Briefing Wirtschaft Technik, Internetgeschwindigkeit, Download, Upload, Glasfaser, DSL, Rangliste aller Länder, Speedcheck, Speedtest, Entwicklung der Durchschnittsgeschwindigkeit in den letzten Jahren, FTTH, DOCSIS 3.1
Teil 2
In Teil 1 unseres Internet-Reports Deutschland hatten wir das im Vergleich mit anderen Ländern viel zu langsame Internet besprochen, im relativ kurzen heutigen Teil schauen wir uns an, wie sich die Geschwindigkeit des Internets in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat. Dazu folgende Statista-Grafik:
Infografik: Wie schnell ist Deutschlands Internet? | Statista

Begleittext
In Deutschland gibt es etwas, dass in den Medien vereinfachend als Recht auf schnelles Internet bezeichnet wird. Dabei geht es im Kern darum das Stadt-Land-Gefälle bei der Breitbandinternetversorgung zu bekämpfen. Die entsprechende Regelung wird nun voraussichtlich etwas verschärft, wie unter anderem tagesschau.de berichtet. Ab Dezember sollen die Internetprovider flächendeckend eine Downloadgeschwindigkeit von 15 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) garantieren. Das klingt nach nicht viel und das ist auch nicht viel. Denn schon jetzt stehen laut Bundesnetzagentur 99 Prozent der Haushalte in Deutschland mindestens 16 Mbit/s zur Verfügung. Demnach ist nur eine sehr kleine Minderheit betroffen. Aber wie ist es mit wirklich schnellem Internet? Der Blick auf die Statista-Grafik zeigt, dass über 90 Prozent der Haushalte Zugang zu Breitbandinternet mit mindestens 100 Mbit/s haben – für normale Internetnutzung und streamen von Musik oder Videos reicht das in der Regel aus. Wenns schneller sein soll, kann es aber Versorgungsprobleme geben. So errreicht das Gigabit-Internet „nur“ rund 75 Prozent der Haushalte – in manchen Bundesländern sind es sogar noch deutlich weniger.
Wir haben schon im Teil 1 angemerkt, dass nicht nur die verfügbare, sondern auch die bezahlbare Geschwindigkeit eine wesentliche Rolle dabei spielen dürfte, dass Deutschland im Schneckentempo vorankommt, die Durchschnittsgeschwindigkeit der Internetanschlüsse betreffend. Denn angeblich hatten nach der obigen Grafik bereits knapp drei Viertel aller Haushalte die Möglichkeit, 1 GB und mehr pro Sekunde zu buchen. Die soll schon Ende 2023 der Stand der Dinge gewesen sein. Wir sind übrigens skeptisch bezüglich dieser Zahlen, deshalb haben wir dazu recherchiert: Wir wollten vor allem wissen, wie es mit Internet-Anschlüssen ohne Glasfaserleitung aussieht, die trotzdem 1 GB/sec. (+ x) erreichen, denn nicht einmal in Berlin haben alle Haushalte einen echten Glasfaseranschluss bis in die Wohnung, und wir sind schon wieder beinahe 1,5 Jahre weiter.
Die KI hat sich dabei allerdings wiederum u. a. auf die Statista-Zahlen gestützt, wie die Quellenangaben belegen.
Ja, in Deutschland sind Internetanschlüsse mit 1 Gbit/s (1.000 Mbit/s) und mehr auch ohne reine Glasfaserleitungen möglich, insbesondere über das TV-Kabelnetz (DOCSIS-Technologie). Die größten Anbieter wie Vodafone und Pyur bieten Gigabit-Tarife über das bestehende Kabelnetz an, das auf Koaxialkabeln basiert und nicht auf durchgehender Glasfaser bis in die Wohnung237.
