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Heute kommt der erste Teil der großen Parade in ausführlicherer Version, nachdem wir gestern erste Eindrücke in 22 Fotos und weitgehend ohne Zwischenkommentare gezeigt haben.   der Berliner CSD-Parade wie versprochen und werden dabei deutlich politischer. Einige Fotos von gestern belassen wir in diesem zweiten Beitrag zum CSD, sodass das Bild nun sehr reichhaltig wird.

Vollständig wird es auch im zweiten Teil nicht werden, der in den nächsten Tagen erscheinen wird, weil  der Zug immer wieder anhalten musste und an unserem Standplatz vor der Neuen Nationalgalerie um 17:45 noch nicht ganz vorbeigezogen war, als wir aus Zeitgründen die Parade verlassen mussten.

Hier geht’s zum gestrigen, „foto-puren“ Artikel.

Der CSD ist eine politische Demonstration und als solche angemeldet, auch wenn bekannte Politiker versuchen, die LGBTQIA*-Bewegung als eine Art Zirkus zu diffamieren. Dieser Angriff auf die Bewegung wurde auf dem Zug vielfach thematisiert, meist mit der Ironie, die sich die LGBTQIA*-Menschen im Laufe von Jahrhunderten der Entrechtung und Verfolgung angewöhnt haben. Diese Ironie ist nach unserer Ansicht ein wenig dem „jüdischen Witz“ ähnlich, und auch die Geschichte der beiden Gruppen weist Parallelen auf. Auf den Fotos wird man an einer Stelle auch eine Form der Solidarität sehen. Diese Art von Humor hat etwas mit Untergrund zu tun, mit Diaspora, mit dem Ausharren außerhalb der „Mainstream-Gesellschaft“.

In den letzten 60 Jahren ist die LGBTQIA*-Gemeinschaft aus dem Schatten und dem Untergrund herausgetreten, und der CSD heißt so, weil sich nach den Vorfällen in der Christopher Street von New York im Jahr 1969 viel geändert hat. 

Die Stonewall-Unruhen in der Christopher Street in New York City begannen in der Nacht zum 28. Juni 1969, als die Polizei eine Razzia im Stonewall Inn durchführte, einer Bar mit überwiegend homosexuellen und transidenten Gästen. Anders als bei vorherigen Razzien widersetzten sich die Besucher*innen der Polizei und es kam zu spontanen, teils gewalttätigen Protesten und Auseinandersetzungen, die sich über mehrere Tage hinzogen. Besonders queere Personen lateinamerikanischer und afroamerikanischer Herkunft, darunter Dragqueens, trugen maßgeblich zum Widerstand bei.

Diese Ereignisse gelten als Wendepunkt und Geburtsstunde der modernen LGBTQIA*-Bewegung, da sie eine breite Solidarisierung und politische Organisierung nach sich zogen, darunter die Gründung der Gay-Liberation-Front. Die Stonewall-Unruhen machten erstmals öffentlich sichtbar, dass sich queere Menschen und ihre Rechte gegen Diskriminierung und Polizeigewalt wehren können und trugen damit erheblich zur Sichtbarkeit und Selbstermächtigung der LGBTQIA*-Community bei.

In Gedenken an diese Ereignisse wurde rund um die Christopher Street erstmals 1970 der Christopher Street Liberation Day durchgeführt, der zur Inspiration für die heutigen CSD-Paraden weltweit wurde, auch in Deutschland, wo seit Ende der 1970er Jahre regelmäßig CSD-Veranstaltungen stattfinden. Somit symbolisiert der Stonewall-Aufstand den Startpunkt der sichtbaren, politischen und kulturellen Bewegung für Gleichberechtigung und Anerkennung von LGBTQ*-Menschen.

Die politische Herkunft des CSD wurde in diesem Jahr sehr deutlich, der Humor wurde wieder gebraucht, und leider ist es notwendig, daran zu erinnern, dass nichts sicher ist. Einer Gruppe die Menschenrechte zu verweigern, bringt uns alle in Gefahr. Das sollten auch Opportunisten und rechte Hetzer bedenken.  

Nach einiger Überlegung haben wir uns entschieden, politische Aussagen zwar zu zeigen, aber nicht ausführlich zu kommentieren. Bei einigen davon hatten wir den Eindruck, dass der CSD nicht ganz frei von Instrumentalisierungsversuchen war, doch das meiste, was wir gesehen haben, fand unsere Zustimmung und alles blieb im Rahmen der Meinungsfreiheit.

