Wie verbreitet sind Tradwife-Überzeugungen bei Frauen in Deutschland? (Statista + viele Zusatzinfos + Kommentar: Ein griffiges Label verdeckt große Unterschiede)

Briefing Gesellschaft, Frauen, Männer, Tradwife-Ideologie, Gleichheit, Unvereinbarkeit von Familie und Beruf,

In den nächsten Tagen möchten wir mit Ihnen ein wenig Gesellschaftskunde betreiben und fangen sozusagen von hinten an, bei der Ideologie. Wissen Sie, was eine „Tradwife“ ist? Natürlich kommt er wieder einmal aus den USA und natürlich dürfte er etwas mit der MAGA-Bewegung zu tun haben. Zunächst aber hat Statistik eine Befragung daraus gemacht, die sich auf Deutschland bezieht, wobei wir nicht wissen, ob der Begriff „Tradwife“ auch exakt die ideologische Position umfasst, die in den USA dahintersteht, oder ob es einfach nur um etwas geht, was wir – wie immer informativ erweiternd – im Anschluss beschreiben werden.

Infografik: Wie verbreitet sind Tradwife-Überzeugungen bei Frauen in Deutschland? | Statista

Begleittext von Statista

In sozialen Netzwerken zeigen sogenannte „Tradwives“ (=traditional wives) ihren Alltag. Der Begriff bezeichnet Frauen, die traditionelle Geschlechterrollen bewusst annehmen und als Ideal darstellen. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat untersucht, wie verbreitet dieses Rollenbild bei Frauen in Deutschland ist. Von den untersuchten 20- bis 30-jährigen Frauen vertreten rund 19 Prozent Einstellungen, die jenen der „Tradwives“ ähneln, da sie unter anderem die Mutterschaft als zentrale Lebensaufgabe einer Frau ansehen und eine traditionelle Arbeitsteilung in der Partnerschaft unterstützen.

In etwa gleich verbreitet ist das vereinbarkeitsorientierte Rollenbild, wie die Statista-Infografik weiter zeigt. Hier sehen Frauen ein Vereinbarkeitsproblem zwischen der Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern beziehungsweise Eltern insgesamt und den Bedürfnissen ihrer Kinder. Am weitesten verbreitet ist mit rund 61 Prozent dagegen das egalitäre Rollenbild. Sie stehen für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung bei Familie und Beruf und befürworten gleichstellungsbezogene Grundsätze.

Die Erwerbstätigenquote in Deutschland zeigt, dass Männer mit einer Erwerbstätigenquote von 84,9 Prozent häufiger berufstätig sind als Frauen mit einer Quote von 77,6 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Frauen, welche in Teilzeit arbeiten, deutlich höher als bei Männern: Rund die Hälfte aller Frauen geht einer Teilzeitbeschäftigung nach, bei den Männern sind es nur knapp zwölf Prozent. In rund ein Drittel aller Familien in Deutschland ist der Mann allein verdienend und für die Versorgung der Familie verantwortlich.

Kurzer Einleitungskommentar

Natürlich, man muss allem einen Spin geben, auch Statista erliegt hin und wieder solchen Anwandlungen, aber wir werden im Nachfolgenden klarstellen, dass „Tradwife“ nach amerikanischem Muster und das, was in Deutschland gemäß obenstehender Grafik einer Tradwife-Einstellung entsprechen soll, bei Weitem nicht das Gleiche sind. „Tradwife“ ist eine rechte ideologische Bewegung, die wiederum stark in der MAGA-Bewegung verwurzelt sein dürfte. Nicht einmal AfD-Anhänger:innen sind in der Hinsicht so ideologisch aufgeladen. Der Grund dürfte vor allem sein, a.) dass deren Sozialprofil nicht passt und b.) dass es in Deutschland keinen weitverbreiteten religiösen Fundamentalismus gibt, der mit der Tradwife-Bewegung in den USA eng verbunden ist. Auch bei uns gibt es zunehmend „chirstliche“ Radikale, aber eine Breitenströmung ist das aufgrund der hohen Anzahl von Menschen, die gar nicht religiös sind, noch nicht. Wir würden es auch für fatal halten, wenn eine Re-Christianisierung ausgerechnet auf diesem Weg stattfinden würde, weil wir die Einstellungen, die dahinterstehen, für mit vielen christlichen Prinzipien nicht vereinbar halten. Uns recht es schon, dass die aktuelle führende Regierungspartei immer noch das „C“ im Namen hat und damit Etikettenschwindel betreibt, und auch die „Tradwife“-Bewegung hat etwas Heucherlisches, weil sie auf ökonomischen Voraussetzungen fußt, die in den meisten Familien und Partnerschaften nicht existieren. Und damit zur Analyse.

