Filmfest 1329 Cinema
Das Superweib ist ein Spielfilm des Regisseurs Sönke Wortmann, gedreht im Jahr 1995 und erstaufgeführt 1996 in Deutschland. Die Geschichte beruht auf dem gleichnamigen Roman von Hera Lind.
Sönke Wortmann ist einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure der letzten Jahrzehnte, im Rahmen der Deutschland-Filmchronologie II (Das Weimarer Kino und ab 1930 ein Film, ein Jahr) haben wir kürzlich „Der bewegte Mann“ (1994) rezensiert. Wir sind zwei Jahre weiter und wieder ist es ein Film von Wortmann, den wir vorstellen.
Handlung (1)
Bei einem Anwaltsbesuch wegen eines Hauskaufs leitet Franziska versehentlich die Scheidung von Will ein, einem vielbeschäftigten Regisseur, der sie mit den gemeinsamen Kindern ohnehin meist alleine lässt und sie mit den Hauptdarstellerinnen betrügt. Unter einem Pseudonym schreibt sie ein Buch, in dem sie ihre Beziehung verarbeitet. Nachdem dieses sich als Bestseller entpuppt hat, wird es ausgerechnet von ihrem zukünftigen Ex-Mann verfilmt.
Rezension
Eine gute Komödie ist bekanntlich nicht einfach. „Das Superweib“ müssen wir fünf Tage nach dem Anschauen rezensieren, was ein ungewöhnlich langer, durch einen wahren Filmstau verursachter Zeitraum ist. Einen Vorteil hat diese im Grunde zu große Zeitspanne jedoch: Man kann besser beurteilen, was von einem Film hängen geblieben ist, zumal man danach etwa sieben bis acht weitere zwecks Rezension gesichtet hat.
Jetzt könnten wir’s uns einfach machen und den zeitgenössischen Kritiken folgen, die überwiegend negativ bis sehr negativ waren, ungeachtet der Tatsache, dass sie vor allem Sönke Wortmann trafen, eine der Hoffnungen der 1990er Jahre, das Filmkomödienfach betreffend und der sich in den 2000ern vor allem einen Namen mit Fußballfilmen gemacht hat „“Das Wunder von Bern“, 2003 und „Deutschland. Ein Sommermärchen“ über die WM im eigenen Land, 2006). In den 2010ern war er für den erfolgreichsten Fernseh-Serienstart seit 25 Jahren verantwortlich („Charité“, ab 2017).
„Das Superweib“ etablierte Veronica Ferres ungeachtet der schwachen Kritiken für den Film jedenfalls noch einmal mehrg. Der erste Film, in dem wir sie gesehen haben, war „Schtonk!“, und die Schauspieler darin fanden wir alle gut, Veronica Ferres eingeschlossen. Manche Szenen aus „Schtonk!“ können wir heute noch aus dem Gedächtnis abrufen.
Für „Das Superweib“ gilt das fünf Tage nach dem Angucken nicht in gleichem Maß, aber wir würden nicht unterschreiben, dass Ferres keine gute Komödienschauspielerin ist. Sie hat ein Gen, das üppige Blondinen offenbar generell mit Identifikationspotenzial ausstattet und das wohl Urinstinkte in Männern anspricht. Sie wirkt leichtfüßig und immer bei sich selbst, in diesem Film, der eben nur unterhalten will, was er mit 2,3 Millionen Kinozuschauern auch in dem Maß getan hat, das seine Produktion durch den leider verstorbenen Bernd Eichinger rechtfertigt.
Da der Film sich ums Schreiben dreht und wir zwischen dem Pseudonym, unter dem die Beiträge für den Wahlberliner veröffentlicht werden und dem Klarnamen wechseln, mit dem wir fiktionale Texte zeichnen, haben wir einen persönlichen Bezug zu diesem Film und der Buchvorlage, ohne uns gleichermaßen Erfolgsmöglichkeiten anmaßen zu wollen. Ein Bestseller ist aber für uns auch keine heilige Kuh, denn man darf durchaus Niveaudiskussionen auch über viel verkaufte Werke führen, denn die Quoten im Fernsehen beweisen, dass das Publikum nicht immer recht hat.
Anlässlich der Veröffentlichung des Textes im Jahr 2025 haben wir ein paar kleinere Änderungen und Ergänzungen vorgenommen, diese hier weisen wir aus: Im „neuen“ Wahlberliner seit 2018 gibt es kein Pseudonym mehr, was im fiktionalen Bereich und nicht nur dort den Nachteil hat, dass wir politisch eindeutig zu verorten sind. Nach einigen weiteren Kurztextveröffentlichungen inklusive Prämierung sind wir nicht mehr der Ansicht, es wäre nicht möglich, ein erfolgreiches Buch zu schreiben, wohl aber fehlt es uns an Kreativität und Einsatzwillen.
