Filmfest Special
Liebe Freund:innen des Filmfests, Sie werden demnächst eine kleine, alte Rezension zu einem Film von Alfred Hitchcock zu lesen bekommen. Sie stammt aus dem Jahr 1989 und der Film wurde 1936 gedreht. Kenner werden an der letzten der beiden Jahreszahlen vermuten, um welchen Film es geht. Richtig, es ist „Geheimagent“, der Nachfolger seines bis dahin größten Erfolgs „Die 39 Stufen“ (1935).
Und so beginnt beim Filmfest ein neuer Rhythmus und eine neue Chronologie, die erste für britische Filme, die sich aus nur 29 kurzen Rezensionen der alten, analogen Zeit speist. Aus dieser engen Auswahl erklärt sich auch, dass wir erst im Jahr 1936 anfangen und dass die erste Rezension einem Hitchcock-Film gewidmet ist. Seine Werke sind nun einmal auf dem Kontinent die bekanntesten des britischen Kinos der 1930er Jahre. Bald wird er „Eine Dame im Zug“ drehen, der ein weiteres Highlight seiner britischen Schaffensphase darstellt.
Er ist der bekannteste englische Regisseur bis heute, deswegen freuen wir uns, mit ihm ein neues Kapitel zu beginnen
Die erste britische Filmchronologie, wie zuvor die erste französische und die erste deutsche, basiert auf den Früh-Rezensionen aus dem Filmverzeichnis Nr. 8 von 1989. Derzeit läuft die dritte US-Chronologie, die zweite deutsche, seit Neuestem die zweite französische Chronologie. Die dritte US-Chronologie steht unter dem Motto „Jahr für Jahr ein Film, von Beginn an“, die deutsche ist ähnlich aufgebaut, schwenkte aber 1930 in den Pro-Jahr-ein-Film-Rhythmus, nach einer intensiveren Betrachtung des Weimarer Kinos, für den französischen Film wurde die aktuelle Chronologie von allen Zwängen befreit und wir zeigen Ihnen alle Rezensionen, die wir bisher geschrieben haben – kommen aber neue hinzu für Filme, deren Jahrgang wir schon passiert haben, lassen wir sie im Archiv bis zum nächsten Runde, denn ein Durcheinander der Jahre gibt es bei uns nicht (abgesehen von der Urzeit des Filmfest, als wir ein anderes, spezielles Muster verfolgt hatten).
1936 ist natürlich ein sehr später Einstieg. Haben Sie gewusst, dass England zu den führenden Filmländern der ersten Stunde zählte? Kennen Sie die Brighton School? Wir haben das alles erst in jüngster Zeit in unseren Wissensschatz aufgenommen. Selbst Hitchcock hatte bereits Mitte der 1920er Filme gefertigt.
Das Vereinigte Königreich kam ein bisschen unter die Räder, als andere Länder wie Deutschland, die USA und die Sowjetunion künstlerisch oder kommerziell groß auftrumpften, in jenen 1920ern. Selbst Frankreich konnte nicht ganz mithalten, obwohl es heute gegenüber Deutschland das größere Filmerbe aufweist. Und England? Viele sehen Hitchcock als denjenigen an, der die künstlerische Wende anschob, weil er sein expressionistisch orientiertes Handwerk in Deutschland erlernt hatte.
Da ist natürlich noch mehr, und einiges, was wir am britischen Film besonders lieben, dem wir uns nah fühlen.
Alfred Hitchcock wird mit neueren Rezensionen, die wir mit diesen älteren zusammenführen, eine eigene Werkschau im Rahmen der zweiten britischen Chronologie erhalten. Denn 1936 war er schon mittendrin im Schaffen, und was zuvor geschah, zählt zu den Meilensteinen der britischen Filmgeschichte seit Mitte der 1920er, also seit seiner Rückkehr aus Deutschland, beginnend mit „The Lodger“ (1926). Derzeit läuft die dritte US-Chronologie, die zweite deutsche, seit Neuestem die zweite französische Chronologie.
Die erste britische Chronologie wird nur 29 Filme beinhalten, es versteht sich also von selbst, dass sie rudimentär ist, aber wir haben über 100 weitere Rezensionen archiviert (ohne die James-Bond-Filme, denen wir ebenfalls eine gesonderte Werkschau widmen werden). Das sind deutlich weniger als wir für deutsche (ca. 350) oder französische Filme (ca. 280) schon jetzt publizieren könnten, aber es gibt eine Einladung: viele britische Filme können wir noch relativ mühelos sichten, weil Originalversionen häufig frei erhältlich sind und wir sie verstehen, nicht umständlich übersetzen lassen müssen.
Den Publikationsrhythmus für das Filmfest haben wir nun so geändert:
5 Rezensionen für US-Filme, von denen höchstens drei Werkschauen angehören,
2 Rezensionen deutscher Filme
1 Rezension eines französischen Films
1 Rezension eines britischen Films.
Und dann von vorne.
Die US-Dominanz bauen wir also weiterhin leicht ab, von zuvor 4:3 auf nun 5:4 gegenüber allen anderen Filmländern. Dazwischen natürlich noch etwas „Crimetime“, Beiträge für andere Kulturbereiche als das Medium Film und natürlich „Unkultur“, wie man Beiträge zu Politik und Wirtschaft mittlerweile mit Fug nennen kann. Als wir dieses Trennung zwischen Kultur und „Unkultur“ vorgenommen haben, war sie noch liebevoll-ironisch gemeint, leider ist sie mittlerweile bittere Realität. Umso schöner, immer wieder über Filme zu schreiben. Aber da unser Kritiken-Ansatz politisch-soziologisch ist, spüren wir natürlich auch in Filmen ideologischen, psychologischen und gesellschaftlichen Tatbeständen nach.
Die Eigenschaft von Filmen, dass sie Dinge vorausgeahnt haben oder heute wieder ganz aktuell sind, wenn sie schlechte Zustände beschreiben, ist dabei ein großes Thema, dafür ergänzen wir auch Rezensionen, die wir bereits vor Jahren verfasst und ins Archiv gestellt haben.
Der nächste Filmfest-Artikel wird also wieder eine Rezension sein und gewidmet einem Regisseur, der nach wie vor zu unseren Lieblingen zählt. Wir haben noch seine Stummfilme zu entdecken (bis auf „The Lodger“, den wir bereits rezensiert haben). Seine Tonfilme ab 1935 kennen wir alle, er gehört also nicht nur allgemein, sondern auch für uns zu den besonders bekannten Größen.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie den Spuren des Filmfests weiter folgen – und Sie wissen schon, welchem Film wir uns im nächsten Beitrag widmen werden.
TH
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