Briefing Geopolitik, Gesellschaft, USA, Trump, Musk, Technofaschismus, Neoliberalismus, Demokratiefeindlichkeit
Vielleicht wirkt es ein wenig tricky, eine KI einzusetzen, um den Technofaschismus made in USA zu analysieren, aber die Künstliche Intelligenz ist im Grunde eines von vielen Instrumenten, die für und gegen die Menschen, für und gegen die Demokratie eingesetzt werden können. Die Einleitung und der Kommentar unterhalb der Analyse stammen von uns, außerdem haben wir die Fragestellung so gewählt, dass die analysierte Ideologie kritisch betrachtet wird. Dabei geht es auch um die Bekanntmachung eines Begriffs, der in Deutschland noch nicht weit verbreitet ist.
Wir haben uns entschieden, die KI auf so mächtige Weise wie möglich für unsere Zwecke als Verfechter der Demokratie einzusetzen. Wir haben bereits gestern einen tieferen Einblick in die USA bereitgestellt, anhand der unfassbaren Vorgänge in Kalifornien, wo gewählte demokratische Politiker von Menschen mit autoritären Machtfantasieren quasi zum Abschuss freigegeben werden. Mittlerweile werden gewählte Senatoren, die sich gegen offensichtliche Lügen der MAGA-Protagonisten wehren, in Handschellen abgeführt. Uns geht es heute um die ideologischen Grundlagen einer Bewegung, die auf den ersten Blick komplett anders klingt als MAGA und nach unserer Ansicht tatsächlich auch in Konkurrenz zu dem steht, was Trump und Co. den Wähler:innen den in den USA weismachen wollen. Wir haben diesen Artikel als Ausgangsbasis für die Analyse verwendet: Trumps Washington ist eine technofaschistische Fantasie – mit oder ohne Musk – Mother Jones. Dieses Magazin ist noch nicht so bekannt, aber eine der stärksten Stimmen für die Erhaltung der Demokratie in den USA geworden und noch nicht korrumpiert, wie liberale Traditionsmedien à la Washington Post oder New York Times, die immer mehr vor dem Trump-Furor und seinen Angriffen auf die ihm nach seiner Meinung nicht genug gewogenen Medien einknicken.
Technofaschismus in der zweiten Trump-Ära: Eine umfassende Analyse der Verschmelzung von Silicon Valley und autoritärer Politik
Einleitung
Der Mother Jones-Artikel zeichnet ein beunruhigendes Bild der ersten Monate der zweiten Trump-Administration, in der sich eine neue Form des Autoritarismus manifestiert hat: der Technofaschismus1. Diese Entwicklung beschreibt die Verschmelzung von Tech-Milliardären, die glauben, ihre Technologien könnten die Zivilisation retten, mit Autoritären, die dieselben Technologien zur Kontrolle nutzen wollen1. Das sogenannte „Department of Government Efficiency“ (DOGE) unter Elon Musks Führung dient dabei als Speerspitze einer radikalen Umgestaltung der amerikanischen Demokratie1.
Die ideologischen Grundlagen des Technofaschismus
Historische Wurzeln und philosophische Vordenker
Die intellektuellen Grundlagen dieses Technofaschismus reichen tief in die Geschichte zurück1. Peter Thiel, der Venture-Kapitalist und ehemalige Musk-Geschäftspartner, stellte bereits früh die Kompatibilität von „Freiheit und Demokratie“ in Frage1. Noch einflussreicher ist Curtis Yarvin, dessen Konzept einer monarchischen „Dunklen Aufklärung“ ein Publikum erreicht hat, das Vance, Thiel und den Milliardär Marc Andreessen umfasst1.
Yarvin, der unter dem Pseudonym „Mencius Moldbug“ schreibt, ist der Hauptvertreter der neoreaktionären Bewegung, die antidemokratisch, antiegalitär und reaktionär ausgerichtet ist23. Seine Theorien wurden von Nick Land weiterentwickelt, der den Begriff der „Dunklen Aufklärung“ prägte2. Diese Bewegung lehnt die historische Entwicklung hin zu größerer Freiheit und liberaler Demokratie ab und plädiert stattdessen für eine Rückkehr zu traditionellen gesellschaftlichen Konstrukten wie dem absoluten Monarchismus2.
