Hitzewelle mit Werten bis zu 45 Grad Mitte Juli?

Die durchschnittlichen Jahresmitteltemperaturen in Deutschland haben sich seit den 1950er Jahren deutlich erhöht. Für die Dekadenmittelwerte und die Einzeljahre 2021 bis 2025 ergeben sich folgende Werte (gerundet, deutschlandweites Gebietsmittel):

Erläuterungen und Quellen:

• Die Werte für die Jahrzehnte sind gerundete Mittelwerte aus den Zeitreihen des DWD und Umweltbundesamtes2378.

• 2022, 2023 und 2024 waren die bisher wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen, mit 2024 als Rekordjahr (10,9 °C)357.

• Die Werte für 2025 sind vorläufig und basieren auf bisherigen Trends und Prognosen.

• Die Erwärmung seit den 1990er Jahren ist besonders deutlich und liegt deutlich über dem Mittel der Referenzperiode 1961–199038. 

Als 1975 (im März, als man den Sommer des Jahres noch nicht einschätzen konnte) der Hit „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ entstand, war in der Tat gegenüber den vorherigen Jahrzehnten noch kein Anstieg zu bemerken – aber auch kein Rückgang, wie der Titel des Liedes ihn suggeriert. So viel zu Abweichungen zwischen subjektiver Wahrnehmung und Realität, wobei wir nun nicht nachgeforscht haben, wie sich die Zahl der Sonnenstunden von 1950 bis etwa 1980 entwickelt hatte, die natürlich viel  zum subjektiven Sommergefühl beiträgt. 

Eines ist jedenfalls eindeutig: Deutschland heizt sich seit etwa 1990 und noch einmal verschärft seit den 2000ern immer schneller auf, man kann, wenn man nicht die Gesamttemperatur, sondern den Anstieg als Basis einer Grafik hernimmt, sogar beinahe von einer exponentiellen Entwicklung sprechen.

Die Wälder brennen bereits. Auch zu den Waldbränden haben wir in den vergangenen Jahren Zahlen (als Grafik) geliefert. Vermutlich wird es 2025 auch zu einem neuen Rekordjahr der Waldschäden durch Brände kommen, aufgrund des Zusammenspiels von hohen Temperaturen und erheblich zu wenig Niederschlag in den Vormonaten. 

Wenn wir noch einmal die Wahrnehmung bemühen wollen: Gefühlt hat es in Berlin im Jahr 2025 noch gar keine Regenfälle gegeben, die man als „ergiebig“ bezeichnen könnte, in dem Sinne, dass sie länger als ein, zwei Stunden angedauert hätten. 

Das ist alles höchst besorgniserregend, und in dieser Situation lehnt der Berliner Senat mehr Maßnahmen zur Schaffung einer klimawandel-resilienten Stadt rundweg ab und werden national und international die Ziele für die CO2-Reduktion aufgeweicht. Für uns ist ohnehin bewiesen, dass Menschen ihre eigene Zivilisation nicht managen können, wenn sie wirklich bedroht ist, dafür haben wir diese neueste Abspaltung nicht mehr gebraucht, aber es ist doch bemerkenswert, wie die Mehrheit sich lieber wegduckt und irrational davon faselt, dass es im Sommer immer schon heiß war.

Die reaktionäre Politik , die sich diese Mehrheit gewählt hat, steigt nur allzu gerne auf diese Fehlwahrnehmung ein. Die Folgen müssen wir alle tragen, auch diejenigen, die einen geringen persönlichen CO2-Handabdruck haben (der Fußabdruck ist für Bewohner von Industrieländern immer unbefriedigend groß). Das ist das Problem und eine von vielen Gerechtigkeitslücken in dieser Welt: Auch diejenigen, die sich zukunftsorientiert verhalten, werden mitsamt ihren Nachkommen in den Irrsinn hineingerissen, den eine ignorante Mehrheit, die von einer willfährigen Politik bedient wird, verursacht. 

Letztlich geht es hier auch um eine Staatsform-Frage, die sich bei anderen Themen ebenso stellt: Darf eine unfähige oder menschenfeindliche Mehrheit tatsächlich über alle bestimmen? Ist das Demokratie oder Terror einer verwahrlosten Mehrheit zulasten der besser Lebenden und Denkenden? Ist also Fortschritt nicht doch wieder, wie zumeist in der Vergangenheit, wie seit der Aufklärung, ein Projekt, das von einer vernünftigen Minderheit gegenüber einer unvernünftigen Mehrheit durchgesetzt werden muss, damit die Zivilisation nicht untergeht? Und ist diese Durchsetzung dann eine Ökodiktatur oder, auch als solche, eine Form von Nostdandsbewältigung, die unausweichlich ist, wenn alle überleben sollen, unverdientermaßen auch jene, denen ihr Überleben, jedenfalls aber das künftiger Generationen, nicht so wichtig zu sein scheint?

TH