Die Fußballclubs in Europa mit den höchsten Einnahmen +++ Die Randalemeister #Bundesliga (Statista + Leitkommentar: Der Meister steht lange fest, aber Überraschung bei Platz 2 und 3 in der Abschlusstabelle der Saison 2023/24, wer steigt ab und wer hat es noch vermieden, in die Relegation zu müssen +++ Marktwertbetachtungen | Briefing 529 Update | Sport, Fußball

Briefing 529-UP Sport, Fußball, Bundesliga, Abschluss der Saison 2023/24, Abschlusstabelle, die meiste Randale, der höchste Marktwert, die beste Performance

Pünktlich zum Ende der Bundesligasaison 2023/24 haben wir uns mal wieder zu einem Artikel über Sport hinreißen lassen, was mittlerweile viel seltener vorkommt als beim ersten Wahlberliner (2011-2016). Wir haben den Randalemeister und die weiteren Plätze vorgestellt, uns in erster Linie aber mit dem Marktwert verschiedener Topclubs befasst und was er über ihre Stellung im Fußballbusiness aussagt. In der obigen Statista-Grafik geht es darum, wer die Top Ten bezüglich der Einnahmen sind. Die Grafik ist als „Rennbalken“ angelegt und gibt die Entwicklung von 1997/98 bis 2022/23 wieder.  Unser Titelbildausschnitt zeigt die Saison 2005/2006, an deren Ende die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, auch „Sommermärchen“ genannt, stattfand.

Begleittext von Statista

In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Profifußball einen nie dagewesenen Zustrom von Geld erlebt, der die Landschaft des Sports auf globaler Ebene umgestaltet hat. Der sprunghafte Anstieg der finanziellen Mittel und die Veränderung des Machtgleichgewichts zwischen Vereinen und Ligen sind auf mehrere Schlüsselfaktoren zurückzuführen, insbesondere auf das rasche Wachstum der Übertragungsverträge und das Aufkommen von milliardenschweren Eigentümern und staatlich geförderten Vereinen.

Insbesondere die englische Premier League verzeichnete in den letzten zwei Jahrzehnten einen atemberaubenden Anstieg der Gebühren für Übertragungsrechte, wobei sich der für die weltweiten Medienrechte der Liga gezahlte Betrag von 3,16 Milliarden Dollar im Zeitraum 2007-2010 auf 12,85 Milliarden Dollar im Zeitraum 2022-2025 ungefähr vervierfacht hat. Diese Einnahmen haben den Vereinen ungeahnte finanzielle Möglichkeiten verschafft, so dass sie in großem Umfang in Spielertransfers, Gehälter und modernste Einrichtungen investieren können.

Neben den Übertragungsverträgen hat auch der Aufstieg von Milliardären als Eigentümer eine entscheidende Rolle bei der Umgestaltung der finanziellen Landschaft des Fußballs gespielt. Vermögende Personen aus verschiedenen Branchen haben die Gelegenheit ergriffen, Fußballvereine zu erwerben, da sie diese als lukrative Investitionen mit großem Wachstumspotenzial betrachten.

Kommentar

Reichtum der Vereine und Einnahmen pro Sasison sind nicht das Gleiche.  Hier geht es um die Einnahmen. Wenn ein Verein aber mehr für neue Spieler ausgibt, als er einnimmt, ist er insofern zwar reich, als er in der Regel einen Kader mit hohem Marktwert hat, aber hat nicht viel Cash. Und da sind „Investorenvereine“ wie die der EPL klar im Vorteil, weil die Eigener Geld nachschießen können, was bei einem deutschen Mitgliederverein so nicht möglich ist. Man sieht auch schön, dass einige Vereine (Ausgangsartikel) einen Kader mit höherem Marktwert haben, als sie an Einnahmen erzielen. 2022/23 gab es noch keinen Club in Europa, der mehr als eine Milliarde an Einnahmen erzielt hat, auch nicht in der English Premier  League. Wohl aber gab es welche, bei denen der Kaderwert schon die Milliardengrenze überschritt. 

