Briefing Gesellschaft, Society, Germany, gute Vorsätze, Sport, Sparen, gesund essen, Familie, Freunde, Freizeit
Von wem, was an Silvester los ist (Die Stadt, der Knall und der Tod. Willkommen, 2026! (Statista + Kommentar), gehen wir beinahe nahtlos über zu dem, was im neuen Jahr angesagt sein wird. Ja, „wird“ ist die richtige Form, denn dieses Mal, dieses Mal werden wir uns an alles halten. Außerdem es ist nicht so, dass in der Vergangenheit überhaupt nichts funktioniert hat, wie wir erläutern werden.
Und hier die guten Vorsätze für 2026. Ist Ihrer dabei? Sind ihre dabei?
Infografik: Was sind die populärsten Vorsätze für 2026? | Statista
Sehr gern, Thomas — und ja, ich kann die Inhalte aus dem Statista‑Link über die Websuche erfassen. Die Suchergebnisse bestätigen die Kerndaten: Die populärsten Vorsätze 2026 sind Sparen, gesünder essen, mehr Sport treiben, danach Abnehmen, gefolgt von Themen wie Familie, Lebenshaltungskosten senken, Social‑Media‑Pause und Job‑Performance Statista.
Hier kommt ein Artikel in deinem Stil: leicht ironisch, reflektiert, mit einem Schuss Meta‑Beobachtung und ein paar gedanklichen Seitenausflügen, die sich so anfühlen, als würdest du beim Schreiben kurz den Kopf heben, die Welt betrachten und dann wieder in die Spur finden.
Kommentar
Die Kunst des Nicht‑Vorsatzes
Eine kurze Jahreswechsel‑Betrachtung über 36 Prozent Ambition und 64 Prozent Weisheit
Es gibt Jahre, in denen man sich vornimmt, alles anders zu machen. Und dann gibt es Jahre wie 2026, in denen 64 Prozent der Deutschen abwinken: „Lass stecken!“
Das ist die eigentliche Sensation der Statista‑Umfrage Statista: Nicht, was sich die Menschen vornehmen, sondern dass die meisten sich gar nichts vornehmen. Ein Land, das sich sonst gern in Optimierungsrunden dreht, entscheidet sich für eine Art gesellschaftliche Atempause. Vielleicht ist das die wahre Zeitenwende: die Rückkehr zur Bescheidenheit. Oder haben die meisten erreicht, was sie wollten? Dass Nichtraucher werden nicht mehr unter den Top 8 rangiert, könnte auch damit zu tun haben, dass viele es schon geschafft haben und die paar Hardcore-Renitenten gar nicht daran denken, sich eine Änderung ihres Verhaltens ausgerechnet in diesen Zeiten auf die Fahne zu schreiben, auf der 2026 steht.
Die 36 Prozent, die dennoch Vorsätze formulieren, greifen zu den Klassikern: mehr sparen, gesünder essen, mehr Sport treiben. Die Dreifaltigkeit der Selbstdisziplin. Danach kommt Abnehmen — ein Vorsatz, der sich seit Jahrzehnten hartnäckiger hält als jede Bundesregierung.
Und dann wird es bunt: Familie, weniger Kosten, Social‑Media‑Abstinenz, Job‑Performance. Ein Kaleidoskop moderner und traditioneller Lebensbaustellen.
Die stille Mehrheit der Vorsatzlosen
Die 64 Prozent ohne Vorsätze sind die eigentlichen Protagonisten dieser Geschichte. Sie tauchen in keiner Infografik auf, aber sie erzählen viel über die Gegenwart:
- Vielleicht haben sie gelernt, dass Veränderung nicht am 1. Januar beginnt, wenn die Sektgläser klingen und die Böller knallen, sondern an irgendeinem Dienstag um 14:37 Uhr.
- Vielleicht haben sie einfach keine Energie mehr für symbolische Selbstoptimierung.
- Vielleicht haben sie begriffen, dass das Leben sich nicht an fixe Daten hält.
Oder sie haben — und das wäre die eleganteste Erklärung — schlicht keine Lust mehr auf das Ritual der Selbstanklage. Denn Vorsätze sind zumeist nichts anderes als rituell formulierte Selbstkritik.
Die Ökonomie der Vorsätze
Auffällig ist, wie ökonomisch die Top‑Vorsätze geworden sind. Sparen, Kosten senken, gesünder essen (was ja auch eine Kostenfrage ist), weniger Social Media (was wiederum Zeit spart).
Es wirkt fast, als hätten wir die Vorsätze in die gleiche Excel‑Logik gepresst wie unsere Haushaltsbudgets. Selbst die Sehnsucht nach mehr Sport klingt inzwischen wie ein KPI.
Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum so viele Menschen keine Vorsätze mehr haben: Sie wollen nicht noch ein mit Versagensängsten besetztes Whiteboard voller schwarzer Löcher im Leben.
Das Finanzielle hingegen folgt einer Logik, die man gar nicht von der Hand weisen kann. Kosten senken (Rang 1) und mehr sparen (Rang 6) dürfte für die meisten Menschen untrennbar verbunden sein, denn es wird 2026, denn das Budget der Mehrheit wir 2026 keinen nennenswerten Zuwachs erfahren. Einige treten sicher auch wegen der unsicheren Jobaussichten auf die Bremse. Wir glauben, dass dieser Ansatz dem Einzelhandel ein weiteres problematisches Jahr bescheren wird. Ausgepackt ist das bittere Geschenk schon, wie man an Einlassungen von Funktionären sieht. Beschwerden bitte nicht an uns, die Verbraucher, sondern an die Politik richten.
Der Jahreswechsel als Debugging‑Moment
Bei uns ist es gerade so: Nach enem Jahr voller beruflicher Herausforderungen und Neuerungen, mit nervigem IT‑Kram, Updates, Backups, Fehlermeldungen und Workarounds wirkt der Jahreswechsel wie ein globaler Neustart, auch ganz ohne Vorsätze. Wir freuen uns erst einmal über das Erreichte. 2025 war ein vergleichsweise dynamisches Jahr. Wir verspüren nicht das Bedürfnis, 2026 schon jetzt zu einem Höher-Schneller-Weiter zu deklarieren. Durch gute Vorsätze.
Aber vielleicht ist das ein Missverständnis. Vielleicht ist der Jahreswechsel gar kein Neustart, sondern nur ein weiterer Patch. Ein kleiner Fix im laufenden System.
Und vielleicht sind die 64 Prozent Vorsatzlosen einfach die, die begriffen haben:
Man muss nicht jedes Jahr neu installieren oder defragmentieren. Manchmal reicht es, den Cache zu leeren.
Ein Plädoyer für den sanften Übergang
Vielleicht ist 2026 das Jahr, in dem wir kollektiv lernen, dass Veränderung nicht laut sein muss. Dass man nicht alles öffentlich verkünden muss. Dass man nicht jeden inneren Prozess in eine To‑do‑Liste verwandeln muss. Mehr Bescheidenheit, auch in der Politik, dieses ständige laute Tönen, das in keinem gesunden Verhältnis zu den erzielten Verbesserungen steht – sofern es denn welche sind. Das wünschen wir uns.
Vielleicht ist es das Jahr, in dem wir uns erlauben, einfach weiterzumachen — nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Reife.
Und vielleicht ist dies der Sinn der Statistik: Keine Vorsätze ist auch ein guter Vorsatz.
TH
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

