Aus vom Verbrenner-Aus – richtig oder falsch? (Umfrage + Recherche + Kommentar)

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Haben Sie auch den Eindruck, dass Politik bei uns eher gewürfelt als strategisch geplant wird? Nun hat die EU also nur zwei Jahre nach dem Beschluss, ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, eine Kehrtwende vollzogen. Civey hat daraus eine Umfrage gemacht.

Verbrenner-Aus streichen?

Unser Tipp: Lesen Sie erst den Begleittext von Civey (hinter dem obigen Link) oder unsere folgende Zusammenfassung nebst übersichtlicher Anordnung und weiterer Stimmen und unseren anschließenden Kommentar, bevor Sie abstimmen, wir setzen den Link noch einmal ans Ende des Artikels.

Kurzfassung: Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, das ursprünglich geplante Verbrenner‑Aus ab 2035 zu lockern. Neuwagen mit fossilen Verbrennern sollen weiterhin zugelassen werden können, solange sie maximal 10 % des bisherigen CO₂-Ausstoßes verursachen und Hersteller diesen Rest durch Ausgleichsmaßnahmen kompensieren. Politiker wie Friedrich Merz (CDU) und Manfred Weber (CSU) begrüßen die Öffnung, während Umweltverbände, Ökonom:innen und Teile der Industrie warnen, dass Europa dadurch den Anschluss an die Elektromobilität verlieren könnte r.mail.civey.com Berliner Zeitung Bayerischer Rundfunk zdfheute.de Südwestrundfunk | SWR.de T-Online logistra.de.

📝 Zusammenfassung des Civey-Begleittexts

• EU-Vorschlag: Ab 2035 sollen Neuwagen mit Verbrennungsmotoren weiter erlaubt sein, wenn sie höchstens 10 % der bisherigen Emissionen ausstoßen. Restemissionen müssen durch Maßnahmen wie E‑Fuels oder grünen Stahl ausgeglichen werden r.mail.civey.com.

• Politische Stimmen:

◦ Friedrich Merz (CDU) lobt die „Technologieoffenheit“ und sieht darin einen realistischen Weg, Klimaziele und Marktbedingungen zu verbinden r.mail.civey.com.

◦ Manfred Weber (CSU) betont, es gehe nicht um weniger Klimaschutz, sondern um Wahlfreiheit für Verbraucher:innen r.mail.civey.com.

• Kritik:

◦ ADAC warnt vor einer Verlängerung fossiler Abhängigkeit r.mail.civey.com.

◦ Greenpeace und Ökonomin Monika Schnitzer sehen die Gefahr, dass Europa im globalen Wettbewerb mit E‑Autos zurückfällt CHIP T-Online Welt.

◦ Terry Reintke (Grüne) spricht von Planungsunsicherheit und Investitionsrisiken r.mail.civey.com.

◦ Agnes Conrad (Linke) nennt es einen „Kniefall vor der Autolobby“ r.mail.civey.com.

◦ Der Verband der Automobilindustrie hält die Pläne für zu bürokratisch r.mail.civey.com.

🔎 Weitere Stimmen und Quellen

• Ökonomin Monika Schnitzer: „Die Abkehr vom Verbrenner‑Aus löst weder die aktuellen Probleme der Hersteller noch sichere sie Industrie‑Jobs in Deutschland“ T-Online Welt.

• BR24: Die EU-Kommission will Hybrid- und Verbrennerfahrzeuge auch nach 2035 zulassen, was als Abkehr vom Technologieverbot gilt Bayerischer Rundfunk.

• ZDFheute: Der CO₂-Ausstoß soll nur noch um 90 % sinken, statt 100 % zdfheute.de.

• SWR Aktuell: Autobauer und Zulieferer begrüßen die Lockerung, warnen aber vor Bürokratie und fehlender Wirkung Südwestrundfunk | SWR.de.

• t‑online: Für Verbraucher bedeutet die Entscheidung, dass auch nach 2035 Verbrenner gekauft werden können, Elektroautos sollen aber dominieren T-Online.

