Breakfast Club – Der Frühstücksclub (The Breakfast Club, USA 1985) #Filmfest 1064 #Top 250

Filmfest 1064 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (150)

The Breakfast Club, auch Breakfast Club – Der Frühstücksclub[1] (Originaltitel: The Breakfast Club), ist ein Jugendfilm von John Hughes aus dem Jahr 1985. Die Hauptdarsteller wurden dem Brat Pack zugerechnet und galten als hoffnungsvolle Talente ihrer Generation. The Breakfast Club war bei Kritikern und Publikum ein großer Erfolg und zeigte sich als einflussreich für das Genre des Teenagerfilms.[2] 2016 fand er Aufnahme in das National Film Registry.

„Breakfast Cub“ gilt als der beste der Teenie-Filme, die John Hughes als Regisseur, Drehbuchautor und / oder Produzent in den 1980ern mit einer stets ähnlichen Besetzung von Jungstars gemacht hat, die als „Brat Pack“ bezeichnet wurden. Aus deren Mitte oder aus der Peripherie der Gruppe gingen tatsächlich einige Stars der damals jungen Generation amerikanischer Filmschauspieler:innen hervor (siehe den Wikipedia-Beitrag zum „Brat Pack“). Mehr zu „Der Frühstücksclub“ in der Rezension.

Handlung (1)

In einer Highschool treffen an einem Samstag fünf völlig unterschiedliche Schüler zum Nachsitzen aufeinander. Sie wissen wenig voneinander, glauben aber, mit den jeweils anderen wenig bis gar nichts gemeinsam zu haben: Der Streber Brian, den eine schlechte Note in Werken fast in den Suizid getrieben hat; John, der Rebell aus gewalttätigem Elternhaus; das Sport-Ass Andrew, ein muskelbepackter Highschool-Held; Claire, die „Prinzessin“ aus reichem Haus; und die schwarz gekleidete Außenseiterin Allison. Alle fünf sind Opfer der engstirnigen Erwartungen ihrer Umwelt: Der einerseits für seine Freiheit beneidete, andererseits für seine Rauheit verachtete John ist das tragische Produkt eines primitiven Elternhauses; die bei allen beliebte Claire gesteht ihre Verzweiflung darüber, sich dem Gruppenzwang ihrer Freunde nicht entziehen zu können. Der Streber Brian und der Ringer Andrew leiden beide unter dem Erwartungsdruck ihrer Eltern, die ihre eigenen Lebensziele durch ihre Kinder erreichen wollen, und Allison wiederum leidet darunter, dass ihre Persönlichkeit von ihren Eltern nicht anerkannt wird.

Diese fünf unterschiedlichen Jugendlichen müssen – beaufsichtigt vom überforderten Lehrer Richard Vernon – an einem Samstagmorgen gemeinsam in der Schulbibliothek nachsitzen und einen Aufsatz darüber schreiben, wer sie sind. Während zu Beginn des Nachsitzens die Unterschiede zwischen den Charakteren sichtbar werden und die fünf ihre Sicht der jeweils anderen deutlich werden lassen, kommen sie sich durch Provokation, Streit und Streiche allmählich näher. Gelockert durch mehrere Joints, reden die fünf Teenager über ihre Probleme, Ängste und Sehnsüchte. Dabei werden sie mit ihren eigenen Vorurteilen und Zwängen konfrontiert und lernen das Gegenüber schätzen. Alle finden sich vereint in ihren Ängsten und ihrer verzweifelten Suche nach Individualität, und unter ihren Selbstgeständnissen finden sie langsam neue Seiten an sich. Während sich zwischen John und Claire sowie Andrew und Allison zarte Bande bilden, verfasst Brian einen gemeinsamen Aufsatz für sie alle.

Am Ende wird allen bewusst, dass sie viel mehr gemeinsam haben als erwartet. Ob die gegenseitige Empathie den folgenden Montag überdauern wird, scheint jedoch fraglich. Der Film endet mit aus dem Off gelesenen Sätzen aus dem von Brian geschriebenen Aufsatz, an deren Ende von jedem der Schüler betont wird, dass er nicht auf eine Facette reduziert werden kann, sondern dass jeder von ihnen etwas vom anderen in sich hat.

Rezension

Die Idee für den Filmtitel erhielt [John Hughes] durch die in seiner Nähe befindliche New Trier High School in Winnetka, wo sich zunächst umgangssprachlich und spätestens ab den 1970ern offiziell der Name „Breakfast Club“ für das Nachsitzen am Samstagmorgen durchsetzte.[3] Als Hughes selbst Regie führen wollte und Filmproduzenten sein Drehbuch zu The Breakfast Club anbot, waren diese zunächst skeptisch und zweifelten wegen Hughes’ mangelnder Erfahrung als Filmregisseur.

