In der Hölle ist der Teufel los (Hellzapoppin‘, USA 1941) #Filmfest 1327

Filmfest 1327 Cinema

In der Hölle ist der Teufel los! ist eine US-amerikanische Filmkomödie von Henry C. Potter aus dem Jahr 1941. Es handelt sich um eine turbulente Verfilmung des Broadway-Musicals Hellzapoppin vom Komikerduo Olsen und Johnson. Der Film erfreut sich großer Beliebtheit in der Swingtanzszene, da er eine der frühesten (und rasantesten) Filmaufnahmen von Swingtanz enthält.

Regisseur H. C. Potter hat mit einigen großen Stars gefilmt und dabei sind einige respektable Filme herausgekommen, und sein bevorzugtes Fach war die Komödie. Aber eine Art musikalisch noch mehr als deren eigene Filme angereicherte Variante der Marx Brothers ist wieder etwas anderes, auch wenn es gemeinsame Wurzeln gibt: Broadway-Bühnenshows. Und diese abzufilmen, wenn sie sehr erfolgreich sind, hat meist auch zu erfolgreichen Filmen geführt.

Handlung (1)

Im Vordergrund stehen Wortwitz, visuelle Gags und skurriler Blödsinn. Die Handlung ist recht verworren und gibt vor allem den Rahmen für alles, was in einen Hollywood-Revuefilm der 1940er Jahre gehört: romantische Liebeslieder, burleske Gesangsnummern, Tanz- und Akrobatikeinlagen, Wasserballett (Olive Hatch Water Ballet) und große Tanzszenen, darunter eine rasante Musik- und Lindy-Hop-Tanznummer der Whitey’s Lindy Hoppers (als „Harlem Congeroo Dancers“ mit Frankie Manning) und eine mit Martha Raye und Dean Collins. Des Weiteren wirken das Duo Slim & Slam (Slim Gaillard und Slam Stewart) sowie (ungenannt) der Trompeter Rex Stewart mit.

Gleich in der Eingangssequenz wird jede Logik aufgelöst durch einen Dialog zwischen Film und „Realität“ im Vorführraum eines Kinos. Alles beginnt als Film im Film, der sich aber als Filmaufnahme herausstellt. Die Filmaufnahme wird abgebrochen, weil der Regisseur mit dem Drehbuch unzufrieden ist, er will eine Liebesgeschichte. Also gehen Ole, Chic und der Regisseur durch verschiedene Filmkulissen (in einer wird auf Citizen Kane von Orson Welles angespielt) zu dem jungen Drehbuchautor Harry Selby.

Der Regisseur erklärt die neue Story: „Es ist ein Film über einen Film über ein Broadwaystück“ und zeigt sie auch gleich in einem Filmausschnitt. Die Geschichte beginnt in einer Villa in Long Island. Dort soll auf einem Wohltätigkeitsfest eine Revue aufgeführt werden. Jeff Hunter ist der Autor, Regisseur und Kulissenmaler. Kitty Rand, die Millionärstochter, will sich ihren Schauspielerinnentraum darin erfüllen. Kitty und Jeff stecken in einer unausgesprochenen Liebe, aber Kitty soll nach dem Willen der Eltern Woody Taylor heiraten, Jeffs besten Freund. Jeff will daher auf Kitty verzichten.

Ole und Chic helfen als Requisiteure, die Revue auf die Beine zu stellen. Um ihrem Freund Jeff bei Kitty weiterzuhelfen, beschließen sie, Kitty vor Woody schlecht zu machen. Woody glaubt, daß Kitty und Pepi ein Verhältnis haben, und will Kitty aufgeben. Doch als Woody Ole und Chic erzählt, was er beobachtet hat, glauben sie, auch Jeff vor Kitty „beschützen“ zu müssen, indem sie die Revue sabotieren. Dadurch wird die eher langweilige Revue aber zu einem großen Lacherfolg, und der extra angereiste Broadwayproduzent kauft die Revue.

Der Film endet wieder im Filmstudio, wo Ole, Chic und der Regisseur entsetzt über das neue Drehbuch sind. Harry Selby verteidigt sich: „Ich habe sowas mal im Kino gesehen und ich habe sehr darüber gelacht“.

Rezension 

Dem Film gebührt die Ehre, eine der besten Swing-Nummern bis dahin zu zeigen,und wenn wir’s richtig gesehen haben, wurde kein Zeitraffer eingesetzt, um alles noch schwungvoller wirken zu lassen – die Tanznummer von „Six Hits“ ist tatsächlich so akrobatisch und weist mit ihren Überwürfen und anderen halsbrecherischen Figuren schon auf den Rock’n Roll hin.

