Liebeswut – Tatort 1202 #Crimetime Vorschau #Tatort Das Erste, 29.05.2022, 20:15 Uhr #Bremen #Moormann #Selb #RB #Liebe #Wut

Crimetime Vorschau – Titelfoto © RB / Bremedia, Claudia Konerding

Liebe Leser:innen,

vorab hatten wir Ihnen den Tatort Nr. 1202, der am 29.05.2022 erstmals ausgestrahlt werden wird, bereits kurz präsentiert, heute schließen wir unsere übliche Vorschau mit Kritiker:innenstimmen an: Der neue Tatort kommt aus Bremen und schreibt die Story nach der Zeitenwende, dem Abgang von Inga Lürsen und Nils Stedefreund, fort, es ist deren dritter gemeinsamer Fall. Linda Selb ist aber schon etwas länger dabei, sie wurde während der Endphase des Vorgängerteams eingeführt.

Die Bremer Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) haben es auf den ersten Blick mit dem Selbstmord einer psychisch Kranken zu tun. Als sie an ihrer Schlafzimmerwand eine kryptische Nachricht finden, ahnen sie, dass der Tod der Frau nicht das einzige Unglück bleiben wird. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Unter der Regie der mehrfach ausgezeichneten international tätigen Regisseurin Anne Zohra Berrached, die in diesem Jahr in die Wettbewerbsjury der 72. Berlinale berufen wurde, zeigt Das Erste am 29. Mai 2022 den Bremer „Tatort: Liebeswut“. An der Seite von Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram spielen in dem düsteren Thriller u.a. Matthias Matschke, Ulrike Krumbiegel, Aljoscha Stadelmann und Dirk Martens.

Inhalt: Nach einem Wohnungsbrand wird in einem hermetisch abgeschlossenen Schlafzimmer die Leiche einer Frau gefunden – sie trägt ein Hochzeitskleid. Die Bremer Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) gehen von Selbstmord aus. An der Wand finden sie eine kryptische Nachricht, die von einem Teufel handelt, der jemanden holen wird. Es stellt sich heraus, dass die kleinen Töchter der Toten nach der Schule verschwunden und unauffindbar sind. Was ist mit den Mädchen passiert? Wer könnte „der Teufel“ sein, der sie geholt hat? Wie ist die Aufregung des getrenntlebenden Ehemannes Thomas Kramer (Matthias Matschke) und dessen schwangerer Freundin Jaqueline (Milena Kaltenbach) zu deuten? Ist die Besorgnis der Großeltern Sybille (Ulrike Krumbiegel) und Burkhard Dobeleit (Thomas Schendel) glaubwürdig? Was weiß der Nachbar Gernot Schaballa (Aljoscha Stadelmann), der als einziger Schüsse gehört haben will? Und welche Rolle spielt der Hausmeister der Schule Joachim Conradi (Dirk Martens)? Die Kommissarinnen geraten in ein undurchsichtiges familiäres und nachbarschaftliches Geflecht. Zeugen sterben, bevor sie ihre Fragen stellen können und Liv Moormann wird von bedrohlichen Erinnerungen an ihre eigene Kindheit eingeholt…

Der „Tatort: Liebeswut“ wurde von der Bremedia Produktion im Auftrag von Radio Bremen für die ARD produziert. Produzent ist André Zoch, Producer Christoph Holsten. Der verantwortliche Redakteur bei Radio Bremen ist Thomas von Bötticher. Regie führte Anne Zohra Berrached. Das Buch stammt von Martina Mouchot. Die Kamera führte Christian Huck. Die Dreharbeiten fanden im Herbst 2021 u.a. in der Bremer Innenstadt, im Hafen und in Oberneuland statt.

