Die deutsche Fußballnationalmannschaft ist nach der Vorrunde der WM 2018 ausgeschieden. Ein bisher einmaliger Vorgang.
0:1 gegen Mexiko,
2:1 gegen Schweden und
0:2 gegen Südkorea zum heutigen Abschluss lauten die Ergebnisse.
Es geht mir nicht darum, das Wie, das Wo, das Warum etc. zu kommentieren, um eine Analyse dieser Spiele und vielleicht der Monate zuvor – sondern nur um ein paar knappe Beobachtungen über die letzten Jahre – und dann um ein kleines Geschenk zum – Trost? Unserem Original-Liveticker zum WM-Finale 2014 gegen Argentinien.
Nein, ich war nie ein Fan des Bundestrainers Joachim Löw und als es beim Wahlberliner noch eine richtige Sport-Berichterstattung gab, habe ich nach dem Algerien-Spiel (Achtelfinale der WM 2014) geschrieben: Es war die Mannschaft. Sie hat es gewollt. Die Spieler um den damaligen Kapitän Phillip Lahm, die wussten, dass es für sie die letzte Chance ist, ein großes Turnier zu gewinnen.
Löw hat 2012, 2010 und dann wieder 2016 einiges vergeigt, vor allem die Tatik während der Spiele. Und jetzt hat es nicht einmal mehr gereicht, die satten Weltmeister von 2014 dazu zu motivieren, die Vorrunde zu überstehen. Es hat mich nicht sonderlich berührt, muss ich zugeben. Mit der Zahl der Deutschland-Fahnen an den Autos in Berlin hat auch mein Interesse und meine emotionale Bindung abgenommen, 2016 zur EM gab es letztmalig eine Sportberichterstattung – aber nicht mehr in Form von Live-Berichterstattung. Zur Erinnerung an dieses Feature, das 2011 mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen eingeführt wurde und damals eine Ausnahmestellung hatte – und natürlich zum Trost für die wirklich Enttäuschten unser Bericht vom Finale der WM 2014.
Als alter Statistiker muss ich eine Sache noch erwähnen, ich will ja dem Jogi nicht zu sehr unreht tun: 2016 hat die Mannschaft erstmals Italien in einem Turnier besiegen können – und gegen Schweden zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder ein Spiel gedreht. Doch es war nicht die Initialzündung und ich finde, andere Mannschaften haben es dieses Jahr deutlich mehr verdient, nach vorne zukommen. Ich hätte gerne einen neuen Weltmeister, eine Mannschaft, die es bisher noch nicht geschafft hat. Belgien. Ob sie ihr riesiges Potenzial in den großen Spielen gegen Länder wie Brasilien zeigen können – wir werden es sehn. Der deutsche Fußball hatte eine tolle Zeit mit überwiegend ansehnlichem Kick, jetzt wird neu angefangen. Wie bei den meisten Weltmeistern der letzten Jahrzehnte, die sich beim nächstfolgenden Globalturnier immer ziemilch blamiert haben. Auf die EM 2018, falls die Quali überstanden wird.
Nun aber zum Beitrag WM-Finale 2014, dessen Stil vielleicht den eine oder anderen, der (nur) unsere politischen Beiträge kennt, etwas erstaunen wird. Was mich beim Nachlsen erstaunt hatte, ich hatte es nicht mehr genau in Erinnerung: Schon damals war das deutsche Spiel Marke Klinsmann / Löw quasi dekodiert und hätten Lionel Messi beim Kontern etwas mehr Fortüne gehabt, wäre dieses Endspiel anders gelaufen:
Der Clásicó unter den WM-Endspielen
Deutschland-Argentinien 1:0
Wir verabschieden uns von unseren Lesern. Wir wissen nicht, ob wir noch einmal die Gelegenheit haben, ein Sportereignis über eine so lange Zeit so intensiv zu kommentieren. Das war auch nur möglich, weil die Spiele alle am Abend stattfanden – jede Verlängerung war allerdings dann eine Prüfung für das Schlafbedürfnis. Wir haben mehr als 40 von 64 Spielen kommentiert, darunter sechs Liveticker für Spiele der deutschen Mannschaft. Natürlich konnten wir vor dem Turnier nicht wissen, wie es ausgeht, aber wir haben uns aus einer gewissen Hoffnung und ein wenig Instinkt heraus das richtige Ereignis ausgesucht. Alle deutschen Spiele nebst einigen der Vergangenheit werden wir in einer Digital-Edition dieser WM zusammenfassen. Wir danken unseren Lesern für ihr Interesse an den WM-Artikeln, die uns in einer Zeit, die normalerweise Sommerloch heißt, hervorragende Zugriffszahlen beschert haben.
Das deutsche Champions League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund von 2013 hat seine mehr als würdige Fortsetzung in diesem Moment und an diesem historischen Tag gefunden.
Götze hält ein Trikot mit dem Namen des verletzten Marco Reus vor sich, erinnert uns ein wenig an Neymars Trikot vor dem Halbfinale, schöne Geste auf jeden Fall.
Im Moment ist es schwer zu realisieren, dass Deutschland es wieder geschafft hat. Für uns persönlich schließt sich zu 1990 ein Kreis, aber das ist eine persönliche Notiz, die nicht erklärt werden muss.
KAPITÄN PHILIPP LAHM HÄLT DEN POKAL HOCH!
Hansi Flick, der Assistent von Joachim Löw, wird Sportdirektor beim DFB werden. So werden Stäbe übergeben, wie es lange Zeit beim DFB üblich war – bis zum Umbruch 2000, als es ziemlich drunter und drüber ging.
Der Pokal wird an die deutschen Spieler von Dilma Rousseff, der Staatspräsidentin Brasiliens, übergeben. Wir denken dabei noch einmal an das Scheitern Brasiliens. Angela Merkel herzt die Spieler. Schön, dass sie sich wenigstens einen roten Hosenanzug getraut hat.
Die Jahre mit der „4“ sind wirklich ausgezeichnet für deutsche Weltmeisterschaften. Argentinien hat genau einen Gegentreffer in den K.O.-Spielen erzielt, der fiel gerade eben sieben Minuten vor dem Ende der Verlängerung.
Neuer wird zum besten Torwart des Turniers gekrönt. Na, wer sonst? Die anderen guten sind zu früh ausgeschieden.
Wow. Messi erhält den Goldenen Ball. Er wird als bester Spieler der WM ausgezeichnet,obwohl er nur in der Vorrunde getroffen hat. Das ist sicher eine bewusste Geste an ein Argentinien, das so knapp verloren hat, wie man nur verlieren kann.
Sie haben es am Ende, in der Verlängerung tatsächlich gezeigt. Aber wenn wir an die argentinischen Großchancen denken, dann muss man auch vom vielzitierten Glück des Tüchtigen sprechen. Ja, Lahm sagt es gerade, die Zeit hat für Deutschland und das doch bessere Kräftepotenzial gespielt. Messi kann es noch einmal schaffen, er wird in vier Jahren 31 sein.