Die Minuten mit dieser – vom Aufwand her kleinen, von den Anforderungen großen – Revuenummer waren im wörtlichen Sinn die beschwingtesten in diesem Film, obwohl die Slapstickeinlagen, die insgesamt über die Musik dominieren, wie ein Trommelfeuer abgeschossen werden. Sicher hat das alles heute einen Nostaglie-Effekt, wie Marie Anderson in Kinozeit.de schrieb, aber wir lachen ja auch mit und bei den Marx Brothers, die in derselben Kino-Ära aktiv waren. Warum also haben wir das hier kaum hinbekommen?

Zum einen sicher, weil das satirische Element zu selbstverliebt daherkommt. Die Reflexionen und das Film-im-Film-zur-Show-Schema sind einfach zu übertrieben. Auch die Gebrüder Marx waren keine Meister des Slow Burn, den wir an der Slapstick-Komödie besonders schätzen. Doch sie hatten Groucho und damit waren die Dialoge um Klassen besser und wechselten mit eher aktionsreichen Elementen auf eine Weise, die gut zum Aushalten war. Freilich funktionierte auch die Interaktion des eingespielten Teams.

Die Lovestory, die es in den Marx-Filmen interessanterweise auch so gut wie immer gab, wurde auch nicht dadurch gebrochen, dass man die Liebeszenen und –lieder in Form einer Durchbrechung der Vierten Wand verfremdete, wie in „Hellzapoppin“. Immer wieder wird ein kleiner Junge aus dem Publikum von seinen Eltern gesucht, sodass mitten in einer Leiterszene zweimal eine Tafel mit dem Aufruf hochgehalten wird und der Junge kurz darauf tatsächlich vor der Leinwand, als Schattenriss, aufsteht und geht. Das ist alles sehr virtuos, für damalige Verhältnisse, aber es ist auch unzusammenhängend und zu kaleidoskopartig angelegt. Wenn man so will, tatsächlich ein Rückgriff auf frühe Slapstick-Komödien, technisch weiterentwickelt.

Busby-Berkeley-like Wasserballett-Elemente wechseln mit solchen der Verstellungskomödie, in deren Mittelpunkt, wie häufig damals, ein schnorrender europäischer Adeliger steht, mit den Momenten des Komikderduos Olsen und Johnson. Eenige Nummern der Revue, die hier bei einem Gartenfest getestet wird, erden durchgespielt, andere durch komische Aktionen aus den Angeln gehoben.

Der Film hat alle Rasanz, die man sich wünschen kann, die Produktionstechnik ist nicht so schlecht, wie sie aufgrund der bewusst rudimentären Gags wirkt, aber „Hellzapoppin'“ ist zu kakophonisch, um ein Meisterwerk des Humors zu sein, gleich, welche bunte Blume des Humors man sich aus diesem üppigen Bukett, seinen vielen Spielarten, herausgreift.

Ein weiteres Problem liegt auf emotionaler Ebene – die Gesichter, die wir kennen und die zu bleibenden Ikonen der Kinogeschichte geworden sind, fehlen natürlich auch. Hätten Laurel und Hardy die Rollen von Olsen und Johnson gespielt, hätte man mehr einen vertrauten Fixpunkt in diesem Tohuwabohu gehabt – auch wenn sie selbst für das Tohuwabohu verantwortlich gewesen wären. Vielmehr hätte man das von ihnen erwartet. Aber die beiden waren zu jener Zeit bei MGM, das nicht das Rechte mit ihnen anzufangen wusste, ebenso wie die Marx Brothers ihren Zenit überschritten hatten. Die einzigen Namen auf der Besetzungsliste, die mir bekannt waren, sind der damals in der Tat sehr beliebte Mischa Auer und Elisha Cook, ein profilierter Nebenrollendarsteller in vielen Filmen. Martha Raye habe ich kürzlich als eine der gefährdeten Frauen in „Monsieur Verdoux“ von Charles Chaplin gesehen, der für mich eine etwas andere Hausnummer ist als „Hellzapoppin'“. 