Die historischen Parallelen zum Technofaschismus der 1930er Jahre sind bemerkenswert4. Musks eigener Großvater unterstützte ein Technocracy-Movement, das das Wahlsystem durch eine „Technokratie“ wohlwollender Wissenschaftler ersetzen wollte14. Diese Bewegung träumte davon, die Karte der Vereinigten Staaten neu zu zeichnen und die Demokratie durch ein „effizientes“ autoritäres Regime zu ersetzen, das von Ingenieuren geführt wird4.
Marc Andreessens Techno-Optimismus als Ideologie
Marc Andreessen, der sich selbst als „Techno-Optimisten“ bezeichnet, verkörpert eine weitere Dimension dieser Ideologie1. Er glaubt, dass Durchbrüche in der künstlichen Intelligenz die Zivilisation auf eine neue Existenzebene führen werden, und je schneller dies geschieht, desto besser1. Sein „Techno-Optimist Manifesto“ offenbart eine bedenkliche Weltanschauung: Er bezeichnet Forscher, die vor den Gefahren ungehemmter KI warnen, als Lügner und listet „Feinde“ auf, darunter Nachhaltigkeit, Tech-Ethik und Risikomanagement5.
Andreessen geht sogar so weit, Architekten des Faschismus als „Heilige“ zu bezeichnen5. Diese extremen Positionen verdeutlichen, wie der vermeintliche Fortschrittsoptimismus in gefährliche ideologische Territorien abdriftet5.
DOGE als Instrument des Technofaschismus
Die Zerstörung demokratischer Institutionen
Das Department of Government Efficiency unter Musks Führung fungierte als „Kettensäge“ und „Holzhäcksler“ für den Staatsapparat1. DOGE bildete den Brückenkopf für einen gezielten Angriff auf öffentliche Institutionen und deren Angestellte im Dienste einer neuen, radikalen und geldgetränkten post-demokratischen Ordnung16.
Die Methoden waren dabei bewusst einschüchternd und autoritär: Musk und seine Verbündeten zerstörten Brandmauern online und offline, drangen in Gebäude ein und entließen oder drohten damit, Beamte zu verhaften, die sich weigerten zu gehorchen16. Bundesangestellte befürchteten, dass DOGE überwachte, was sie tippten, und KI einsetzte, um ihre Gespräche abzuhören16.
Überwachung und Datenmissbrauch
Die technische Mission von DOGE bestand darin, bestehende Datensilos der Regierung aufzubrechen, um eine Art „Gottesauge“ auf die amerikanische Bevölkerung zu ermöglichen1. Musk versuchte, auf Social Security-, Medicare- und Steuerdaten zuzugreifen1. Das Ziel war es, diese Informationstöpfe – die rechtlich getrennt waren, um genau diese Art von Missbrauch zu verhindern – zu nutzen, um Unerwünschte zu säubern und die Massenreduzierung der Regierung zu rechtfertigen1.
Die Verwendung von KI zur Durchsuchung persönlicher Daten von Tausenden von Studenten nach „Gedankenverbrechen“ und der Einsatz von Palantir zur Verfolgung und Aufspürung von Migranten ohne Papiere zeigen die totalitären Dimensionen dieser Überwachungsapparatur1.
Internationale Perspektiven und Parallelen
Der Überwachungskapitalismus als globales Phänomen
Die von Shoshana Zuboff geprägte Theorie des Überwachungskapitalismus bietet einen wichtigen analytischen Rahmen für das Verständnis der aktuellen Entwicklungen789. Der Überwachungskapitalismus ist ein neuartiges Wirtschaftssystem, das sich durch die einseitige Inanspruchnahme privater menschlicher Erfahrungen als kostenlosen Rohstoff zur Übersetzung in Verhaltensdaten auszeichnet109.