Für uns ist das Bremer Team in seiner jetzigen Zusammensetzung noch ganz neu, weil wir keinen von dessen bisherigen Fällen gesichtet haben. Ob wir die bereits veröffentlichten Filme vorziehen oder mit Nr. 3 einsteigen, müssen wir noch festlegen, aber gespannt sind wir auf jeden Fall. Also verfolgen wir erst einmal, was andere, die schon ein Stück weiter sind, zu dem Krimi geschrieben haben:

Die Redaktion von Tatort-Fans meint: „Ein Tatort, der viel mehr ist als ein Krimi, nämlich ein wahrer Psychothriller, der ein Gesamtkunstwerk auf allen Ebenen darstellt: düstere Musik mit Anleihen bei Hitchcock, kräftige, grelle Farben, harte Schnitte, eine kompromisslose Figurenzeichnung, die die Tragik jedes einzelnen Charakters klar herausstellt, ohne ihn vorzuführen – herausragend hier das Spiel von Aljoscha Stadelmann –, dazu noch die surreal-fantastisch anmutenden Bild- und Handlungselemente, die einerseits ins Seelenleben von Liv Moormann führen, andererseits den Realitätsbezug bewusst infrage stellen (Warum müssen Krimis auch immer so schrecklich realistisch sein?): Das alles ist quer durch sämtliche Gewerke und von allen Beteiligten exzellent umgesetzt, sodass das Zuschauen und Miträtseln in jeder Minute einfach nur Spaß macht.“

Es ist jetzt wieder ein Experimental-Tatort? Davon sollte es doch nur ca. 2 pro Jahr geben, um das Publikum nicht zu sehr zu beanspruchen. Was nicht bedeutet, dass die übrigen ca. 35 Tatorte, die jährlich neu gedreht werden, heutzutage noch realistisch im Sinne der Abbildung realer Polizeiarbeit sind, so schrecklich ist es also gar nicht. Andererseits, in diesen Zeiten, in denen sich sowieso die Ansprüche verschieben, vor allem in der Form, dass  man den Ärmeren ständig erzählt, sie sollen ihre Ansprüche senken, könnte doch der Tatort wieder einen richtigen Sprung nach vorne machen? Es wirkt beinahe so, wenn man die hymnischen Kritiken zu den letzten Filmen liest. Wir sind so gespannt auf diejenigen Werke aus der Premiumkrimiküche der ARD, die wir noch nicht kosten konnten.

„Gut gefällt mir (…), dass es bis zum Ende spannend bleibt, wer denn nun dieser „Teufel“ ist. Aber der Tatort „Liebeswut“ ist mal grell, mal düster, laut, hat viele ungewöhnliche Kameraeinstellungen, überladene Szenenbilder, viel dramatische Musik und ist eben in jeder Hinsicht überzeichnet. Das ist mir persönlich dann doch etwas zu viel „Kunst“ gewesen. Daher gibt es Punktabzug.“ – Simone Sarnow, SWR3-Check

Ah, Kunst! Hatte ich doch in etwa richtig gelegen, mit meiner Einschätzung nach der ersten Kritik. Wenn die Fans Kunst mehr mögen als die Kritiker:innen, dann ist es genau wie umgekehrt, es geht auseinander. Das muss auch so sein, obgleich wir zuletzt eben auch Tatorte vorgestellt haben, bei denen die Meinungen fast einhellig positiv waren. Immerhin bedeutet der Abzug aber nicht, dass es nur einen oder zwei Elche vom SWR gibt, sondern immerhin drei (von fünf). Dass die Inszenierungen immer wuchtiger werden und das Pathos in der Filmsprache erstarkt, ist allerdings ein Metatrend, der bereits in den 2000ern eingesetzt hat. Die Gefahr, dass das  in der Nachbetrachtung als überzogen angesehen werden wird, ist bis jetzt eher gering, denn es scheint, wie auch die meisten „Blockbuster“ beweisen, kein Zurück zur Schlichtheit zu geben. Würde man diesen Weg gehen, fiele unweigerlich auf, wie hohl manches ist, was mit einem gewaltigen Aplomb daherkommt. 