Unsere gestrige Auswahl von 22 Fotos war vor allem einzelnen Personen gewidmet, die wir bei der Parade des CSD in Berlin angetroffen haben, an jenem Sommertag des 26. Juli 2025. Das Wetter war nicht die ganze Zeit optimal zum Fotografieren, aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen und werden uns in Zukunft weiter qualitativ zu verbessern. Hinzu kommen nun die Bilder, die wir kommentieren und die deutlich machen, warum es notwendig ist, nie wieder still zu sein. „Nie wieder still“, so lautete das Motto der diesjährigen CSD-Parade von Berlin.

80 Wagen und, je nach Quelle, zwischen 100.000 und 500.000 Teilnehmende und Zuschauende, das sind die Zahlen der CSD-Parade von Berlin im Jahr 2025. Wir gehen nach unseren Beobachtungen eher von der höheren der beiden Zahlen aus, während die geringere eher auf die Zahl der Teilnehmenden zutreffen dürfte. 

 Wir haben Freund:innen in der Bewegung, aber beim CSD waren wir zum ersten Mal dabei, seit wir vor 18 Jahren in diese Stadt zogen. Wir wollten damit auch ein Zeichen des Wahlberliners setzen in einer Zeit, in der Bekenntnisse zu Freiheit und Diversität nicht mehr nur die weitere Stärkung der Rechte queerer Menschen zum Ziel haben, sondern notwendig sind, um diese Demokratie vor immer größeren Schäden zu bewahren. „Demokratie in Gefahr“ haben wir bereits als Schlagwort und Tag verwendet, als das noch nicht für jedermann so sichtbar war wie heute, und bereits 2020 eine Beitragsreihe namens „Diskursverschiebung nach rechts“ geschrieben. 

 Wir verzichten im Dienst der Sache auf das Copyright für die Bilder, denn wir finden, die LGBTI*-Bewegung ist für uns alle, es ist für uns eine Ehre, die Akteur:innen zeigen zu dürfen, und es geht einmal mehr um Solidarität.

TH

Der Zug kommt! Still war es gestern wahrlich nicht, aber die Form des Protests, der sich mit einer immer noch sehr guten, ausgelassenen Stimmung in der LGBTQIA*-Bewegung verbindet, ist hoffentlich keine Dokumentation für die Ewigkeit und es wird auch 2026 einen CSD geben, der sich mit der großen Parade von gestern messen kann.

Zur Wahrheit gehört mittlerweile auch, dass die Parade mittlerweile durch viel Polizei geschützt werden muss. Wer die Geschichte des Verhältnisses von Polizei und Unterdrückten, von Marginalisierten, von Nicht-Privilegierten kennt, und dies nicht nur als Angehöriger der Bewegung, sondern z. B. aufgrund seiner Befassung mit sozialen Protesten, wie das bei uns der Fall ist, wer registriert, wie leicht es für Rechte ist, Aufmärsche durchzuführen, auf denen grundgesetzwidrige Parolen gezeigt werden, der wird dabei immer ein, sagen wir, zwiespältiges Gefühl haben.

 

Die Straße ist für alle da, und so soll es bleiben.

Auch verkürzt ein Satz, der Bestand haben muss.

Auf diesem Bild sieht man in etwa alle bekannten Farbkombinationen der LGBTIQIA*-Bewegung. Sie ist groß, sie ist so vielfältig wie keine andere, und sie ist nach unserer Ansicht in einer Gefahr, die man besser begreift, wenn man die Zirkusrhetorik der hiesigen Politik mit dem abgleicht, was in den USA bereits Realität ist: Der massive Abbau von Minderheitenrechten, das Zerstören von Infrastrukturen der Inklusivität und Diversität an Universitäten und in Unternehmen.

Viele Wagen der gestrigen CSD-Parade waren von bekannten Unternehmen gesponsert. Diese Unternehmen sind, ihre Bekenntnisse zur Diversität hin oder her,  sehr unterschiedlich aufgestellt, was den Umgang mit ihren Mitarbeitenden angeht, Einkommen, Arbeitnehmerrechte usw. betreffend. Und welches von ihnen würde sich widersetzen, wenn die Verhältnisse bei uns sich denen in den USA annähern würden und sie angwiesen würden, von Bekenntnissen zur Diversität Abstand zu nehmen?