Aber auch in diesem Moment von Sieg und Niederlage zeigt sich etwas Wichtiges – die Argentinier brechen hier nicht so zusamnen wie die Brasilianer in diesem magischen Halbfinalspiel. Das gilt für die Spieler ebenso wie für die Zuschauer.
Joachim Löw hat uns widerlegt, zumindest faktisch. Das drucken wir gerne fett. Er konnte uns aber deshalb wiederlegen, weil er entscheidend an seinen eigenen Verfahren, seinem Verhalten justiert hat, als es nach dem Algerienspiel wieder sehr eng war. Aber auch eine Wandlungs- und Einsichtsfähigkeit, die wir jemandem nicht zugetraut haben, zeichnet ihn aus, und das erkennen wir an diesem Abend mit voller Dankbarkeit an.
Schön, dass auch Spielerfrauen und -kinder dabei,auf dem Feld sein dürfen, das gab es früher nicht.
Oh ja, das Schiedsrichtergespann ist sehr zurückhaltend, als Löw Hände schütteln will. Dumm gelaufen, aber Italien muss schon selbst antreten, seine Mannschaft schicken, wenn es Deutschland verhindern will. Wie die FIFA die Schiedsrichter aussucht, war uns während dieser WM schon mehrfach ein Rätsel. Manchmal aus qualitativen Gründen, manchmal auch, weil Schiedsrichter eben auch nur Menschen sind und Interessen und Leidenschaften für ihr Land haben.
Der historische erste WM-Sieg einer europäischen Mannschaft in Amerika ist geschafft. Und es ist nicht die Übermannschaft der letzten Jahre, Spanien, sondern eine deutsche Mannschaft, die uns alle begeistert hat und manchmal auch zweifeln lassen, aber die uns nie kalt ließ, mit ihren Neuers, Müllers, Schweinsteigers und all den anderen.
Aus allen Niederlagen vieler Jahre ist ein großer Moment emporgestiegen. Es war richtig, es ist gerecht und so verdient.
Italien, auch wenn euer Schiri viel getan hat, um es zu vermeiden, wir haben genau so viele Sterne wie ihr!
AUS, AUS, AUS, AUS! DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER. IHR SEID FUSSBALLGÖTTER, IHR HABT MESSI BESIEGT. Euch gehört der Fußballhimmel und das habt ihr euch verdient. Da kann man mal Freudentränen weinen und, so, das tun wir jetzt auch. Wer das hier kommentiert hat, der kann nicht einfach aufhören mit einem schlichten Plopp.
Jetzt jemanden herauszuheben, wäre Unsinn. Es war ein Gemeinschaftswerk.
Wieder wird Schweinsteiger gefoult, ist jetzt verdammt noch mal endlich Schluss?
Weit drüber, weit drüber, Messi! Aber es ist noch nicht abgepfiffen. Ja, auch Schiedsrichter sind Sadisten.
- Bastian Schweinsteiger hat sich verletzt bei dem Zweikampf mit Messi, der diesem den Freistoß eingebracht hat. Was für ein Moment. Messi ist kreidebleich.
Messi hat das letzte Wort in diesem Spiel! Jungs, noch diesen Freistoß überstehen!
Noch 80 Sekunden! Und noch ein Freistoß, den wird Messi treten!
Zwei Minuten werden nachgespielt!
- Mertesacker kommt für – na, für wen? Özil. Okay, hinten muss alles dicht sein. Dicht, dicht, endlich mal in diesem Spiel.
Ja, Merte soll kommen. Neuer fängt statuarisch einen Ball, symbolisch für diese WM.
- So, wieder Argentinien, Lahm verschätzt sich, drüber, drüber über den Kasten, nachdem Neuer eben gut gefangen hat. Jetzt hamma die feuchten Hände, die wir vermeiden wollten, weil sie so an den Tasten kleben.
Los, Löw, Mertesacker rein und einen Offensivspieler raus! Herrje, der Merte kann doch Elfmeter, falls es doch einen gibt, mann, warum jetzt nicht auch mal etwas Zeit schinden!
Jetzt zählt jede Bewegung, jeder Zweikampf, jeder Moment des Ballbesitzes!
Jetzt wird Argentinien noch einmal alles, alles nach vorne werfen!
- MARIO GÖTZE MACHT ES; MACHT ES; MACHT ES!!! Schürrle rennt und rennt und spielt auf Götze und der schiebt von links ein.
- Lahm wird gehalten, auch da pfeift der Schiri nicht.
- Schweinsteiger kommt zurück. Wowow! Und die Körpersprache ist noch dezidierter geworden.
- Deutschland versucht, den Ball zu halten, weil Schweinsteiger behandelt werden muss.
- Jetzt haut Aguero Schweinsteiger eine ins Antlitz, der hat auch schon Gelb. Also, ganz ehrlich, Schweinsteiger hat einen Cut, Vielleicht hat Rizzoli, der den vierten Stern für Deutschland nicht will, mal ein Einsehen.
- Mascherano und Kollege foulen gemeinsam Schweinsteiger, der Schiedsrichter hat’s nicht gesehen. Mascherano hat schon Gelb.
- Argentinien hat Anstoß, Boateng muss gleich mal klären, aber er klärt ohne Probleme.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit der Verlängerung
Wenn man dieses Finale mit dem letzten 2002 vergleicht, kann man auf jeden Fall schon sagen: Es ist viel besser geworden, mit dem deutschen Fußball. Kein ziemlich klangloses Ausscheiden gegen Brasilien, sondern ein aufopferungsvoller Kampf gegen Argentinien über das eigentlich Mögliche hinaus, nach den mehr als 60 Saisonspielen, die die Spieler alle in den Knochen haben.
- Minute. Halbzeit der Verlängerung.
Jetzt ist einen Moment Ruhe über dem Feld bzw. auf dem Feld, doch gleich geht die Post wieder ab, Argentinien in Person von Palacio trifft Lahm am linken Fuß und das Spiel ist unterbrochen. Dann ist Halbzeit.
Jetzt werden die Beine schwer, aber leider nicht nur, wie erhofft, auf argentinischer Seite, sondern auch auf deutscher. Das kann doch noch ein nervenzerfetzendes Elfmeterschießen werden. Das Blöde an diesem ganzen Szenario ist nur – Messi spielt immer so, dass er noch ein paar Körner hat. Vielleicht bleibt Hummels auch deswegen hinten, damit er bei einem möglichen Laufduell mit dem argentinischen Superstar nicht alt aussieht.
- Hummels bleibt hinten, aber Boateng wird immer stärker und schaltet sich in den Spielaufbau ein. Die Deutschen spielen sich in der argentinischen Hälfte fest, Mascherano foult Schweinsteiger, hier wird die Erde beackert, nicht der Rasen bespielt.