Trotzdem ist festzuhalten: Die Vereine mit dem hohen Marktwert sind auch die mit den  höchsten Einnahmen, überschlägig betrachtet. Aus Deutschland ist immer nur Bayern München unter den Top 10 in Europa, und zwar auf beiden Seiten. Da dies ein Mitgliederverein ist, muss er auch auf gute Einnahmen setzen, um viel in den Kader investieren zu können. Interessant finden wir, dass München auf der Einnahmeseite immer noch mit den Topclubs der EPL einigermaßen mithalten kann, obwohl insbesondere die Fernsehrechte in England wesentlich mehr Geld in die Kasse spülen als hierzulande. Im Grunde hat sich an der Rangfolge in den letzten 25 Jahren nicht viel verändert, lediglich die Positionen innerhalb der Top 10 haben etwas gewechselt, Bayern München war sogar einmal auf Rang 2. Dass die Steigerung der Einnahmen seit dem Jahr 1997/98 exorbitant ist, kann ohne Zweifel festgehalten werden, die Topclubs erzielen fast das Vierfache wie damals. Eine allgemeine Tendenz bei der Kommerzialisierung des Sports.

Dass allerdings die Milliardäre ihre Clubs als rentierliche Zukunftsinvestionen betrachten, dürfte nur zum Teil stimmen, denn vor allem sind sie teure, prestigeträchtige Hobbys, die nur dann Geld einbringen, wenn die Spieler zu einem höheren Wert verkauft werden können, als sie gekostet haben, oder wenn aus den laufenden Einnahmen ein beachtlicher Überschuss entsteht. Letzteres ist aber in der Regel nicht der Fall, auch bei den Transfers weisen die ganz oben stehenden Clubs häufig Defizite auf, während zum Beispiel Borussia Dortmund durch günstige Einkäufe, die sich dann als Kracher erwiesen haben, Überschüsse erzielen konnten, indem diese Spieler für ein Vielfaches der Einkaufskosten in die EPL abgegeben wurden (Kevin de Bruyne ist wohl das bekannteste Beispiel). 

Dass auch Clubs staatlich gestützt wurden, vor allem in Spanien, haben wir ebenfalls im Ausgangsartikel erwähnt, und natürlich führt das zu einer Wettbewerbsverzerrung, ebenso wie das Zulassen des Investorenmodells gegenüber dem Bestehen  auf dem Mitgliedermodell des deutschen Vereinsrechts. Ein Club, RB Leipzig, hat dieses Modell quasi umgangen, aber auch die Werksclubs stehen natürlich besser da, weil sie zwar den Industrieunternehmen nicht gehören, aber von ihnen bezuschusst werden, die ihren Namen tragen oder diese Unternehmen als Hauptsponsoren aufweisen.

Gerecht geht es also auch innerhalb Deutschlands nicht zu, wenn man es auf absolut gleiche Voraussetzungen absieht, aber in Europa gibt es zusätzliche Ungleichgewichte, die auch nicht durch Regeln zum fairen Einkauf durch die UEFA beseitigt werden sind. Lediglich der FC Barcelona kam dadurch etwas ins Straucheln, nicht aber sein spanischer Hauptkonkurrent Real Madrid. Umso schöner, zu sehen, dass im Endspiel der Champions League zwar der gepäppelte Club aus Madrid steht, aber mit Borussia Dortmund – nun ja, eine AG, aber doch eher ein Mitgliederverein, der nur  die Hälfte an Marktwert aufweist wie die Spanier. Kein Verein hingegen aus der EPL, ebenso war es in der Europaleague, deren Finale Bayer Leverkusen gerade mit verblüffender Deutlichkeit verloren hat. 350 Millionen Euro Marktwert von Atalanta Bergamo haben 595 Millionen von Bayer Leverkusen 3:0 geschlagen. Es kann also auch in die andere Richtung laufen. 

TH

Dies war eine besondere Fußballsaison in Deutschland. Bayern München wurde nicht deutscher Meister. Aber sie kommen bestimmt wieder, sie sind einfach finanziell zu übermächtig, um nicht bald wiederzukommen.

  • Da wir schon mal dabei sind: ein paar erstaunliche News zu den aktuellen Spielen und der vermutlichen Abschlusstabelle und
  • etwas Marktwertbetrachtung.

Eine nachträgliche Korrektur gegenüber dem folgenden Text: Union Berlin hat es doch auf Platz 15 geschafft. Wir hatten nicht bemerkt, dass Bochum bei verlorenem Spiel und Sieg von Union hinter die Berliner höchstwahrscheinlich zurückfallen würde, aufgrund der schlechteren Tordifferenz. Das ist jetzt aber passiert, Bremen hat gegen Bochum 4:1 gewonnen, Union letztlich gegen Freiburg 2:1 gewonnen. Bei gleicher Punktzahl beträgt die Tordifferenz von Union -25, die von Bochum -32.