Zusatzinformationen und Analyse


Die Statista-Grafik nennt folgenden Befund:

  • 18,5 % der befragten Frauen sind formal „tradwife-orientiert“.

  • 19,3 % sagen, sie seien nicht egalitär eingestellt, weil sie Probleme bei der Vereinbarkeit von Mutterschaft, Haushalt und Beruf sehen — also eher eine pragmatische/strukturelle Begründung, nicht die Inszenierung eines Tradwife-Lifestyles.

Diese beiden Zahlen nehmen wir als als Ausgangspunkt für den Vergleich mit den USA.


Vergleichbare amerikanische Zahlen (quellenbasiert, unabhängig von ideologischer Aufladung)

  1. Anteil, der eine Rückkehr zu klassischen Rollen befürwortet / traditionelle Präferenzen

    • Eine frühere Pew-Erhebung (oft zitiert) zeigte, dass eine Mehrheit der US-Öffentlichkeit nicht will, dass Frauen „zu traditionellen Rollen zurückkehren“ — in den Unterteilungen verbleibt aber immer eine nicht-geringe Minderheit, die das befürwortet (bei manchen Messungen ~20 %-Bereich). (Pew Research Center)

    • Gallup (2019) fragte direkt: „Wenn Sie frei wählen könnten — würden Sie lieber arbeiten oder Hausfrau/Hausmann sein?“ Ergebnis: 56 % der Frauen bevorzugen zu arbeiten, 39 % bevorzugen die Rolle als Homemaker (bei Müttern mit kleinen Kindern liegen Präferenzen anders: dort ist die Präferenz zum zu Hause bleiben deutlich höher). Das heißt: eine merkliche Minderheit von Frauen zieht die häusliche Rolle vor — Zahlen in der ~30–50 %-Spanne, je nach Subgruppe. (Gallup.com)

    Wie das zu den 18,5 % passt: Je nachdem, wie „tradwife-orientiert“ gemessen wird (stilisiert-ideologisch vs. Präferenz für häusliche Rolle), liegen US-Messungen bei konkreten Fragen über die Präferenz für Homemaker-Rollen oft im ähnlichen Bereich oder darüber — aber das hängt stark von Fragestellung und Untergruppe (Elternstatus, Bildung, Parteizugehörigkeit) ab. (Gallup.com)

  2. Probleme bei Vereinbarkeit / Work-Family-Konflikt

    • US-Studien und Umfragen zeigen beständig, dass Frauen häufiger von Work-Family-Konflikten berichten und mehr Haushalts-/Pflegearbeit übernehmen als Männer; z. B. zeigt Gallup, dass Frauen deutlich häufiger die Hauptverantwortung für Wäsche, Putzen und Kochen tragen. Das bedeutet: viele Frauen nennen praktische Vereinbarkeitsprobleme als Grund, warum Gleichverteilung nicht klappt. (Gallup.com)

    Wie das zu den 19,3 % passt: In den USA gibt es eine breite Basis von Frauen, die nicht aus ideologischer Überzeugung traditionelle Aufgaben bevorzugen, sondern weil strukturelle Bedingungen (Arbeitszeit, Kinderbetreuung, Lohnunterschiede) die egalitäre Verteilung erschweren — das ist direkt vergleichbar mit der beschriebenen deutschen Situation. (Gallup.com)

  3. Parteipolitische / demographische Differenzierung

    • Neuere Erhebungen und Analysen zeigen klare Parteigrenzen: konservative / republikanische Wählerinnen und -wähler sind deutlich öfter für stärker traditionelle Geschlechterrollen als liberale/Demokrat*innen; Studien berichten von Zunahmen konservativer Präferenzen in bestimmten Teilgruppen in den letzten Jahren. Diese Polarisierung verstärkt, dass Zustimmung zu traditionellen Rollen in den USA stärker mit politischer Identität verknüpft ist als in vielen europäischen Kontexten. (Institute for Family Studies)

  4. Das „Tradwife“-Phänomen in den USA (Medien / Social Media / Ideologie)

    • Der Begriff „Tradwife“ taucht in US-Medienberichten und Untersuchungen als sozial-medialer Trend auf — eine ästhetisierte, oft politisch konservativ geprägte Bewegung auf Instagram/YouTube, die traditionelle Geschlechterrollen romantisiert. Journalistische Artikel heben hervor, dass viele sichtbare „Tradwife“-Profile mit relativer ökonomischer Sicherheit (Partner, der genug verdient) verbunden sind — also eine klassistische Komponente. (ABC News)


