionen wie „Tanz auf der Kippe“ (1989) verlagerte sich der Fokus zunehmend auf akute politische Konflikte6.
Kahane gelingt es, die Melancholie einer Generation einzufangen, die zwischen Anpassung und Aufbruch schwankte – ein Thema, das ihn mit Regisseuren wie Jürgen Brauer verbindet, dessen Werke ebenfalls die Auflösung gesellschaftlicher Gewissheiten dokumentieren.Fazit: „Vorspiel“ als poetisches Zeitzeugnis
Im Vergleich zu explizit kritischen Werken der späten 1980er-Jahre nimmt „Vorspiel“ eine Zwischenposition ein. Als Coming-of-Age-Geschichte bleibt er universell lesbar, während seine subtilen Gesellschaftsporträts ihn zum historischen Dokument machen. Die Stärke des Films liegt in der Ambivalenz: Er zeigt die DDR als lebenswerte Heimat seiner Protagonisten, ohne deren Sehnsüchte nach individueller Entfaltung zu negieren. In dieser Balance aus poetischem Realismus und latentem Aufbruchswillen verkörpert er den Geist einer Filmkultur, die sich trotz aller Restriktionen stets um authentischen Ausdruck bemühte – bis die politischen Ereignisse von 1989/90 ihr ein jähes Ende setzten.
Quellen zu „Kontext mit anderen Filmen“.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_DEFA-Spielfilme
- https://de.wikipedia.org/wiki/Vorspiel_(1987)
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/daten-und-fakten/defa-chronik/1988/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei_schr%C3%A4ge_V%C3%B6gel
- https://de.wikipedia.org/wiki/Max_und_siebeneinhalb_Jungen
- https://www.fernsehserien.de/filme/tanz-auf-der-kippe
- https://www.goethe.de/ins/cz/de/kul/mag/22653283.html
- https://www.familie.de/familienleben/wir-lieben-diese-7-herzerwaermenden-ddr-jugendfilme–01H2SZ5HCCM4NYN4F62HNMYC4R
- https://www.bpb.de/mediathek/video/264607/winter-ade/
- https://de.wikipedia.org/wiki/In_einem_Atem
- https://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6_und_ich_dachte,_du_magst_mich
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kindheit_(1987)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hasenherz_(Film)
- https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/sport/leipziger-dokumentar-und-kurzfilmfestival-100.html
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/daten-und-fakten/defa-chronik/1987/
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/daten-und-fakten/defa-chronik/1980/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Winter_ad%C3%A9
- https://de.wikipedia.org/wiki/Vernehmung_der_Zeugen
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/studiogeschichte/spielfilm/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gevatter_Tod_(Film)
- https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/gruendung-defa-filme-filmstudio-ddr-100.html
- https://www.der-ostfilm.de/collections/kinder-und-jugendfilm
- https://film.absolutmedien.de/defa-wendejugend/
- https://absolutmedien.de/reihe/113?count=10
- https://www.cede.de/de/movies/?view=detail&aid=18497934
- https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/26959/ddr-alltag-im-film-verbotene-und-zensierte-spielfilme-der-defa/
- https://www.ndr.de/kultur/film/DEFA-Zwischen-Propaganda-und-Verboten,defajubilaeum104.html
- https://www.bpb.de/lernen/filmbildung/299309/winter-ade/
- https://www.bpb.de/lernen/filmbildung/299017/defa-dokumentarfilm-im-zeichen-der-wende/
- http://lernen-aus-der-geschichte.de/sites/default/files/attach/lagmagazin_ddr_im_film.pdf
- https://www.cede.com/fr/movies/?view=detail&aid=17104478
- https://taz.de/Defa-Film-Vorspiel-auf-DVD/!5729714/
- https://zeitschrift-fsed.fu-berlin.de/index.php/zfsed/article/download/125/660/1310
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/75-jahre-defa-das-filmerbe-der-ddr-wird-wiederentdeckt-100.html
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/der-junge-und-die-pferdegeige/
- https://www.moviepilot.de/liste/defa-filme-der-1980er-die-sehenswert-sind-ines-walk
- https://mediendiskurs.online/beitrag/defa-kinderfilm-als-kulturelles-erbe-und-zeitgeschichtliche-quelle/
- https://www.filmportal.de/thema/unterdrueckte-und-verschleierte-kritik-bei-der-defa
- https://www.defa-stiftung.de/fileadmin/DEFA_Stiftung/Dateien/Pressemitteilungen/PM-2020/Pressemitteilung_16_2020.pdf
- https://www.filmportal.de/thema/die-defa-kinderfilme
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- https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/28734/die-ddr-im-deutschen-film-nach-1989/
- https://konsum.buschfunk.com/vorspiel-inkl-bonusfilm-tanz-auf-der-kippe.html
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-ddr-wollte-keine-kinderstars-100.html
- https://www.zeit.de/2021/20/defa-film-geschichte-ddr-sozialismus-kino-kunst-politik/seite-3
- https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Reue
- https://de.wikipedia.org/wiki/DEFA-Dokumentarfilm
- https://www.deutschlandfunk.de/f-b-habel-das-grosse-lexikon-der-defa-spielfilme-100.html
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- https://www.filmuniversitaet.de/artikel/detail/winter-ade
- https://www.defa-stiftung.de/defa/geschichte/daten-und-fakten/defa-chronik/1989/
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- https://gesellschaft-kultur-geschichte.de/veranstaltungen/winter-ade-dokumentarfilm-defa-1988-regie-helke-misselwitz/
- https://www.defa-stiftung.de/fileadmin/DEFA_Stiftung/Dateien/Buecher/Jubil%C3%A4umszeitung_DEFA75/ND-Beilage_75-Jahre-DEFA_final_Web.pdf
- https://www.kinofenster.de/themen/themendossiers/defa-dokumentarfilm-im-zeichen-der-wende/45498/defa-dokumentarfilme-zur-wende
- https://www.defa-stiftung.de/fileadmin/DEFA_Stiftung/Dateien/Buecher/Journal_2020/DEFA-Stiftung_Leuchtkraft_3_WEB.pdf
- https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/sites/default/files/uploads/files/2021-06/Wurschi_Mir%20ist%20so%20langweilig_DDR%20im%20Blick.pdf
- https://www.youtube.com/watch?v=5OUdVgmB-wk
- https://www.schulkinowoche.de/filme/coming-of-age-im-defa-film/
- https://www.80s80s.de/fluestern-und-schreien-zensurgeburt
- https://www.youtube.com/watch?v=G8S3DCUoco0
- https://www.grin.com/document/138281
- https://www.deutschlandfunk.de/tagung-zur-rolle-von-defa-kinderfilmen-in-der-ddr-filmkunst-100.html
- https://www.verband-binationaler.de/fileadmin/AAA2024/DEFA-Stiftung_Leuchtkraft_7_Web.pdf
- https://www.defa-stiftung.de/fileadmin/DEFA_Stiftung/Dateien/Buecher/Journal_2023/DEFA-Stiftung_Leuchtkraft_6_WEB.pdf
- https://de.wikipedia.org/wiki/DEFA
- https://www.filmportal.de/film/kindheit_4c314a16a03c4fefad2f6981270ed8b5
- https://artsandculture.google.com/exhibit/die-defa-eine-babelsberger-geschichte/gQvTi_9o
- https://www.filmfriend.de/de/collections/226f4630-b549-4b93-97e7-546857392698
- https://oops.uni-oldenburg.de/549/1/582.pdf
- https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845291529.pdf?download_full_pdf=1
- https://off2.de/ueber-super-8/schmalfilm-heimkino-in-der-ddr/
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