Dieses Mal hat es Bayer Leverkusen geschafft, erstmalig die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Glückwunsch dazu an einen Club, der mitsamt seinem spanischen Trainer Xabi Alonso sehr sympathisch auftritt. Es gibt aber weitere Meisterschaften. Wie zum Beispiel den Marktwertmeister.  Da steht Bayern klar auf Rang 1, der Wert der Mannschaft beträgt aktuell 929 Millionen Euro. Bayer folgt in der Tat auf Rang 2 mit 594 Millionen. Ein ziemlicher Abstand, der aber typisch für die europäischen Liegen ist – mit einer Ausnahme, darauf kommen wir noch zu sprechen. Und es gibt den Randalemeister. Es ist nach Strafhöhe der 1. FC Köln, der bereits als Absteiger feststeht. Verwundert hat uns das nicht, angesichts der Negativschlagzeilen, für die Kölner Fans immer wieder sorgen. Dass die Eintracht aus Frankfurt in dieser Tabelle Rang 2 belegt, hätten hat uns eher überrascht, weil der Verein insgesamt einen vergleichsweise ruhigen Eindruck macht. Bayern München ist nicht einmal unter den Top 10 vertreten, obwohl München-Fans zuletzt bei internationalen Spielen auch für Ärger gesorgt haben. Vielleicht werden die Strafen diesbezüglich aber nicht vom DFB verhängt, sondern von der UEFA. Demnach wäre unten nur abgebildet, was in den deutschen Ligen passiert. Und da fällt auf, dass drei  Vereine der zweiten Liga für relativ viel Randale sorgen: der Hannover 96, der HSV und Hansa Rostock (gegenwärtig auf Rang 6, Rang 4 und Rang 17 der Tabelle):

Infografik: Wer wird deutscher Randalemeister? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Rund 639.000 Euro Bußgeld muss der 1. FC Köln in dieser Saison für das Fehlverhalten der eigenen Fans an den DFB zahlen. Das geht aus der Dokumentation der Geldstrafen von fußballmafia.de hervor.

Damit führt der Klub aus dem Rheinland die Sünder-Kartei mit deutlichem Abstand an. Vor allem der untersagte Gebrauch von Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern, ist für den Großteil der verhängten Strafen verantwortlich. Allein beim Derby gegen den Lokalrivalen Borussia Mönchengladbach zündeten die Kölner Ultras mindestens 40 Bengalische Feuer, 20 Blinker, 40 Rauchtöpfe und mehr als 500 Römische Lichter, die über den Block verteilt aus Abschussvorrichtungen abgefeuert wurden – die Pyro-Show kostet den Verein insgesamt rund 420.000 Euro. Doch auch für Beleidigungen auf Plakaten, Becherwürfe und gewalttätige Ausschreitungen verhängte der DFB in der Saison 2023/24 Geldstrafen.

Wie die Statista-Grafik zeigt, musste Hannover 96 mit etwa 517.440 Euro die dritthöchste Gesamtstrafe hinter Eintracht Frankfurt (575.950 Euro) hinnehmen und ist somit der Randalemeister der 2. Bundesliga. Insgesamt beträgt das Strafmaß der Bundesliga ein Spieltag vor Schluss abzüglich Maßnahmen rund 5,1 Millionen Euro.

Für den Deutschen Fußball-Bund kommt somit jedes Jahr eine ordentliche Summe zusammen. Die Dachorganisation des deutschen Fußballs steht dafür bei vielen Fans in der Kritik. Sie empfinden die hohen Geldstrafen gerade in Bezug auf Pyrotechnik als überzogen. Bengalos und Co. sind in den meisten Fanszenen gang und gäbe und gehören für die Klub-Unterstützer zum Spieltag dazu. Deshalb sehen vor allem die Ultra-Szenen die Kriminalisierung der Pyrotechnik als reine Geldmacherei seitens des DFB. In den vergangenen zehn Saisons haben die Vereine insgesamt etwa 30 Millionen Euro an Strafen gezahlt.

Der Verband hat 2021 allerdings beschlossen, dass die Geldstrafen vollständig für gemeinnützige Zwecke verwendet werden sollen. So kommt das Geld zum Beispiel dem Amateurfußball und der Talentförderung

Der Randalemeister ist also auch Absteiger, das steht schon fest. Ziemlich jedenfalls. Union Berlin, derzeit auf Rang 16, führt nämlich zu Hause gegen den SC Freiburgt mit 2:1, während Köln gerade von Heidenheim zerlegt wird (4:1), übrigens dem Verein (Heidenheim) mit dem zweitniedrigsten Marktwert aller Vereine der Bundesliga, nur Darmstadt steht noch dahinter. Auch in der Tabelle. Heidenheim ist also ein Outperformer. Da sind Leute am Werk, die aus der Mannschaft das Beste herausholen.