Dass vor Neuer mal jemand die Nerven behält, bedarf wohl der Größe eines Messi. Wenn der frei, so frei, so dicht kommt, dann ist es passiert. Das ist der Unterschied zwischen vielen anderen Spielern, die berechtigterweise in einer argentinischen Finalelf stehen, und einem Messi.
- Nein! Palacio geht steil, Hummels hat sich verschätzt, weil der Ball auftropft, aber Neuer geht raus – Palacio verzögert, lupft, doch Boateng steht noch auf der Linie. Alles klar. Mann, Mann.
Die Fans zittern, die Spieler werfen sich rein in jeden Ball, das gilt für beide Seiten.
- Schweinsteiger ist immer mitten im Geschehen und führt die Mannschaft emotional, super. An ihm wird’s nicht liegen, wenn es nicht reicht, aber es ist auch auffällig, wie defensiv er spielt.
- Özil behauptet sich gegen seine üblichen zwei Bewacher, passt auf Kroos, doch der spielt mitten ins Gewühl. Kroos fällt heute ein wenig von seinem sehr hohen Niveau der letzten Spiele ab. Aber es ist eben auch ein hohes Tempo, bei dem keine Zeit bleibt, lang zu überlegen, was mit der Kugel tun.
- Der frische Palacio rennt die linke Seite runter, kann auf Aguero passen, aber der Winkel ist zu spitz, und er kriegt kein Tempo mehr hinter den Ball. So, von hinten der Aufbau, von vorne das Ganze. Wir stehen immer noch auf Null.
- Deutschland am Drücker, Schürrle scheitert wieder an Romero!! Nachschuss, aber abgeblockt! Konter natürlich, aber Neuer hat den Ball am Ende sicher.
Anpfiff zur ersten Hälfte der Verlängerung! Deutschland hat Anstoß.
Löw rennt schnell in den Gange, kommt kurz darauf wieder, diese Studentenblase lässt sich wenigstens schnell leeren.
Zwei Kreise haben sich tradionell gebildet, in denen die Strategie für die Verlängerung durchgesprochen wird. Jetzt sieht man auch, dass Argentiniers Trainer Sabella durchaus emotional kann und seine Mannschaft anzustacheln in der Lage ist.
Respekt vor Argentinien an dieser Stelle, sie hätten es mindestens so verdient wie die deutsche Nationalmannschaft. Jetzt zählen keine Statistiken und hehren Wünsche mehr, sondern nur der Moment ist wichtig.
Wir wollen uns ja nicht an die eigene Brust klopfen aber auch diese Möglichkeit hatten wir ja vorausgesehen. Hoffentlich gelingt die eine gute Idee, die ein Elfemterschießen verhindert. Was für ein enges Spiel – aber die Argentinier sind die gefährlichere Mannschaft auf den letzten Metern, dabei bleibt’s auch nach 93 Minuten.
Ende der regulären Spielzeit!
- Hummels holt zweimal den Ball für Deutschland, klasse. Jetzt wird ruhiger gespielt, die letzten Sekunden der regulären Spielzeit verrinnen.
- Erstmalig Götze nach vorne, geht allein, macht es allein und schiebt den Ball Romero in die Arme. Nee, das isses nicht, das haben wir bei Götze schon bei den bisherigen Einsätzen bemerkt, dass er nicht die Durchschlagskraft hat, der es bedarf, um gegen diese Argentinier ein Tor zu erzielen.
- Messi rennt alleine los, doch Boateng wird immer stärker und läuft ihn ab.
Es gibt drei Minuten obenauf.
Ganz ehrlich, das einzige, was den Deutschen gegen diese Argentinier helfen kann und angesichts der eigenen Abschlussschwäche, ist die Verlängerung und dass die Argentinier ihrer höheren Laufleistung und der kürzeren Regeneration im bzw. seit dem Halbfinale Tribut zollen müssen.
- Klose geht – wohl für immer. Der Rekordtorschütze wird mit stehendem Applaus verabschiedet.
Götze kommt für Klose.
- Wieder wird’s brenzlig mit Messi, ein Pulk von Spielern mit Schweinsteiger in der Mitte klärt gemeinsam.
- Bei Argentinien geht Pérez, Gago kommt. Wieder eine ganz leichte Verschiebung hin zur Offensive, dieses Mal.
Deutschland will das Spiel wohl doch in der regulären Zeit entscheiden. Es muss ja nur mal ein Angriff gut zu Ende gespielt werden.
- Kaum gesagt, schon schieben die Argentinier den Ball auf Messi, der gibt auf Aguero, der rutscht in aussichtsreicher Position glücklicherweise weg.
Es nähert sich die 85. Minute, in der die beiden bisherigen Finalspiele Deutschland-Argentinien entschieden wurden, mal in die eine, mal in die andere Richtung.
- Toller Pass auf Özil, der auf Kroos, aber der zieht rechts vorbei. Mammamia. Jetzt haben sie endlich eine Feldüberlegenheit, aber es reicht noch nicht zu einem wirklich guten Abschluss. Die Chancenverwertung ist mittlerweile wieder schwach, das ist neben diesen Durchbrüchen der Argentinier das zweite Problem der deutschen Nationalmannschaft. Und mit zwei solchen Problemen ein WM-Finale zu gewinnen, ist hübsch schwierig.
- Ecke für Deutschland mal. Nach einigem Hin und Her im Strafraum Drehung, zu lange mit dem Ball gespitzelt, vorbei. Normalerweise hätte Müller längst abgezogen. Höwedes hat auch noch eine Chance, aber ist halt kein Torjäger.
- Messi hat den Ball wieder, Achtung, Gefahr im Strafraum. Hummels verfehlt, Lahm schlägt neben den Ball. Haltet den Dieb! Neuer hat die Pille.
- Palacio kommt für Higuain, Argentinien wird einen Tick defensiver.
Für Klose ist dieses Spiel eigentlich zu schnell, aber die übliche Variante, Schürrle für ihn zu bringen, geht nicht mehr.
- Messi hat wieder den Brazuca, wird aber ein wenig abgedrängt, trifft dadurch den Ball nicht richtig, zieht knapp links am Tor vorbei. So gut Neuer auch ist, wenn Messi da richtig peilt, geht es zu schnell.
- Jetzt stehen beide Mannschaft sicher, und Messi kann tatsächlich einen Ball nicht annehmen, man glaubt es kaum. Jetzt spielen die Deutschen wirklich vorsichtiger, und das ist besser, als in jenes offene Messer zu rennen, das die Brasilianer übersehen hatten, als sie auf die Deutschen trafen.
So, ein wenig Beruhigung im Spiel. Durchatmen. Finger massieren.
