Frontpage | Aufruf, Aktion | Demo “Solidarisch durch die Krise - Soziale Sicherheit schaffen und fossile Abhängigkeiten beenden”
Liebe Leser:innen,
es ist wieder an der Zeit für einen Aufruf. Für einen ganz besonders wichtigen. Viele von Ihnen werden schon von der Solidarität-in-der-Energiekrise-Demo gehört haben, die morgen in mehreren Städten stattfinden wird, auch in Berlin. Gehen Sie bitte hin. Wir finden es zwar schlimm, dass so viel Aufwand betrieben werden muss, um die Abgrenzung nach rechts klarzustellen, aber es ist wohl notwendig.
Umso wichtiger, dass das eigentliche Thema angesichts des Mottos „Herz statt Hetze“ nicht zu kurz kommt: Solidarisch in der Energiekrise zu sein und deren soziale Abfederung sowie endlich eine Energiewende zu fordern, die den Namen verdient, nämlich hin zu fossilfreien Energieträgern. Am morgigen Samstag haben wir alle die Chance, der Politik zu zeigen, dass Menschen aus vielen gesellschaftlichen Gruppen in einem vereint sind: In dem Protest gegen die sozialen Auswirkungen dieser Krise für die ärmeren Teile der Bevölkerung. Wir finden es gut, dass diese Demonstration vor allem von Sozialverbänden, Gewerkschaften und Umwelt-NGOen getragen wird, nicht im Wesentlichen von Parteien oder ihnen allzu nahe stehenden Verbänden, Vereinen und sonstigen Organisationen.
Es ist ein Spagat, zu sagen, wir sind mit der Ukraine solidarisch, aber diese Solidarität darf nicht zur Verarmung der Menschen in Deutschland führen. Wir glauben aber, dass das möglich ist und sogar die Chance bietet, Zukunftsinvestitionen entscheidend voranzubringen. Die Wirtschaft braucht auch dringend neue Impulse, wie wir heute in einem weiteren Beitrag darlegen werden, der sich mit Problemen befasst, die schon vor Corona sichtbar waren, aber von dem Thema und jetzt vom Ukrainekrieg leider überlagert werden. Deren Grundsätzlichkeit wird aufgrund der Konzentration auf eine Ausnahmesituation leicht übersehen.
Wenn Sie in einer der unten angegebenen Städte wohnen oder dorthin reisen möchten (am besten mit der Bahn), nehmen Sie morgen bitte an der Soli-Demo teil. Es ist ganz wichtig, dass weitaus mehr Menschen auf der Straße sein werden als bei den rechten Demos zum Thema, die es bereits gab. Vielleicht sehen wir uns, falls der Wahlberliner von der Berliner Demo berichten wird.
TH
Der Aufruf von Campact für morgen folgt untenstehend, hier zunächst ein aktuelles Interview mit Campact-Vorstand Christoph Bautz („Wir brauchen keine Spalter und Hetzer“),
hier die Aufrufe des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, von Attac, der BundJugend stellvertretend für viele weitere Organisationen, die sich beteiligen werden.
Campact vom 20.10.2022 für den 22.10.2022:
Hallo Thomas Hocke, |
diesen Samstag ist es soweit: Wir holen uns die Straße zurück! Bisher machen vor allem Rechte Schlagzeilen mit ihren Märschen, jetzt wollen wir das drehen: mit großen Demos in sechs Städten für solidarische Politik in der Krise. Tausende sind schon dabei. Campact-Vorstand Christoph Bautz wartet noch auf eine Rückmeldung von Dir, Thomas. Seine Mail an Dich von letzter Woche haben wir noch einmal angehängt. Bitte sag uns jetzt: Bist Du am Samstag um 12 Uhr in Berlin am Invalidenpark dabei? |
Hallo Thomas Hocke, |
Angst und Hetze lohnen sich – das war mein erster Gedanke, als am Sonntag die Hochrechnungen der Niedersachsen-Wahl reinkamen. Die AfD landete bei erschreckenden 11 Prozent. Vor wenigen Wochen war noch unklar, ob es die Rechtsextremen überhaupt in den Landtag schaffen; nun lockten sie 400.000 Menschen an die Wahlurne.[1] Ich frage mich: Gibt diese Krise der AfD im ganzen Land eine völlig neue Macht? |
AfD, Querdenker, rechtsextreme Gruppen: Seit Wochen beobachten wir, wie diese Akteure die Energiekrise auf perfide Weise ausnutzen und mit ihrem Protest die Straßen füllen. Sie peitschen die verständlichen Ängste und Sorgen vieler Menschen auf – zu Empörung und Hass. So machen sie Stimmung für ihre Agenda: nationalistische Abschottung, ein Rückfall zu fossilen Energien aus Russland, ein Ende der Solidarität mit der Ukraine. Gelingt es ihnen, damit die politische Debatte zu bestimmen, wird es richtig gefährlich. |
