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Ist man als Person der Zivilgesellschaft auch automatisch gegen Eingriffe in Grund-, Bürger-, Freihreitsrechte? Im Fall der Kamera-Überwachung, die immer mehr um sich greift, ein zwiespältiges Thema, finden wir. Heute hat Civey dazu eine Umfrage erstellt:
Mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum? Stimmen Sie ab! Oder lesen Sie erst den Begleittext (hinter dem Link) oder bei uns als Fußnote,1 und natürlich unsere weitere Recherche und unseren Kommentar.
Unsere Zusammenfassung
Kurzantwort: Der Ausbau der Videoüberwachung in Deutschland hat sowohl Vorteile (mehr Aufklärung, subjektives Sicherheitsgefühl) als auch gravierende Nachteile (Eingriff in Freiheitsrechte, begrenzte Wirksamkeit, Datenschutzrisiken). Ob „gut“ oder „schlecht“ hängt stark davon ab, wie eng der Einsatz begründet, kontrolliert und technisch ausgestaltet wird.
🔍 Vorteile der zunehmenden Videoüberwachung
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Steigerung der Aufklärungsquote: Laut Bundesinnenministerium hat die Bundespolizei durch den Einsatz von über 11.000 Kameras an 750 Bahnhöfen die Zahl der aufgeklärten Straftaten im Vergleich zu 2019 verdreifacht.
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Prävention durch Abschreckung: Kameras können Täter von geplanten Delikten abhalten, da das Risiko der Identifizierung steigt.
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Subjektives Sicherheitsgefühl: Viele Bürgerinnen und Bürger berichten, dass sie sich durch sichtbare Kameras sicherer fühlen.
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Schnellere Reaktion: Live-Überwachung ermöglicht der Polizei, bei sich anbahnenden Straftaten schneller einzugreifen, wie in Wanne-Eickel demonstriert.
⚖️ Nachteile und Kritikpunkte
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Eingriff in Freiheitsrechte: Kritiker wie Marcus Kober betonen, dass Videoüberwachung die Bewegungsfreiheit und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung einschränkt.
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Begrenzte Wirksamkeit: Studien zeigen, dass spontane Gewalt- oder Affekttaten durch Kameras kaum verhindert werden. Zudem verlagern sich Delikte oft in unüberwachte Räume.
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Datenschutzrisiken: Besonders problematisch ist der mögliche Einsatz von KI-gestützter Gesichtserkennung, der tief in Persönlichkeitsrechte eingreift.
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Rechtliche Grenzen: Das Verwaltungsgericht Köln erklärte die Überwachung von 44 Nebenstraßen für unzulässig, da dort keine erhöhte Kriminalität vorlag – ein Hinweis darauf, dass der Einsatz streng begründet sein muss.
📊 Politische und gesellschaftliche Dimension
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Politische Befürworter: Parteien wie die CSU fordern mehr „Videoschutz“ und automatische Gesichtserkennung, um sogenannte „No-go-Areas“ zu verhindern.
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Zivilgesellschaftliche Gegenbewegungen: Initiativen wie „Kameras stoppen“ sehen in der Ausweitung eine schleichende Normalisierung von Überwachung und warnen vor Missbrauch.
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Gesellschaftliche Spaltung: Während ein Teil der Bevölkerung Sicherheit höher gewichtet, sehen andere die Gefahr einer „Überwachungsgesellschaft“.
🧭 Fazit
Videoüberwachung ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug mit klaren Grenzen. Sie kann Aufklärung und subjektive Sicherheit verbessern, aber nicht die Ursachen von Kriminalität bekämpfen. Entscheidend ist, ob ihr Einsatz transparent, verhältnismäßig und rechtsstaatlich kontrolliert erfolgt.
Zwischenkommentar
Wir haben nun mit „überwiegend negativ“ abgestimmt, aber nicht weniger als 63 Prozent sehen es dezidiert anders herum und sind eindeutig, nicht nur latent, für die die stärkere Überwachung des öffentlichen Raums. Deshalb hat uns interessiert, ob der Aufwand und die Ausspähung in Ländern, die da schon viel weiter sind, wirklich viel gebracht hat. Mit „Ausspähung“ meinen wir auch den Einsatz von Gesichtserkennung, der durch die KI wieder einen großen Schub erhalten hat. In Berlin gab es vor einigen Jahren eine linke Initiative, die sich klar gegen diese Kombination aus Überwachung und automatischer Erkennung ausgesprochen hatte. Daher meine weitere Frage – sic! – an die KI, die wir selbst verwenden, aber zu ganz anderen Zwecken, nämlich um Sie schneller und präziser informieren zu können.