Kurze Bewertung / Schlussfolgerung 

  • Zahlenvergleich (rein quantitativ): Die 18,5 % (Deutschland: „tradwife-orientiert“) liegen im gleichen Größenordnungsbereich wie die Anteile in US-Umfragen, die zugunsten traditioneller Rollenvorstellungen bzw. eines bevorzugten Heim-/Familienlebens ausfallen — je nach Frageformulierung und Subgruppe. Konkrete US-Messungen (z. B. Gallup-Präferenzfrage) zeigen, dass eine nicht unerhebliche Minderheit von Frauen (je nach Gruppe 30–50 % bei Müttern, ~39 % insgesamt in einer Messung) häusliche Rollen bevorzugt; andere Umfragen (Pew) zeigen etwa ~20 %-Bereiche für Zustimmung zu expliziten „Rollen-Retrospekten“. (Gallup.com)

  • Kontext & Interpretation: Trotzdem dürfen wir die Zahlen nicht einfach 1:1 gleichsetzen.

    • In Deutschland sind viele Frauen, die traditionelle Rollenverteilungen befürchten oder leben, oft von strukturellen Hindernissen bzw. ökonomischen Rahmenbedingungen betroffen (Teilzeit, mangelnde Betreuungsinfrastruktur, Lohnungleichheit). Das ist pragmatisch-strukturell.

    • In den USA existiert zusätzlich die gut sichtbare Tradwife-Ästhetik/Ideologie: eine Social-Media- und Politik-nah verankerte Inszenierung eines Lebensstils, die häufig mit konservativer Politik (MAGA/Republican-Spektrum) und mit wirtschaftlichem Privileg verbunden ist. Deshalb hat der Begriff dort oft eine stärkere ideologische Aufladung — er steht nicht nur für persönliche Präferenz, sondern für eine kulturelle Bewegung und politisches Statement. (ABC News)

  • Kurz gesagt: Quantitativ sind die deutschen Zahlen (18,5 % / 19,3 %) nicht überraschend klein im Vergleich zu US-Befunden — aber die Bedeutung der gleichen Zahlen unterscheidet sich: in Deutschland häufiger Ausdruck struktureller Realitäten; in den USA häufiger auch Ausdruck einer inszenierten, ideologisch gefärbten Bewegung (bei der sichtbare „Tradwives“ oft privilegiert sind).

Wir haben im Folgenden versucht, eine übersichtliche Form für die obigen Beschreibungen und Werte zu finden

Hier ist eine tabellarische Übersicht mit vergleichbaren Daten für die USA (so weit verfügbar) gegenüber den von Dir genannten deutschen Zahlen – mit Hinweis auf Fragestellungen und Quellen.

Hinweis: Die deutsche Seite („18,5 %“ und „19,3 %“) stammt aus der vorliegenden Angabe; für die USA lassen sich keine exakt identischen Fragen mit denselben Formulierungen finden, daher sind die Vergleiche nur annähernd.

Land

Frage / Thema

Prozentzahl

Quelle & Anmerkung

Deutschland

Anteil Frauen, die formal „tradwife-orientiert“ sind

18,5 %

Statista-Grafik

Deutschland

Anteil Frauen, die nicht egalitär eingestellt sind wegen Vereinbarkeit Haushalt/Beruf

19,3 %

Statista-Grafik

USA

Anteil Frauen, die lieber arbeiten außerhalb des Hauses als Hausfrau sein würden

56 % (Frauen insgesamt) / 39 % (Frauen, die lieber Hausfrau wären)

(Gallup.com)

USA

Anteil verheirateter/lebender Paare, in denen Frauen primär Haushalts-/Sorgearbeit übernehmen

z. B. 58 % Wäsche, 51 % Putzen / Kochen

(Gallup.com)

USA

Anteil der Erwachsenen, die sagen: steigende Erwerbstätigkeit von Frauen hat es Familien leichter gemacht, genug zu verdienen

~67 %

(pewresearch.org)

Einige Erläuterungen

  • Die 56 % und 39 % aus der USA-Umfrage (Gallup, 2019) zeigen, dass Mehrheit der Frauen lieber arbeiten will, aber 39 % würden lieber die Hausfraurolle übernehmen, wenn die Wahl frei wäre. (Gallup.com)

  • Der Anteil von ca. 58 % bzw. 51 % bei bestimmten Haushaltstätigkeiten zeigt die Realität der Aufgabenteilung in US-Haushalten. (Gallup.com)

  • Die US-Zahl (~67 %) zeigt eine positive Bewertung der erhöhten Frauen­erwerbstätigkeit hinsichtlich Familienfinanzen. (pewresearch.org)

Bewertung im Hinblick auf die deutschen Zahlen

  • Die deutschen Zahlen (18,5 % / 19,3 %) liegen unter derjenigen Gruppe in den USA, die klar angeben, lieber Hausfrau sein zu wollen (~39 %) oder deren Haushaltsteilung sehr traditionell ist.

