Filmfest 1342 Cinema
Die Waise von Lowood (Originaltitel: Jane Eyre) ist ein US-amerikanisches Filmdrama des Regisseurs Robert Stevenson aus dem Jahre 1943. Der für 20th Century Fox produzierte Film basiert auf Charlotte Brontës 1847 veröffentlichtem Roman Jane Eyre. Die Titelrolle der Jane Eyre ist mit Joan Fontaine besetzt, die des Edward Rochester mit Orson Welles. In tragenden Rollen sind Margaret O’Brien als kleine Adele, Peggy Ann Garner als kindliche Jane und John Sutton als Dr. Rivers zu sehen.
Leider ist es schon recht lange her, dass ich die allgemein gut rezipierte Verfilmung des Romans aus dem Jahr 2011 gesehen habe, die natürlich einen anderen Stil hat als ein Film aus dem Jahr 1943. Die 1940er waren das Jahrzehnt der großen Atmosphäre auf der Leinwand und hier ist sie noch etwas größer als in vielen anderen Produktionen der Zeit. Es bietet sich an, denn die Werke der Brontë-Schwestern haben mehr Verwunschenes und Schräges, sind weniger Gesellschaftsromane als die der Austen-Schwestern. Sie nehmen im Prinzip schon die British Gothic Literature vorweg, die im viktorianischen Zeitalter zu großer Blüte gelangen sollte. Gleichwohl wird das Soziale nicht ganz vergessen. Zumindest nicht im ersten Teil des Films, bis zum Wechsel von Jane Eyre auf den Landsitz von Edward Rochester. Lesen Sie bitte mehr in der – Rezension.
Handlung[1]
Ort der Handlung ist England, die Zeit zunächst das Jahr 1829. Die neunjährige Waise Jane Eyre befindet sich in der Obhut ihrer Tante, Mrs. Reed, einer grausamen Person, die das Mädchen nach Lowood schickt, ein strenges Internat für verarmte Kinder. Während der sadistische Leiter der Einrichtung, Henry Brocklehurst, versucht, Jane das Leben so schwer wie möglich zu machen, findet sie in Dr. Rivers einen human gesinnten Lehrer und in der Mitschülerin Helen eine treue Freundin, die allerdings bald stirbt.
Jane setzt ihre Ausbildung fort und geht 1839 als Gouvernante auf den Landsitz Thornfield, wo sie ein französisches Mädchen namens Adele erziehen soll. Deren Vater, Edward Rochester, verbindet mit Thornfield unglückliche Erinnerungen und hält sich dort aus diesem Grund nur selten auf. Als Rochester und Jane sich schließlich doch begegnen, entwickelt sich zwischen ihnen eine zunehmend enge Beziehung, die vorübergehend in Frage gestellt wird, als Rochester auch Interesse an der schönen Blanche Ingram zeigt, die ihm – im Gegensatz zu Jane – sozial ebenbürtig ist. Als Rochester begreift, wie sehr Jane ihn liebt, bekennt er sich schließlich aber doch zu ihr.
Die Trauungszeremonie findet ein vorzeitiges Ende, als der aus Jamaica angereiste Mr. Mason berichtet, dass Rochester gar nicht heiraten könne, weil er bereits verheiratet sei, und zwar mit Masons Schwester Bertha. Bertha ist wahnsinnig und gewalttätig und wird seit Jahren in einem sonst unbenutzten Flügel des Anwesens versteckt gehalten.
Jane übersiedelt, weil sie keine andere Zuflucht hat, zu ihrer Tante, die sie bis zu deren Tod pflegt. Von einer düsteren Ahnung getrieben, kehrt sie jedoch nach Thornfield zurück, das inzwischen bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Bertha, die das Feuer gelegt hat, ist dabei ums Leben gekommen. Obwohl Rochester bei dem Versuch, sie zu retten, das Augenlicht verlor, ist Jane überglücklich, erneut mit ihm vereint zu sein.