So schnell die Deutschen ja umschalten können, es ist nicht schnell genug – und dann ein überhasteter Pass ins Leere. Die Geschwindigkeit ist irgendwie zu hoch. Wieder Schürrle nach einer tollen Strafraumkombination, aber der Ball springt ihm nach vorne weg. Dafür holt er sich jetzt die Pille von Messi. Am Einsatz liegt es nicht, wenn es hier noch nichts wird.
- Neuer faustet schon wieder, das sieht man bei ihm wirklich selten. Jaja, sie sind beeindruckt von den Argentiniern.
- Messi am Ball. Immer, wenn wir das schreiben, haben wir Probleme mit dem Schreiben, weil wir blind tippen müssen, der Typ ist so schnell und macht solche Haken, da kann man nicht mehr kontrollieren, was man verfasst und notfalls korrigieren. Uns geht’s also genau wie seinen Gegenspielern. Nix passiert. Uff.
Die argentinischen Fans sind außer Rand und Band. Läuft auch nicht so schelcht für die Albiceleste. Nein, kann man nicht sagen.
- Aguero foult Schweinsteiger, wieder gibt’s Gelb. Noch keine Tore, aber 2:2 bei den gelben Karten.
- Nach Balleroberung geht Klose, der dieses Mal von Mascherano regelwidrig in aussichtsreicher Position gestoppt wird. Jetzt auch Gelb für den ersten Argentinier.
- Neuer spielt einen Ball ins Aus, schau an.
- So, andere Seite wieder – Aguero liefert sich ein Duell mit Hummels, der Ball geht ins Aus, Ecke für Argentinien. Klose wird angeschossen, der Ball geht wieder ins Aus. Aber es gibt Abstoß.
- Schürrle rennt nach vorne, hat endlich Platz – gibt in die Mitte auf Özil, aber der wird von Mascherano abgedrängt.
- Lahm will auf Müller geben, aber der hat das nicht antizipiert, ausnahmsweise. Ja, um sich durch den argentinischen Strafraum zu kombinieren, muss man extrem gedankenschnell sein.
- Die Deutschen müssen wieder geduldig aufbauen, weil die Argentinier genau da stehen, wo eine erstklassige Verteidigung stehen soll. Trotzdem kommt Klose zum Abschluss – doch die Abschlüsse sind immer aus den Sekundenbruchteilen heraus zu spielen und daher oft nicht präzise genug. Klasse, Argentinien. Muss man neidlos anerkennen.
- Argentinien kontert mal wieder – Higuain hat den Ball, Neuer sprintet raus, faustet mit einer Hand! Und rammt Higuain unangespitzt in den Boden. Der ist sauer, nicht ganz zu Unrecht.
Leute, macht uns nicht unseren letzten Tipp kaputt, bisher haben wir den gesamten WM-Verlauf seit dem Achtelfinale richtig eingeschätzt.
- Schürrle, Müller, Strafraum nach Vorteil anstatt Foulpff, Ecke Kroos, Müller soll sich aufgestützt haben. Es bleibt spannend. Es bliebe auch nach einem 1:0 für Deutschland spannend.
Vielleicht sollte man Messi doch in Manndeckung nehmen, aber wer ist schnell und wendig genug für diese Aufgabe?
- Lahm rennt sich fest, Schweinsteiger rennt dem konternden Spieler hinterher, Boateng klärt super. Auch die Deutschen spielen füreinander, so ist es nicht.
- Özil auf Höwedes – aber schon wieder ein argentinischer Abwehrfuß dazwischen. Ein bisschen läuft es hier wie beim Algerien-Spiel, aber die hatten keinen Messi, die Maghrebiner.
- Boateng klärt gegen Messi. Hummels drischt den Ball nach vorne.
- Klose versucht einen Fehler in der argentinischen Abwehr zu nutzen, aber sofort sind zwei andere Spieler da und helfen aus.
Messi hat sich bisher keineswegs in die sanfte Müdigkeit hineinbegeben, sondern auf dieses Spiel gewartet. Und warum nicht, wenn Argentinien auch ohne Tore von ihm durch die bisherigen K.O.-Spiele kommt?
- Schlechter Pass von Lahm in die Spitze. Abstoß Argentinien.
- Argentinien schon wieder vorne! MESSI VERZIEHT ganz knapp! Da wäre Neuer nicht mehr dran gewesen. Dieses Mal nicht, und Messi war auch nicht im Abseits.
- Higuain im Abseits … wenn es nur nicht immer so dicht vor dem Tor wäre und die Situation nicht immer so gefährlich aussähe.
- Lavezzi wird schon ausgewechselt, Aguero kommt!So schnell kann man sich platt laufen, aber so war es wohl auch gedacht, dass die beiden sich das Spiel teilen, weil beide nicht ganz fit sind.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit!
Außerdem müssen die Deutschen mit dem Foulen aufpassen. Der italienische Schiedsrichter pflegt dicht am Ball zu sein und schnell Gelb für Deutschland zu ziehen, während anderswo auf dem Feld Nickligkeiten geschehen.
Im Moment ist es wie 1986: Wenn die Argentinier besser sind, dann ist das eben so. Aber auch das Spiel haben wir noch einmal angeschaut und es gibt schon wieder Parallelen, die auf taktische Fehler schließen lassen. Nachdem die Deutschen seinerzeit zum 2:2 ausgeglichen hatten, wollten sie sofort den Siegtreffer schießen und wurden von Maradona und Burruchaga mit einem bösen Konter bestraft. Vielleicht sollte man dessen jetzt gedenken und es etwas weniger wild angehen lassen. Auch wenn das Tempo höher geworden ist, die Situation ist nicht unähnlich der von 1986.
Die Taktik ist klar, die Deutschen wollen in Führung und die Argentinier müssen etwas aufmachen.
Obwohl torlos, diese 45 Minuten haben sich angefühlt wie 15. Keine Überlegenheit wie im Endspiel 1990, trotz der guten Technik, die die Deutschen zeigen. Vielleicht kommt Khedira noch rein. Vielleicht spielen sie sich auch so in eine Stabilität, die endlich Angriffe ohne Gefahr von extrem schnell ausgeführten Kontern bis vors Tor mit sich bringt. Aus dem Spiel heraus ist Argentinien klar gefährlicher. Deutschland ist nicht Holland, Deutschland will selbst das Spiel machen, und das wiederum kommt den Argentiniern zupass. Wir sind ja selten der Meinung, man soll sich mehr zurückhalten, aber vielleicht wäre das hier besser. Weniger Angriffe, aber konzentrierter vorgetragen und aus einer sicheren Deckung heraus. Deutschland stürmt zu risikoreich, das ist wohl offensichtlich.
Halbzeitpause.
- Der Eckball kommt von Kroos – Höwedes köpft an den Pfosten, aus kürzester Distanz! Menno!! So, wenigstens sind die Chancen fast ausgeglichen.