📊 Eigene Einschätzung

Die Lockerung des Verbrenner‑Aus ist ein politischer Kompromiss zwischen Industrieinteressen und Klimazielen.

• Pro: Technologieoffenheit kann Übergangslösungen wie E‑Fuels oder Hybride ermöglichen und kurzfristig Arbeitsplätze sichern.

• Contra: Die Maßnahme sendet widersprüchliche Signale, gefährdet Investitionen in Elektromobilität und könnte Europas Wettbewerbsfähigkeit schwächen.

• Bewertung: Realistisch betrachtet ist die Entscheidung ein Versuch, politische Mehrheiten zu sichern. Ökonomisch und klimapolitisch überwiegen jedoch die Risiken, da die globale Dynamik klar Richtung Elektromobilität geht.

Quellen: r.mail.civey.com CHIP T-Online Welt Berliner Zeitung Bayerischer Rundfunk zdfheute.de Südwestrundfunk | SWR.de T-Online logistra.de

Kommentar

Gibt es in der deutschen Politik eigentlich irgendein Thema, in dem konsistent und strategisch gehandelt wird? Und bitte nicht alles auf die EU schieben, ihr Verhalten ist im Wesentlichen ein Ausdruck dessen, was die einzelnen Staaten wollen, das denkt „Brüssel“ sich nicht einfach so selbst aus. Auf Druck der Deutschen wird das Verbrenner-Aus jetzt also nicht verwässert, sondern mit Benzin getränkt. Nicht nur Umweltverbände, auch viele Fachleute halten das, was jetzt geändert wird, für eine sehr kurzsichtige Entscheidung. Eben das Gegenteil von strategisch. Vor ein paar Jahren haben wir uns auch bezüglich der E-Autos als Lösung der Mobilitätsfrage skeptisch geäußert, aber mittlerweile wären wir froh, es gäbe überhaupt einen sinnvollen Fortschritt. Einen realistischen Fortschritt, der politisch klug unterstützt wird. Ein wichtiges Element zur Gestaltung der Fortschritts wäre die Aufrechterhaltung und Moderierung der E-Auto-Prämie gewesen, welche von der Ampelkoalition kurzsichtig wie ein Maulwurf abgeschafft wurde, obwohl sich damals abzeichnete, dass der Verkehr seinen Beitrag zu den Klimazielen nicht wird leisten können, wenn die Elektrifizierung des Individualverkehrs weiterhin so langsam vor sich geht. Auch bei der Verbesserung der CO2-Bilanz der Gebäude in Deutschland geht es nur im Schneckentempo voran, was wir allerdings vorausgesehen haben, schließlich haben wir da ein paar Fachkenntnisse und wissen, wie träge diese gigantische Masse an Bausubstanz sanierungsseitig ist, anders als offenbar die Ersteller von Klimazielen und diejenigen, die sehr kleinteilig an Vorzeigeprojekten der modernen Heiztechnik orientiert sind.

Vielleicht hat man sich auch gedacht, ist eh egal, wir kippen die Sektorenziele und schieben alle Verantwortung der Energiewirtschaft zu. In der Tat gab es auf diesem Sektor Fortschritte, aber diese reichen bei Weitem nicht aus, um das sogenannte Klimaziel 2030 zu erfüllen; Deutschland ist ja ehrgeiziger als die EU. Und auch auf der Seite wird von lobbygesteuerten Minister:innen der neuen Regierun ja ein- und angegriffen zulasten der Energiewende und zugunsten fossiler Energieträger, deren Propagierung offenbar wichtiger ist als die vielzitierte Autonomie von Diktaturen und natürlich, damit es ja nicht zu schnell geht mit der Dekarbonisierung.

Wie machen das eigentlich andere Staaten, die sich ernsthaft des Themas Klimaschutz annehmen?

Wir haben dazu ein wenig recherchiert, wobei es sich wirklich nur um einen Anriss handelt. Wir haben auch provokativ gefragt, ob Diktaturen nicht doch mehr Nachhaltigkeit organisieren können.