„Das Schweigen der Männer. Gefühlskalte Clowns, gestörte Lutscher: Die Kommissarin ist im Bremer »Tatort« nicht nur mit einem Horrorkabinett von Männern konfrontiert, sondern auch mit Konflikten aus der eigenen Kindheit. Hölle!“ – Christian Buß, Der Spiegel

Herr Buß hat wieder einmal Titel-Bingo gespielt. Die Frage für Anfänger: Auf welchen – sic! – Blockbuster spielt er an? Und hat der neue Tatort Elemente aus diesem Film übernommen? Buß fühlt sich von diesem Film ein wenig verschaukelt, weil Kommissar Zufall auf eine besonders teuflische Weise, also auf eine, welche direkt in der Hölle ausgekocht wurde, die Handlung vorantreibt, obwohl es sich ja auch um einen Ermittlerinnen-Krimi handelt. Ich kenne das. Wenn ich mich verschaukelt fühle, geht es mit den Punkten für einen Film besonders schnell abwärts. Immerhin stoppt Buß den Expressaufzug in den Hades bei 5/10, das ist allenfalls die Vorhölle zu einem Verriss. Wir wischen uns den Schweiß ab und gehen hinüber zur nächsten Kritik:

 „Die Suche nach dem Teufel in einer fantastisch-alptraumhaften Bilderwelt: Regie-Shooting-Star Anne Zohra Berrached geht beim Bremer „Tatort“ in die Vollen. Grelle Farben, schrille Figuren und ein kraftvoller Score geben der Episode „Liebeswut“ (Radio Bremen – Bremedia) eine spezielle, ästhetisch eigenwillige Anmutung jenseits des üblichen Krimi-Realismus‘. Aber auch die Spannung kommt in dem Drehbuch von Martina Mouchot nicht zu kurz. Die Kommissarinnen Moormann & Selb werden mit dem rätselhaften Tod einer psychisch angeschlagenen Frau und dem Verschwinden ihrer beiden Töchter konfrontiert – und Moormann außerdem mit Erinnerungen an ein offenbar traumatisches Kindheitserlebnis. Dar Salim als dänischer Ermittler Andersen pausiert in Film drei des neuen Bremer Teams, dafür legt Aljoscha Stadelmann einen unvergesslichen Auftritt in einer Episodenrolle hin.“ Thomas Gehringer, Tittelbach-TV

Ich lese schon wieder Krimi-Realismus. Ich finde den wirklich bei den aktuellen Tatorten nicht mehr so ausgeprägt, wie er früher einmal – vorgeblich? – war. Fünf von sechs Punkten sind von dieser Seite wieder eine leicht überdurchschnittliche Wertung. Leicht deshalb, weil das Schema im Grunde erst bei 3/6 Sternen beginnt und wir lange Zeit den Eindruck hatten, 4,5/5 ist der tatsächliche Mittelwert. In letzter Zeit häuften sich jedoch die höheren Bewertungen von dieser Seite, mit auch hier zu verzeichnenden 5/6 und noch mehr, kürzlich sogar erstmals, seit wir diese Art der Vorschau schreiben, mit voller Punktzahl – und trugen mit bei zu meinem Eindruck, dass die Tatorte immer höhere Höhen erklimmen.

„An glaubhaften Bösewichten mangelt es dem neuen Bremer „Tatort“ nicht. Auch nicht an Toten und Spannung. Ein surrealer Mix.“ – TV Spielfilm 