- Lahm will flanken, wird gestört, Ecke Deutschland. Das argentinische Spiel kostet Kraft, das ist mal sicher. Das ist auch das, worauf wir im Moment hoffen müssen. Sie wund spielen, wie die Spanier das immer mit allen anderen gemacht haben.
- Klose wird bedient, steht frei vorm Tor – doch der Brazuca dreht sich weg vom deutschen Stürmer. Chance futsch.
- Fehler Mascerano, Özil, Schürrle, Schuss – zu schwach, um Romero heute zu überwinden. Okay, den hätte jeder Torhüter gehalten, war zu sehr aus der Distanz und zu wenig hart geschossen.
- Müller flankt, aber dieses Mal ist ein argentinischer Abwehrkopf da. Wir sind fast geneigt zu schreiben, Deutschland soll defensiver gehen.
Im Moment nützt Deutschland die mögliche höhere technische Qualität der Spieler nichts, Argentinien ist ein Musterbeispiel an Kompaktheit.
- Messi kommt von rechts, täuscht, ist schnell, schießt, Neuer ist geschlagen, aber wer war das jetzt, der auf der Linie geklärt hat? Puha.
Jaja, heute kein 5:0 nach 30 Minuten. Aber hat das ernsthaft jemand geglaubt? Die Argentinier hätten gegen Brasilien wohl nicht 5:0 gespielt, innerhalb einer Halbzeit, aber sie hätten die Selecao im Griff gehabt, das erscheint uns sicher.
- Wow, weiter Ball auf Lahm, der will direkt ablegen, der Ball kommt aber zu hoch.
- Super geht Müller links durch, legt zurück auf Schürrle, aber Romero hat den stramm, aber nicht sehr platziert geschossenen Ball. Wäre aber abseits gewesen, da Özil in Torwartnähe stand und Romero zumindest theoretisch hätte beeinflussen können.
Da kann man nur hoffen, dass einige Argentinier später im Spiel dem hohen Tempo Tribut zollen müssen.
- Lavezzi und Messi rennen aufs deutsche Tor zu, Schweinsteiger klärt zur Ecke. Pffft.
- Klose verstolpert ein wenig, und die Argentinier sind so zweikampfstark, wie man nur sein kann.
Vielleicht ist es richtig, die Argentinier körperlich zu nehmen, wenn es spielerisch nicht geht. Das ist echt spannend. Ein Tor schießen und dann etwas mehr zurück, muss die Maßgabe lauten. Nicht hinten rein stellen, aber mehr absichern.
- Höwedes foult Zabaleta und bekommt auch Gelb. Dieses Mal berechtigt, keine Frage.
Jetzt wird Lavezzi zur Abwechslung mal wieder gelegt. Von Özil wieder, schau an.
Und foulen können sie auch super, Kramer schon wieder – und er muss raus. Schürrle kommt! Das würde normalerweise sogar eine mehr offensivere Ausrichtung bedeuten. Aber angesichts dessen, was wir gerade gesehen haben, wird das doch wohl nicht sein.
- Lavezzi auf Higuain – Tor! Abseits! Abseits. Oh, trotzdem, trotzdem, das ist das Spiel, das hier für Deutschland hochgefährlich werden kann. Die besseren Chancen haben die Argentinier.
Lavezzi wird in die Zange genommen, Schweinsteiger erhält die gelbe Karte von italienischen Schiedsrichter! Das war keine gelbe Karte, oder? Na gut. Die Italiener und unser vierter Stern, das passt nicht zusammen, den Verdacht hatten wir gleich.
- Das sieht gut aus – Boateng auf Müller rasch in die Spitze – aber abseits. Das sah trotzdem gut aus.
- Klose wird von Schweinsteiger in Szene gesetzt, aber Sergio Romero läuft raus und fängt den Ball.
Jetzt wissen wir, warum das Spiel Niederlande-Argentinien so langweilig war. Die Holländer wollten vermeiden, dass ein Messi oder Higuain so frei vor Cillessen auftaucht wie eben vor Neuer.
Sicher hat Deutschland mehr Ballbesitz, und sie schaffen Situationen, allerdings weniger Raum als sonst vor dem gegnerischen Tor.
- Neuaufbau der Deutschen im gegnerischen Spielfeldteil, aber es klemmt noch im letzten Moment, die Argentinier stehen sehr gut und es muss auf engstem Raum kombiniert werden. Selbst die Spanier in ihren Glanzzeiten hätten sich da schwergetan.
Was für ein Glück, dass alle Angst vor Neuer haben. Nur Messi, den wird es nicht jucken, wie der Torhüter heißt, wenn er mal so frei zum Abschluss kommt.
- Kroos köpft in den Lauf von Higuain!! Hilfe! Neuer muss nicht hechten, Higuain verzieht knapp. Das ist schon der zweite Klops von Kroos. Neuer wäre wohl dran gewesen, aber das hätte dann einen Eckball gegeben.
- Es wird wieder gespielt. Und jede Aktion der Argentinier sieht gefährlich aus.
Kramer hat sich verletzt, weggedrückt von Garay mit einem Schultercheck, ist erst einmal benommen. So kennen wir die Argentinier von früher, weniger aus diesem Turnier – immer feste druff. Aber sie werden sich Karten einhandeln, wenn sie so weitermachen.
Man kann jetzt schon sagen, es ist der Kampf, den wir erwartet haben. Die Deutschen rennen an, die Argentinier kontern.
- Gegenstoßversuch der Argentinier, aber Özil ist es, der Pérez stoppt.
- De Michelis köpft zur Ecke, Kroos tritt.
- De Michelis foult Klose, Freistoß von halblinks. Wird Kroos direkt ausführen? Kroos flankt aber eher auf den zweiten Pfosten, Müller kommt nicht ran.
- Lahm flankt von rechts – auf Klose gemeint, der verpasst knapp mit dem Kopf!
- Und wie gut die Argentinier stehen, das ist ein anderes Spiel, fürwahr, als gegen Brasilien.
- Klose klärt den Eckball, Lavezzi am Ball, aber Deutschland klärt und geht wieder in die argentinische Hälfte. Ballverlust, ’nen Argentinier angeschossen, Einwurf.
- Messi wird von Höwedes gestoppt, aber der Ball wird zum Eckball. Das hatten die Holländer besser im Griff, das lässt sich nach kurzer Zeit festhalten.
- Müller läuft sich fest, Deutschland verliert den Ball, aber Kramer ist es, der klärt. Die argentinischen Tempogegenstöße über Messi sind eine Waffe, das ist keine Frage. Jetzt wieder! Aber in der Mitte war niemand, Glück für Deutschland.
- Oh, oh. Messi kann sich frei durchspielen, ist mit Ball schneller als Hummels. Aber immerhin muss er bis zur Torauslinie gehen, Schweinsteiger fängt seinen Rückpass ab.