Kurzantwort: Staaten wie Dänemark, Schweden und die Niederlande gelten als besonders konsequent im Klimaschutz, da sie CO₂-Steuern, ambitionierte Netto-Null-Ziele und massiven Ausbau erneuerbarer Energien kombinieren. China wiederum baut zwar weltweit am schnellsten erneuerbare Energien aus, bleibt aber stark von Kohle abhängig. Autoritäre Systeme können langfristiger planen, doch Demokratien bieten mehr Transparenz und gesellschaftliche Kontrolle – was zwar langsamer wirkt, aber nachhaltigere Legitimation schafft.

🌍 Staaten mit konsequentem Klimaschutz

• Skandinavien (Dänemark, Schweden, Norwegen):

◦ Hohe CO₂-Steuern und ambitionierte Klimaziele.

◦ Schweden will bis 2045 klimaneutral sein, Dänemark bis 2040.

• Niederlande: Kombinieren Emissionshandel, CO₂-Bepreisung und massiven Ausbau von Offshore-Windparks.

• Deutschland und Frankreich: Haben Netto-Null-Ziele und CO₂-Preisinstrumente, hinken aber bei Umsetzung hinterher Statista.

• Climate Change Performance Index (CCPI 2025): Länder wie Dänemark, Schweden und die Niederlande liegen vorn, während Öl- und Gasstaaten wie Saudi-Arabien oder Russland blockieren DW builtworld.com.

🇨🇳 Chinas Klimastrategie

• Peak erreicht? Laut Germanwatch könnten Chinas CO₂-Emissionen bereits 2024 ihren Höchstwert erreicht haben, da erneuerbare Energien massiv ausgebaut wurden Germanwatch e.V..

• Neue Ziele: Präsident Xi kündigte an, bis 2035 die Emissionen um 7–10 % gegenüber dem Peak zu senken DW.

• Absolute Reduktion: Erstmals verpflichtet sich China zu einer absoluten Reduktion aller Treibhausgase, nicht nur CO₂ The World Economic Forum.

• Technologiepolitik: China setzt stark auf Elektromobilität und grüne Technologien, die auch als Exportschlager dienen zdfheute.de.

• Problem: Trotz Ausbau erneuerbarer Energien bleibt Kohle ein zentraler Energieträger – die Abhängigkeit ist noch nicht überwunden.

⚖️ Diktaturen vs. Demokratien

• Autoritäre Systeme:

◦ Vorteil: Langfristige Planung ohne Wahlzyklen. China kann etwa 10‑ oder 20‑Jahrespläne durchziehen.

◦ Nachteil: Fehlende Transparenz, riskante Fehlentscheidungen ohne gesellschaftliche Korrektur.

• Demokratien:

◦ Vorteil: Breite Legitimation, gesellschaftliche Kontrolle, Anpassungsfähigkeit.

◦ Nachteil: Politische Richtungswechsel alle paar Jahre, was Klimapolitik inkonsistent wirken lässt.

• Fazit: Diktaturen können strategisch planen, aber Demokratien sichern nachhaltigere Akzeptanz. Der Klimaschutz braucht beides: langfristige Strategien und gesellschaftliche Rückbindung.

Quellen: Statista Statista, DW DW, Xpert Digital Xpert.Digital, Germanwatch Germanwatch e.V., DW DW, WEF The World Economic Forum, ZDF zdfheute.de.

Kommentar 2

Um ehrlich zu sein: Die Sache mit der gesellschaftlichen Korrektur und Akzeptanz sehen wir eher als Nachteil in den Demokratien an. Was bedeutet, die Nachteile addieren sich, anstatt dass die Rückbindung an die Gesellschaft und die Transparenz ein positiver Faktor wäre. Die Bevölkerung in China vertraut ihrer Politik überwiegend, wobei Umfragen natürlich genauso manipuliert sein können wie alles andere dort staatlich gepflegt und zensiert wird. Bei uns vertraut kaum jemand der Politik und Umweltschutz und Klimaschutz sind den meisten Menschen sowieso lästig. Eine kluge Führung würde sagen: Wir machen es trotzdem und machen jeden Tag gute Kommunikation darüber, warum das notwendig ist. Die Grünen konnten dies nicht, obwohl sie in der Ampelkoalition zuständig für all dies waren, weil ihre Spitzenpolitiker per se ein rotes Tuch für die Mehrheitsbevölkerung waren und sich häufig ungeschickt verhielten.