Zuboff warnt vor einem „totalitären Projekt“, das die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts auf menschen- und demokratiefeindliche Weise umwälzen wird89. Die Verschmelzung des Überwachungskapitalismus mit Werkzeugen des Psychokriegs führt zu einer neuen Form des Faschismus, die als Technototalitarismus bezeichnet wird10.
Chinas digitaler Autoritarismus als Vorbild
China pioneert eine neue Marke des digitalen Autoritarismus, die eine tiefgreifende Bedrohung für globale Freiheiten darstellt11. Das chinesische System umfasst über die Hälfte der weltweit eine Milliarde Überwachungskameras, KI-Tools wie Gesichts-, Stimm- und Gangerkennung, biometrische Datenbanken und ein nationales „Social Credit System“11.
Mindestens 80 Länder haben chinesische Polizei- und Überwachungstechnologie übernommen11. Diese Ausbreitung zeigt, wie technologische Repression globale Ausmaße annimmt und demokratische Normen weltweit bedroht11.
Europäische Perspektiven auf die Technomacht
Die ehemalige EU-Abgeordnete Marietje Schaake warnt in ihrem neuen Buch „The Tech Coup“ vor der politischen Machtübernahme durch Tech-Konzerne1213. Sie beobachtet mit Sorge, wie große Tech-Unternehmen immer stärker werden und in politische Prozesse eingreifen – oft ohne demokratische Kontrolle13.
In Deutschland und Europa wächst das Bewusstsein für die Gefahren der Technokratie1415. Die EU steht vor der Herausforderung, den Balanceakt zwischen technokratischer Effizienz und demokratischer Legitimität zu meistern15. Der Technopopulismus aus dem Silicon Valley hat sich als „brutale Industrie“ entpuppt, die viel zerstört und wenig schafft16.
Historische Parallelen zum Faschismus der 1930er Jahre
Technofaschismus in Mandschuko
Die Historikerin Janis Mimura sieht in der aktuellen Entwicklung beunruhigende Parallelen zum technofaschistischen Experiment in Mandschuko in den 1930er Jahren17. Nobusuke Kishi, ein japanischer Handelsministeriumsbeamter, führte dort ein Programm der Zwangsindustrialisierung durch, das auf der Ausbeutung der lokalen Bevölkerung basierte17.
Diese faschistischen Reformen wurden als „Techno-Faschismus“ bezeichnet: Autoritarismus, angetrieben von Technokraten, bei dem Technologie als treibende Kraft betrachtet wird und eine Art „Technisierung aller Aspekte von Regierung und Gesellschaft“ stattfindet17.
Die ästhetische Dimension des Technofaschismus
Die bevorzugte Ästhetik der Trump 2.0-Administration zeigt sich als eine Art maschinelles Lern-Mashup aus Thomas Kinkade, Leni Riefenstahl und „Starship Troopers“, das die härtesten Fieberträume in weichgezeichneter und grausamer Weise darstellt1. KI-generierte Videos, wie das eines ethnisch gesäuberten Gaza mit Musk beim Fladenbrot-Essen am Strand, verdeutlichen die propagandistische Dimension dieser neuen Ästhetik1.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen
Angriff auf die professionelle Managementklasse
Musks „Legion“ – wie er auch seine Kinder bezeichnet – startete einen breiteren Angriff auf die größtenteils liberalen Fachkräfte, die er und seine Oligarchen-Kollegen für die Debasierung der Gesellschaft verantwortlich machen1. Sie werden als „professionelle Managementklasse“ oder „kinderlose Katzendamen“ bezeichnet – Bewohner dessen, was der Hofphilosoph Balaji Srinivasan als „Paper Belt“ bezeichnet1.
Diese Fachkräfte, die nicht nur die Regierung, sondern auch Hochschulbildung, Medien, Anwaltskanzleien und NGOs besetzen, wurden zum Feind erklärt1. Die Lösung in Industriebegriffen war es, diese Sektoren zu sprengen1.