- Deutschland ist im Spiel und kombiniert in der gegnerischen Hälfte, allerdings stehen die Argentinier gut postiert und der Ball geht auf eine lange Wanderschaft.
- Messi am Ball! Höwedes und Hummels stören.
- Jetzt eine Chance durch Zusammenspiel von Özil und Müller – doch die Flanke von rechts in den Strafraum wird abgefangen, da hatte ein Argentiniere die Ferse dran.
- Der Freistoß bringt nichs ein – und ein Konter! Higuain ist durch, obwohl von Hummels angelaufen – aber der Winkel ist zu spitz geworden, Neuer muss nicht eingreifen.
Der Freistoß wird in einer Diskussionsgruppe ausgehandelt.
- Ah, da sind die Deutschen schom im Strafraum der Argentinier – aber verstolpert. Und dann der erste Freistoß für Deutschland.
Die erste Tat des Schiedsrichters Nicola Rizzoli aus Bolgna ist der folgende Pfiff zum Freistoß für Deutschland.
- Ein Pass der Deutschen geht ins Aus, die argentinischen Fans pfeifen. Ebenso verläuft eine folgende Aktion über Klose.
- Argentinien beginnt flott, aber Deutschland hat den Ball. Özil gewinnt einen Zweikampf.
Anpfiff im Estadio de Maracana, Rio de Janeiro, zum 20. Weltmeisterschaftsfinale. In acht dieser Finalspiele hat Deutschland schon gestanden, das ist fast bei jeder zweiten Teilnahme gewesen. Und es ist das erste WM-Finale in diesem berühmtesten aller Fußballstadien.
Vor dem Spiel
Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach wird für Sami Khedira spielen, der Wadenprobleme haben soll. Beim Warmmachen hat man davon nichts gesehen. Das ist natürlich keine gute Anfangsnachricht, dass ein Spieler, der noch keinerlei WM-Erfahrung hat, diesen Leistungsträger ersetzen soll. Manche Spielerpersönlichkeit wurde in einer solchen Ausnahmesituation geboren, aber dieses kompakte Zentrum, das uns so gut gefallen hat, ist jetzt so natürlich nicht mehr vorhanden. Vielleicht kommt Khedira, der sich auch erst in dieses Turnier hineinspielen musste, noch im Verlauf des Spiels. Es obliegt jetzt also Kramer, gegen den vierfachen Weltfußballer Messi anzutreten.
Was für eine Aufgabe, was für ein Einstand, wenn es funktioniert. Über Kramer wissen wir nicht so viel, aber hoffen, dass er vor allem schnell ist und antizipieren kann, wenn es darum geht, Messi zu bremsen. Dass ein Khedira von Real Madrid den Messi, der bei Barca spielt, besser kennt und auch schon gegen ihn gewonnen hat, steht außer Frage. Gut, dass Kramer keine Zeit hat, über die Situation groß nachzudenken. Worauf andere viele Jahre warten mussten, das bekommt er auf dem Silbertablett: Das Endspiel einer Weltmeisterschaft!
Die Frage ist jetzt, wie eng ist es vor allem psychologisch? Was macht es mit den übrigen Spielern, wenn aus einer perfekten Situation plötzlich eine andere wird?
Auch wir können jetzt schon auf die WM zurückblicken, wie die übertragende ARD das jetzt in verschiedener Form getan hat. Wir sind gar nicht leicht reingekommen, hatten uns mehr instinktiv als aus Überzeugung für eine ausführliche Berichterstattung entschieden- im letzten Moment. Wir haben dann doch das WM-Feeling bekommen und Erinnerungen an schöne Stunden, vor allem 2006, dann in Berlin 2008 und 2010, kamen auf. Aber es hat sich gelohnt. Wir werden nicht zittern, wie in den jungen Jahren, sondern ganz ruhig vor uns hin schreiben und uns freuen, wenn es klappt und dann wird es eine komplette Digitalanthologie aller deutschen Spiele geben. Andernfalls auf jeden Fall das Halbfinale gegen Brasilien als besonderes Erlebnis aufheben.
Der wichtige und schnelle di María ist zumindest noch nicht fit für den Einsatz in der Startelf, sitzt aber auf der Bank. Messi hat bisher die meisten Zweikämpfe aller WM-Teilnehmer bestritten – nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass jeder Gegner versucht, durch dessen Herausnahme aus dem Angriffsspiel der Argentinier die ganze Mannschaft in den Griff zu bekommen.
Argentinien wird ebenfalls unverändert auflaufen: Romero (T) – Zabaleta – de Michelis – Garay – Rojo – Biglia – Mascherano – Pérez – Messi – Higuain – Lavezzi.
Die deutsche Mannschaft wird genau so beginnen wie gegen Frankreich und gegen Brasilien. Keine Rotation, keine Experimente. Was sich gefunden hat und eingespielt ist, wird sich auf die letzten Kilometer des Weges zum vierten Stern machen. Und es wäre eine historische Tat, wenn es dem deutschen Team gelänge, als erste europäische Mannschaft auf dem amerikanischen Kontinent den WM-Titel zu gewinnen.
Neuer (T) – Höwedes – Hummels – Boateng – Lahm / Khedira – Schweinsteiger – Kroos – Özil / Müller – Klose
In Berlin gewittert es gerade wieder und es schauert. Vielleicht legt die Nationalmannschaft ja auch einen Auftritt wie Donnerhall hin, das wäre doch wunderbar und auch daran werden wir uns hier in der Stadt erinnern. Jetzt hat es gerade hier mächtig geknallt und das Bild war auch kurz weg. Vielleicht sollte das Gewitter nicht gerade über unserem Kiez sein Zentrum behalten, wo doch hier live über Geschichte geschrieben wird.
Schon jetzt kann man sagen, dies war eine aufregende Weltmeisterschaft, in der zum Beispiel die große Zeit der spanischen Nationalmannschaft zu Ende ging, an die wir hier noch einmal erinnern. Aber seit dem Achtelfinale haben wir alle Spiele, zumindest das Weiterkommen der Mannschaften betreffend, richtig getippt, und das nur, weil wir auf die Favoriten gesetzt haben bzw. auf die Mannschaft, die in der FIFA-Weltrangliste höher platziert ist. Jetzt sollte auch unser letzter Tipp in Erfüllung gehen: Dass Deutschland sich heute durchsetzen wird – mit welchem Ergebnis auch immer, das so knapp sein darf, wie es will. Gerne lassen wir uns auch 120 Minuten auf den Nerven rumtrampeln. Nur ein Elfmeterschießen sollte es nicht geben, Neuer hin oder her.
