Die Werkstatt (The Garage, USA 1920) #Filmfest 1318 #Keaton #BusterKeaton

Filmfest 1318 Cinema – Werkschau Buster Keaton (15)

Die Werkstatt (Originaltitel: The Garage) ist eine US-amerikanische KurzfilmSlapstickKomödie aus dem Jahr 1920 mit Roscoe Arbuckle und Buster Keaton in den Hauptrollen.

Die Rezension, die wir heute im Rahmen der Buster-Keaton-Werkschau veröffentlichen, ist bereits älter und ohne die Kenntnis der vorherigen Arbuckle-Keaton-Kooperationen geschrieben, während wir Charles Chaplins Arbeiten der Jahre 1916 und 1917 damals schon gesichtet hatten. Arte zeigte 2019 einige Buster-Keaton-Komödien der 1920er, aber nur zwei Filme aus seiner Anfangszeit im Rahmen der Arbuckle-Comique-Produktionen – einer davon war „Die Werkstatt“. Wir werden die Rezension unter Einbeziehung des aktuellen Kenntnisstandes von Keatons Schaffen stellenweise ergänzen.

Handlung (1)

Roscoe Arbuckle und Buster Keaton arbeiten als Angestellte in einer Werkstatt, die zugleich auch Feuerwehrstation ist. Ihrem Boss sind sie dabei jedoch keine große Hilfe. So wird am Arbeitsplatz unter anderem Alkohol getrunken, das fast fertig geputzte Auto eines Kunden wieder dreckig gemacht, sich mit Gegenständen beworfen und der Boss in eine Wasserwanne geschubst. Der wartende Autobesitzer muss daraufhin von Buster mit einer Tanzvorführung und vom Boss mit Kunststückchen abgelenkt werden, bis Roscoe das Auto wieder gesäubert hat. Einem weiteren Kunden, einem ängstlichen Fahrer, der kein Trinkgeld gibt, wird ein kaputtes Auto vermietet, das kurz nach dem Start auseinanderbricht.

Als Molly, die Tochter des Werkstattbesitzers, mit ihrem Verehrer, dem stadtbekannten Herzensbrecher Jim, vorbeischaut, werden beide versehentlich mit Öl beschmiert. Im Glauben, Jim sei dafür verantwortlich, verschwindet Molly zornig im Bad, während Jim von den Angestellten mit einer Benzindusche gesäubert und auf einer Drehscheibe trocken geblasen wird. Um mit seinem Souvenir ungestört zu sein, lässt Jim die beiden Angestellten aus der Werkstatt locken und einen Hund auf sie hetzen, wodurch dem erwischten Buster das Beinkleid komplett zerrissen wird. Seine entblößte Unterhose sehend, empört sich eine junge Dame über Busters vermeintliche Freizügigkeit und ruft sogleich die Polizei. Buster schneidet daraufhin schnell einen Schottenrock und einen Hut aus einem Plakat und hält sie vor sich, sodass der Polizist über das angebliche Sittlichkeitsvergehen nur lacht. Beim anschließend aufgeführten Schottentanz dreht sich Buster allerdings, woraufhin der Schwindel auffliegt und er erneut flüchten muss.

Derweil versucht Jim in der Wohnung über der Werkstatt die noch immer wütende Molly zu besänftigen. Gerade als er aufgibt und gehen will, kommen ihr Vater und die Angestellten wieder nach Hause. Aus Angst, erwischt zu werden, versteckt sich Jim unter Roscoes Bett. Später dann, als sich die Angestellten schlafen gelegt haben, läutet er die Feuerwehralarmglocke, um aus dieser Situation zu entkommen. Die Angestellten springen aus den Betten und eilen, nachdem sie in einem zweiten Versuch ihre Polizeihelme gegen Feuerwehrhelme getauscht haben, mit dem Feuerwehrwagen davon; gefolgt von dem Vater, der das Tor hinter sich verschließt. Der eingesperrte Jim versucht daraufhin das Tor aufzubrennen, setzt dadurch aber die gesamte Werkstatt in Brand. Zurückgeeilt versagen die beiden Unqualifizierten bei der Bekämpfung des Feuers, Molly und Jim können aber aus den Flammen gerettet werden.