  • Gleichzeitig zeigen die USA-Daten aber auch: Viele Frauen bevorzugen nicht ausschließlich die Haushaltsrolle – die Mehrheit will arbeiten (56 %).

  • Das heißt: Die deutschen Zahlen deuten darauf hin, dass ungefähr eine von fünf Frauen sich formal/traditionell orientiert bzw. durch Vereinbarkeitsprobleme nicht egalitär eingestellt ist – in den USA ist der Anteil derjenigen, die wirklich aktiv Hausfrau werden wollen oder stark traditionalistisch eingestellt sind, zumindest bei bestimmten Befragungen größer.


Ob die traditionellen Einstellungen von Frauen bezüglich ihres Rollenbildes tatsächlich fundiert sind und sich in Erwerbsstatistiken spiegeln, war eine weitere Fragestellung, an der wir nicht vorbeigehen konnten, hier das Ergebnis:

Gerne — hier sind aktuelle Erwerbs- bzw. Arbeitsmarktteilnahmequoten für Männer und Frauen in Deutschland und den USA (so verfügbar), plus eine kurze Bewertung.

Land

Geschlecht

Erwerbs- bzw. Arbeitsmarkt-teilnahme-quote*

Quelle

Deutschland

Männer

ca. 80,8 % (Alter 15-64) (Angaben aus dem Statista-Begleittext zur Grafik: 84 %)

Daten-Mikrozensusergebnis: 15-64 Jahre: Männer 80,8 % in Erwerbstätigkeit. (Destatis)

Deutschland

Frauen

ca. 74,1 % (Alter 15-64) (Angaben aus dem Statista-Begleittext: 77 %)

Mikrozensusergebnis: 15-64 Jahre: Frauen 74,1 %. (Destatis)

USA

Männer

ca. 89,1 % („prime-aged“ 25-54 Jahre) Erwerbspersonenanteil

US Kongressbericht: Männer 25-54 Jahre 89,1 %. (Congress.gov)

USA

Frauen

ca. 77,4 % („prime-aged“ 25-54 Jahre) Erwerbspersonenanteil

Gleiche Quelle: Frauen 25-54 Jahre 77,4 %. (Congress.gov)

International (G7, ILO-Modell)

Männer

ca. 66,3 % gesamt Erwerbsquote (2024) Deutschland Männer – im Vergleich USA etwa 67,4 %. (TheGlobalEconomy.com)

 

International (G7, ILO-Modell)

Frauen

Deutschland ca. 55,6 %, USA ca. 56,5 % (2024)

Daten: Frauen Teilhabequote. (TheGlobalEconomy.com)

* Hinweis: „Erwerbs- bzw. Arbeitsmarkt-teilnahmequote“ bzw. Erwerbstätigenanteil variieren je nach Altersgruppe, Definition (Erwerbstätigkeit vs. Erwerbstätigen+Arbeitslose) und Datenquelle.


Bewertung & Erkenntnisse

  • In Deutschland ist der Anteil arbeitender bzw. erwerbstätiger Frauen im Alter 15-64 mit ~74 % vergleichsweise hoch, aber noch unter dem der Männer (~80,8 %).

  • In den USA liegt für die zentrale Altersgruppe 25-54 bei Männern etwa 89,1 % und bei Frauen 77,4 %, was zeigt, dass auch dort ein Geschlechterunterschied besteht.

  • Nach einer internationalen Modellrechnung (ILO-Modell für G7) liegt die Frauen-Teilnahmequote in Deutschland (~55,6 %) und in den USA (~56,5 %) ziemlich nahe beieinander — allerdings handelt es sich hier um andere Definitionen und Bevölkerungsgruppen.

  • Wichtig: In Deutschland ist ein hoher Anteil von Frauen Teilzeit beschäftigt („nicht nur ob“, sondern wie viel) — das heißt, die Quantität der Erwerbstätigkeit ist stärker als die Qualität (Vollzeit vs. Teilzeit) relevant.

  • In den USA erscheint die Erwerbsbeteiligung von Frauen zwar leichter geringer als bei Männern, aber der Abstand ist nicht immens größer als in Deutschland — was zeigt, dass beide Länder ähnliche strukturelle Herausforderungen haben (z. B. Balance Familie/Beruf, Teilzeit, Arbeitszeiten).

