Armutsrisiko alleinerziehend | Frontpage | Gesellschaft, Wirtschaft | Statista-Grafik, Kurzkommentar

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In Bremen sind es beinahe zwei Drittel, in Berlin jede:r zweite der Alleinerziehenden, die Hilfen nach dem SGB II beziehen, besser unter dem berüchtigten Begriff Hartz IV bekannt. Das Risiko, als alleinerziehende Person in die Armutsfalle zu geraten, ist enorm hoch.

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Alleinerziehende beziehen weit häufiger Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) als Paarfamilien. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten der Bertelsmann Stiftung. Bei einem Vergleich der Bundesländer sticht Bremen mit einer SGB II-Quote alleinerziehender Familien von 62,4 Prozent besonders heraus, gefolgt von Berlin (43,3 %), Nordrhein-Westfalen (43 %) und Hamburg (37,8 %). Die Differenz der SGBII-Quote von Alleinerziehenden zu der von Paarfamilien ist ebenfalls in Bremen am größten (+44,3 Prozentpunkte). Im Mittel über alle Bundesländer hinweg liegt die Differenz bei +26 Prozentpunkten.

Zahlreiche Erhebungen zeigen, dass die Alleinerziehenden gegenüber den Eltern, die in Partnerschaft leben, in allen Lebensbereichen deutlich stärker belastet sind. Vor allem in Bezug auf die finanzielle Situation sind Diskrepanzen deutlich. Rund 43 Prozent der Alleinerziehenden geben an, sich finanziell belastet zu fühlen, während dies auf etwa 24 Prozent der Eltern in Paarfamilien zutraf. Die Armutsgefährdungsquote bestätigt dieses Bild: Rund 42,7 Prozent der Haushalte von Alleinerziehenden war im Jahr 2019 bei von relativer Einkommensarmut betroffen.

Neben der Einkommensarmutsquote wird die Armutsbetroffenheit von Haushalten auch über die sozialstaatlich definierte Armutsgrenze gemessen: Nach dieser Armutsdefinition gelten Haushalte als arm, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (Grundsicherung für Arbeitsuchende – SGB II) erhalten.

Selbst in Bayern und Baden-Württemberg liegt die Armutsrisiko-Quote für Alleinerziehende noch bei 21 bzw. 26 Prozent und damit um ein Vielfaches höher als bei Familien mit Kindern. Interessant wäre auch der Vergleich mit kinderlosen Singles und Paaren gewesen, hätte aber wohl in diesem Fall die Darstellung gesprengt. Ob heute noch viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen zusammenbleiben, wenn sie Kinder haben, um nicht in die Armutsfalle zu geraten, obwohl eine Trennung für alle Beteiligten oder doch für die Mehrheit in einem Haushalt aus emotionalen Gründen die bessere Lösung wäre? Das haben wir uns spontan gefragt, angesichts der unverkennbaren wirtschaftlichen Probleme, die es nach wie vor verursacht, ein Kind oder mehrere allein zu erziehen.

Interessant wären auch die neuesten Zahlen, denn die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und die zusätzlichen Anforderungen, die sich an Eltern durch sie ergeben haben, könnten durchaus dafür sorgen, dass die Zahlen weiter ansteigen. Der Ukrainekrieg und die einhergehende hohe Inflation als weiterer Grund für erhöhte Armutsgefährdung können hingegen erst 2023 in die Betrachtung einfließen. Anders ausgedrückt: Eine Verbesserung der Situation der Alleinerziehenden hat es 2021 und 2022 vermutlich nicht gegeben und wird es nicht geben, eher dürfte das Gegenteil der Fall sein.

TH

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