Pronatalism und eugenische Tendenzen
Musks Besessenheit von IQs und großen Gehirnen ist ein mehrfaches Sequel und zeigt einen wachsenden Sinn dafür, dass die Menschen an der Macht glauben, sie seien von Natur aus überlegen1. Für sie ist die Welt zwischen Protagonisten und NPCs geteilt – automatisierten Hintergrund-Videospielfiguren, die nicht unähnlich dem „gedankenlosen Demos“ sind, den Thiel einst beklagte1.
Vorschläge wie die Vergabe von Medaillen an Frauen, die eine bestimmte Anzahl von Kindern haben – ein tatsächlicher Vorschlag, den zwei von Musks pronatalistischen Mitstreitern an das Weiße Haus sandten – erinnern an deutsche Politik aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts1.
Technokratie als globale Bedrohung
Deutsche und europäische Perspektiven
Die Analyse der Technokratie als Bedrohung für die Demokratie ist nicht auf die USA beschränkt1819. Deutsche Experten warnen vor einer „Privatisierung und Technisierung von Herrschaft“, in der Städte nicht mehr regiert, sondern gemanagt werden18.
Die komplexe Welt von heute erfordert eine kompetente mehrstufige Governance, doch je weniger die Technokraten mit der demokratischen Politik verbunden sind, desto weniger sind sie in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen15. Die größte Gefahr für demokratische Systeme besteht darin, in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen15.
Silicon Valleys politische Transformation
Silicon Valley hat sich von einem Tech-Paradies zu einem politischen Bollwerk entwickelt20. Wo früher Desinteresse an der Politik herrschte, herrscht heute strategische Einflussnahme20. Tech-Unternehmen beeinflussen strategisch die demokratischen Prozesse und sind von Außenseitern zu zentralen Akteuren geworden – mit der Fähigkeit, den politischen Kurs zu lenken20.
Fazit: Die Zukunft der Demokratie im digitalen Zeitalter
Die Verschmelzung von Silicon Valley-Elite und autoritärer Politik in der zweiten Trump-Ära stellt eine beispiellose Bedrohung für demokratische Institutionen und Normen dar11721. Der Technofaschismus ist nicht nur ein amerikanisches Phänomen, sondern eine globale Herausforderung, die koordinierte internationale Antworten erfordert1113.
Die Analyse zeigt, dass die vermeintlich fortschrittlichen Technologien des 21. Jahrhunderts in den Händen einer kleinen Elite von Milliardären zu Instrumenten der Unterdrückung und Kontrolle werden können108. Die historischen Parallelen zu den faschistischen Bewegungen der 1930er Jahre sind zu deutlich, um ignoriert zu werden1722.
Der Widerstand gegen diese Entwicklungen erfordert eine bewusste Entscheidung für demokratische Werte über technokratische Effizienz78. Wie Shoshana Zuboff warnt: „Noch haben wir es in der Hand, wie das nächste Kapitel des Kapitalismus aussehen wird. Meistern wir das Digitale oder sind wir seine Sklaven? Es ist unsere Entscheidung!“7
Die Zukunft der Demokratie hängt davon ab, ob es gelingt, die Macht der Tech-Giganten zu begrenzen und demokratische Kontrolle über die digitalen Systeme zu etablieren, die unser Leben zunehmend bestimmen1213. Der Kampf gegen den Technofaschismus ist letztendlich ein Kampf um die Seele der modernen Zivilisation.
Kommentar
Unsere Befürchtung ist, dass der Artikel für viele Leser hierzulande etwas beschreibt, wovon sie noch nie gehört haben, aber es ist höchste Zeit, dafür zu sorgen, dass sich das ändert. Die allerwenigsten, die moderne Technologien nutzen und jeder Neuerung auf eine manische Weise entgegenfiebern, und sei diese Neuerung noch so eklektisch, werden sich der politischen Dimension ihres Handelns bewusst sein.
Im Grunde konnte man die Wiedergeburt des Faschismus lange absehen.