Details zu den Technologien:
- Über das TV-Kabelnetz (meist DOCSIS 3.1) können viele Haushalte Gigabit-Geschwindigkeiten nutzen, ohne dass Glasfaser bis in die Wohnung (FTTH) verlegt werden muss. Stattdessen wird Glasfaser bis zum Verteiler oder Straßenkasten geführt, ab dort übernimmt das Koaxialkabel den Rest bis in die Wohnung. So sind 1 Gbit/s-Tarife für rund 24 Millionen Haushalte verfügbar, vor allem bei Vodafone3.
- DSL und VDSL erreichen maximal 250 Mbit/s und sind für Gigabit-Geschwindigkeiten nicht geeignet35.
- Reine Glasfaseranschlüsse (FTTH) bieten ebenfalls Gigabit-Tarife, sind aber noch nicht flächendeckend verfügbar. Nur etwa 38% der Haushalte haben derzeit Zugang zu FTTH35.
Fazit:
Gigabit-Internet (1 Gbit/s) ist in Deutschland also auch ohne reine Glasfaseranschlüsse möglich – vor allem über das TV-Kabelnetz. Für Geschwindigkeiten deutlich über 1 Gbit/s oder besonders stabile und symmetrische Verbindungen ist jedoch ein Glasfaseranschluss (FTTH) erforderlich35. Trotzdem sind, Stand Mai 2025, nach der obigen Darstellung erst 62 Prozent der Haushalte mit der Möglichkeit ausgestattet, Anschlüsse von 1 GB/sec. oder mehr zu buchen.
Kommentar
Die Kooperation von Vodafone mit den TV-Kabelanbietern erklärt auch, warum Vodafone-Anschlüsse im Durchschnitt viel höhere Geschwindigkeiten aufweisen als Telekom-Anschlüsse, denn die Telekom setzt auf ihr eigenes Glasfasernetz, das bis in die Wohnung reicht, und das gibt es vielerorts noch nicht (siehe dazu auch –>Teil 1 ->). Man sieht, dass die durchschnittliche Geschwindigkeit der Internet-Anschlüsse in Deutschland Jahr für Jahr steigt, aber andere Länder steigern sich schneller – das geht daraus hervor, dass Deutschland im Ranking nicht vorankommt, sondern in den letzten Jahren permanent zwischen Platz 50 und 60 angesiedelt war (siehe auch zum Ländervergleich –> Teil 1).
Citations:
- https://www.verivox.de/internet/gigabit/
- https://www.vodafone.de/festnetz/geschwindigkeit/1000mbits.html
- https://www.dslweb.de/gigabit-internet.php
- https://www.deutsche-glasfaser.de/tarife/dg-giga-1000
- https://www.dslweb.de/m-net-gigabit-verfuegbarkeit.php
- https://www.youtube.com/watch?v=S148llbMI8s
- https://www.pyur.com/privatkunden/gigabit-internet.html
- https://www.telekom.com/de/blog/netz/artikel/internet-ohne-tempolimit-die-zukunft-des-glasfaser-anschlusses-640008
Teil 1
Wir machen uns nach zwischen Einlassungen zur großen und schweren Politik ein wenig locker und schauen nach der Technik. Ob es dann besser wird, wissen wir nicht, denn es gibt einmal wieder keine viel besseren Nachrichten, wenn man in Richtung Wirtschaft und Technik ausweicht. Heute: das Internet. Wir werden die aktuelle Lage weltweit anhand einer Serie vorstellen, die mit etwa zehn Teilen geplant ist.
Deutschland hängt bei der Internetgeschwindigkeit hinterher – zumindest am Anspruch gemessen, ein Hochtechnologieland sein zu wollen. Dazu eine aktuelle Grafik von Statista: Infografik: Wie schnell ist Deutschlands Internet im Ländervergleich? | Statista

Begleittext von Statista
Deutschland ist im internationalen Ländervergleich bei der Geschwindigkeit von Festnetz-Internetanschlüssen weit entfernt vom Spitzenfeld. Wie die Infografik mit Daten von speedtest.net zeigt, liegt durchschnittliche Geschwindigkeit der Festnetz-Internetanschlüsse im März 2025 bei rund 99 Mbit/Sekunde. Damit liegt die Bundesrepublik auf Platz 55 von 154. Die Top-5-Länder erreichen hingegen Geschwindigkeiten zwischen 300 und 358 Mbit/Sekunde. Spitzenreiter ist dabei Singapur. Hier hat die Regierung früh und gezielt in die digitale Infrastruktur investiert. Dabei haben Programme wie das „Next Generation Nationwide Broadband Network“ den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsinternet aktiv vorangetrieben.