Rezension
An zwei Dinge kann ich mich noch erinnern, die Verfilmung von 2011 betreffend: Jane Eyre wird viel mehr draußen in der Natur gezeigt, sodass die Natur mehr ein Eigenleben gewinnt, und es wird dargestellt, wie sie unterkommt, nachdem sie von Thornfield flieht – auf eine andere Weise als in der 1943 Version. Wenn ich unter dem Titel „Jane Eyre“ den deutschen Verleihtitel „Die Waise von Lowood“ erkannt hätte, hätte ich mir den Film schon früher angeschaut, denn es geht die Kunde, dass er gelungen sein soll.
Die Waise von Lowood ist die 6. Verfilmung des Romans. Bereits 1910 drehte Theodore Marston eine Stummfilmversion, weitere Versionen datieren aus den Jahren 1914 und 1921. Im Jahr 1926 entstand in Deutschland eine Stummfilmfassung mit Olaf Fønss und Evelyn Holt in den Hauptrollen und Kurt Bernhardt als Regisseur. 1934 hatte Christy Cabanne den Stoff mit Colin Clive und Virginia Bruce in den Hauptrollen für die amerikanische Filmfirma Monogram Pictures verfilmt. Der Stoff wurde bisher mehr als 24 Mal verfilmt.
Ich finde das sehr erstaunlich. Vermutlich, weil ich den Eindruck hatte, der Stoff sei gar nicht so einfach filmisch umzusetzen. Nicht so leicht eben wie die Austen-Romane, aus denen man so herrliche Kostümfilme mit schrulligen Typen, mit tapferen, aber auch forschen Frauen, mit Snobs, Dandys, dummen Onkels, reichen Guten und Schlechten und gruseligen Tanten und was sonst noch alles die englischen Ländereien bevölkert, machen kann. Das Personaltableau von „Jane Eyre“ ist wesentlich enger gefasst. Die Kindheit von Jane hätte auch aus einem Roman von Charles Dickens sein können, aber dieser ist immer Realist geblieben und stellte das Ständische in den Vordergrund, das in der 1943er Verfilmung fast komplett zugunsten des asymmetrischen Verhältnisses von Jane und Edward zurücktritt. Es gibt noch einmal diesen Ball, auf dem Jane verzweifelt, weil Edward sich beinahe mit einer Socialite verlobt, aber danach geht es vor allem um das düstere Geheimnis der verschlossenen Tür und um Beinahe-Bigamie. Wie kann man also einen Film drehen, in dem der Wahnsinn eine so wichtige Rolle spielt und doch nicht gezeigt werden darf?
Aldous Huxley trug auch zum Drehbuch bei, indem er die Figur der Mrs. Rochester unsichtbar machte – er versicherte, dass sie bedrohlicher sein würde, und umging die britischen Zensurbestimmungen für die Darstellung von Wahnsinn.
Die britischen Zensurbestimmungen waren damals in der Tat noch rigider als die amerikanischen, was auch zu nachträglichen Änderungen an US-Filmen führte. Hier hat man das Problem gleich bei der Produktion ins Auge gefasst und in der Tat ist es gruselig, die eingesperrte Frau nur schreien zu hören. Wie wahnsinnig sie auch immer gewesen sein mag, die Idee, dass sie hinter dicken Mauern verrotten muss, finde ich furchtbarer als ihre im Film nicht perfekt erklärte Wandlung hin zur Geisteskranken. Sie hat versucht, das Haus anzustecken, einmal sogar, während Jane Eyre schon dort als Gouvernante arbeitet. Aber hätte sich nicht ein besserer Platz finden lassen? Nun spielen die gesellschaftlichen Verhältnisse doch wieder eine Rolle. Ein Landadeliger, der sich eine Frau eingefangen hat, die in den Wahnsinn abdriftet, das ist nicht so einfach. Was mir nicht klar wurde: Wusste die Gesellschaft, die er zum Ball lud, von dieser Tür oder war es Rochester gelungen, dieses wüste Geheimnis wirklich vor der Welt zu verbergen? Stellen Sie sich vor, ganz im Stil des frühen 19. Jahrhunderts, sie und eine Frau gleichen Ranges seien einander versprochen worden, schon als Teenager, und dann heiraten Sie eine Irre. Wahlweise umgekehrt, wir wollen ja nicht geschlechterdiskriminierend sein. Zum Glück walzt der Film diesen Part nicht aus, und ich nehme an, das Buch tut es auch nicht. Einige Zeilen werden übrigens immer wieder eingeblendet und Jane betätigt sich auch als Narratorin. Der Roman ist nämlich in der Ich-Form geschrieben. Dadurch wird der Stil personal, während zu der Zeit die auktoriale Perspektive üblich war, und natürlich kommt man dadurch sehr dicht an die Figuren heran, während die Handlung einsträngig bleibt. Dass sie chronologisch abläuft, entspricht vermutlich ebenfalls der Vorlage und man hatte keine Rückblenden zu bewältigen, wie sie damals schon in Mode waren, unter anderem mit starkem Einfluss auf die Gestaltung von Films noirs.