Hätte gleich jemand „Surrealismus!“ geschrieen, wäre ich viel weniger auf der Suche nach der Kunst gewesen. Na klar ist das Kunst! Soll ich den Spoiler des Jahres noch druntersetzen? TV Spielfilm verabreicht ihn mehrmals, u. a. als Zwischen- oder Abschnittsüberschrift und im Titel. Da scheint es einen wichtigen Unterschied zu anderen Tatorten zu geben, jenseits des Surrealismus. Nein, schauen Sie lieber selbst. Ist ja nicht mehr lange, bis zum Start um 20:15 Uhr im Ersten. Die Extended Version ab 16 und mit vermutlich verstärktem Gruseleffekt gibt es, wie immer, zu später Stunde am Montagabend. Dass sich dieses Splitting in zwei Varianten eingebürgert hat, setzt uns in einen Konflikt: Wenn wir direkt nach der Premiere rezensieren wollen, was unser erklärtes Ziel ist (dahin zurückzukehren, besser geschrieben), dann haben wir immer einen Krimi vor uns, der nicht alles zeigt, was Regie und Drehbuchschreiber:innen sich ausgedacht haben und was die Darsteller:innen umsetzen. Gegenwärtig machen wir es so, dass wir die Spätversion aufzeichnen, weil wir sowieso noch nicht „bei“ sind, also die Rückstände abgearbeitet haben. Da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht an. 

TH

Handlung

Die Bremer Kommissarinnen Liv Moormann und Linda Selb haben es auf den ersten Blick mit dem Selbstmord einer psychisch Kranken zu tun. Nach einem Wohnungsbrand wird die Leiche der Mieterin in ihrem hermetisch abgedichteten Schlafzimmer gefunden. Die Frau im Hochzeitskleid ist an einem Kopfschuss gestorben, an der Wand eine kryptische Nachricht: Der Teufel spreche durch die Wände und wolle jemanden holen.  

Liv Moormann wehrt sich gegen die Aufnahme von Ermittlungen, denn sie wird im Umfeld des Hauses von ihren eigenen alten Dämonen heimgesucht. Doch ihre Kollegin Linda Selb will unbedingt herausfinden, wer der Teufel ist. Es stellt sich heraus, dass Susanne Kramers kleine Töchter nach der Schule verschwunden sind. Was ist den Mädchen widerfahren? Hat sie „der Teufel“ geholt?  

Den Ermittlerinnen wird klar, dass Susanne Kramers Tod nicht das einzige Unglück bleiben wird, wenn sie nicht schnell reagieren. Susanne Kramers familiäres Umfeld beschreibt die Frau merkwürdig einstimmig als instabil, sie habe sich in früheren Jahren sogar selbst verstümmelt. Wem ist zu trauen? Wie ist die Aufregung des getrenntlebenden Ehemannes und dessen schwangerer Freundin zu deuten? Ist die Besorgnis der Großeltern glaubwürdig? Was weiß der Nachbar Gernot Schaballa, der als einziger Schüsse gehört haben will? Und welche Rolle spielt der Hausmeister der Schule Joachim Conradi, der verzweifelt mit seiner pädophilen Neigung kämpft?

Es ist ein Lauf gegen die Zeit, denn Zeugen sterben, bevor die Kommissarinnen ihre Fragen stellen können. Liv Moormann muss sich ihren verwirrenden Erinnerungen stellen, um gemeinsam mit Linda Selb herauszufinden, wer der Teufel ist. Nur so können sie die verschwundenen Kinder finden. 

Titel Komponist Interpret
Girls Generation AN, MYOUNG WON AN, MYOUNG WON
New Dawn Fades Joy Division Joy Division
Rolle Darsteller
Liv Moormann Jasna Fritzi Bauer
Linda Selb Luise Wolfram
Thomas Kramer Matthias Matschke
Gernot Schaballa Aljoscha Stadelmann
Joachim Conradi Dirk Martens
Sybille Dobeleit Ulrike Krumbiegel
Burkhard Dobeleit Thomas Schendel
Jaqueline Deppe Milena Kaltenbach
Therese Kramer Ella Bieleke
Constanze Kramer Ava Bieleke
Liv Moormann (als Kind) Lotta Herzog
Musik: Jasmin Reuter
  Martin Glos
  Christian Ziegler
Kamera: Christian Huck
Buch: Martina Mouchot
Regie: Anne Zohra Berrached

 

 

 

 

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