Ich habe mich in der Umfrage mit „eher nein“ ausgesprochen. Derzeit ist eine überwältigende Mehrheit von 63 Prozent eindeutig dafür, sich selbst überwachen zu lassen. Ich halte das für sehr problematisch, wie viele Mehrheitsmeinungen derzeit. Für mich ist das dieselbe Haltung wie „Ich habe ja nichts zu verbergen“ im Netz – obwohl widerlegt ist, dass „saubere Weste“ keine Deprivatisierung, keinen Verlust der Selbstbestimmung etc. bedeutet. Was mich interessieren würde, sind die Erfahrungen aus Städten wie London, die quasi totalüberwacht sind. Hat das wirklich dazu geführt, dass die Häufigkeit bei Delikten, die in der Öffentlichkeit geschehen, entscheidend zurückgegangen ist?
Kurzantwort: In London hat die massive Videoüberwachung nicht zu einem klaren, entscheidenden Rückgang öffentlicher Kriminalität geführt. Sie wirkt vor allem als Aufklärungs- und Ermittlungsinstrument sowie zur Steigerung des subjektiven Sicherheitsgefühls, weniger als echte Prävention. Studien zeigen: bestimmte Delikte wie Diebstahl oder Vandalismus können lokal zurückgehen, aber Gewaltkriminalität verlagert sich oft oder bleibt unverändert thesurreysecurity.co.uk Pelco by Motorola Solutions wunderlustlondon.co.uk Springer.
📹 Umfang der Überwachung in London
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London gilt als eine der am stärksten überwachten Städte weltweit.
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2022 wurde die Zahl der Kameras auf rund 942.000 geschätzt; allein die London Underground verfügt über mehr als 15.000 Kameras wunderlustlondon.co.uk.
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Insgesamt sind im Vereinigten Königreich über 21 Millionen Kameras installiert – ein Anstieg von 6 Millionen (2013) auf über 21 Millionen (2024), vor allem durch private Betreiber wunderlustlondon.co.uk.
✅ Positive Effekte
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Aufklärung: CCTV liefert wertvolle Beweise für Ermittlungen und Gerichtsverfahren. Viele Fälle von Diebstahl, Vandalismus oder Terrorverdacht konnten durch Videoaufnahmen schneller geklärt werden thesurreysecurity.co.uk Pelco by Motorola Solutions.
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Abschreckung bei geplanten Delikten: Täter, die rational kalkulieren, meiden stärker überwachte Orte.
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Subjektive Sicherheit: Bürgerinnen und Bürger berichten, dass sie sich sicherer fühlen, wenn Kameras sichtbar sind Springer.
⚠️ Grenzen und Probleme
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Begrenzte Prävention: Gewalt- und Spontantaten werden durch Kameras kaum verhindert. Studien zeigen, dass CCTV nicht zuverlässig zu einem Rückgang von Straßenkriminalität führt Springer.
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Verlagerungseffekte: Kriminalität verschiebt sich in weniger überwachte Räume.
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Kosten-Nutzen-Frage: Der Betrieb und die Auswertung von Millionen Kameras ist extrem teuer, während die tatsächliche Kriminalitätsreduktion oft gering bleibt.
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Datenschutz und Freiheitsrechte: In London wird zunehmend KI-gestützte Gesichtserkennung getestet, was Bürgerrechtsgruppen als massiven Eingriff kritisieren London Post.
🧭 Fazit
London zeigt, dass selbst eine „Totalüberwachung“ keine Garantie für weniger Kriminalität im öffentlichen Raum ist. Kameras sind nützlich für Ermittlungen und können punktuell abschrecken, aber sie ersetzen keine sozialen, präventiven oder polizeilichen Maßnahmen. Die eigentliche Wirkung liegt im Kontroll- und Beweischarakter, nicht in der nachhaltigen Senkung von Kriminalitätsraten.