Obwohl man sagen kann, dass viele Schauspieler, die wir hier sehen, schon prägnanter gespielt und in wichtigeren oder größeren, besser ausgestalteten Rollen zu sehen haben, müssen wir gleich hinterherschieben, dass dies auf die meisten Filme für die meisten Schauspieler zutrifft. Es gilt dann, wenn sie nicht die Hauptfigur darstellen, auf die ein solcher Film besonders zugeschnitten ist. Man könnte leicht sagen, Thomas Heinze hatte im Tatort „Wer Wind erntet, sät Sturm“, den wir zwei Tage vor „Das Superweib“ gesehen haben, eine Rolle, mit der wir mehr anfangen konnten als mit dem linkslastigen, aber im Grunde nur eitlen und selbstverliebten Regisseur, der zufällig Ehemann des Superweibes Franziska Herr-Groß ist, die als Ehebeichterin zu Franka Zis mutiert. Und natürlich ist Joachim Król als Kommissar Steier in den Frankfurter Tatorten weitaus mehr ein sperriger und interessanter Typ denn als Scheidungsanwalt, der Franziska zu einer fatalen Verwechslung von Scheidungsanliegen mit Immobilienkaufwunsch anleitet. Eine reichlich alberne Idee, aber nicht alberner als viele andere Ideen in vielen anderen Filmkomödien, die als tolles Kino gelten – und von den beteiligten Schauspielern nicht so schlecht umgesetzt.
Man kann aber auch festhalten, dass Wortmann einen Kern von Darstellern hat, dem er vertraut, zumindest war das in den 1990ern so, und seine Filme haben dazu beigetragen, dass diese Schauspieler:innen in Deutschland bekannte Namen wurden.
Gewiss ist die Dramaturgie des Films eher flach, der Inhalt sagt nichts über den Stand der Dinge im Eheleben der Nation aus, weil er zu wenig Exemplarisches enthält. Sowohl der harte Kern der Traditionalisten als auch Feministinnen könnten sich an verschiedenen Aspekten des Films stoßen. Doch ein Teil der Kritik, die „Das Superweib“ traf, als er herauskam, gilt wohl eher der neuen Tendenz zur flockigen, nicht sehr hintergründigen Vergnügungsfilmerei, die typisch für die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung war. Wem schon der gesamte Zeitgeist nicht in den Kram passte und nicht die vielen Veränderungen, die jene Epoche mit sich brachte, der war auch nicht für diese Art Unterhaltungskino zu gewinnen. Es will nicht mehr und nicht weniger, als in eineinhalb Stunden oder etwas mehr einige Lacher zu erzeugen und Menschen das Gefühl zu geben, Erfolg ist möglich und manchmal hilft der Zufall sehr dabei. Das ist allemal besser, als wenn den Leuten stetig eingetrichtert wird, es hänge nur von ihrer Leistung ab, ob sie groß herauskommen, jeder, der irgendwie stecken bleibt, also ein Versager ist.
Die Plotanlage ist auch nicht spezifisch deutsch, wie es eine Kritik suggeriert, sondern ist vom Hollywoodkino übernommen. Damit auch der Versuch, mit dieser Variante vom Erfolg wider Willen dem oben benannten Muster von hinten durchs Knie zu schießen, was die amerikanische Traumfabrik wohl eher gleichgültig lassen dürfte. Der Ehre halber sei gesagt, die Mehrzahl der Hollywood-Helden, besonders in Filmbiografien, für ihren berechtigten Erfolg sehr kämpfen muss, da kommt nichts von nichts. Die Wirklichkeit liegt aber zwischen beiden Varianten, und es gibt durchaus zufällige bzw. unverhoffte Erfolge, die seltsame Wege zurückgelegt haben, bevor sie anklopfen und sagen, ich bin das Schicksal, obwohl das höchstens eine Halbwahrheit darstellt.
Finale
„Das Superweib“ ist kein kinematografisches Meisterwerk, nicht einmal in der Karriere der Beteiligten, wenn man davon absieht, dass Veronica Ferres‘ Karriere durch die Titelrolle gefördert wurde, aber als Komödie funktioniert er nicht so schlecht, dass wir unter die Nulllinie (5/10 Punkte) abtauchen müssten, Wir fanden das Spiel von Ferres vergnüglich. Zudem gab es ein Wiedersehen mit Lilo Pulver, für uns die beste deutschsprachige Komödien-Filmschauspielerin. Sie stößt in ihrer Nebenrolle die Ereigniskette an, die zum Erfolg des Buches und des Films führt, von dem der Film handelt. Den Beteiligten hat der Dreh sicher Spaß gemacht, uns das Zuschauen überwiegend auch.
Die IMDb-Nutzer:innen vergeben 4,3/10, das ist eine der schlechtesten Bewertungen, die wir bisher für das Filmfest dokumentieren mussten, das mehr als 1.300 Rezensionen umfasst (plus eine ähnlich hohe Zahl an Rezensionen für die Rubrik „Crimetime“). Wir bemühen uns selbstverständlich, überdurchschnittliche Filme zu präsentieren, denn das Leben ist nicht endlich und wir wollen uns nicht zu Trash-Spezialisten entwickeln, aber 4,3/10 sind für den Film doch etwas zu wenig.
59/100
2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)
| Regie | Sönke Wortmann |
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| Drehbuch | Gundula Ohngemach |
| Produktion | Bernd Eichinger, Martin Moszkowicz |
| Musik | Stefan Stoppok |
| Kamera | Tom Fährmann |
| Schnitt | Ueli Christen |
| Besetzung | |
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