Es ist ein seltsames Gefühl, zu schreiben, dass heute nicht nur für die Generation Lahm-Schweinsteiger wohl die letzte Titelchance besteht, sondern dass vielleicht Menschen, die heute das Endspiel verfolgen und jetzt um die 50 sind, statistisch in der Mehrzahl den fünften Stern nicht mehr erleben werden – es sei denn, er kommt ungewöhnlich schnell. Die ersten vier Titel hätte es, wenn es heute klappt, genau innerhalb von 60 Jahren gegeben, statistisch ist das alle 15 Jahre einer. Stimmt aber nicht, denn der erste ist zeitlich „genullt“, sodass es alle 20 Jahre einen Stern gab. 1954-1974-1990-2014. Das wäre doch super, mit dem Ausreißer, dass der dritte Stern vier Jahre „zu früh“ erzielt wurde.
19:30
Aus Deutschland sind sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Bundespräsident Gauck angereist, der immerhin den Vornamen mit dem Bundestrainer teilt. So viel Bund war selten. Selbstverständlich wird auch die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff zugegen sein sowie die argentinische Präsidentin Kirchner – ein ungewöhnlich weiblich dominiertes Politikertreffen. Aber einen gewissen Ausgleich wird der russische Präsident Wladimir Putin darstellen, der als Gastgeber der nächsten WM 2018 zugegen sein wird.
Nur Gott und eventuell die beiden Päpste, von denen je einer heute die Daumen für Deutschland und für Argentinien drücken werden, wissen, wie dieses Spiel ausgehen wird, aber wir haben nach dem Halbfinale geschrieben, dass Deutschland bereits Vizeweltmeister ist. Mehr hatten wir vor dem Turnier gewiss nicht erwartet, aber wenn man die Hand am Pokal hat und es so wirkt, als ob die Deutschen wirklich stark genug sind und nicht einmal versuchen müssen, ausschließlich über ihre bekannten Kampftugenden – die sie auch wiederentdeckt haben – zu kommen, dann soll es der Titel sein.
Wir werden uns nicht entschuldigen für unsere Meinung zu Joachim Löw, die wir in vielen Beiträgen ausgedrückt haben, aber wir anerkennen sehr gerne, dass er rechtzeitig die Kurve gekriegt hat, um dieser Generation tatsächlich den Gewinn einer WM zu ermöglichen. Diesen Fußballern, die uns so viel Spaß gemacht haben, in den letzten Jahren – in ihren Vereinen und im Nationaldress.
19:00
Wir haben uns heute zwecks Vorbereitung noch einmal das Endspiel Deutschland-Argentinien von 1990 angeschaut. Die 1990er Mannschaft Deutschlands gilt als die zweitbeste nach jener Europameistermannschaft von 1972. Wenn das so ist, und wenn man sieht, wie Deutschland heute spielt, merkt mann, dass eine Generation weiter auch heißen kann, um viele Punkte besser. Allerdings – die anderen haben sich auch weiterentwickeln dürfen. Eine solche beinahe ausschließlich defensive Leistung ohne Inspiration wie in Rom wird Argentinien dieses Mal nicht bieten, denn die Idee, mindestens ein Tor während 90 oder wenigstens 120 Minuten schießen zu müssen, um ein Elfmeterschießen gegen Deutschland zu umgehen, ist seit dem Viertelfinale 2006 ganz sicher in den Köpfen der Argentinier verankert.
In Berlin regnet es schon wieder, wie so oft bei den Spielen dieser WM – bisher war’s ein gutes Omen, und die Fanmeile, die am Brandenburger Tor beginnt und sich über die Straße des 17. Juni zieht, ist dennoch seit Stunden so voll, dass niemand mehr drauf darf.
Statistisches
Kein Endspiel hat es so häufig gegeben. Zum dritten Mal werden sich Deutschland und Argentinien morgen in einem WM-Finale gegenüberstehen. 1986 gewann Argentinien mit 3:2 nach einem Maradona-Pass durch ein Tor von Buruchaga, 1990 Deutschland nach einem Elfmeter, geschossen von Andreas Brehme.
Eine Statistik mit Tendenz zur Besserung. Von 20 Begegnungen mit Argentinien hat Deutschland nur 6 gewonnen und 9 verloren, demgemäß gab es 5 x ein Unentschieden. Aber: Alle letzten wichtigen Treffen gingen für Deutschland aus. Das Finale 1990, das Viertelfinale der WM 2006 und das Viertelfinale 2010. Die Argentinier sind vor allem daran interessiert, den Endstand eines Freundschaftsspiels aus dem August 2012 zu wiederholen, das 3:1 für die Albiceleste ausging. Das war aber das erste Länderspiel nach dem verlorenen Halbfinale der EM 2012, als die Deutschen noch ihre Wunden leckten, das sollte man nicht vergessen. Zudem hat die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale mit Frankreich und im Halbfinale mit Brasilien ebenfalls Mannschaften besiegt, gegen welche die Gesamtbilanz negativ ist. Außerdem: Bei Treffen mit Argentinien, die bei Weltmeisterschaften stattfanden, steht es 5:1 für Deutschland.
Noch keine gute Bilanz der Europäer. Von bisher 9 WM-Endspielen, die europäische und südamerikanische Mannschaften gegeneinander austrugen, gewannen die Eurpäer nur zwei. Allerdings beide in jüngerer Zeit: 1990 Deutschland im erwähnten Spiel gegen Argentinien, 1998 Frankreich im eigenen Land gegen Brasilien (3:0). Das letzte interkontinentale Aufeinandertreffen in einem Finale entschied Brasilien im Jahr 2002 in Japan und Südkorea mit 2:0 gegen Deutschland für sich. Auch in dieser Statistik vollzieht sich, über die gesamte WM-Geschichte betrachtet, ein Wandel zugunsten Europas, zumal 2006 keine südamerikanische Mannschaft auch nur im Halbfinale stand, 2010 der einzige südamerikanische Halbfinalist Uruguay gegen Deutschland das Spiel um Platz 3 verlor (2:3).
Eine bisher unüberwindbare Hürde. Die Krönung dieser Entwicklung wäre der WM-Titel für eine europäische Mannschaft in Südamerika, denn das hat es bisher nie gegeben. Aus den anderen Statistiken lässt sich aber schon ableiten, dass die Europäer im Lauf der Jahrzehnte aufgeholt haben, zudem steht dieses Mal nicht, wie 1978, die Heimmannschaft im Finale – damals Argentinien beim Gewinn seiner ersten WM gegen die Niederlande – sondern der ungeliebte Nachbar, den die Gauchos dieses Mal darstellen. Eine Warnung sind vorherige Spiele, auch das Finale von 1978, allemal: Die Argentinier müssen nicht das schönere Spiel zeigen, um zu gewinnen, darin sind sie Italien sehr ähnlich.
Allerdings konnte auch nur einmal eine südamerikanische Mannschaft in Europa gewinnen: Brasilien 1958 in Schweden mit dem aufgehenden Stern Pélé.