Rezension

„Die Werkstatt“ ist filmhistorisch schon deshalb von Bedeutung, weil dieser 21-Minuten-2-Reeler die letzte Slapstick-Komödie war, die Buster Keaton zusammen mit Roscoe „Fatty“ Arbuckle gedreht hat. Der nächste Film, den Keaton veröffentlichte, war „Flitterwochen im Fertighaus“, den wir bereits rezensiert haben.  Er hatte zunächst „Buster Keaton und die blutige Hand“ gedreht, diesen Film aber bis 1921 zurückgehalten. In der Keaton-Werkschau 2018 hat ARTE aus der Arbuckle-Keaton-Ära nur „Der Koch“ und „Die Werkstatt“ gezeigt, die zu den besten Kooperationen der beiden zählen, wenn man die IMDB-Durchschnittswertung als Maßstab anlegt. Allerdings stehen sie nach Ansicht der Nutzer alle hinter den Kurzfilmen zurück, die Buster Keaton dann alleine gemacht hat. Allerdings wurden sie auch von viel weniger Nutzern bewertet und vermutlich in den letzten Jahrzehnten auch von viel weniger Menschen angeschaut. Einige der Filme hoffen wir noch auf Youtube zu finden.

Es ist uns beinahe peinlich, aber wir schreiben es trotzdem: Wir mussten über „Die Werkstatt“ in etwa so viel lachen wie über alle Shorts zusammen, die wir von Keaton in den letzten Tagen angeschaut haben. Die simple Konsequenz könnte sein, diesen Kurzfilm höher zu bewerten, denn wozu als zum Lachen sind solche Filme gemacht? Aber wir schauen nochmal etwas genauer hin. Rosco Arbuckle und Buster Keaton wirken in „Die Werkstatt“ vor allem physisch zusammen, nicht emotional, wie später Laurel & Hardy zusätzlich zum Slapstick, aber das Kinetische kann sich sehen lassen, der Film ist schnell und abwechslungsreich und am Ende sogar dramatisch. Falls Buster Keaton die Gags, etwa den mit der Drehscheibe zum Autowaschen oder das „Abhängen“ in der Stromleitung vor dem Haus, erfunden hat, sind sie schon ähnlich virtuos wie in seinen folgenden Filmen. Dass Keaton nicht alleine im Mittelpunkt steht, kann man Roscoe Arbuckle wohl kaum vorwerfen, zudem ist der Film deutlich besser geschnitten als zum Beispiel der vom heutigen Publikum heiß geliebte „Flitterwochen im Fertighaus“ mit seinen sehr abrupten Übergängen. 

Wenn man genau hinschaut, hat Buster aber schon die besseren physischen Gags: Er bewegt sich mehr auf der Drehscheibe, er hängt zusammen mit der weiblichen Darstellerin in der Leitung, nicht Kollege Arbuckle, der bis zum Ende der gemeinsamen Arbeit die nominelle Nummer eins war. Buster Keaton hat im Ganzen etwas mehr vom Film, auch wenn die Stelle, an der sich Arbuckle auf das Loch im defekten Feuerwehrschlauch setzt und diese dann den nötigen Druck entwickelt, um Löschwasser für die Werkstatt zu produzieren, eine der witzigsten ist, denn nur mit dem Hinterteil draufsetzen hilft, nicht etwa die Füße auf dem Loch abstellen.

Finale

Einen qualitativen Unterschied zum Nachteil dieses Films sehen wir zwischen ihm und den meisten der Keaton-Autorenfilmen aus frühen 1920ern nicht, daher bewerten wir auch ähnlich, denn „Die Werkstatt“ ist ein gut ausgeführter, witziger und, ab dem Moment, als das Feuer ausbricht, sogar spannender Film.

Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung des Textes im Jahr 2025: Wäre die Rezension jetzt für die Werkschau geschrieben worden, hätten wir sicher eine Analyse verfasst, die mindestens doppelt so umfangreich gewesen wäre. Dazu hätten wir den Film aber auch neu sichten müssen, und das tun wir in der Regel nicht, wenn wir schon eine Rezension zu einem Streifen im Archiv liegen haben, die noch nicht veröffentlicht ist.

73/100

2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2019)

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Roscoe Arbuckle
Drehbuch Jean C. Havez
Produktion Joseph M. Schenck
Kamera Elgin Lessley
Besetzung


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