Die einfache Konstruktion ermöglicht es, die Atmosphäre und die Charaktere noch mehr in den Vordergrund zu rücken und alles sehr spannend zu halten. Das ist unweigerlich ein Vorteil des Filmens ohne Rückblenden, dass man nicht weiß, wie es weitergegangen ist. Freilich können geschickte Rückblenden die Spannung nochmals steigern, indem sie nicht vom Ende aus rückwärts springen, sondern nach dem Ablauf der Rückblende die Rahmenhandlung weitertreibt.
Die Besetzung bestimmt natürlich in einem solchen Film ganz wesentlich über den Eindruck. Joan Fontaine musste einfach gecastet werden, denn wo ein Haus abbrennt, darf sie nicht fehlen – seit ihrer Titelrolle in Hitchcocks „Rebecca“, diesem Ausnahmefilm, der in der Tat eine Rückblende hat und in dem sie als Narratorin von Mandalay erzählt, das in Flammen aufging. Genau wie Thornhill und auch durch die Tat einer verzweifelten Frau.
Das Lexikon des internationalen Films schrieb: „Eine vorzüglich gespielte, in düstere Atmosphäre getauchte Moritat.“[2] Auch die Fernsehzeitschrift Prisma zeigte sich überzeugt: „Obwohl Orson Welles nur die Rolle des jungen Rochester spielt, erinnert der stimmungs- und stilvolle Film an seine Regiearbeit Der Glanz des Hauses Amberson. Neben Joan Fontaine, die hier hervorragend mit Welles harmoniert, spielen eine Reihe hervorragender Schauspieler, wie Margeret O’Brien, Agnes Moorehead, Henry Daniell und die junge Elizabeth Taylor (…)“[3] Der US-amerikanische Filmhistoriker Leonard Maltin beschrieb den Film als recht langsame, aber künstlerisch bemerkenswerte Verfilmung.[4] Kino.de sprach von einer „stimmungsvolle[n] Verfilmung der Schauerromanze mit Orson Welles und Joan Fontaine“. Deutlich anzumerken sei dem Film „der Einfluss von Orson Welles, der nicht nur imposant den mürrischen Rochester verkörpert“ habe, „sondern hinter den Kulissen als eine Art ungenannter Produzent fungiert“ habe. Weiter hieß es: „An seiner Seite bietet Joan Fontaine als geknechtete junge Frau eine weitere Version des Rollentypus, mit dem sie vier Jahre zuvor in Rebecca berühmt geworden war. Abgerundet wird das Filmerlebnis durch die Filmmusik von Oscar-Preisträger Bernard Herrmann, der mit Welles u. a. bei Citizen Kane gearbeitet hatte.“[5]
Fangen wir hinten an. In der Tat hatte Bernard Herrmann schon einen Oscar gewonnen, und zwar gleich für seine zweite Filmmusik „Der Teufel und Daniel Webster“. „Die Waise von Lowood“ war erst der vierte Film, den er vertonte, seine letzte Oscar-Nominierung erhielt er für „Taxi Driver“. Ganz und gar unbefriedigend: Dass er für keine seiner fantastischen Hithcock-Filmmusiken auch nur nominiert worden war, falls die Angaben in der deutschen Wikipedia stimmen. Nicht für „Vertigo“, nicht für „Der unsichtbare Dritte“, nicht für „Psycho“. Sicher, in den späten 1950ern wirkten seine Musiken nicht mehr ganz so progressiv und der Mainstream lag irgendwo zwischen Dimitri Tiomkin und dem Shooting Star Elmer Bernstein, aber eines der großen Benefits von „Die Waise von Lowood“ ist ganz sicher Herrmanns Musik. Etwas reduzierter als damals gängig, weniger Wagner als zu der Zeit in Hollywood üblich, mehr 20. Jahrhundert, aber sehr klar, akzentuiert, wendig, und, wenn es die Szene erfordert, auch wuchtig. Da der Ton der von mir angeschauten Kopie ausgesprochen gut war (wie auch das Bild in HD), kommt diese Musik voll zur Geltung, in Mono natürlich. Für den Film ist sie fast zu modern, aber Bernard Herrmann und Orson Welles hatten schon mehrfach zusammengearbeitet und, wie oben nachzulesen, hatte Welles Einfluss auf die endgültige Fassung. Unter anderem ließ er sich im Billing über die Titelfigur und damit über Oscarpreisträgerin Joan Fontaine setzen.