In diesem Sinne.

Die ersten Attraktionen der Parade.

Man beachte die Aussage im Hintergrund. Auch für uns zunehmend wichtig, unabhängig von sonstigen Gruppenzugehörigkeiten.

Bisher haben wir noch kein politisches Thema gezeigt, das nicht direkt mit der LGBTQIA* zu tun hat, aber in der Tat wurde der Ukrainekrieg schon ziemlich zu Beginn des Zuges adressiert.  

Bis auf das Anfangsbild (mit ihm wollten wir das Motto der Parade einführen) sind wir bis jetzt chronologisch vorgegangen, deswegen nach der Politik wieder Glitter, so, wie die Parade tatsächlich verlief.

Bild ohne Menschen. Dass Weidel selbst queer ist,  heißt nicht, dass sie etwas für queere Menschen tut, im Gegenteil, und gerade deshalb erfolgt eine Abgrenzung. Klöckner hat es dank ihres Einsatzes gegen queere Symbole dort, wo sie weithin sichtbar sind, in den letzten Monaten nachträglich aufs Plakat geschafft.

Wir sind der Ansicht, wer gegen diese Diversität ist, gehört nicht zu diesem Land. Oder es ist nicht mehr unser Land.

Auch der Klimaschutz hat einen Platz auf dieser Parade. Queere Menschen leben mit den anderen in dieser einen Welt und wir alle müssen versuchen, sie für alle gleichermaßen zu erhalten. Nun aber wieder viel Gay Pride ohne Kommentar …

 

Wir hatten uns so fest vorgenommen, uns nicht zu verlieben …

Nachfolgend ein paar Wagen und ihre Besatzungen, die wir überwiegend attraktiv fanden. Einige Unternehmen haben ihre Rechte als Sponsoren genutzt, um mit eigenen Sprüchen an das Motto „Nie wieder still“ oder andere Aussagen aus der LGBTIQIA* anzuknüpfen. Wir sind nicht nur aus qualitativen Gründen skeptisch bezüglich dieses Coverns und notabene Umdeutens, das wir teilweise gesehen haben. Diejenigen, sich mit groß platzierter erbaler Eigenwerbung zurückgehalten haben, fanden wir generell am besten, ihre Wagen waren  oft diejenigen, die am meisten zur Stimmung beitrugen.

Hey, it’s electric! Das Auto passt natürlich zu einem Konzern, der Strom verkauft.

 

Besondere Aufmerksamkeit verdient.

Und gleich wieder etwas Politik …

Eine Art Anti-Parade mit propalästinensischem Gepräge und mit Spuren von Gewalt gab es in Kreuzberg zur gleichen Zeit, etwa 10.000 Menschen sollen dabei gewesen sein.

Was uns besonders berührt hätte, wäre ein gemeinsamer Auftritt jüdischer und palästinensischer queerer Menschen auf der offiziellen Parade gewesen. Vielleicht haben wir das auch verpasst. Wir haben, siehe oben, nicht die gesamte Parade sehen können, weil der Zug viel länger gebraucht hat als vorgesehen, um unseren Standort zu passieren. 

Zu einer gegen die queere Gemeinschaft gerichteten Gegendemonstration von rechts kam es ebenfalls, aber Berlin blieb in dieser Hinsicht gestern stabil: Keine Relevanz, keine Möglichkeit, den CSD zu stören. Wir warnen trotzdem eindringlich davor, die kleine Dimension des rechten Gegenprotests für die Normalität zu nehmen. Es gibt Gegenden in Deutschland, in denen es Rechte auf der Straße und im Allgemeinen viel leichter haben als queere Menschen. 

Diesen Bildausschnitt wollten wir Ihnen nicht vorenthalten.

Inside / outside the Zirkuszelt. Wird man, wenn man sich das Bild mit diesen liebenswürdigen Teilnehmern anschaut, auch in Jahren sofort erkennen, was gemeint ist? Hoffentlich heißt es dann nicht: ja, und so fing es an …

Um das noch einmal klarzustellen.

Nun wieder Menschen ohne Worte.

 

 

 

 

 

Den zweiten Teil der Parade-Bilder in der großen Show-Version veröffentlichen wir morgen!

TH


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