In unseren Rezensionen zu „Sixteen Candles“, „Pretty in Pink“ und „Ferris Buellers Day Off“ (Letztere noch nicht veröffentlicht, alle 1984 bis 1986 entstanden) haben wir uns bereits zu grundsätzlichen Gegebenheiten dieser Filme geäußert, die sich ums Erwachsen werden in den USA drehen und um die Reagan-Ära, in welcher die Filme angesiedelt waren – und wie sie spätere Teenagerfilme beeinflusst haben.

Wir müssen zugeben, dass wir uns mit dem Frühstücksclub, der in Wirklichkeit eine Zwangsgemeinschaft von Schülern ist, die einen ganzen Sonntag lang nachsitzen müssen, schwer getan haben. Das kommt nicht nur daher, dass ein solches Verfahren in Deutschland undenkbar wäre, sondern auch durch die Konstellation dieser Schülergruppe und durch die Art, wie die jungen Leute miteinander, übereinander, über Lehrer, mit Lehrern sprechen, kurz, die soziale Interaktion hatte für uns etwas Sonderbares und über weite Strecken Gekünsteltes, also sehr Amerikanisches.

Und dann, am Ende, als alle seelisch die Hosen runterlassen, passierte es doch, dass wir berührt waren, weil bestimmte Hintergründe und Verhaltensweisen überall mehr oder weniger gleich sind. Sie sind auch nicht so generationsgebunden, wie man denken mag. Selbstverständlich ist die Kontinuität zwischen den Generationen in den USA größer, dieses Driften von einem Extrem ins andere, wie es hierzulande bis in die dritte Nachkriegsgeneration hinein zu beobachten war, ist aufgrund der weniger dramatischen historischen Einschnitte in den USA nicht so ausgeprägt. Es ist nicht so schwer, die Linien von einem 1950er-Rebellen wie James Dean zur Figur des 1980er-Rebellen John Bender (Judd Nelson) ziehen, brave, nette Teenager wie Claire Standish (Molly Ringwald) mit ihrer etwas materialistischen Attitüde sind ohnehin zeitlos. Die Befassung mit der Jugend ist in den USA seit den 1950ern außerdem geradezu ein Kult geworden, der es ermöglicht, alle Entwicklungen der Jugendkultur nahtlos zu verfolgen. Ein Genre wie die Teenie-Filme gibt es in Deutschland – und besonders in Deutschland – nicht, übrige europäische Länder, besonders Frankreich, sind auf dem Gebiet der Erforschung junger Seelen wesentlich produktiver.

Viele dieser Filme, gleich woher sie kommen, strotzen von Klischees, Übertreibungen, falschen Tönen, kommerziellen Spekulationen. Davon ist auch „Breakfast Club“ nicht ganz frei, aber die konzentrierte Situation, die Verwendung einer Schulbibliothek als quasi einziges Setting während des gesamten Films, die Konzentration auf die fünf Jugendlichen und ihren genervten Lehrer Vernon (Paul Gleason) hat einen theaterhaften, kammerspielartigen Charakter, der dem Genre normalerweise abgeht. Es gibt keine Partys, nicht den berühmt-berüchtigten Abschlussball an der High School. Besonders ist auch, dass die Eltern wesentliche Rollen in „Breakfast Club“ spielen, obwohl sie kaum gezeigt werden. Sie sind als soziale Bezugspersonen präsent und beeinflussen ihre Kinder in die falsche Richtung, überfordern sie, nehmen ihre Persönlichkeiten nicht wahr, sind für deren Gleichgültigkeit oder Aggressivität maßgeblich verantwortlich. Da müssen schon ein paar Joints durchgezogen werden, bis die Kids sich am Ende von ihren Ritualen freimachen und so reden können, wie sie fühlen.

Filme wie „Breakfast Club“ spielen fast immer in Vororten großer Städte – nicht im hinteren Hinterland, aber auch nicht in den Ghettos, vor allem aber in sozialen Gemeinschaften, in man einander kennt, die materiell intakt wirken und in denen die Konflikte, die auf dem steinigen Weg der Adoleszenz zu bewältigen sind, ganz und gar von existenziellen Problemen losgelöst betrachtet werden können. Alle Typen, die in solchen Filmen auftreten, sind Prototypen. Die Sportskanone, der Streber, der Außenseiter oder die Außenseiterin, der Rebell – meist auch noch der Nerd, oft identisch mit dem Streber, einige Mitläufer und einige oberflächliche Posh People. Letztere spart „Der Frühstücksclub“ aus und befasst sich mit fünf Charakteren, die in ihrer Unterschiedlichkeit eben schon wieder stereotyp wirken und doch gemeinsame Ängste und Träume haben, wie sich am Ende unweigerlich herausstellt.