Trotz all des Talents, da hier versammelt ist, trotz der guten Kritiken und einer Buchvorlage, die immer wieder zur Neuverfilmung reizt: Etwas hat mich an dem Film enttäuscht. Nicht am ersten Teil, der emotional schon sehr tief geht, als die junge Jane geknechtet wird und ihre beste Freundin Helen verstirbt, gespielt von einer noch kindlichen Elizabeth Taylor, die schon erkennen lässt, dass sie Potenzial hat. Aber der eigentliche Part auf Thornill war mir zu monologisierend angelegt. Dabei wird Rochester von Orson Welles zwar hinreichend düster verkörpert, aber was bei einem Maniac von einem Zeitungsmagnaten des frühen 20. Jahrhunderts gut funktioniert, in „Citizen Kane“, diese Übergroße, das dann doch klein und hilflos wirkt, ist bei einem englischen Landadeligen des frühen oder mittleren 19. Jahrhunderts etwas überzogen. Vielleicht bin ich auch durch viele Austen-Verfilmungen und dergleichen geprägt, aber mir sind sofort die Filme von David Lean, wie „Geheimnisvolle Erbschaft“ als Vergleich eingefallen, die das Britische mit einer atemberaubenden Stilsicherheit darstellen – natürlich auch deswegen, weil sie in Großbritannien entstanden sind und Lean durch und durch Brite war. Auch in diesen Filmen geht es manchmal spooky zu, wie in dem oben genannten, aber sie wirken sehr, sehr füllig, dicht gewebt, selten über- oder untertrieben.
Bei „Jane Eyre“ hingegen hatte ich das Gefühl, es fehlt in der Talentfülle etwas, das Ganze wirkt ein wenig hohl. Das hat aber nicht nur damit zu tun, dass Welles den Schicksalsgebrandmarkten so exzessiv darstellt, sondern auch mit Joan Fontaine. Anders als in „Rebecca“, wo sie einen inneren Zuwachs erfährt und mit der Zeit aktiver wird, nachdem sie sich vom Banne Mandalays und der ersten Mrs. De Winter etwas lösen kann, während der Brand des Herrensitzes auch eine Erlösung für sie darstellt, ist es hier anders. Sie bleibt ganz und gar dezent von Anfang bis Ende und sie hat wirklich Glück, dass die Kamera nur ihr beseeltes Gesicht richtig einfangen muss, und schon ist man als Zuschauer am Ball. Insofern war die Besetzung mit ihr ein Glücksgriff, und der Film erfährt heute mit 7,5/10 bei den IMDb-Nutzer:innen auch eine gute Bewertung. Es mag sein, dass mich die langen Darstellungen von Rochester und die äußerst kurzen Anmerkungen von Jane Eyre etwas genervt haben, weil der Film nicht mit Untertiteln verfügbar war, weder mit deutschen noch mit englischen, und weil Orson Welles manchmal etwas undeutlich spricht. Das hat er vermutlich als zu seiner Rolle gehörig angesehen und freilich ist die Sprache dem Roman entlehnt. Ich bin selten ausgestiegen und habe nichts Wesentliches verpasst, das war es also nicht vorrangig, was mich zu der Ansicht geleitet hat, der Film hat ein wenig Schlagseite hin zum Overacting und Underacting, bei Fontaine in Form von übergroßer Zurückhaltung, bei Welles eben umgekehrt.