Sinnig hingegen, dass das Frankensteins Monster in einer kurzen Szene auftaucht, denn dieses wiederum gehört zur Geschichte der Universal, wo „Hellzapoppin‘“ produziert wurde, und in der Tat mehr aus dem Horrorfilm-Genre kommt – die musikalischen Komödien hingegen stammten überwiegend von der Paramount und von MGM und sicher hat man bei diesem Film auch den eigenen Ehrgeiz vorsichtshalber mit einem ironischen Blick auf die eigene Firma und auf die Konkurrenz gleichermaßen kaschiert: Nämlich auch einmal einen turbulenten Musikfilm auf die Beine zu stellen.

Finale

Schon der Titel weist eigentlich in die falsche Richtung, denn in der Hölle spielen nur ein paar Anfangsszenen, danach verlagert sich die Handlung recht banal an die Oberfläche und bleib auch dort. Natürlich gibt es Anspielungen auf damalige Zustände und Fakten der Traumstadt Hollywood, aber die kann man nur erkennen, wenn man ziemlich im Thema ist, sich also mit der Silverscreen-Zeit ein wenig befasst. Eingeschlossen die Stellung der Studios zueinander, unter denen die Universal eine Art 1b-Status hatte, hinter MGM, 20th Century Fox, Paramount, Warner Bros. und der neuen Edelfirma Selznick angesiedelt war – und sich daher auch eine ironische Sichtweise auf deren erfolgreiche Genres erlauben konnte.

Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung: Auch Warner, RKO und 20th Century Fox haben Musikfilme und Musikkomödien produziert, sogar sehr erfolgreiche, vor allem in den frühen 1930ern. Es fällt aber in der Tat auf, dass Universal zum damals erfolgreichsten Genre überhaupt nicht viel beigesteuert hat. Da die Rezension für heutige Verhältnisse relativ kurz ausgefallen ist, ergänzen wir noch die Rezeption: 

In der Hölle ist der Teufel los wurde mit überwiegend positiven Kritiken bedacht. Das Heyne Filmlexikon schrieb im Jahre 1969: „… Optische und sprachliche Gags, jede Menge Kalauer. Eine Bombe für Freunde des höheren Blödsinns.“[3] Der Evangelische Filmbeobachter war weniger begeistert: „Parodie auf den Versuch, ein Broadway-Erfolgsstück durch einen Film zu parodieren. Unterhaltsam für diejenigen, die gelegentlich einmal nicht mehr als eine reine Lachbombe sehen wollen.“[4] Cinema schrieb, es sei ein „rasant-alberner Film-im-Film“: „Diese parodistische filmische Turbulenz ist eine Art Kentucky Fried Movie der 1940er – mit spritziger ‚Lindy Hop‚-Einlage, die den Tanzfilm von heute ganz alt aussehen lässt.“[5] Marie Anderson hält in kino-Zeit.de den Film für solide und sorgfältig gestaltet. Für sie ist das Werk ein lebendiges, anschauliches Relikt aus der Zeit der großen Bühnenshows mit ihrer prächtigen Nostalgie, die sich in einem dichten Klamauk entlädt, der heute allerdings eher wehmütig als witzig wirkt, nichtsdestotrotz aber zum Dauerschmunzeln einlädt.[6]

Die IMDb-Nutzer:innen vergeben für das Werk eine gute Durchschnittsbewertung von 7,4/10. Wir hatten uns vor zehn Jahren weniger dafür erwärmen können:

60/100

2025 Der Wahlberliner, Alexander Platz (Entwurf 2015)

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Henry C. Potter
Drehbuch
Produktion
Musik
Kamera Woody Bredell
Schnitt Milton Carruth
Figur Darsteller Deutscher Sprecher
Ole Olsen Wolfgang Eichberger
Chic Johnson Werner Lieven
Betty Johnson Martha Raye Sigrid Hackenberg
Quimby, Privatdetektiv Hugh Herbert Alfred Balthoff
Kitty Rand Jane Frazee Inge Landgut
Jeff Hunter Robert Paige Axel Monjé
Pepi Mischa Auer Erich Fiedler
Filmregisseur Richard Lane Friedrich Schoenfelder
Woody Taylor Lewis Howard Helmut Ahner
Mr. Rand Clarence Kolb Georg Gütlich
Mrs. Rand Nella Walker Friedel Schuster
Louie, Filmvorführer Shemp Howard Benno Hoffmann
Harry Selby Elisha Cook Wolfgang Draeger
Bote (sucht Mrs. Jones) Frank Darien  
Dirigent Gus Schilling  
Max Kane, Produzent Andrew Tombes  
Slim & Slam  

 

 

 

 


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