Anders als der FC Bayern. Der lässt sich nämlich gerade von Hoffenheim vorführen (4:2 für Hoffenheim zu Hause) und das bedeutet, dass der VfB Stuttgart in der Endabrechnung noch an den Bayern vorbeiziehen wird, die Stuttgarter führen nämlich gegen Mönchengladbach mit 4:0. Das ist ein ziemlicher Knaller, dass die Bayern sich jetzt auch noch Platz 2 wegnehmen lassen. Größere Auswirkungen hat das nicht, in der Champions League sind alle bis Platz 5 im nächsten Jahr dabei. Aber es ist ein Armutszeugnis angesichts der Tatsache, dass eine Mannschaft, die einen Marktwert von 929 Millionen Euro hat, einer noch schnell den Vortritt lässt, die es auf 277 Millionen bringt.

Warum betonen wir das so? Weil in den meisten europäischen Ligen die Mannschaften vorne liegen, die auch den höchsten Marktwert besitzen. In Englands Premier League ist das klar zu sehen. Manchester City oder Arsenal London können noch Meister werden, sie führen die Marktwerttabelle mit 1,27 Milliarden Euro und 1,12 Milliarden Euro an. Nebenbei bemerkt: dass aus dieser Geldmaschine von einer Liga, die den europäischen Wettbewerb mittlerweile so stark verzerrt wie einst die „La Liga“ aus Spanien, kein Verein im Endspiel der Champions League steht, sondern Dortumund mit etwa 40 Prozent des Marktwerts, den diese Mannschaften haben, hat uns schon sehr gefreut. Allerdings ist auch Real Madrid im Endspiel, das in Europa derzeit auf Rang 4 der Marktwerttabelle steht (1,02 Milliarden, zwischen dem Verein und den beiden genannten englischen Mannschaften noch Paris St. Germain, mit 1,04 Milliarden Euro). Dass Bayern in der Tabelle nicht ganz vorne ist, ist nichts Neues, aber es gibt schon eine erstaunliche Verschiebung.

England ist den anderen mittlerweile komplett enteilt (Marktwert der BPL: 11 Milliarden Euro, La Liga 5 Milliarden, Serie A 4,77 Milliarden, Bundesliga 4,47 Milliarden). Dass die Bundesliga und die Serie A in etwa den gleichen Marktwert haben, ist auch schon länger Stand der Dinge. Aber die spanische Liga tritt auf der Stelle, und das muss etwas damit zu tun haben, dass die beiden Prestigeclubs der Kastilier und der Katalanen nicht mehr jedes Mal vom Staat gerettet werden, wenn sie sich wieder einmal über Gebühr verausgabt haben, um den europäischen Fußball dominieren zu können. Vor allem Barcelona hat ziemliche Einbußen zu verkraften, und das merkt man sofort an der heimischen Tabelle und der internationalen Konkurrenzfähigkeit des Vereins.

Die Rangfolge zwischen der Serie A und der Bundesliga wäre möglicherweise umgekehrt, wenn die Bundesliga sich nicht, anders als alle anderen großen Liga in Europa, den Luxus erlauben würde, nur 18 anstatt 20 Mannschaften zu haben. Erstaunlich, dass die UEFA das durchgehen lässt, denn es ist – genau, eine Wettbewerbsverzerrung. Es ist ein Unterschied, ob man 36 oder 40 Ligaspiele mit einem Kader machen muss. Es kann genau den Unterschied zwischen geht noch und Überlastung ausmachen. Natürlich muss der Kader bei 40 Spielen auch etwas größer sein, um Ausfälle auszugleichen. Stimmt das? Nicht unbedingt. Die Bundesliga zählt 503 Spieler, die als besonders anstrengend geltende EPL 533. Das heißt, ein englischer Verein in der ersten Liga hat im Durschnitt mehr als einen Spieler weniger im Kader als ein Bundesligaverein. Die spanische Liga zählt sogar nur 508 Spieler. Nur die Serie A Italiens weist mit 550 Spielen einen Wert auf, der mit dem deutschen, pro Verein, vergleichbar ist. Insofern brauchen wir auch nicht den Marktwert pro Spieler auszurechnen, um die Bundesliga doch noch irgendwo an der Serie A vorbeischieben zu können, das wird auch bei spielerbezogener Berechnung nicht passieren.