Gerade jetzt, wo viele Menschen sich zu Recht sorgen, brauchen wir wirksame Entlastungen, mehr Teilhabe – und eine Politik, die uns aus der fossilen Abhängigkeit befreit. Laute Forderungen an die Regierung richten und dafür protestieren, beides dürfen wir nicht den Rechten überlassen. Deshalb holen wir uns jetzt die Straße zurück: Am Samstag, den 22. Oktober um 12 Uhr gehen wir in sechs großen Städten gemeinsam demonstrieren, auch in Berlin. Gewerkschaften, Sozialverbände und Umweltorganisationen vereinen ihre Kräfte; treten rechter Hetze entgegen. |
Ich habe heute eine Bitte an Dich, Thomas: Komm am Samstag zum Protest in Berlin! Am besten sagst Du heute schon Bescheid, ob wir mit Dir rechnen können. Denn eine Großdemo in sechs Städten, die die Menschen in der Krise zusammenbringen soll – das ist für uns keine alltägliche Aufgabe. Und dabei ist es so wichtig, dass die Aktion größer und stärker wird als die Märsche der Rechten. Wenn wir jetzt wissen, wie viele Menschen kommen, können wir bei Technik und Routenplanung noch nachsteuern. |
Kommst Du am Samstag, den 22. Oktober in Berlin mit auf die Straße – für Solidarität in der Krise? |
Zeit: Samstag, 22. Oktober 2022, 12 Uhr Ort: Invalidenpark, Invalidenstraße, 10115 Berlin (Stadtplanlink) |
Im Sommer drohten rechte Gruppen einen „heißen Herbst“ an. Und ich griff direkt zum Telefon. Mit Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband überlegte ich, was wir jetzt tun. Uns war schnell klar, dass wir dieser Bedrohung nur als Bündnis begegnen können. Und gleichzeitig der Regierung zeigen: Ihr braucht eine andere Krisenpolitik. Das Land muss gerechter werden. Nur dann haben die Rechten keine Chance. |
In den nächsten Wochen hing ich ständig am Telefon, egal ob im Büro oder beim Waldspaziergang. Mit Bündnispartner*innen, Expert*innen und Kolleg*innen feilte ich am Zeitplan für die Demos. Wir machten die wirksamsten Maßnahmen ausfindig, klopften lokale Bündnisse ab, holten immer neue Akteure dazu. Jetzt ist es endlich soweit. Am 22. Oktober protestieren wir zu Tausenden für eine solidarische Antwort auf die Krise. Unsere Forderungen: |
Gezielte und wirksame Entlastungen wie eine Mietpreisbremse, eine bezahlbare Nachfolge des 9-Euro-Tickets sowie einen Schutzschirm für Stadtwerke, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen. Gerechte Belastungen für Konzerne und Superreiche, etwa mit einer Vermögensabgabe und einer Übergewinnsteuer. Investitionen in eine nachhaltige, krisenfeste Gesellschaft: in Erneuerbare und Energieeffizienz, in öffentlichen Nahverkehr und Klimaschutz. |
Ich bin sicher: Diese Demos sind ein enormer Beitrag, um die Debatte zu drehen – weg von rechter Agitation und hin zu direkter Hilfe in der Krise. Allein die Zahl der Organisationen, die in den letzten Wochen mit eingestiegen sind, macht mir Mut. Ver.di und die GEW, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Volkssolidarität sind genauso dabei wie der BUND, Greenpeace und Fridays for Future. |
Erfolg haben wir nur dann, wenn ganz viele Menschen am Samstag in einer Woche, den 22. Oktober, gleichzeitig in sechs Großstädten auf die Straßen strömen. Deshalb bitte ich Dich: Sei in Berlin mit dabei und tritt für eine solidarische Antwort auf die Krise ein! |
Mit hoffnungsvollen Grüßen Christoph Bautz, Campact-Vorstand |
PS: Hass und Hetze säen, spalten, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft untergraben – davon profitiert besonders einer: Wladimir Putin. Die AfD und ihr rechtsextremes Umfeld spielen mit ihrem Protest dem russischen Autokraten in die Hände. Umso wichtiger, dass wir diesen Menschen nicht die Straßen überlassen. Zeig auch Du am 22. Oktober in Berlin, dass wir unteilbar sind! |
[1]„Es rechtsruckt wieder“, Taz Online, 10. Oktober 2022 |