Zwei Länder mit vier Sternen oder zwei mit drei Sternen? Gewinnt Deutschland das WM-Finale 2014, zieht es mit Italien gleich, beide haben dann vier Titel. Verliert Deutschland, schließt Argentinien auf, dann hat Brasilien weiterhin fünf Sterne, Italien vier, Deutschland und Argentinien jeweils drei. Hätte Brasilien aber Deutschland im Halbfinale ausgeschaltet und die WM gewonnen, wäre es mit sechs Sternen fast uneinholbar vorne, dann erst käme Italien mit 2 Titeln Abstand, dann Argentinien und Deutschland mit der jeweils halben Zahl.
Rekord-Finalist Deutschland. Die beeindruckendste Statistik aus deutscher Sicht sind die nunmehr 8 Finalteilnahmen Deutschlands, vor 1990 Westdeutschlands. Von den bisherigen sieben wurden drei gewonnen, vier verloren:
1954 das Wunder von Bern, Sieg gegen Ungarn (3:2),
1966 das Tor von Wembley, das keines war, Niederlage gegen England in der Verlängerung (2:4),
1974 der Gewinn des Heimfinales in München gegen Holland (2:1),
1982 nach einem kräftezehrenden Halbfinale gegen Frankreich mit Verlängerung und Elfmeterschießen im Finale mit 1:3 gegen Italien verloren,
1986 in Mexiko verloren gegen Argentinien mit Maradona, nach 0:2 und 2:2 stand es am Ende 2:3,
1990 in Italien gewonnen gegen Argentinien (1:0),
2002 in Japan und Südkorea, 0:2 gegen Brasilien mit Ronaldo.
Aus der Statistik ergibt sich auch, dass Deutschland in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg (7 Jahrzehnte) im Durchschnitt mindestens einmal pro Jahrzehnt im Finale stand.
Wird das morgige Spiel gewonnen, hat Deutschland im Finale vier Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, andernfalls das ungünstigste Verhältnis aller bisherigen Mehrfach-Finalteilnehmer, mit 3:5.
Wartezeiten nach Titeln.Wenn Deutschland morgen gewinnt, hat es 24 Jahre auf den vierten Stern gewartet. Falls Argentinien siegt, liegen sogar 28 Jahre zwischen dem letzten WM-Gewinn und dem dritten Titel. Entsprechend groß sollte der Erfolgshunger beider Länder sein. Beide bisherigen Vier-Sterne-Länder haben ebenfalls 24 Jahre auf den vierten Stern warten müssen: Brasilien von 1970 bis 1994, Italien von 1982 bis 2006.
Mehr WM-Teilnahmen für Deutschland. Deutschland hat bisher an 18 von 20 Turnieren teilgenommen (nicht 1930, nicht 1950), Argentinien hingegen an 16 Endrunden. Nur Brasilien bei auf allen Weltmeisterschaften vertreten, Italien kommt, wie Deutschland, auf 18 Teilnahmen. Bei den 20 Weltmeisterschaften gab es 8 verschiedene Weltmeister: Brasilien (5 x), Italien (4 x), Deutschland (3 x), Argentinien und Uruguay (je 2 x), England (1966), Frankreich (1998), Spanien (2010).
Mehr WM-Spiele für Deutschland. Unterschiedlicher als die Zahl der WM-Teilnahmen ist die Zahl der WM-Spiele beider Länder: Deutschland kommt auf 105 Spiele, Argentinien auf 76, davon wurden 65 bzw. 43 gewonnen (Quote Deutschland: 61,9 %, Quote Argentinien: 56,6 %). Diese Statistik sagt vor allem etwas darüber aus, dass Deutschland bei seinen Turnieren ganz offensichtlich im Durchschnitt mehr Runden überstanden hat als Argentinien.
Elfmetergiganten. 4 x musste Deutschland bei Weltmeisterschaften bisher zu Elfmeterschießen antreten und gewann sie alle. Argentinien gewann 4 von 5 Elfmeterschießen. Das einzige verlorene war das gegen Deutschland im Viertelfinale 2006.
Deutschlands weitere WM-Rekorde. Lothar Matthäuse hat an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen (und ist deutscher Rekord-Nationalspieler), seine Zeit war von 1982 bis 1998, nur der Mexikaner Carbajal kam in den Jahren 1950-1966 ebenfalls zu fünf Turniern. Lothar Matthäus bestritt auch die meisten WM-Spiele bisher: 25. Aktuell stellt Deutschland den Rekordtorschützen aller Weltmeisterschaften. Miroslav Klose hat ausgerechnet im Spiel gegen Brasilien am 8. Juli 2014 den Brasilianer Ronaldo mit seinem Rekord von 2002 abgelöst. Niemand allerdings kann sich, auf ein einzelnes Turnier bezogen, annähernd mit dem Franzosen Just Fontaine messen, der bei der Weltmeisterschaft in Schweden 1958 unglaubliche 14 Tore erzielt hat. Frankreich verlor dennoch im Finale gegen Brasilien.
Die fairsten Mannschaften teffen aufeinander. Mit 64 Fouls (Argentinien) und 71 (Deutschland) nach bisher jeweils sechs Spielen treffen im Finale zwei bisher ausgesprochen regelkonform spielende Teams aufeinander. Die Argentinier hat man mit einer harten, oft rustikalen Spielweise in Erinnerung, das hat sich aber bei dieser WM nicht fortgesetzt. Auch subjektiv haben wir dieses Mal die argentinischen Spieler weit öfter als die gefoulten denn als Täter wahrgenommen.
Deswegen erwarten wir auch nicht die von vielen vorhergesagte Härte in Form böser Fouls, wohl aber ein körperliches Spiel, in dem beide Mannschaften ihr Können zeigen dürfen, vor allem, wie man den Gegner ohne Regelverstoß vom Ball trennt. Bei den gelben Karten hingegen führt Argentinien mit sechs gegen Deutschland mit vier, was für einen leichten Überhang an schwereren Fouls sprechen würde, ließe man die konkrete Situation, die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Schiedsrichter und die unterschiedlichen Gegner außer Acht.
Die technischen Werte sprechen knapp für Deutschland. Wenn auch nicht so deutlich, wie man nach dem 7:1 gegen Brasilien erwartet hätte. Die Passquote im bisherigen Turnierverlauf ist etwas besser (82,1/78,5 %), die Deutschen laufen etwas mehr (695/683 km), die Ballgewinne und Verluste sehen Deutschland jeweils knapp vorne, beim Ballbesitz (56,2 % Deutschland, 57 % Argentinien) herrscht quasi Gleichstand. Das heißt zwar nicht, dass beide Mannschaften ähnlich spielen, aber, dass sie wesentlich gleichwertiger sind, als es nach dem grandiosen Halbfinale der Deutschen und der am folgenden Tag ausgetragenen Hängepartie von Argentinien rein gefühlsmäßig wirken könnte.
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

