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Haben Sie gedient? Ohne Anführungszeichen? Wenn Sie vor der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 männlich und 18 Jahre oder etwas älter waren, könnte das gut möglich sein, oder Sie haben einen Ersatzdienst absolviert. Das war einmal eine Selbstverständlichkeit, für die meisten jungen Menschen jedenfalls. Und es handelte sich um einen viel tieferen Einschnitt in die Lebensplanung, als die meisten heute Jungen es sich vorstellen können. Wie denkt die Bevölkerung insgesamt über die Wehrpflicht? Das zeigt eine aktuelle Statista-Grafik.
Wir erklären das neue Wehrdienst-Modernisierungsgesetz, das am 1. Januar 2026 in Kraft treten wird.
Infografik: Wie stehen die Deutschen zur Wiedereinführung der Wehrpflicht? | Statista

Begleittext von Statista
Im Jahr 2011 wurde der Wehrdienst in Deutschland abgeschafft. Ein Jahr zuvor hatte die Bundeswehr noch rund 25.000 Grundwehrdienstleistende in ihren Reihen, zur Jahrtausendwende waren es über 100.000. Dagegen liegt die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden aktuell bei knapp über 11.000. Das ist nach Einschätzung der Regierung aus Union und SPD nicht genug, um die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands sicherzustellen. Deswegen wird es wohl zu einer Wiedereinführung der Wehrpflicht kommen. Dass dieses Vorhaben mehrheitsfähig ist, hat zuletzt eine Ipsos-Umfrage aus dem Juli 2025 gezeigt. Demnach sind über 60 Prozent für eine Rückkehr des verpflichtenden Wehrdienstes. dabei macht es einen Unterschied, aus welcher Altersgruppe die Befragten kommen. Grundsätzlich gilt: je geringer die Wahrscheinlichkeit selber nochmal zum Gewehr greifen zu müssen ist, desto höher die Unterstützung. Dagegen ist die Ablehnung bei den 18-39-Jährigen vergleichsweise hoch, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.
Information – keine Wehrpflicht, vorerst jedenfalls
Die neue deutsche Wehrpflicht ist keine klassische „Pflicht“, sondern ein freiwilliger, flexibler Wehrdienst mit zusätzlichen verpflichtenden Elementen im Hintergrund – insbesondere einer verpflichtenden Musterung für junge Männer ab dem Jahrgang 2008 ab 2027. Die breite Zustimmung in der Bevölkerung, besonders bei älteren Jahrgängen, spiegelt sich auch in aktuellen Umfragewerten wider – deutlich mehr als 60 % der Deutschen sprechen sich für eine Rückkehr des verpflichtenden Wehrdienstes aus, wobei die Ablehnung in der vom Dienst tatsächlich betroffenen Altersgruppe deutlich höher liegt.bmvg+3youtube
Details des neuen Wehrdienstes
- Freiwilligkeit im Vordergrund: Der Einstieg in die Bundeswehr erfolgt freiwillig. Die Mindestdienstzeit beginnt bei sechs Monaten, kann aber bis zu 23 Monate betragen. Längere Verpflichtungszeiten von bis zu 25 Jahren sind für geeignete Bewerber später möglich.tagesschau+1
- Status und Vergütung: Freiwillige werden als Soldat auf Zeit geführt, erhalten verbesserte Bezahlung (Einstiegsgehalt über 2.000 € pro Monat) und profitieren von weiteren Qualifikations- und Besoldungsvorteilen.youtubebmvg+1
- Verpflichtende Wehrerfassung: Ab Juli 2027 erfolgt für alle 18-jährigen Männer eine verpflichtende Musterung, bei der die gesundheitliche Eignung und die Bereitschaft zur Dienstleistung festgestellt wird. Frauen können sich freiwillig melden.ndr+2youtube
- Pflichtelement im Krisenfall: Bei einer dringenden Bedrohung der Sicherheit und zu geringer Freiwilligenzahl kann die Wehrpflicht durch Bundestagsbeschluss wiedereingeführt werden – ein Automatismus besteht jedoch nicht.ndr+1
- Verfahren: Zunächst erhalten alle jungen Männer (ab Jahrgang 2008, bis 25 Jahre) einen Fragebogen zur Bereitschaft; geeignete Kandidaten werden dann zur Musterung eingeladen.zeit+1youtube
Ergebnisse der erwähnten Statista-Umfrage (Juli 2025)
- Gesamtzustimmung: Über 60 % der Deutschen befürworten die Rückkehr zur Wehrpflicht.ipsos
- Altersgruppen:
- Während ältere Generationen (über 60-Jährige) eine sehr hohe Zustimmung zeigen (über 70 %), ist bei den 18- bis 39-Jährigen knapp die Hälfte dafür, eine ähnlich große Gruppe ist dagegen.swr+1
- Die Statista-Grafik bestätigt: Je unwahrscheinlicher die persönliche Betroffenheit, desto höher die Zustimmung zur Wehrpflicht.ipsos
- Geschlechterunterschiede & politische Präferenzen: Männer befürworten eine geschlechtsübergreifende Wehrpflicht klarer als Frauen. Union-Wähler sind besonders zustimmend, Linke-Wähler lehnen den Vorstoß mehrheitlich ab.ipsos
Gesellschaftliche und politische Debatte
- CDU und Teile der FDP fordern grundsätzlich eine allgemeine Dienstpflicht – wahlweise Wehr- oder Sozialdienst – für alle Geschlechter.youtube
- SPD und Grüne setzen auf das freiwillige, attraktive Modell und betonen die Vorteile von Freiwilligkeit und Vielfalt im Bewerberkreis.tagesschauyoutube
- Die Notwendigkeit der Reform ergibt sich vor allem aus der angespannten sicherheitspolitischen Lage und anhaltenden Personalproblemen der Bundeswehr.bmvgyoutube
Fazit
Die neue Wehrpflicht ist formell ein flexibles, freiwilliges Wehrdienstmodell mit verpflichtenden Elementen (wie Musterung und Bereitschaftserklärung). Eine gesetzlich verpflichtende Einberufung bleibt vorbehalten für Krisenlagen, wenn die Freiwilligenzahl nicht ausreicht. Der gesellschaftliche Rückhalt ist stark altersabhängig, mit besonders hoher Zustimmung bei den älteren, persönlich nicht betroffenen Bevölkerungsgruppen.swr+1
Kommentar
Es ist immer alles einfacher zu vertreten, wenn man nicht selbst (Annahme: negativ) betroffen ist. Wir haben uns anlässlich verschiedener Umfragen in den letzten Jahren bereits für die Wiedereinführung einer Dienstpflicht ausgesprochen, und zwar für Männer und Frauen, wobei es sich dabei nicht zwangsläufig um den Wehrdienst handeln muss. Es gibt auch gewichtige Argumente dagegen. Was uns leider sofort auffällt: Ist das Land, dem heute gedient und das im Ernstfall verteidigt werden soll, noch das Land, das wir kannten, als wir selbst unseren Dienst abgeleistet haben? Wir schreiben das nur für die alte BRD. Wir meinen, das ist es nicht mehr. Wir würden uns vermutlich noch einmal aufraffen, wenn wir im entsprechenden Alter wären, aber hätten erheblich größere Motivationsprobleme. Vielleicht auch nicht, denn uns würde ja die Lebenserfahrung fehlen und das Miterleben des Niedergangs, vor allem der Demokratie, wobei wir wissen, was sich gerade tut, ist erst der Anfang. Es gäbe unendlich viel für und gegen die Wehrpflicht zu schreiben, aber wenn wir uns selbst noch einmal einfinden würden, dann hätten wir, wären wir befragt worden, auch demgemäß abgestimmt. Zusammen mit vielen anderen Alten für eine Wehrpflicht für Männer und Frauen, wenn es denn um eine reine Wehrpflicht gehen würde. Die Befragung, auf deren Basis die Grafik erstellt wurde, ist nicht auf das neue Wehrdienstgesetz abgestimmt, weil eben keine Wehrpflicht beinhaltet.
TH / Informationsteil mit Anwendung von KI erstellt
- https://www.bmvg.de/de/neuer-wehrdienst
- https://www.ndr.de/nachrichten/info/guenther-wehrdienst-rueckkehr-ist-schritt-in-die-richtige-richtung,wehrpflicht-134.html
- https://www.youtube.com/watch?v=wEa3Yq6zs9U
- https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/wehrdienst-gesetz-entwurf-100.html
- https://www.ipsos.com/de-de/wehrpflicht-umfrage
- https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-08/bundeswehr-wehrdienst-gesetzentwurf-boris-pistorius-faq
- https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/wehrpflicht-deutschland-politik-bundeswehr-360-grad-100.html
- https://www.dw.com/de/deutschland-bundeswehr-neuer-wehrdienst-alter-zehntausende-freiwillige-anlocken-musterung-v3/a-73778016
- https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wehrdienst-gesetz-kommt-jetzt-die-wehrpflicht-zurueck-das-plant-die-regierung/100151056.html
- https://www.bmvg.de/resource/blob/5988804/d1c61437234ee4b30eae48f2994cceea/dl-regierungsentwurf-gesetz-modernisierung-des-wehrdienstes-data.pdf
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