Zu der Gruppe der Top-5-Länder zählen mit Frankreich und Island auch zwei europäische Länder. Auch Deutschlands nördlicher Nachbar Dänemark liegt deutlich über den durchschnittlichen Geschwindigkeiten, die hierzulande im Schnitt erzielt werden. Gleichwohl ist die Geschwindigkeit in Deutschland in den letzten vier Jahren um rund 72 Prozent gestiegen.
Speedtest.net erhebt Daten zu den durchschnittlichen Festnetz-Internetgeschwindigkeiten nach Ländern durch die Analyse von Millionen von Geschwindigkeitstests, die Nutzer weltweit freiwillig über die Speedtest-Plattform durchführen. Diese Tests messen Download- und Upload-Geschwindigkeiten sowie Latenzzeiten. Die gesammelten Daten werden anonymisiert, nach Ländern sortiert und statistisch ausgewertet. Um aussagekräftige Durchschnittswerte zu ermitteln, berücksichtigt Speedtest nur Tests mit einer stabilen Verbindung und ausreichender Datenmenge, um Verzerrungen zu vermeiden. Die Ergebnisse werden regelmäßig im sogenannten Speedtest Global Index veröffentlicht.
Hier sehen Sie die Originaldaten von Speedtest.net: Mobilfunk- und Breitband-Internetgeschwindigkeiten in Deutschland – Speedtest Global Index, für alle Länder: Speedtest Global Index – Internetgeschwindigkeit auf der ganzen Welt – Speedtest Global Index. Es ist noch nicht alles verloren, zuletzt hat Deutschland zwei Plätze gutgemacht, Rang 55 beim stationären Netz und Rang 57 beim Mobilfunk sind eine Kampfansage an die Spitzenreiter. Ob die Gründe für die schwache Performance Deutschlands wirklich technischer Natur sind, ist damit allerdings nicht ausgesagt. Es könnte ja auch sein, dass dort, wo schnelles Internet gebraucht wird und bezahlt werden kann, die Geschwindigkeit durchaus mit der in Spitzenländern vergleichbar ist – aber es viel weniger Verbraucher gibt, welche die hohen Tarife dafür bezahlen wollen oder können.
Schaut man sich zum Vergleich die Geschwindigkeiten beim mobilen Internet an, gibt es durchaus auffällige Abweichungen, es sieht so aus, als ob einige Länder aus Kostengründen intensiv auf schnelles mobiles Internet gesetzt haben, weil die Mehrheit der Bevölkerung ausschließlich oder überwiegend mobil surft, es gibt auch erstaunliche Gegenbeispiele wie das Hochtechnologieland Japan, das beim stationären Internet auf Rang 18 liegt beim mobilen jedoch nur auf Rang 60, noch hinter Deutschland. Doch grundsätzlich sind die Länder, die weit vorne sind, die gleichen wie beim stationären Netz.
Schaut man sich nun die Geschwindigkeit bei den Anbietern an, so kann die Deutsche Glasfaser durchaus mit guten Ländern mithalten und kommt auf über 200 MB pro Sekunde, auch Vodafone ist mit 135 MB noch akzeptabel – aber die Deutsche Telekom (65 MB) kriegt es aber nicht hin, ihre Kunden auf die Hochgeschwindigkeitstarife zu ziehen, die sie durchaus anbiete. Die anderen, wie 1 & 1 oder O2, sind sogar noch etwas langsamer, die Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Anschlüsse betreffend.
