Gestern hat die Berliner Zeitung einen schönen Beitrag über die Deutsche Wohnen SE publiziert, der uns ein bisschen Arbeit abnimmt, weil er die Analyse des Geschäftsberichts 2018 unterstützt, die wir in Arbeit haben.
Zur Einstimmung aber erst einmal dies:
Es ist ein Tweet von der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“, wie sich unschwer erkennen lässt.
Violett auf Gelb ist eine der dominierenden Farben in der Stadt Berlin geworden. Ob es weniger seriös ist als das übliche Blau-Blau-Blau der Immobilienfirmen, das nun von ebenjenen und von manche konservativen Politikern zu „baubaubau“ (bauen, bauen, bauen) umgedichtet wurde? Jedenfalls ist es mal was anderes und es stehen reale Menschen mit guten Ideen dahinter, während die Lösung der finanzmarktgetriebenen Immobilienkrise durch baubaubau ein Märchen für Dummies bleiben wird. So, wie es ein Märchen ist, dass Blau in Blau und Blau Seriosität sozusagen von selbst verkörpert.
Nehmen wir beispielsweise die Gehälter, die normale Menschen mit wichtigen Jobs verdienen und das, was der Herr Zahn von der Deutsche Wohnen SE im Jahr einstreicht. Herr Zahn verdient, nur seine Gehaltsbestandteile berücksichtigt, 4,4 Millionen im Jahr, weist uns die Berliner Zeitung aus.
Eventuelle Kapitaleinkünfte sind da nicht mitgerechnet, und die hat Herr Zahn sicher, er sitzt doch ziemlich an der Quelle. Damit streicht er etwa das 150-fache einer Pflegekraft ein und brutto das 100-fache einer Vollzeit-Lehrkraft in Berlin. Oder das 250-fache jener marginalisierten Dienstleister, die dafür sorgen, dass die Reichen überall eine nette Konsum-Infrastruktur vorfinden. Nun würde niemand behaupten wollen, dass besondere Fähigkeiten und viel Verantwortung nicht doch irgendwie honoriert werden müssen, auch die teure Ausbildung für Spitzenjobs muss sich irgendwie nochmal reinholen lassen.
Dafür reichen aber locker die 270.000 Euro Jahresgehalt, die ein Geschäftsführer bei städtischen Wohnungbaugesellschaften beispielsweise verdient. Das wabert immer auch mal in der LINKEn rum: Spitzenjobs könnten etwa das 12-fache des Durchschnittsverdienstes bringen. Da wäre bei einem solchen Geschäftsführer noch bisschen Luft nach oben. Also nicht, wie in der DDR nur das 3- bis 4-fache für Kombinatsleiter im Vergleich zu Arbeitern.
Aber auch nicht das 150-fache.
Und schon gar nicht das 1000-fache, wie bei leistungslosen Großaktienpaket-Erben, die allein an Dividenden und Gewinnausschüttungen schon mal gerne eine Milliarde Euro pro Jahr kassieren.
Sind solche gigantischen Einkommensunterschieden seriös? Arbeiten diese Superreichen echt 1000-mal besser, haben sie den anderen, die täglich dafür sorgen, dass de Laden läuft, überhaupt irgendetwas voraus? Und: Sollen nur noch sie in einer Stadt wie Berlin leben dürfen? Kann das funktionieren? Wie viele Einwohner hätte Berlin, wenn nur noch die Zahns oder die Klattens dieser Welt hier residieren dürften? Berlin wäre ein spießiges Dorf, wie es auf der Welt schon so viele gibt. Es gibt schon Warnzeichen: Immer mehr junge Familien wandern ins Umland ab, weil sie sich Berlin nicht mehr leisten können. Die Zukunft geht, das Kapital bleibt oder strömt weiter ein. Und baubaubau sorgt für weitere Verwerfungen, weil nur die Reichen sich dieses Gebaubaute noch leisten können. Das soll seriös sein? Zukunfsorientiert? Tatsächlich?
Die Anzeichen mehren sich, dass die Wirtschaft ins Stottern kommt. Dass der Kapitalismus im Grunde aus dem letzten Loch pfeift, wissen eigentlich alle, und wer sich mit der Währungspolitik befasst, weiß es noch besser. Die Immobilienblase wird bewusst riskiert, weil die Realwirtschaft seit 2008 aus dem Takt geraten ist und nur noch mit einer riesigen Billiggeldmaschine am Laufen gehalten wird. Von dieser zutiefst unseriösen, weil die Folgen des Kapitalismus-Fails auf die arbeitende Mehrheit abwälzenden Politik profitieren im Moment Deutsche Wohnen & Co. Nachhaltig ist diese Entwicklung nicht einmal in Ansätzen. Sie schafft keine Arbeitsplätze, sie steigert nicht die Produktivität oder den Arbeitswert, sie tut nichts weiter, als den Menschen immer mehr Geld aus den Taschen saugen, damit eine der letzten Wachstumsstories eines todkranken Kapitalismus noch irgendwie weitergehen kann. Die Wachstumsstory der Immobilienhaie, die sich immer monströser aufblähen. Man taumelt gefräßig voran und vernichtet lieber die Mieter_innen, die das Ganze tragen, anstatt zuzugeben, dass man am Ende ist, dass sich alle mal zusammensetzen sollten, um über verträgliche, kompromissorientierte Lösungen nachzudenken.
