Crimetime Vorschau - Titelfoto © WDR
Ein Schiff, zwei Schiffe, Schiffbruch
Bei der Tatort-Folge 230 „Medizinmänner“ handelt es sich bereits um den 23. gemeinsamen Fall für die beiden Duisburger Kommissare Horst Schimanski und Christian Thanner, der am 13. Mai 1990 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Das Drehbuch stammte von Chiem van Houweninge, der in dem Krimi auch den Ermittler Hans Scherpendeel, „Hänschen“ genannt, spielt. Von Houwenige hatte zuvor schon die Drehbücher für die Folgen „Kuscheltiere“, „Der Tausch“ und „Kielwasser“ verfasst und war auch in dem im folgenden Jahr ausgestrahlten Tatort „Bis zum Hals im Dreck“ für das Drehbuch verantwortlich.
Der Dreh für diesen Tatort gestaltete sich für den WDR schwierig, weil die Mietkosten für ein geeignetes Schiff den finanziellen Rahmen der Produktion deutlich überschritten. Daraufhin wurden für die Filmarbeiten zwei verschiedene Schiffe genutzt. Im Tatort ist dieser Trick vor allem daran zu erkennen, dass das Schiff zunächst schwarz und rot und später weiß ist. (Tatort Fans)
„Medizinmänner“ ist also der 23. von 29 gemeinsamen Fällen, die Thanner und Schimanski zusammen gelöst haben. In der Rangliste des Tatort-Fundus steht „Medizinmänner“ ziemlich mittig (Rang 553 von 1113 Fällen, Stand 27.08.2019 und in der internen Ermittler-Liste „Schimanski“ auf Rang 13 von 29). Es geht sozusagen aufwärts. Der WDR packt derzeit alle Schimanski-Tatorte aus, die nicht vor ein paar Jahren schon einmal in einer Retrospektive gezeigt wurden – und damals ging man nach Bekanntheit oder den Kritiken vor, man zeigte die „berühmtesten“ oder „besten“ Fälle. Heißt, dass nun diejenigen übrig sind, die weniger Begeisterung bei den Fans ausgelöst haben. Nach dem, was wir bisher gesehen haben: Nicht, dass wir immer einer Meinung mit dem Durchschnitt wären, sonst bräuchten wir keine eigenen Bewertungen abzugeben, aber wertlos sind diese vielen Meinungen versierter Zuschauer auf keinen Fall. Am meisten geht es bei „Kunst-Tatorten“ auseinander. Bei ihnen und auch bei Ermittler*innen, die sich leider Bashing-Status erarbeitet haben, ohne dass die einzelnen Filme wirklich so schlecht wären, liegen wir oft höher als der „Mainstream“. Das sind ja heute mal viele Anführungszeichen in einer kurzen Vorschau.
Die meisten Schimanski-Tatorte befassen sich mit Big Business, diesesMal ist es der Handel mit Medikamenten. Und die Figur eines kleinen Kindes wird im Jahr 1990 Walter genannt. Mal sehen, ob das eine Bedeutung hat. Nach dem heutigen späten Abend bzw. nach der Sichtung der Aufzeichnung wissen wir mehr und werden es unseren Leser*innen mitteilen.
TH
Handlung
Jochen Bähr, Abteilungsleiter in einem pharmazeutischen Betrieb, wird an einem frühen Sonntagmorgen in seinem Boot erschossen aufgefunden. Am Tatort befindet sich sein kleiner Sohn Walter, der unter Schock steht und nicht zum Sprechen zu bringen ist. Schimanski, der die Aussage des Jungen braucht, versucht, seine Verkapselung aufzubrechen. Er hat erste Erfolge – da wird Walter unter den Augen des Kommissars entführt.
Die Suche nach dem Kind führt Schimanski, Thanner und Hänschen nach Rotterdam. Dort kommen sie einem illegalen Medikamentenhandel mit Entwicklungsländern auf die Spur, in den vor allem jene Firma verwickelt ist, für die Jochen Bähr gearbeitet hat. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sowohl das Kind als auch die Medikamente an Bord eines Handelsschiffes sind, das kurz vor der Ausfahrt nach Afrika ist. Schimanski schleicht sich an Bord, findet Walter und kann sich mit dem Jungen auf hoher See in einem Rettungsboot absetzen. Die beiden treiben hilflos im Meer, bis sie entdeckt und von der holländischen Marine geborgen werden. Dabei erlebt Walter einen erneuten Schock; die Folge ist, daß er wieder zu sprechen beginnt und Schimanski einen Hinweis geben kann, der zum Mörder seines Vaters führt.
Besetzung und Stab
Hauptkommissar Horst Schimanski – Götz George
Hauptkommissar Thanner – Eberhard Feik
Hänschen – Chiem van Houweninge
Ossmann – Gerhard Olschewski
Karin Bähr – Heidemarie Wenzel
Thomas Bähr – Nikolai Bury
Peter Schatz – Christoph Bantzer
Buch – Chiem van Houweninge
Regie – Peter Carpentier
Musik – Jean-Jacques Lemetre
Kamera – Franz Rath
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