Zumindest dann, wenn man, wie wir, auch Filme rezensiert. Die gesamte Superheldenwelle, die von den USA ausgeht, ist zutiefst faschistisch, weil ihre Ideologie nicht auf Demokratie, sondern auf Übermenschentum aufbaut. Weltweit werden diese synthetischen Medienindustrieprodukte gehypt, gesehen, gerade von jungen Menschen, die derlei Fantasien begierig aufsaugen, ihre Spins internalisiert und auch die Kulturkritiker, deren Aufgabe es wäre, die Inhalte zu analysieren und zu hinterfragen, anstatt sich einer ekstatischen Affinität zu computergenerierter Technik hinzugeben, machen mit, weil sie entweder nicht darauf geschult sind, die Gefahren solcher Produkte überhaupt noch zu erkennen, oder weil sie einfach nichts schreiben wollen, was die Fans solcher Produkte unsympathisch finden könnten.
Wenn man den Fokus auf diese Hintergründe richtet, merkt man, dass Maschinen vermenschlicht werden und damit Identifikationspotenzial erlangen. Die Richtung ist immer die Gleiche. Anders im Grunde nur bei dystopischen Filmen, die eine abweichende Welt zeigen: Im Grunde normale Individuen behaupten sich, freilich auf eine ebenfalls unnatürlich begabte Weise, in einem Umfeld, das von Menschen und ihrer Technikgläubigkeit zerstört wurde. Vielleicht zwei Seiten derselben Medaille, denn auch hier geht es komplett undemokratisch und zudem unzivilisiert zu.
Die Tech-Milliardäre könnten ihre Fantasien nie durchsetzen ohne zwei Komponenten: a.) Tech-Produkte, deren reales Können weit von dem Hype entfernt ist, den sie auslösen, die dadurch zu Überpreisen auf den Markt kommen, welche aber die Basis für den obszönen Reichtum dieser Tech-Milliardäre bilden (oder sie sind nur als „Investoren“ tätig), b.) Manipulation von Menschen durch mediale Dampfhammer-Methoden, die keinen Raum mehr für eigenes Denken lassen. Wenn man Filme von heute mit jenen aus Zeiten vergleicht, in denen noch humanitäre Botschaften transportiert wurden, merkt man, wie die Technik die Sinne so betäuben soll, dass das Publikum nicht mehr bemerkt, was es da eingetrichtert bekommt.
Man kann dem natürlich besser entgegentreten, wenn man noch in der analogen Ära aufgewachsen, also kein „Digital Native“ ist, der das alles mehr oder weniger normal findet. Vielleicht ist es doch die Aufgabe der noch bewusst denkenden Generationen, sich dem Technofaschismus entgegenzustemmen.
Stimmt das aber wirklich? Denken wir an den Faschismus der 1930er, der nicht nur im beschriebenen Mandschuko-Experiment sehr technikaffin war, sondern auch dort, wo er seine schärfste Ausprägung erfuhr, in Deutschland. Immer neue technische Höchstleistungen dienten zum Beweis völkischer Überlegenheit, und was am Ende dabei tatsächlich herauskam, wissen wir. Vernichtungstechnologien der barbarischsten Art, die jemals auf diesem Planeten angewendet wurden.
In der Analyse ist nachzulesen, dass Tech-Milliardäre in hohem Maße faschistisches Gedankengut internalisiert haben und dank ihrer medialen Wirksamkeit weiterverbreiten – und vielleicht war Elon Musks Hitlergruß-Geste genau das: ein Hitlergruß. Der deutsche Faschismus wird nur an einer Stelle speziell erwähnt, aber auch eine seiner Propagandistinnen, Leni Riefenstahl, deren Reichsparteitagsfilm „Triumph des Willens“ aus dem Jahr 1934 als das filmtechnisch fortschrittlichste Projekt faschistischer Propaganda seiner Zeit gilt.
Damit war er auch ein technologisch herausragendes Produkt, das sich gegen die moderne Zivilisation der damaligen Zeit richtete. Und die noch ganz und gar nicht digitalen Generationen jener Jahre haben sich davon ködern lassen. Auch diese massive Propaganda war etwas Neues, man kann sagen, die Menschen waren medial nicht darauf vorbereitet und leicht zu manipulieren.
