Filmfest 1375 Zu Hause
Das erste Krause-Spin-off
Krauses Fest ist eine Fernsehkomödie von Autor und Regisseur Bernd Böhlich aus dem Jahr 2007 mit dem Schauspieler Horst Krause. Es ist die Auftaktfolge zu der Filmreihe um den gleichnamigen Polizeihauptmeister Krause. Der Film wurde überwiegend in den brandenburgischen Dörfern Gröben und Ihlow gedreht, spielt aber im fiktiven Ort Schönhorst. Einzelne Szenen entstanden in Berlin.
Vor einiger Zeit habe ich bereits „Krauses Glück“ rezensiert, der neun Jahre nach „Krauses Fest“ entstand, mittlerweile gibt es nicht weniger als sieben Krause-Spin-Offs (2025: insgesamt wurden es 9). Verflixte Zahl. Horst Krause ist eine Ikone , eine Seele von einem Freund und Helfer, doch immer handfest, selten zu sentimental. Er ist, wie man sich die Polizei wünscht und wie sie leider nicht existiert. Eine Projektionsfläche, ein Relikt, aber auch jemand, der die Hoffnung aufrechterhält. Die Frage, die ich mir bei „Krauses Glück“ gestellt habe: Werden die Spin-offs der Figur gerecht? Diese Frage taucht natürlich auch bei „Krauses Fest“ auf.
Handlung (Wikipedia)
Marie Dost und ihr Sohn Fabian flüchten aus Berlin, weil Marie ihren Lebensgefährten Günter mit einer anderen Frau in einer fremden Wohnung verschwinden sah. Es ist ein Tag vor Weihnachten. Ihr Auto bleibt kurz vor Schönhorst defekt stehen.
Beide laufen zu Fuß in den Ort und kommen gerade hinzu, als Liebmann Polizeihauptmeister Krauses Festtagshasen töten will. Der Hase landet wieder im Hasenstall. Krause bietet Marie seine Hilfe an. Sie gehen in den dörflichen Gasthof, den seine beiden Schwestern führen. Da das Auto nicht repariert werden kann und es kein Fortkommen gibt, bekommt Marie mit ihrem Sohn ein Zimmer im Gasthof, obwohl die Schwestern eigentlich im Winter nicht vermieten. Beide beäugen die neuen Gäste argwöhnisch und deuten das Verhalten ihres Bruders falsch. Der einsame Forstarbeiter Liebmann hingegen wirft sofort ein Auge auf die attraktive Frau. Krause holt mit einem Pferdegespann das Auto von Marie und sucht den Kontakt mit Fabian.
Im Dienst muss Krause sich darum kümmern, dass die Dorfjugend den Dorfteich nicht betritt, weil dieser noch nicht richtig zugefroren ist. Eine Suchmeldung nach Marie und Fabian ignoriert er. Danach geht er zu Gänse-Schlunzke, weil dieser ihm während des Essens aufgebracht berichtet hat, dass jemand bei ihm eingebrochen und seine Gänse gestohlen habe. Wichtig ist das Protokoll für die Versicherung. Krause vertröstet ihn auf den Vormittag des Heiligabends. Nach dem Abendessen fragt Krause Fabian, ob er mit ihm Räuber und Gendarm spiele, allerdings in echt. Fabian fragt seine Mutter und darf mitgehen. Zusammen verstecken sich beide am Gänsehof. Gänse-Schlunzke bringt tatsächlich mit seiner Tochter Fine in der Nacht in seinem Lastwagen die Gänse wieder zurück in den Stall. Krause und Fabian stellen ihn. Gänse-Schlunzke wollte seiner Tochter zu Weihnachten ein Paar Schlittschuhe schenken, und da er dafür kein Geld hat, kam er auf die Idee des vorgegaukelten Versicherungsbetruges. Krause drückt, mit Rücksichtnahme auf Schlunzkes Tochter, ein Auge zu und weiß nichts mehr vom Ausflug der Gänse. (…)
Rezension
Die Chance, dass Krause mehr aufspielen kann als in den Polizeirufen, die er mehr geprägt hat als seine drei Chefinnen, die er von 2000 bis 2015 aushalten musste, ist perfekt, denn hier steht er im Mittelpunkt, und Horst Krause kann einen Film über 90 Minuten tragen, das zeigt sich deutlich. Außerdem werden ihm wunderbare Charakterköpfe zur Seite gestellt, wie Dominique Horwitz und der unvergessene Andreas Schmidt. Die Frauenfiguren sind nicht ganz so prägnant, und vor Krauses Schwestern fürchtet man sich eher ein wenig und ihre Darstellerinnen überagieren mit den ständigen missbilligenden Blicken in „Krauses Fest“ auch ein wenig.