👉 Wenn du magst, kann ich dir eine Vergleichstabelle zwischen Deutschland und London erstellen – mit Zahlen zu Kameradichte, Kriminalitätsentwicklung und rechtlichen Rahmenbedingungen. Das würde die Unterschiede und Parallelen noch deutlicher machen.
Quellen:
thesurreysecurity.co.ukSurrey Security – Impact of CCTV in London
Pelco by Motorola SolutionsCalipsa – UK CCTV Explained
wunderlustlondon.co.ukWunderlust London – CCTV Statistics
SpringerSpringer – Effects of CCTV on Fear of Crime
London PostLondon Post – AI-Powered Surveillance
Kommentar 2
Wir haben uns gefragt, wo wir uns selbst in Berlin am unsichersten fühlen, das Ergebnis war eindeutig: 1.) auf U-Bahnhöfen. 2.) In der U-Bahn. Erst dann kommen die „verrufenen Viertel“ oder Straßen, erst dann andere Verkehrsmittel. Die BVG hat mittlerweile auf allen Bahnhöfen mehrere Kameras installiert, in neueren U-Bahn-Zügen gibt es ebenfalls welche. Wir sind manchmal in Versuchung, einer Kamera mal die Zunge rauszustrecken, um doch noch irgendwie als verdächtige Subjekte Karriere zu machen.
Ist unser Sicherheitsgefühl durch die Kameras besser geworden? Eindeutig nein. Wir stellen uns vor, wir werden von einer oder mehreren Personen mit typischer Kleidung angegriffen, also mit Hoodies bekleidet, Kapuze über dem Kopf, Gesicht unkenntlich. Bis da jemand eingreift, das dauert viel zu lange, die Kamera beobachtet ja nur. Selbst die spätere Erkennung ist nicht gesichert, und was nützt sie einer Person, die vielleicht verletzt im Krankenhaus liegt oder ausgeraubt wurde? Prävention für die Zukunft, weil man leichter identifiziert werden kann, als Täter? Oder doch eher Verlagerung der Kriminalität in Gegenden, in denen es vermutlich niemals zu einem sinnvollen Kamera-Einsatz kommen wird, weil die Lokalitäten zu unübersichtlich sind, wie in Parks etc.
Was uns tatsächlich helfen kann, ist die Anwesenheit von Sicherheitskräften, aber das trifft auch nicht in jedem Fall zu.
Das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum hängt bei uns nicht davon ab, ob wir jederzeit überwacht werden, das aber als notwendig akzeptieren, weil die Dinge eben sind, wie sie sind. Das Sicherheitsgefühl hat hauptsächlich mit der Situation in der Gesellschaft zu tun, und die ist schlecht und wird schlechter. Die Vermüllung einiger Gegenden in Berlin trägt zum Beispiel zum Unsicherheitsgefühl bei: Wer so mit seiner Umgebung umgeht, wie wir es in dieser Stadt häufig wahrnehmen, wer diese negative Einstellung gegenüber dem Ganzen und damit auch sich selbst hat, dem trauen auch eher Gewaltkriminalität zu als jemandem, der vielleicht etwas spießig ist, aber auch dezent und pflicht- und umweltbewusst. Kameras nützen dagegen gar nichts.
Es sei denn, man wendet die chinesische Methode an: Kameras sind überall und es werden sofort Sozialpunkte abgezogen, wenn jemand eine Plastikflasche ins Gebüsch eines öffentlichen Parks schmeißt. Wollen wir das? In einer Demokratie? Wie weit soll das gehen? Bis dahin, dass wir uns auch in unseren Wohnungen freiwillig Kameras installieren, um, der Logik folgend, durch komplett linienhaftes Verhaltenmaximal viele Sozialpunkte zu sammeln, quod erat demonstrandum aufgrund 24-h-Überwachung? Und nicht vergessen, einer armen Frau in der U-Bahn einen Euro geben, gehört nicht dazu, denn das fördert ja das Betteln. Würde uns tatsächlich interessieren, wie an den Bildschirmen, die zur Kamera-Überwachung gehören, darüber geredet wird, seit es die In-der-Bahn-Spähaugen gibt. Eine gewisse Idee haben wir, seit wir wieder mehr mit Menschen zu tun haben, die alles sind, auch sehr unterschiedlich, aber nicht woke.