Leider hat die Verleihfirma Universal den Film von 150 Minuten auf 93 Minuten gekürzt und es gibt keinen Director’s Cut, sodass wir nur darüber spekulieren können, wie der ohnehin extrem dialoglastige Film sich in der Vollversion angeschaut hätte. Möglicherweise besser, vor allem in der ersten Stunde. Die Dialoge wirken größtenteils derart verschoben, dass wir für die mögliche Komik oder Ironie darin kaum empfänglich waren. Wir hatten Mühe, uns vorzustellen, dass Schüler, die zum Nachsitzen zusammenkommen und ansonsten bisher keine engen Freunde waren, sich derart permanent übergriffig und in ihrem Gerede ritualisiert verhalten.

Was da an einem Tag verhackstückt wird, um Rangordnungen zu definieren, sich abzugrenzen, sich anzunähern, zu provozieren oder zu schlichten, dafür braucht es in einer normalen Schulklasse unter etwa Sechzehnjährigen eher ein ganzes Jahr. Der Normalfall, den wir uns vorstellen, ist der, dass alle erst einmal an ihrer Aufgabe gearbeitet hätten, über sich selbst zu schreiben, und erst im Verlauf des Tages, nicht von Beginn an, wäre alles dann vielleicht so aus dem Ruder gelaufen, aufgrund einer nachvollziehbaren Gruppendynamik. Aber dass die Kids nicht einmal anfangen zu schreiben, also zunächst versuchen, sich als Individuen selbst zu betrachten, bevor sie am Ende feststellen, dass sie alle einen einzigen Aufsatz abgeben könnten, wirkt unrealistisch und macht viel mehr die Versuchsanordnung deutlich, die in „Breakfast Club“ ausgeführt wird. Sie unterscheidet den Film zwangsläufig von den mehr offenen Szenarien der meisten Jugendfilme.

Finale

Manches, was uns an dem Film schräg vorkam, rührt sicher daher, dass er um beinahe eine Stunde gekürzt wurde. Dem Erfolg in den USA tat dies keinen Abbruch. Mag sein, dass dies daher kommt, dass die Amerikaner sich viele Dialogstellen hinzudenken konnten, die deren Konventionen entsprechen und nicht auf eine vollständigere psychologische Aufschlüsselung der Jugendlichen angewiesen waren, die wir gegenüber der oft rudimentär wirkenden Situationsentwicklung bevorzugt hätten.

Auf uns hatte der Film eine etwas irritierende, als Werk quasi bipolare Ausstrahlung, aber wenn ja gerade dieser Eindruck die Essenz sein soll, warum nicht? Die Jahre des konservativen Rollbacks in den 1980ern haben in den USA tatsächlich dazu geführt, dass die fortschrittlichen Ideale der 1960er zwar zurücktraten, aber da war doch etwas zurückgeblieben von ihnen, zum Beispiel der Wunsch, sich selbst zu sehen und als Individuum wahrzunehmen, das sich an der neuen, konformistischen Wirklichkeit dieser Ära reibt. Vielleicht ist das alles heute mehr harmonisiert, ist der Freiheitsanspruch mehr fragmentiert und marginalisiert, aufgrund immer mehr dominierender ökonomischer Zwänge, die selbst dann eine Anpassungsmentalität erfordern, wenn es nicht darum geht, immer der Beste sein zu wollen, und sei es nur, um die Anforderungen der Eltern zu erfüllen.

Auch hier muss wieder eine Ergänzung anlässlich der Publikation des Textes im „neuen“ Wahlberliner neun Jahre nach der Abfassung beigefügt werden. Wir haben den Film nicht noch einmal gesichtet, aber die Dinge haben sich in den USA in den letzten Jahren erheblich bewegt und mehr als die Sinnsuche von Jugendlichen, die letztlich doch funktioniert, stehen die Schulmassaker als Symbole für die Dysfunktionalität dieser Gesellschaft im Vordergrund, die parallel zu den politischen Entwicklungen laufen. Für sensible Darstellungen oder wenigstens den Versuch davon bleibt da kaum Platz, deswegen ergibt es Sinn, dass diese Etüde aus dem Jahr 1985 mehr als 30 Jahre später vom nationalen Filmregister als Klassiker eingestuft wurde. Wir haben deswegen die Bewertung ohne so angehoben, wie es maximal ohne Neusichtung möglich ist: um zwei Punkte. Im Rückblick auf die verpassten Chancen, die er aufzeigt, gewinnt der Film gegenüber der heutigen Realität. Die IMDb-Nutzer:innen finden das auch und vergeben eine sehr gute durchschnittliche Note von 7,8/10.

72/100

© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)

Regie John Hughes
Drehbuch John Hughes
Produktion John Hughes,
Ned Tanen
Musik Keith Forsey
Kamera Thomas Del Ruth
Schnitt Dede Allen
Besetzung

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