Zurück zu den Methoden in verschiedenen Ländern. Auch das spanische Modell war eine klare Wettbewerbsverzerrung, nicht nur international, sondern auch intern natürlich. In Italien hingegen wurden immer wieder gerne Spiele verschoben, wie einst auch in Deutschland, das wirkt sich höchstens insofern aus, als die Vereine aus anderen Ländern es mit anderen Gegnern zu tun bekommen könnten, als wenn alles korrekt gelaufen wäre. Irgendwie spiegeln die Methoden der Unlauterkeit ganz gut die Nationalcharaktere wieder, aber alle großen Ligen haben ihre Macken. Es obliegt der UEFA, für mehr Wettbewerbsgerechtigkeit zu sorgen. In Deutschland hieße das: darauf zu bestehen, dass die Ligen endlich 20 Mannschaften bekommen, wie anderswo. Das 18er-System zieht sich ja auch fort bis in die tieferen Ligen. Das würde die Bundesliga auch finanziell aufwerten, und es ist nicht so, dass es nicht 20 erstligafähige Mannschaften gäbe. Mehrere Mannschaften der zweiten Liga haben aktuell einen höheren Marktwert als Darmstadt 98, das Schlusslicht von Liga 1 und würden ihn steigern, wenn wie für eine einigermaßen realistische Chance des Verbleibs in der ersten Liga investieren müsste.

Zurück zur höheren Ebene. Kein Bundesligaclub würde als so systemrelevant erachtet, dass er sich auf diese Art sanieren dürfte. Nun ja, in Bayern mit seiner Amigo-Wirtschaft weiß man nie, aber bezüglich der finanziellen Situation ist Bayern europaweit ein Ausnahmeclub, nach wie vor. Mit dieser Einschränkung: Vereine, die Milliardären gehören, die diese Vereine als ihr Spielzeug betrachten, sind natürlich auch kaum insolvenzgefährdet. Aber nur, solange diese Milliardäre Spaß am Spiel haben. Sie sind also von den Launen der Besitzer abhängig. Sie sind ein Spielball des Kapitalismus, während das deutsche Vereinsrecht davor eine Bremse schiebt, dass es hierzulande auch so kommt. Eigentlich ein Beispielmodell dafür, wie man eben nicht jede Kapitalisierung auf die Spitze treiben muss, ebenso wie die Genossenschaften. Im Grunde sind ja Vereine große Genossenschaften, auch wenn sie neben den Mitgliedsbeiträgen Einnahmen aus dem Kartenverkauf und vor allem aus den Fernsehrechten erzielen. Eine Mischform, wenn man so will, auf der Einnahmeseite, aber nicht auf der Seite der Eigentümer, denn die Vereine gehören den Mitgliedern.

Es gibt natürlich wiederum Ausnahmen, was die Aufstellung angeht. Die Werksclubs sind zwar auch Mitgliedervereine, aber stehen auch relativ sicher, solange die Konzerne selbst nicht wackeln und sparen müssen. Auch das ist eine Abhängigkeit. Dann gibt es noch Borussia Dortmund als Aktiengesellschaft. Eine originelle Idee im Grunde, aber eher für Liebhaber als für Kapitalanleger-Cracks. Und das Modell RB Leipzig, das wegen seiner faktischen Umgehung des Vereinsrechts immer noch für Unmut sorgt. Im Grunde ist dies auch ein Werksclub und Red Bull verleiht noch immer Flügel, während der VW-Werksclub VWL Wolfsburg auf eine Weise auch den sich verschlechternden Zustand der deutschen Autoindustrie spiegelt.

Gerade in diesem Jahr zeigt die Bundesliga international Präsenz. Sowohl in der Champions League als auch in der Europa League steht ein deutscher Verein im Endspiel. Und das ist immer erwähnenswert, vor allem, wenn man es schafft, gegen die finanzielle Übermacht der Premier League noch so gut abzuschneiden. Deutschland wird dieses Jahr den besten UEFA-Score oder den zweitbesten nach Italien erreichen. Möglicherweise hängt das davon ab, ob Leverkusen oder Bergamo das Endspiel der Europa League gewinnt und ob Dortmund es tatsächlich schafft, Real Madrid zu besiegen, gegen das Bayern sich auf eine Weise blamiert hat, die uns leider sehr an das unfassbare CL-Spiel gegen Manchester United … mindesten 25 Jahr her, aber ein Epic Fail … erinnert hat, in dem  Bayern bis kurz vor Schluss führte und dann noch  zwei Tore kassierte und raus war aus dem Wettbewerb. Wir hoffen auf ein Wunder, aber wir tippen auf Real Madrid.