Und da fragen wir uns nun noch einmal: Ist dieses Verhalten der Immobiilenhaie schön, politisch und überhaupt? Kann dieser räuberischen Wirtschaftsweise die Zukunft gehören? Oder gehört sie vielleicht doch den vielen jungen Menschen, die am letzten Samstag überall gegen den Mietenwahnsinn demonstriert haben? Die erkannt haben, dass es so nicht weitergehen darf und die nicht mehr wollen, dass der Kapitalismus sich weiter an ihnen fett macht, uns dabei alle in den Abgrund treibt und sich dann auch noch Statements wie das oben gezeigte leistet.
Schon die Banker haben aus der Krise 2008 nichts gelernt und sind arrogant wie zuvor. Wie dann erst der gemeine Immobilien-Zusammenramscher? Bei den globalen Problemen, die der Kapitalismus mittlerweile verursacht, soll dieses Raffen und Raffen zukunftsträchtig sein?
Ehrlich, Deutsche Wohnen. Ihr seid so von gestern, dass ihr’s nicht einmal merkt. Und die Politiker, die immer baubaubau stammeln, weil ihnen nichts Besseres einfällt, die gehören mit euch zusammen ins Museum oder in eine Wanderausstellung mit pädagogischer Ausrichtung: Diese Freakshow soll alle, welche sich die darin gezeigten Figuren und fehelerhaften Konstrukte und dummen Sprüche anschauen, eindringlich mahnen. Sie soll ihnen klarmachen, wie schön die Welt hingegen sein kann, wenn man sich gegen diese Art der Bewirtschaftung des eigenen Lebens, der Dominanz anderer über das eigene Leben wehrt. Wie erhebend es ist, wenn man es wagt, nein zu sagen.
Wenn man diese Menschen wie den Herrn Zahn eben nicht weiter ihren Hohn und ihre Überheblichkeit ungehindert über die auskübeln lässt, welche jeden Tag ehrliche Arbeit für sich, ihre Familien und als Gestalter einer hoffnungsvollen urbanen Wirklichkeit tun.
Viele davon engagieren sich neben ihren harten Jobs ehrenamtlich, aber nicht mit Raubgeld, das sie den Mieter_innen abgenommen haben, sondern mit Zeit, die sie aufbringen, mit Empathie, die sie einsetzen, mit dem Glauben an ein Morgen, das der Mühe wert ist.
An ein Morgen, welches Dinosaurier wie die Deutsche Wohnen, die nur durch riesige Fehlsteuerungen der Politik heranwachsen konnten, nicht etwa durch Innovation und gute Ideen, ein Morgen, welches diese Raubsaurier nicht mehr vor sich haben. Wir haben jetzt mal die Saurier genommen, damit die Haie sich kurz von dem schlechten Image erholen können, das ihnen durch die Fehlmutation namens Miethais verpasst wurde.
Wir müssen keine Millionen verdienen oder besitzen, um glücklich zu sein, Deutsche Wohnen. Denn wir sind Millionen, die wissen, dass Glück nicht darin liegt, Milliarden durch das Ausquetschen anderer Menschen zu erzielen. Wir glauben deshalb an die Zukunft, gleich, was dieses mittlerweile kranke System uns in dieser Zukunft noch antun wird.
Wir werden seine nächste Krise überstehen, irgendwie und alle zusammen. Ihr nicht. Ihr werdet euch als das herausstellen, was ihr seid. Hohle Blasengebilde. Kommt eine Krise, platzt die Blase, platzt euer Geschäftsmodell. Dann schrumpft alles. Die Gewinne, die Kurse, die Werte. Und dann wird eure Enteignung viel, viel günstiger als bisher angenommen. Macht also ruhig weiter. Bringt die Menschen gegen euch auf. Haut sie in die Pfanne. Sprecht ihnen ihre Würde ab und ihre Zukunft. Wir warten auf den Tag X. Wir sehen, wie der Zorn der Mehrheit sich immer stärker zu Entschlossenheit wandelt. Wir freuen uns schon so sehr darauf. Wir werden noch leben, wenn Kunstgebilde wie die „Deutsche Wohnen SE“ längst Geschichte sind.
À nous l’avenir! Die Zukunft gehört uns!
TH
MS 333, SMH 341
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