Zusammengefasst: Der Zustand unserer Gesellschaft lässt sich gewiss nicht durch immer mehr Kameras verbessern. Sie sind eher ein Ausdruck von Hilflosigkeit gegenüber den Ursachen von Aggressionen aller Art. Sie zeigen, was falsch läuft, und dass die Politik und die Sicherheitsbehörden uns lieber immer mehr hinterherschnüffeln, als das Land so zu gestalten, dass alle einander gewogener sind. Insofern ist auch unsere oben ausgedrückte Zuschreibung von Gewaltgeneigtheit nach Phänotyp und Genotyp relativ: Es gibt diese Aggressionen, aber niemand kümmert sich um die Gründe, die sehr tief liegen und viel Geduld und echte Sozialarbeit erfordern, um an der Wurzel anzusetzen. Im Gegenteil, die aktuelle Politik sorgt mit ihrer Rhetorik für die Steigerung von Aggressionen und kürzt zudem die Gelder für soziale Projekte, und natürlich heißt es dann, wir brauchen mehr Kameras, weil sie mehr Sicherheit bieten. Dass das kaum stimmt und gerne Fake News erzählt werden, wird diese Regierung nicht kratzen, angesichts der Unwahrheiten, Halbwahrheiten, bewussten Fehlinterpretationen von Daten, die ihre Mitglieder und vor allem Unions-Politiker verbreiten.
Deswegen bitten wir diejenigen, die auch bei der Kriminalität wieder einmal die scheinbar einfachen Lösungen bevorzugen, noch einmal darüber nachzudenken, ob am Ende dieser Überwachungsarie der Sicherheitsvorteil wirklich größer ist als all die Nachteile, die mit einer Totalüberwachung einhergehen. Was uns ebenfalls interessieren würde: Wie viele von denen, die sonst jederzeit ihre Freiheit eingeschränkt sehen, auch dort, wo es entweder nicht stimmt oder logisch ist, weil sie sich an den Freiheiten der anderen begrenzt, für die totale Überwachung sind.
Etwas wollten wir noch wissen, denn anders als die hiesige Politik suchen wir ja immer nach Best Practice, weil wir nicht nur kritisieren wollen:
Gibt es Länder und Gesellschaften, die dezidiert eine andere Linie fahren, also wenig Überwachung, mehr Prävention und Sozialarbeit, und die eine niedrige Gewalt-Kriminalitätsquote haben?
Kurzantwort: Ja – Länder wie Island, Finnland, Dänemark, die Schweiz und Japan setzen stärker auf Prävention, Sozialarbeit und Vertrauen statt auf flächendeckende Überwachung. Sie haben zugleich eine der weltweit niedrigsten Gewaltkriminalitätsraten.
🌍 Beispiele für Länder mit wenig Überwachung und niedriger Gewaltkriminalität
🇮🇸 Island
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Kriminalitätslage: Island gehört zu den sichersten Ländern der Welt, mit extrem niedrigen Mord- und Gewaltquoten wandernundmehr.at.
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Ansatz: Sehr wenige Polizisten pro Einwohner, kaum Videoüberwachung. Stattdessen Fokus auf Gemeinschaftsarbeit, soziale Stabilität und Prävention.
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Besonderheit: Island hat nicht einmal eine eigene forensische Abteilung, da es so wenige Mordfälle gibt wandernundmehr.at.
🇫🇮 Finnland
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Kriminalitätslage: Laut Global Peace Index 2024 Platz 1 bei Schutz und Sicherheit wandernundmehr.at.
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Ansatz: Starker Fokus auf Bildung, soziale Gleichheit und frühzeitige Intervention bei Risikogruppen.
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Überwachung: Keine flächendeckende Videoüberwachung wie in London oder Deutschland.
🇩🇰 Dänemark
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Kriminalitätslage: Gehört zu den Ländern mit sehr niedriger Kriminalitätsrate serviceyards.com.
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Ansatz: Sozialstaatliche Maßnahmen und hohe gesellschaftliche Kohäsion. Polizei arbeitet eng mit Gemeinden zusammen.