Weiterer Kommentar

Es gibt unterschiedliche Daten zwischen Statista und der Recherche nach Mikrozenus, aber sie liegen nur etwa jeweils drei Prozent auseinander, bei beiden Geschlechtern. Die ILO hingegen tendiert dazu, Unterschiede zwischen den Ländern mehr oder weniger zu planieren, wie die viel zu geringe Erwerbslosigkeitsquote beweist, welche von der ILO für Deutschland angenommen wird und die noch weit unterhalb der ebenfalls beschönigenden Zahlen der Bundesagentur für Arbeit liegen (Arbeitslosenquote nach ILO in Deutschland immer noch unter bzw. um 4 Prozent (!)).

Aber wir wollen hier keine Statistik-Kritik in den Vordergrund stellen, denn eines zeigt sich doch recht deutlich. Sowohl Deutschland als auch die USA haben ähnliche Zahlen vorzuweisen, die Erwerbsquoten von Männern und Frauen betreffend, inklusive der höheren Quoten bei den Männern und vermutlich ex Ausweisung von Teilzeitjobs, deren geringere Abeitsstundenzahl bei Frauen stärker in Abzug gebracht werden müsste als bei Männern (was zumindest die ILO aber nicht tut).

Trotzdem müssen wir betonen, dass es in Deutschland noch keine nennenswerte medial inszenierte Tradwife-Bewegung gibt, deshalb finden wir „Tradwife-Einstellungen“ für die Bevorzugung eines traditionellen Rollenbildes eine schwierige Zuschreibung. Der Begriff ist nun einmal derzeit noch von einem US-Gebrauch geprägt, und dort geht er weiter über ein traditionelles Rollensverständnis hinaus – und wird zu Recht dafür kritisiert, dass Frauen gut Propaganda in den sozialen Medien machen können, deren Männer so gut verdienen, dass die Frauen nicht nur zu Hause bleiben können, sondern vermutlich auch noch Personal haben, das ihnen die anstrengenderen Arbeiten abnimmt, sodass sie sich ganz ebenjener Propaganda widmen können.

Ideologien aus den USA sind prinzipiell nicht auf Gerechtigkeit und Gleichheit ausgerichtet, das muss man verstehen, wenn man auch diese neue Ausprägung der MAGA-Bewegung wieder richtig einordnen will. Dass dies mit religiösem Fundamentalismus verknüpft wird, ist keinesfalls überraschend, denn dieser Fundamentalismus ist wiederum eng mit White Supremacy verknüpft, was darauf hinauslaufen dürfte, dass die Tradwife-Bewegung vor allem von weißen Frauen aus dem Mittelstand / dem gehobenen Mittelstand getragen wird. Zumindest inszenieren sie sich so, als ob sie dieser Schicht angehören würden. Auch hier darf man, wie bei allem, was in den sozialen Medien verbreitet wird, nicht alles glauben, was gezeigt wird, aber mit ziemlicher Sicherheit steckt eine Basis in dieser Bewegung, die sich auch anhand sozioökonomischer Fakten überprüfen lässt.

Nachahmerinnen wird es auch schon geben, weil alles, was aus den USA kommt, zumindest versuchsweise imitiert wird. Vielleicht nimmt es mangels religiöser Fundierung eine andere Ausprägung an, vielleicht passt es einfach nicht zu Deutschland, was uns, offen geschrieben, am liebsten wäre. Es gibt genug gesellschaftliche Spaltung, da muss man nicht noch die Tatsache, dass man heute noch einen Mann erwischt hat, der so viel verdient, dass man zu Hause bleiben und Social-Media-Influencertum betreiben kann, zu einem Hype entwickelt werden. Social-Media-Influencing gibt es bei uns auch, und immer wieder Menschen, denen es nicht reicht, ihr Ding zu machen, sondern die es naiven Zeitgenoss:innen unbedingt auch noch aufs Auge drücken müssen. Auch hierzulande mit Erfolg, und das ist auch wieder eine Botschaft in der Botschaft. Diejenigen, die sich sich an so etwas orientieren, gibt es, das hat sich im Bereich des Konsumismus ja schon erwiesen, und auch der lässt sich wieder gut mit solchen Ideologien verbinden. Der Weg von der ideologischen Propaganda bis zum passenden Produkt für die gute Tradwife ist nicht weit, und damit sind wir bei der Banalität angelangt, die vieles, was so weltanschaulich wirkt, bei näherem Hinsehen einmal mehr hat, und auch am Ende des Beitrags.

TH


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