Aber über 70 Minuten hinweg ist dies ein wunderbarer, simpler, sehr atmosphärischer Weihnachtsfilm für Menschen, die wissen, dass Brandenburg nicht nur eine Region ist, sondern auch eine Stimmung, ein Gefühl von „Out of Berlin“, was im Film ja auch thematisiert wird. Leider wird die Handlung in den letzten Minuten so ruppig in ein unbedingt einzuhaltendes Schema gequetscht, dass der Charme des Films fast vollständig verloren geht. Der Vater des Jungen, der von seiner Mutter geradezu in die Einöde verschleppt wird, taucht aus dem Nichts aus. Auch wenn er von Ingo Naujoks gespielt wird und daher vertraut wirken sollte, tut er genau das nicht, weil die Figur zuvor nicht ein einziges Mal gezeigt wird. Den hat also der Weihnachtsmann irgendwo auf der Landstraße abgesetzt, damit er das Idyll, das sich inzwischen im Dorf Schönhorst (!) herausgebildet hat, wieder auflösen kann.
Es hätte ja offen bleiben können, ob sich Frau Dost nun wirklich für Krause interessiert, aber diese negative Eindeutigkeit am Ende ist zu sehr für einfachstes Publikum gemacht. Man setzte wohl darauf, dass es vielleicht auch wurscht ist, dass die zuvor ebenfalls einfache, aber psychologisch sehr geschickte und von stimmigen Charakteren bevölkerte Story und die Empathie, die in ihr steckt, mit einem harten Schnitt zerstört wird. Da hilft es nicht, dass Krause in der Tankstelle der Frau Piranelli mit den Armen entgegenrudert und seine Mimik beinahe amorph wirkt. Dieser Part wird zwar stimmig eingeleitet, aber wie er sich dann weiterentwickelt, kommt zu sehr zufällig und aufgesetzt rüber.
Sehr schade, dass man sich nicht über ein wirklich schönes und stimmiges Ende Gedanken gemacht hat, aber in dem Moment, in dem Krause den Fabian mit nach Berlin nimmt, ist der Zauber weg. Nicht, weil man Berlin nicht auch zauberhaft inszenieren könnte, sondern, weil das Ganze von schlicht und nett gemacht weg und ins Banale driftet. Der Zeitpunkt für die Wende, der zweite Plotpoint, ist zwar korrekt gesetzt, aber was danach kommt, wirkt wie eine kalte Dusche für Zuschauer, die sich mit den bis dahin auftretenden Figuren, aber auch mit der Situation identifiziert haben. Wie Frau Dost aufgrund eines wirklich dummen Missverständnisses ihrem Freund entfleucht, das ist nur noch knapp glaubhaft, wenn er erzählt, was hinter der anderen Frau steckt, und als Konstrukt so furchtbar konventionell. Nur, weil sie halt schon so viel Pech mit Männern hatte, strengt man sich als Zuschauer an und will denken: nun, nun, dies Trauma!
Finale
Während „Krauses Glück“, der fünfte Teil der Krause-off-Polizeiruf-Saga etwas gar zu gewollt politisch korrekt ist, geht dem ersten nach drei Viertel der Spielzeit der emotionale Kompass verloren. Selbst wenn man das Ende so wählt, wie man es hier getan hat, muss es so vorbereitet werden, dass man nicht am Schluss als Zuschauer eher die Kälte des verschneit-matschigen Brandenburger Landes spürt als die Wärme des Weihnachtskerzenscheins. Schließlich ist es eine Weihnachtsgeschichte, und die muss am Ende im Lichterschein glänzen. Die Frau, die Krause nach 30 Jahren wiedertrifft, hat leider zu wenig Spielzeit. Sie wird dargestellt von Angelika Walter, die in der DDR durch „Rotfuchs“ zum Star wurde und auch in einigen Polizeirufen aus der Zeit vor der Wende zu sehen war.
60/100
2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2020)
(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia
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Regie |
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Drehbuch |
Bernd Böhlich |
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Produktion |
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Musik |
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Kamera |
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Schnitt |
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Besetzung |
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