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Überwachung: Kameras existieren, aber nicht in der Intensität wie in Großbritannien.
🇨🇭 Schweiz
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Kriminalitätslage: Sehr niedrige Gewaltkriminalität, besonders im internationalen Vergleich serviceyards.com.
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Ansatz: Kombination aus lokaler Polizeipräsenz, direkter Demokratie und sozialer Stabilität.
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Überwachung: Videoüberwachung ist punktuell vorhanden, aber nicht flächendeckend.
🇯🇵 Japan
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Kriminalitätslage: Eine der niedrigsten Mordraten weltweit wandernundmehr.at.
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Ansatz: Starker kultureller Fokus auf soziale Ordnung, Respekt und Gemeinschaft.
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Überwachung: Kameras sind vorhanden, aber die niedrige Gewaltkriminalität wird eher mit gesellschaftlichen Normen und Prävention erklärt.
📊 Gemeinsame Faktoren dieser Länder
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Hohe soziale Kohäsion: Vertrauen in Institutionen und Nachbarschaften.
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Starker Sozialstaat: Prävention durch Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit.
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Frühe Intervention: Sozialarbeit und Jugendprogramme statt reiner Repression.
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Kulturelle Normen: Gewalt wird gesellschaftlich stark sanktioniert.
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Begrenzte Überwachung: Kameras existieren, aber nicht als dominantes Sicherheitsinstrument.
🧭 Fazit
Diese Beispiele zeigen: niedrige Gewaltkriminalität ist nicht zwingend an massive Videoüberwachung gekoppelt. Gesellschaften mit starkem Sozialstaat, Prävention und Vertrauen können mit weniger Überwachung auskommen – und dennoch sicherer sein als hochüberwachte Länder wie Großbritannien.
👉 Ich könnte für dich eine Vergleichstabelle „Deutschland vs. Island/Finnland“ erstellen, die Überwachungsdichte, Sozialarbeit und Kriminalitätsraten nebeneinanderstellt. Das würde die Unterschiede sehr plastisch machen.
Quellen:
Numbeo – Kriminalitätsindex nach Ländern 2025 de.numbeo.com
Länderdaten.info – Kriminalität nach Ländern Länderdaten
Statista – Niedrigste Mordrate weltweit 2022/2023 Statista
Serviceyards – Top 10 Länder mit niedrigster Kriminalitätsrate serviceyards.com
Wandernundmehr – Wo ist die niedrigste Kriminalitätsrate der Welt? wandernundmehr.at
Schlusskommentar
Wir hätten es uns denken können. Die Länder, die auch sonst gesellschaftlich vorne sind, nehmen einen anderen Ansatz, während Deutschlands Überwachungsmanie Ausdruck einer Rückwärtsentwicklung ist. Zugespitzt könnte man für andere Länder auch formulieren: Kein Wunder, dass Großbritanniens verbitterte, überwachte Gesellschaft den Brexit wollte und im Brexit die Überwachungskamera das Instrument der gesellschaftlichen Sicherheit ist. Und was hat es bisher gebracht, sowohl das eine wie das andere? Wir haben dieses Land noch ganz anders in Erinnerung, selbstbewusst und ziemlich frei. Gerade die Außensicht macht traurig über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und spiegelt sich zurück auf die Innensicht, das eigene Land betreffend, und man stellt fest, mit etwas Verzögerung läuft es hier genauso. Der Ultra-Neoliberalismus hat tiefe Schneisen gerade in Großbritannien und in Deutschland in die Gesellschaft geschlagen, und hierzulande haben wir jetzt eine Regierung, die tatsächlich rückwärtsgewandt wieder besonders laut und falsch auf dieser Klaviatur des gescheiterten Konzepts spielt.