Wir können im hier gegebenen Rahmen natürlich nicht analysieren, auf welche Art sich die heutigen Tech-Faschisten exakt bei diesen Vorbildern bedient haben, aber wenn wir uns wieder auf den Film beziehen, dann ist die damals entwickelte Ästhetik des Faschismus deutlich in neueren Filmen gespiegelt, als Beginn würden wir dabei die Star-Wars-Trilogie der Jahre 1977 bis 1983 als markanten Punkt setzen, auch wenn „die Macht“ hier noch ambivalent dargestellt wird – die Ästhetik ist eindeutig. Nicht umsonst werden solche Werke als der Anfang vom Ende des kritischen New Hollywood (ca. 1965 bis Ende der 1970er) angesehen.
Der herrschende Neoliberalismus der folgenden Jahrzehnte hat den Technofaschismus vorbereitet, auch wenn es aus heutiger Sicht konkurrierende Elemente gibt. Grundsätzlich sind beide Ideologien aber verwandt und miteinander kompatibel. Und wir müssen feststellen, dass die Obama-Ära nur eine scheinbare Rückkehr zu mehr Humanität war, denn alle kulturellen Tendenzen, die den Technofaschismus vorantreiben, haben sich während dieser Zeit ungebrochen weiterentwickelt (2008 bis 2016).
Während der Biden-Ära hat schon kein ernstzunehmender Analyst mehr geglaubt, sie sei wirklich eine Rückkehr zu besseren Prinzipien und die Rückkehr von Donald Trump in seiner jetzt unverstellten Grausamkeit war nur folgerichtig. Aus der Nähe, aus der Berichterstattung mitten im Wahlkampf des Sommers und Herbstes 2024, war uns auch nicht so klar wie heute, dass seine Herausforderin Kamala Harris keine Chance hatte gegen die unheilvolle Allianz von technokratischen Herrenmenschen-Ideologen und dem genauen Gegenteil, MAGA-Anhängern mit populärfaschistischer Simpel-Mentalität. Wir hatten uns damals auch etwas von den krassen Fehleinschätzungen hiesiger Medien mitreißen lassen – und das natürlich gerne, weil wir jede andere Lösung besser gefunden hätten als Trumps zweite Amtszeit. Wie tiefgreifend sich die USA über Jahrzehnte hinweg gewandelt hatten, hatten wir zwar in Sachen Neoliberalismus im Blick, zumal die Entwicklung in Deutschland parallel läuft, aber der Technofaschismus ist auch für uns noch ein relativ neuer Begriff.
Gerade hat sich Elon Musk eine Niederlage gegen Donald Trump, den im Grunde analogen Typ, eingefahren, welche Analysten, schlauer geworden, teilweise vorhergesehen hatten. Da geht es um mehr als um Steuermodelle, es geht um Technokraten, die den Staat zerstören wollen auf der einen und um Menschen wie Donald Trump, die die absolute Macht nur mit einem starken, aber nicht schützenden, sondern repressiven Staat durchsetzen können, auf der anderen Seite. Verbündete auf Zeit, deren ideologische Diskrepanzen irgendwann aufbrechen würden, so sehen es Beobachter im Moment. Das heißt aber nicht, dass diese Allianz der Ungleichen nicht wiedererstarken könnte, wenn die Ziele übereinstimmen. Ein Beispiel dafür ist Trumps Umschwung hin zur Favorisierung von undemokratischen Kryptowährungen, denen er früher ablehnend gegenüberstand, die ihm jetzt aber als Instrument unkontrollierbarer, nicht wenigstens durch die Verwendung einer offiziellen Währung legitimierter Bereicherung nützlich erscheinen. Wir hatten die Kryptowährungsmanie schon, als sie einsetzte, als die Gefahr erkennt, die sie darstellt, nämlich, dass sie demokratische Kontrollmechanismen außer Kraft setzt.