Später, in „Macbeth“ und „Othello“ fand ich ihn wieder toll, weil die Rollen zu seinem Gepräge passten, auch in „Die Lady von Shanghai“, einem richtigen Film noir, der zu den Highlights des Genres zählt. Ich bin wirklich ein Fan der Literaturverfilmungen jener Zeit, weil sie den Eindruck erwecken, sie sind von Stil und Spiel den Romanen viel näher als die heutigen Adaptionen, es gibt weniger eine künstlich-künstlerische Distanz, die etwas mit der Unmöglichkeit, in unserer Zeit noch unbefangen zu sein, zu tun hat, sondern Emotionen und Stimmung aus dem Vollen. Das Publikum wollte nicht nur bespaßt, sondern auch verzaubert und in geheimnisvolle literarische Welten eingeführt werden. Die Absicht, diesen Auftrag zu erfüllen, merkt man den Filmen der Zeit deutlich an. Besonders natürlich den Verfilmungen großer Literatur, die zudem den Anspruch hatten, das Beste, was zu der Zeit geschrieben hatte, so zu vermitteln, dass auch einfachere Menschen das Besondere daran zu erkennen vermochten. Bei Orson Welles habe ich in dem Fall aber das Gefühl, dass er doch mehr sich selbst gespielt hat und dachte, Rochester passe zu ihm, weniger umgekehrt. Im Grunde war das bei ihm immer so, aber manchmal passte es ja wirklich hervorragend.
Nach dem produktionsseitigen Desaster mit „Der Glanz des Hauses Amberson“ kam es außerdem zu einem künstlerischen Bruch, wiewohl Welles vielfach in die Verfilmung von „Die Waise von Lowood“ involviert war: Aus finanziellen Gründen musste er sozusagen auftragsmäßig schauspielern, das tat er nach den Angaben in der US-Wikipedia hier zum ersten Mal. Seine Präsenz ist unbestreitbar und die besonders mächtigen atmosphärischen Momente wirken sehr, als hätte er sie mit Regisseur Robert Stevenson zusammen ausgearbeitet, während Stevenson eher für die Längen in der Dramaturgie verantwortlich zeichnete, welche durch die zu ausgeprägte Dialoglastigkeit einiger Passagen verursacht werden.
Finale
In der englischsprachigen Wikipedia ist die Genese des Films über mehrere Stufen hinweg nachzulesen,[2] hingegen wird dort erstaunlicherweise keine Rezension erwähnt. Ganz sicher hat der Film viele Vorzüge, wie alle A-Filme jener Zeit versammelt er viel Talent auf der Leinwand. In diesem Fall war mir aber auch der Stilwille etwas zu ausgeprägt im Vergleich zur Tiefe des Inhalts, als habe man davor zurückgeschreckt, den Roman inhaltlich voll auszuloten und vieles in Symbolik, Stimmung und in Dialogen verpackt. Der erste Teil, in dem weder Fontaine noch Welles auftreten, ist für mich derjenige gewesen, der mich am meisten an andere Literaturverfilmungen über englische Stoffe aus jenen Jahren erinnert hat, während man sich im zweiten vielleicht nicht ganz sicher war, ob man eher in Richtung Film noir oder literarische Ausformung gehen wollte. Ich vermisse also etwas die Geschlossenheit oder auch die Harmonie in der Düsternis, die dann von einem gedämpften Happy-End gebrochen wird, nachdem man glaubt, das zerstörte Mandalay nun auch von innen gesehen zu haben, nebst Reminiszenz an die Ruinen aus „Vom Winde verweht“. Ein schlechter Film kann einer mit dieser Besetzung nicht sein, aber eben aufgrund dieser Besetzung hatte ich mich mir etwas mehr erwartet.
73/100
2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2023)
| Regie | Robert Stevenson |
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| Drehbuch |
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| Produktion | William Goetz, Kenneth Macgowan, Orson Welles, |
| Musik | Bernard Herrmann |
| Kamera | George Barnes |
| Schnitt | Walter Thompson |
| Besetzung | |
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[1] Die Waise von Lowood (1943) – Wikipedia
[2] Jane Eyre (1943 film) – Wikipedia
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