Niemals würde in Ländern wie Finnland oder der Schweiz 63 Prozent der Menschen für die Totalüberwachung stimmen, wie derzeit in der obigen Umfrage, da sind wir uns sicher. Das Vertrauen ins Ganze und auch der Menschen in sich selbst und andere Menschen ist dort wesentlich höher. In Deutschland hat einiges, was schief läuft, auch historische Gründe, aber gerade deswegen hätte man hier einen anderen Ansatz nehmen müssen. Das Grundgesetz schreibt diesen anderen Ansatz sogar vor, aber er wird eben nicht gelebt. Das ist der Unterschied zwischen Verfassung und Praxis im Staat, und wir müssen uns immer häufiger die Frage stellen, ob dies noch ein Verfassungsstaat ist. Wir hatten zuletzt eine Aufgabe, die uns in die jüdische Gemeinschaft von Berlin geführt hat. Dabei wurde uns wieder bewusst, mit welch einem Aufwand diese Menschen geschützt werden müssen, damit sie sich sicher fühlen. Das ist ein Armutszeugnis für uns alle. Kameras reichen dafür bei Weitem nicht aus, massive und dauerhafte Polizeipräsenz ist notwendig.
Und das ist die Essenz: Dass wir überhaupt darüber nachdenken oder es gar befüworten, dass wir ständig überwacht werden müssen, weil wir uns in jeder Hinsicht unsicher fühlen und es unterschwellig dabei nicht nur um Kriminalität als sichtbare Fehlstellung, sondern um Ungleichheit, gesellschaftlichen Zerfall, um einen Niedergang der FDGO (der freiheitlich-demokratischen Ordnung gemäß Grundgesetz) geht, das sollte uns eher aktivieren und zusammenrücken und gemeinsame Interessen definieren lassen, die wir der Politik endlich wieder mit der Geschlossenheit vortragen, die der Politik klarmacht, wir müssen das berücksichtigen, als dass wir Kameras um Schutz bitten müssen.
Die Entwicklung geht genau in die andere Richtung – und dadurch fühlen wir uns unsicherer als an jedem öffentlichen Platz in jeder Stadt. Ein ironischer Dank an diejenigen, die diese Unsicherheit permanent verursachen, wie zum Beispiel die aktuelle Bundesregierung in ihrer unwürdigen und gegen Artikel 1 des Grundgesetzes gerichteten Zurschaustellung und Exekutierung von Unmenschlichkeit.
TH / Recherchen und zugehörige Bewertungen mit Hilfe von KI erstellt
1Der Ausbau der polizeilichen Videoüberwachung ist ein bundesweiter Trend. Das Bundesinnenministerium hatte vor knapp einem Jahr mitgeteilt, dass inzwischen an rund 750 Bahnhöfen über 11.000 Kameras im Einsatz seien – fast doppelt so viele wie noch 2012. Die Bundespolizei habe dadurch die Zahl der aufgeklärten Straftaten im Vergleich zu 2019 verdreifacht. Letzte Woche lenkte eine WDR-Recherche den Blick auf Nordrhein-Westfalen: Dort stieg die Zahl der fest installierten Polizeikameras von 12 (2015) auf 220 (Oktober 2025), konzentriert auf sieben Großstädte im Rheinland und Ruhrgebiet.
„Videoüberwachung ist keine Zauberlösung, aber sie hilft“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Gespräch mit dem WDR. Auf dem Marktplatz in Wanne-Eickel setzt die Polizei seit Mitte November etwa eine mobile Kameraanlage ein. Polizeisprecherin Mirella Turrek erklärt dazu: „Wir erhoffen uns, dass Straftaten gar nicht erst verübt werden, wenn die Anlage hier steht.“ Durch die Live-Beobachtung in der Leitstelle könne die Polizei schneller reagieren, sobald sich eine Straftat anbahne. Auch Passantinnen und Passanten äußerten gegenüber dem WDR, dass sie sich durch die Kameras sicherer fühlten.
„Man greift da in die Freiheitsrechte Unbeteiligter ein und das sollte wohlbegründet sein“, entgegnet der Kriminalpräventionsexperte Marcus Kober vom Deutschen Forum für Kriminalprävention. Zwar könne Überwachung potenzielle Täter abschrecken – allerdings nur bei geplanten Taten, nicht bei spontaner Gewalt. Zudem verlagerten sich Delikte häufig in unüberwachte Räume. Die Initiative „Kameras stoppen“ kritisiert v.a. den möglichen Einsatz von KI-gestützter Gesichtserkennung. Vor dem Verwaltungsgericht Köln erreichte sie einen Teilerfolg: Die Überwachung von 44 Nebenstraßen wurde als unzulässig erklärt, weil dort keine erhöhte Kriminalität feststellbar sei.
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