Was immer man von den Bayern hält, eines fällt auf: Sie müssen überlegen sein, um gewinnen zu können. Sie sind keine Mannschaft mit überragendem Biss, die auch gegen größte Gegner in einer schwierigen Lage noch ein Spiel drehen kann. Deswegen gehen sie auch regelmäßig unter, wenn sie nicht auf dem Papier eh die bessere Mannschaft sind. Gerade gegen spanische Mannschaften hat sich das immer wieder gezeigt. Eigentlich ist das ein Schönwetterclub, der nur von oben und von vorne etwas reißen kann, nie mit der Rolle des Underdogs klarkommt, und die hat er in Europa nun einmal hin und wieder, wenn es gegen die Milliardenvereine geht. Und jetzt der dritte Platz. Oh je.

Apropos: Die Spiele der Bundesliga, die heute alle gleichzeitig stattfanden, sind zu Ende. Es bleibt dabei. Bayern hat kein Tor mehr geschossen, Stuttgart auch keines mehr, aber 4:0 gewonnen, während Bayern verloren hat. Der FC Union Berlin muss in die Relegation, Mainz hat sich auf Platz 15 gerettet. Köln und Darmstadt steigen ab.

Und damit sind wir wieder bei den Randalemeistern. Wir schreiben es ja ungern, aber ist Ihnen die Regionalverteilung aufgefallen? Alle Clubs kommen aus dem Norden oder Westen, die in dieser Negativtabelle vorne stehen, kein einziger aus dem Südwesten oder Süden. Frankfurt ist die südlichste der vertretenen Städte und ob Köln zum Norden oder Süden zählt, ist Ansichtssache, jedenfalls liegt es tief im Westen. Schon krass, auch die auffälligen Zweitlligavereine alle „Nordlichter“ sind. Früher hätte Dynamo Dresden als mittelsüdöstliche Mannschaft das Bild noch etwas aufgeweicht, aber der Verein ist wohl zu klein geworden, um noch für große Negativschlagzeilen zu sorgen. Leider auch vorne dabei und von uns zum Norden gerechnet. Union Berlin. Der Verein hat zwar eine tolle Story geschrieben, aber besonders kultiviert geht es auf den Rängen wohl nicht zu. Hertha BSC hingegen steckt trotz wesentlich größerer Möglichkeiten im Mittelfeld der 2. Liga fest, ein typischer Berliner Underperformer, und das nicht erst seit Neuestem. Vom Marktwert wäre der Verein immerhin knapp erstligatauglich, würde natürlich, siehe oben, hinzukaufen, wenn er aufsteigen würde. Sieht nicht danach aus, als ob das bald passieren könnte. Missmanagement als System. Und wie das wieder die Qualitätsmängel in dieser Stadt symbolisiert.

Man soll nicht immer alles in Geld ausdrücken, aber die Marktwerte der Vereine spiegeln schon recht gut deren reale Chancen auf nationaler und internationaler Ebene wieder. Mit der aktuellen Besonderheit, dass Dortmund sich über Wert verkauft, mit seinem Finaleinzug in die Champions League, und dass bei Bayern national genau das Gegenteil der Fall ist. Wenn man die Art, wie das passiert ist, rauslässt, ist auch das Sich-Durchsetzen von Real Madrid gegen Bayern über zwei Spiele hinweg „normal“ gewesen.

Bei der Randale-Tabelle wäre es noch interessant, die Entwicklung zu beobachten. Werden die Strafen immer höher, weil die Randale immer größer wird? Überraschend wäre es nicht. Und wenn man die 30 Millionen Euro, die oben erwähnt werden, durch zehn Jahre teilt, kann man leicht feststellen, dass es einen Anstieg gegeben haben muss. Denn allein die Top 10 der Negativliste haben in der zu Ende gegangenen Saison 3,2 Millionen Euro aufgebrummt bekommen. Nun ja. Warum sollte es ausgerechnet im Fußball entgegen der allgemeinen Tendenz in der Gesellschaft friedlicher werden?

TH

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