wusstet ihr, dass der 2. mai symbolischer den „tag der lebensmittelverschwendung“ markiert? dass alle lebensmittel die in diesem jahr bis heute produziert wurden, auf dem müll landen? 18 mio. tonnen (ein drittel) unserer nahrung wird ungenutzt verschwendet.
über lebensmittelverschwendung — campogeno
Im Rahmen unserer Reihe „Empfohlene Beiträge“ wollen wir auf ein Thema hinweisen, dem sich der spanische Blogger Campogeno gewidmet hat, das tun wir ja öfter, weil wir die kurzen, prägnantenb Statements von dieser Seite schätzen. Sie geben uns auch Gelegenheit, ein paar Gedanken beizufügen.
Es gibt ja für alles einen Tag. Der erste im Jahr ist der Fat Cat Day, schon nach fünf Tagen, das ist der Tag, an dem die Topverdiener schon so viel in der Tasche haben wie der Durchschnitt der Bevölkerung nach einem Jahr. Am 18. März kommt der Equal Pay Day, der aber auf problematischen Zahlen beruht – und irgendwann im Sommer der Tag, an dem wir endlich für uns selbst und nicht mehr für die staatlichen Abgaben arbeiten dürfen. Dazwischen liegt der Lebensmittel-Verschwendungstag, der bisher weniger bekannt ist, aber ebenfalls wichtig.
Wenn wir bei uns persönlich anfangen: Wir haben durch verändertes Kaufverhalten in den letzten Jahren den Ausschuss im Haushalt auf klar unter 2 Prozent reduzieren konnten. Wir essen nur noch Fertigpulver, das nicht verderben kann. Scherz, muss auch mal sein, die Zeiten sind ernst genug. Nein, wir gehen häufiger in den Laden und nehmen kleinere Mengen mit, nehmen uns also mehr Zeit – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass wir die meisten Lebensmittel frischer zu uns nehmen und sie auch mehr „sehen“ und dass sie im wörtlichen Sinn kaum eine Last darstellen.
In diesem Rest von 2 Prozent ist der Tatbestand enthalten, dass Lebensmittel innen nicht mehr okay sind, die nach außen noch so ausschauen und wir Teile entfernen oder die Frucht doch wegwerfen müssen. Selten, aber kommt vor und wir ärgern uns dann sehr darüber.
Worauf wir keinen Einfluss haben, ist, was die Geschäfte mit Lebensmitteln machen, die abgelaufen sind. Nach unserer Ansicht müssten diese, wenn, wie meistens, noch verwertbar, zwingend an Tafeln weitergereicht oder auf ähnlichem Weg verteilt werden.
Was überhaupt nicht geht: Dass Menschen verklagt werden, die in Müllcontainern von Lebensmittelläden etwas Essbares finden. Wir sehen auch die Grundlage für diese asoziale Rechtsauffassung nicht – mit dem Wegwerfen gibt der bisherige Besitzer den Herrschaftsanspruch über die Sache auf, so what? Hausfriedensbruch durch Stöbern in frei zugänglichen Höfen? Quatsch!
Leider gibt es einen weiteren beachtlichen Bereich, zumindest in der EU, der die hiesige Agrarpolitik schon seit langer Zeit ethisch ins Zwielicht rückt (als einer von vielen fragwürdigen Aspekten): Nämlich, dass „Überschussproduktion“ nicht etwa an Arme verteilt wird, sondern vernichtet, oftmals am Ort ihrer Entstehung. Das war schon so, als die EU noch EG hieß.
Heute ist der Überschuss vor allem in der Form vorhanden und ausdrücklich erwünscht, dass die Agrarwirtschaft in der EU immer weiter durchrationalisiert, auf Billigexport getrimmt wird und dadurch sowohl in ihrem Gebiet selbst als auch in anderen Teilen der Welt kleinbäuerliche, wesentlich nachhaltigere Strukturen vernichtet. Mit Lebensmitteln lässt sich also auch ausbeuterische und umweltschädliche Wirtschaftspolitik machen, es geht nicht nur um Verschwendung bei uns (die 18 Millionen Tonnen, von denen im verlinkten Beitrag die Rede ist, beziehen sich auf Deutschland).
TH
EBA 18
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.