Nun will es niemand mehr und Merz geht überall rückwärts, gesellschaftlich und ökonomisch. In Ländern wie China sind der Politik Stimmungen weitgehend egal, sie macht ihre eigenes Narrativ auf, ohne dass sie demokratisch legitimiert wäre. Was nicht passt, wird entweder passend gemacht oder als passend dargestellt. Bei uns hingegen wird von der Politik der Dissens in der Bevölkerung massiv und absichtlich gefördert, anstatt dass man eine verbindende Erzählung erstellt, die eine tatsächliche Rückbindung notwendiger, aber nicht per so populärer Maßnahmen ermöglicht, die der Demokratie nicht schadet. Bei uns kann jeder fast unwidersprochen etwas von Klima-Ideologie faseln, als seien Fakten wie die Erderwärmung eine subjektive Einstellung, sogar eine Ideologie, wie der Neoliberalismus, der wie Blei auf diesem Land liegt und auch die Politik seit Jahrzehnten kontaminiert.

Die Regierung tritt dem nicht entschlossen entgegen, kann sie gar nicht, so, wie sie gestrickt ist, sondern ist froh, dass so viele Menschen von Zukunftsorientierung wenig halten, weil sie dadurch die Interessen der Autolobby besser durchsetzen kann. Ohne nennenswerten Widerstand seitens der Bevölkerung. So kann man auch an seinem Strang ziehen, wird jetzt mancher denken. Stimmt aber nicht. Die Ziele der Bevölkerung müssten darauf gerichtet sein, dass auch ihre Kinder und Kindeskinder hier noch gut leben können, die Autoindustrie hingegen hätte sich dem anzupassen, oder sie verschwindet zu recht, weil sie es nicht kann. Dass sie damit erhebliche Schwierigkeiten hat, während China seine E-Autos zum Exportschlager macht (mit unfairen Handelspraktiken unter anderem, aber am Fakt, dass die Deutschen abgehängt werden, besteht kein Zweifel), ist bekannt.

Und nun sorgt die Politik für weitere Verunsicherung, für die zweite Wende nach der Einstellung der E-Auto-Förderung durch die Ampel und nach dem EU-weit beschlossenen Verbrenner-Aus. Was die Autoindustrie mit zu bürokratisch meint, geht übrigens aus dem Text nicht hervor. Vermutlich, dass man nicht einfach alles gestrichen hat, sondern überhaupt weiterhin an CO2-Reduktionszielen arbeitet. Günstigerweise ist diese Aussage so zu verstehen, dass die Berechnung des Einhaltens der CO2-Ziele durch die jeweiligen Flotten der Hersteller schwierig ist, wenn zig unterschiedlich nachhaltige Technologien nebeneinander existieren. Und man wird weiterhin Boden verlieren, weil Investitionen nun umgeleitet werden müssen: Alles auf Elktro ist nicht mehr, es muss wieder an vielen Technologien gleichzeitig geforscht werden, denn viele Kunden werden die Verbrenner auch wollen, die es nun auch nach 2035 noch in den Schauräumen der Händler anzutreffen sein werden.

Und damit zur Abstimmung. Nicht, weil wir E-Autos so toll finden, sondern weil uns dieses ewige Hin und Her auf unterschiedlichen Politikfeldern wirklich nur noch nervt, haben wir klar gegen die Aufweichung der CO2-Ziele bei den Autos gestimmt. Uns war vorher klar, dass wir damit zu einer Minderheit zählen werden. Dies ist der Fall, eindeutig richtig sagen nämlich derzeit 57 Prozent, eindeutig falsch nur 29 Prozent. Und Sie?

Hier noch einmal der Link: Verbrenner-Aus streichen?

TH / Recherche und Zusammenfassungen durch KI erstellt


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