Wer dann im Rennen um die beste Ideologieanendung wen instrumentalisiert und dominiert, wird sich zeigen. Einstweilen hat Trumps Machtinstinkt gegen die faschistische Arroganz gesiegt, aber die andere Seite wird daraus lernen, und eine große Verlierergruppe steht für uns bereits fest: MAGA-Anhänger, die tatsächlich glauben, es ginge um Migration, Kriminalität, Illegalität, Ordnung und eine unbarmherzige Form von Recht, das quasi aus dem Bauch der Vernünftigen und Waffen Besitzenden kommen soll.
Es ist nach der im bezogenen Artikel geäußerten Ansicht genau umgekehrt. Es geht um die Disruption, die bekanntlich auch in Deutschland Fans hat, die nicht zufälligerweise dem marktradikalen Lager angehören. Sie haben derzeit auf den ersten Blick kein Oberwasser, aber das täuscht. Vieles von ihrer Gedankenwelt wird auch die aktuelle Bundesregierung bedenkenlos gegen die Mehrheit der Bevölkerung durch- und umsetzen, und sie wird weiter propagandistisch gegen alle Bevölkerungsgruppen hetzen, die sie gerade von anderen Gruppen abspalten will, um diese Disruption voranzutreiben.
Auf den ersten Blick wirkt es, als sei Europa besser aufgestellt als die US-Demokratie, weil hier keine solchermaßen dominanten Tech-Konzerne existieren. Das stimmt natürlich nicht, denn die US-Konzerne bestimmen auch das Leben der Menschen auf dem „alten Kontinent“ in erheblichem Maße mit. Und sie fangen an, ihre Macht im Sinne von Herrschern und Kolonisierten auszuspielen. Gerade KI-Anwendungen sind dafür ein gutes Beispiel: US-User von Google können bereits über Techniken verfügen, die in Europa nicht erhältlich sind, nicht legal jedenfalls. Die offizielle Begründung dürfte, falls gefordert, die einschränkendere europäische Digital-Verrechtlichung sein. Als einigermaßen KI-Affine haben wir dazu eine klare Haltung: das ist Quatsch. Es geht um Herrschaft, Herrschaftswissen, um Kunden und Länder erster und nachrangiger Ordnung.
Deswegen wäre es unbedingt notwendig, die Rechte des Einzelnen und von Gruppen gegen diese Konzerne zu stärken und endlich eine demokratische und ähnlich fortschrittliche Technologie zu entwickeln, die sich gegen diese Mogule behaupten kann. Wird das geschehen? Wir befürchten, es wird nicht dazu kommen. Denn der zunehmende Nationalismus in Europa, der ein Ergebnis dieser erneuten Faschisierung der Welt ist, wird es nicht zulassen, dass die Kräfte so gebündelt werden, dass man der US-Technologieherrschaft etwas entgegensetzen kann. Es muss ja politisch erwünscht sein, und die Investitionen dürfen nicht unterschätzt werden, die demokratische Technik verursachen würde. Sie wäre außerdem nicht so gewinnträchtig, weil sie eben auf einem anderen, mehr humanistisch-aufklärerischen Geschäftsmodell basieren würde als jenes, welches die US-Konzerne gemäß obiger Darstellung betreiben. Eine europäisch-demokratische Digitalisierung dürfte keine Hyperreichen hervorbringen, die mit ihren unermesslichen Ressoucen in der Lage wären, die Demokratie anzugreifen.
Im Moment sehen wir noch keine Ansätze jenseits eines individuellen Verhaltens, das in der heutigen Kommunikationswelt nur schwer zu realisieren ist, wenn man kein Eremit sein will, womit man ernsthaft dem Technofaschismus die Stirn bieten könnte, so, wie es seit Jahrzehnten keinen ernsthaften Widerstand gegen dessen konservativeren Konkurrenten, in Wahrheit dessen Bruder, den Neoliberalismus gibt. Natürlich ist die Zukunft immer offen, aber es ist bedenklich, wie einst als dystopisch bezeichnete Literatur die aktuelle Wirklichkeit immer mehr spieget.
TH
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- https://jungle.world/artikel/2025/21/maga-einfluss-ideologie-usa-toxische-inspiratoren
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