Wir haben einen Check mit Speedtest durchgeführt und liegen mit 102,5 MB Download und 38,5 MB Upload ziemlich genau im Gesamtdurchschnitt bzw. minimal darüber.
Allerdings noch ein gutes Stück über dem Durchschnitt der Telekom-Kunden, zu denen wir, wie 40 Prozent aller Nutzer eines stationären Anschlusses, zählen.
Wir haben noch nicht viel davon gemerkt, dass die Telekom unter Druck geraten ist. Sie verlangt hartnäckig für 150 MB Geschwindigkeit im Glasfasernetz mehr als für 100 MB DSL. Nicht die Verfügbarkeit ist vermutlich das Problem, sondern die Preispolitik in Deutschland. Dabei kommt zum Tragen, was schon seit Jahren kritisiert und vorausgesehen wurde: Schnelles Internet ist klassistisch, nur Gutverdiener können es sich im Grunde leisten. Privatnutzer in Deutschland werden sich genau überlegen, ob sie einen 1 GB-Glasfasertarif brauchen, der bei der Telekom aktuell (13.05.2025) schlappe 70 Euro kostet, ohne Entertainment-Zubuchungen, ohne Router, ohne Festnetz-Telefon, das gerade Kunden mit einem gewissen Anspruch an Kommunikations-Seriosität immer noch gerne behalten möchten.
Relativ zur Geschwindigkeit ist das sogar günstiger als die empfohlenen 150 MB für 45 Euro, aber gerade diese halten wir für alles andere als preisgünstig. Wir haben gerade prüfen lassen, ob wir überhaupt sofort einen Glasfasertarif nutzen könnten und wurden auf den Oktober 2025 verwiesen. Es muss sich um einen Rückbau handeln, denn frühere Checks haben erbracht, dass prinzipiell Glasfaser verfügbar ist. Was haben sie da bloß wieder bei uns gebuddelt, wenn doch nie Glasfaser dabei herauskommt? Spaß beiseite, wir gehen davon aus, dass es sich bei dem Check vorhin um eine Fehlinformation handelt, denn wir werden von der Telekom seit geraumer Zeit belagert, weil sie uns auf einen Glasfaseranschluss switchen möchte.
In Deutschland dürfte der Kaufkraftverlust vieler Menschen, der sich in den letzten Jahren eingestellt hat, die Durchschnittsgeschwindigkeit Im Netz bremsen, denn der Tarif, den man bucht, ist eine Frage der Kalkulation mit dem spitzen Bleistift geworden. Mal einfach 30 Euro mehr monatlich für superschnelles Internet, das müssen sich viele verkneifen, die ausgewogene Budgets mit vielen Kostenfaktoren setzen und keine Technologiefreaks sind. Vor einigen Jahren war die Geschwindigkeit im deutschen Internet vor allem eine Frage des Ausbaus von schnellem DSL. Städter hatten meist ein schnelleres Netz zur Verfügung als Menschen auf dem Land. Als wir nach Berlin kamen, starteten wir mit 50 MB pro Sekunde, mehr oder viel mehr war damals nicht möglich. Jetzt stehen wir bei 100 MB, obwohl die Telekom das bis zu Zehnfache anbietet. Wir werden bei Gelegenheit den Punkt Check des Preis-Leistungs-Verhältnisses für unsere Heimkommunikation auf die Agenda setzen. Gut möglich, dass dabei herauskommt, dass wir uns nach Jahrzehnten von der Telekom trennen werden. Es ist eben nichts für immer.
Vielleicht gilt das ja auch für den Rückstand Deutschlands im Hinblick auf die Internet-Geschwindigkeit. Ein wichtiger Ansatz wäre, Hochgeschwindigkeitsinternet bezahlbar zu machen und die Kaufkraft der Menschen zu stärken, sonst ist die beste Technik nicht geeignet, die Mediangeschwindigkeit aller Internetanschlüsse anzuheben.
Der Artikel wird fortgesetzt.
TH
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