Die Hölle von Oklahoma (In Old Oklahoma, USA 1943) #Filmfest 802

Filmfest 802 Cinema

Die Hölle von Oklahoma (Originaltitel: In Old Oklahoma) ist ein Western mit John Wayne, der im Jahre 1943 gedreht wurde. Er basiert auf der Geschichte War of the Wildcats von Thomson Burtis. Die Weltpremiere fand am 6. Dezember 1943 statt.

Wo in diesem Film die Hölle sein soll, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht ist der Film selbst gemeint, so abwegig wäre das gar nicht. Zumindest dann nicht, wenn man den Film in einer colorisierten Version gesehen hat, die, mit einem Wort, die Hölle darstellt. Der Himmel ist knallblau, es geht alles einigermaßen, solange nicht zu viel Bewegung im Bild ist, ansonsten sind sogar Körperteile manchmal grau, was besonders bei Gesichtern sehr unangenehm wirkt, außerdem erhält der Film insgesamt ein zu transluszentes Gepräge, das der rauen Gangart und den Meriten der Originalfotografie, die es unzweifelhaft gibt, nicht entspricht. Wenn es geht, also bitte im originalen Schwarz-Weiß anschauen. Ob man das tun sollte, darüber steht mehr in der –  Rezension.

Handlung

Oklahoma im Jahr 1906: Die Lehrerin Catherine Allen lernt den Geschäftsmann Jim Gardner und den Cowboy Dan Somers kennen. Gardner bohrt ohne Rücksicht auf die einheimischen Indianer und Siedler nach Öl. Somers lässt sich von Gardner als Mitarbeiter engagieren. Da Somers sowohl zu den Indianern als auch nach Washington die besseren Beziehungen hat, bootet er Gardner aus und übernimmt die Ölbohrung auf eigene Faust. Gardner sabotiert Somers Unternehmung nach Leibeskräften, muss sich aber letztendlich Somers Durchsetzungskraft beugen. Auch in der Rivalität um Catherine Allen behält Somers die Oberhand.

Rezension

In der Tat, die klassische Handlung hätte beinhalten müssen, dass kein Mensch in Washington Somers kennt und er dort Intrigen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt ist. Doch wir schreiben das Jahr 1943 und da ist Washington der Leuchtturm der Freiheit und die Politik entscheidet tatsächlich nach Sachlage, wenn auch mit Risiko, wie eben auch in der damaligen Realität.  Außerdem ist der hier dargestellte Präsident Theodore Roosevelt und den verehren viele Amerikaner noch heute. Und ist es nicht toll, die Angehörigen der First Nation mit 50 Prozent an den Einnahmen der Erträge ihres eigenen Landes zu beteiligen, ohne dass sie etwas dafür tun müssen? Offenbar war das Territorium, das wir hier sehen, nicht ohnehin durch den Oklahoma Land Run von 1889 zur Besiedlung freigegeben worden.

1943 war John Wayne bereits ein Star für A-Filme und kriegt deshalb am Ende das Mädchen, geschäftlich paktiert er wohl nach einem herzhaften Gefecht mit seinem Gegner. Es ist wie heute, jemand muss auch die Pipelines und die Raffinerien haben, um ausweichen zu können, sonst sind alle Sanktionen eines Förderers von Rohstoffen gegen einen Händler oder umgekehrt doof oder sie wirken eben, weil nicht einfach auf Wagen geswitcht werden kann, auf denen das Öl halsbrecherisch durch die Prärie von Oklahoma gekarrt wird. Diese frühen Tankwagen sind die LNG-Tankschiffe von damals.

Auf der wilden Fahrt gehen so viele davon kaputt, dass ich niemals geglaubt hätte, am Ende seien die vereinbarten 10.000 Tonnen Öl wirklich – fast – zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort anzutreffen. Dieser Part des Films und die Schullehrerin, die Bücher schreibt und endlich etwas erleben will, sind sicher Highlights des Films. Ob John Wayne auch ein Highlight ist, kann man als Geschmacksache bezeichnen. Die Synchronisierung des Films unterstreicht jedenfalls seine Lässigkeit und insgesamt den Humor, den der Film zweifelsohne aufweist. Es ist freilich ein rauer Humor, wie auch Kritiker angemerkt haben:

„Temperament und Humor, aber sehr rauhe Wildwestgangart.“[1]

„Höhepunkt in diesem Öl-Western ist eine gewaltige Prügelei zwischen dem Cowboy John Wayne und seinem Widersacher Dekker (…).“ (Wertung: 2 Sterne = durchschnittlich)[2]

Joe Hembus merkt an, Die Hölle von Oklahoma sei „ein turbulenter Film von der Öl-Grenze, die nach der Vieh- und der Goldgrenze die last frontier des Westens war.“[3]

Phil Hardy stellt fest, das Beste am Film seien „die Actionsequenzen, insbesondere der Konvoi ölbefüllter Wagen durch die Prärie während eines Buschfeuers“[4]

Dass John Wayne damals schon den Durchbruch erzielt hatte, sieht man auch daran, dass er einen Sidekick bekommt. Es ist aber nicht, wie später, der legendäre Walter Brennan, der viel dazu beitrug, dass John-Wayne-Western nicht zu pathetisch wurden und für mich in manchen von ihnen der eigentliche Star ist. Der in „Old Oklahoma“ eingesetzte Mann mit Bart und urwüchsigem Gepräge, der Brennen so ähnelt, heißt George Hayes und war gemäß Wikipedia der bekannteste Western-Sidekick der 1930er und 1940er. Vermutlich hat er mit Wayne schon früher gespielt, das Schema funktioniert jedenfalls einigermaßen. Einigermaßen deshalb, weil der Film nicht mit den ausgefeilten John-Ford-Western oder den abentuerlichen Werken von Howard Hawks zu vergleichen ist, in denen Wayne und Brennan und manchmal weitere versierte Nebendarsteller die Leinwand rockten. Vom dramatischen „Red River“ bis zum kultigen „Rio Bravo“ hat das blendend funktioniert. Allerdings auch, weil der Sidekick damals klar Wayne zugeordnet war, das ist in „Old Oklahoma“ anfangs nicht der Fall. 

Die oben gezeigten Kritiken-Ausschnitte lassen überwiegend keine Rückschlüsse darauf zu, wie der Film im Ganzen bewertet wurde. Zu Beginn ist er gar nicht so actionlastig, sondern steigert sich bis hin zum Tankwagenzug durch die Wildnis, bei dem mir nicht ganz klar wurde, wie viele der Wagenfahrer nur von Gardner gekauft waren, um das Ganze zu sabotieren. Der Verlust ist jedenfalls hoch, doch Öl gab es in Hülle und Fülle und selbstverständlich damals noch keine kritische Einstellung zu seiner Förderung und der Verteilung des Reichtums, der aus dem Boden sprudelt. Soziologisch gesehen, kamen die erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf, mit wirklichen Öl-Epen wie „Giganten“. Darin sieht man auch, dass der größte Depp mächtig reich werden konnte, wenn er zufällig auf dem richtigen Stück Land saß. Hin und wieder wird bemerkt, dass das weite Land doch ohne Öltürme viel weiter und schöne wirke, aber als ökologisches Statement sollte man das nicht ansehen, das würde zu weit führen. Es geht eher um Bewahrung der Tradition vs. Industriellen Fortschritt, wie schon zu Beginn klargemacht: Ein Automobil erweist sich als unzuverlässig, die Kutsche als Mittel der Anbahnung romantischer Beziehungen. „Stagecoach“ lässt grüßen, aber nicht zu sehr, denn zentral ist eine Kutschenfahrt hier nicht, sondern eher eine Zugfahrt. Sie nimmt etwa ein Fünftel des Films ein und hier werden die Hauptfiguren vorgestellt und in Beziehungen miteinander gesetzt.

Finale

Unmöglich, zu sagen, wie viel von meinem zeitweiligen Genervtsein die erwähnte Colorisierung ausgemacht hat, aber ich fand den Film auch wirklich etwas grob gestrickt. Das ging m. E. 1943 schon besser und besonders in den Studioszenen, mit deutlich erkennbaren Matte Paintings anstatt des echten weiten Himmels hatte ich ein gewisses B-Film-Feeling. Der Aufwand für die Wagensequenz und die Tatsache, dass John Wayne im Jahr 1943 seinem jahrelangen Dasein als Darsteller in B-Movies bereits glücklich entkommen war sowie die Länge von etwa 100 Minuten sprechen eher dafür, dass es sich um eine Hauptproduktion handelt. Trotzdem ist die Inszenierung schwankend, zu Regisseur Albert Rogall gibt es keinen deutschen Wikipedia-Eintrag, sodass ich in der englischen Version nachsehen musste:

Rogell führte zwischen 1921 und 1958 bei mehr als hundert Filmen Regie. [4] Er war der Onkel des Produzenten Sid Rogell[2]

So, das wissen wir jetzt auch. Preise und andere Auszeichnungen sind nirgends vermerkt, ich würde auch für den vorliegenden Film keinen vergeben, so originell er stellenweise auch ist. Dahinter scheinen doch eherne Prinzipien des Genres durch, die eine gewisse Vorhersehbarkeit mit sich bringen. Trotzdem nicht unspannend, für Wayne-und-Western-Fans. Bitte in originalem Schwarz-Weiß!

60/100

© 2022 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Regie Albert S. Rogell
Drehbuch Thomson Burtis
Eleanore Griffin
Ethel Hill
Produktion Robert North
Musik Walter Scharf
Kamera Jack Marta
Schnitt Ernest Sims
Besetzung

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