Frontpage | Briefing 135 | Ukrainekrieg, Bedrohungen, Putin, Sicherheit, große Themen der Zeit
Der schreckliche Kriegsalltag in der Ukraine wird derzeit sozusagen garniert mit Initiativen aller Art. Gerade war US-Präsident Joe Biden (überraschend oder auch nicht) in Kiew, derweil wird in Deutschland versucht, etwas wie eine Friedensbewegung auf die Straße zu bekommen. Außerdem findet gerade die Münchener Sicherheitskonferenz statt, in deren Umfeld auch die folgenden Grafiken erstellt worden sind und auf der China eine Verhandlungsinitiative angekündigt hat.
Aber was denken die Menschen in der Ukraine? Sie werden in den hiesigen Kommentaren allzu leicht übergangen, weil diese vor allem an der Wirtschaft, der Geostrategie und den hiesigen Bedürfnissen und Ansichten ausgerichtet sind. Dazu gibt es jetzt eine Antwort. Wir wollen aber nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Art der Fragestellung ebenfalls westzentriert erscheint und die Stelle, welche die Befragung hat durchführen lassen, nicht als neutral bezeichnet werden kann. Trotzdem sollte man über das Ergebnis informiert sein und diskutieren können:
Infografik: Frieden mit Putin? Für Ukraine kaum denkbar | Statista
Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Die Bevölkerung in der Ukraine ist überwiegend der Mehrheit, dass sie nicht sicher sein wird, solange Wladimir Putin im Kreml sitzt. Das zeigt die Statista-Infografik auf Basis des Munich Security Index. Dieser Index basiert auf einer Befragung, die in der Ukraine vom 8. bis 28. November 2022 durchgeführt worden ist und gibt daher den Stand von vor rund 3 Monaten wieder.
Die Umfrage zeigt zudem, wie wichtig die Unterstützung durch westlichen Verbündete für die Ukraine sind: 75 bzw. 72 Prozent der Befragten denken, dass sie ohne westliche Sicherheitsgarantien und Waffenlieferungen niemals sicher sein werden. Rund zwei Drittel meinen außerdem, dass es Sicherheit für ihr Land ohne eine NATO-Mitgliedschaft nicht geben könne.
Die Befragung war laut Quelle mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Umfrage begann zu dem Zeitpunkt, als Russland seine Bombardierung der zivilen Infrastruktur intensiviert hat. Die daraus resultierenden Stromausfälle machten es der ukrainischen Bevölkerung schwer, auf das Internet zuzugreifen. Daher mussten die Online-Erhebungen durch telefonische Befragungen ergänzt werden.
Der Munich Security Index ist ein von der MSC und Kekst CNC gemeinsam geschaffener Datensatz zu globalen Risikowahrnehmungen. Als jüngste Ergänzung unseres Munich Security Reports liefert er Eindrücke dazu, welche Risiken die Gesellschaften in den G7- und BRICS-Staaten beschäftigen. Zukünftige Ausgaben sollen zeigen, inwieweit sich Risikowahrnehmungen verändern. Die aktuelle Fassung beinhaltet auch eine Umfrage unter der deutschen Bevölkerung, wie diese Statista-Grafik zeigt.
Selbstverständlich wollen wir Ihnen auch die oben verlinkte Grafik nicht vorenthalten:
Infografik: Deutsche fühlen sich durch Russland am stärksten bedroht | Statista
Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Die Bevölkerung in Deutschland zeigt sich zuletzt äußerst besorgt über die von Russland ausgehende Bedrohung. Das zeigt die Statista-Infografik auf Basis des Munich Security Index. Dieser Index basiert auf einer Befragung, die vom 19. Oktober bis zum 7 November 2022 durchgeführt worden ist und gibt daher den Stand von vor rund 3 Monaten wieder. Öffentliche Diskussionen – unter anderem über den möglichen Einsatz russischer Nuklearwaffen legen jedoch nahe, dass die empfundene Bedrohung heute nicht viel geringer geworden sein dürfte.
Der Anstieg des in Deutschland wahrgenommenen Russland-Risikos ist seit der Invasion in der Ukraine ist enorm: Ein Jahr zuvor lag Russland in der Befragung auf Platz 18 von 32 potenziellen Risiken. Doch auch andere Bedrohungsszenarien sind heute sehr präsent, etwa eine mögliche Massenmigration wegen Krieg und Klimawandel, eine Wirtschafts- oder Finanzkrise oder Cyberattacken.
Der Munich Security Index ist ein von der MSC und Kekst CNC gemeinsam geschaffener Datensatz zu globalen Risikowahrnehmungen. Als jüngste Ergänzung unseres Munich Security Reports liefert er Eindrücke dazu, welche Risiken die Gesellschaften in den G7- und BRICS-Staaten beschäftigen. Zukünftige Ausgaben sollen zeigen, inwieweit sich Risikowahrnehmungen verändern. Die aktuelle Fassung beinhaltet auch eine Umfrage unter der ukrainischen Bevölkerung, wie diese Statista-Grafik zeigt.
Zusammenfassend kann man sagen, es gibt nichts, wovon die Deutschen sich nicht maximal bedroht fühlen. Aus dieser höchst unangenehmen, gleichermaßen in toto diffusen wie an konkreten Befürchtungen orientierten Stimmungslage heraus ist auch zu verstehen, warum so viele den Atomkriegsdrohungen des Kremlherrschers auf den Leim gehen. Ja, natürlich, wer die gegenwärtige Lage als entspannt wahrnimmt, ist nicht etwa tiefenentspannt, sondern ignorant. Aber ob die Gewichtung richtig ist und ob es nicht an der Zeit wäre, wieder die langfristigen Prioritäten in den Blick zu nehmen und negative Entwicklungen zu stoppen, die seit vielen Jahren immer sichtbarer werden, im sozialen und ökologischen Bereich, die Frage muss erlaubt sein. Es ist nicht einfach, im Moment, den Überblick zu behalten oder wiederzuerlangen, aber die Warnzeichen auf der Grafik interpretieren wir auch Mahnungen, sich nicht zu sehr ins Bockshorn jagen zu lassen. Nichts ist unlösbar, wenn man es im Sinne des Klassenkampfes richtig, nämlich solidarisch und internationalistisch orientiert, anfasst.
Dazu gehört zuvorderst eine kritische Sicht auf alle Teilnehmer am globalen politischen Geschehen und die Beachtung der Zusammenhänge, die es quasi zwischen allen genannten Themen gibt. Ansätze sind schon zu erkennen: Von wegen, durch das Bürgergeld ist die soziale Frage abgeräumt, wie einige Journalist:innen hoffnungsvoll oder auch manipulativ schreiben. Nein, sie ist in Form der steigenden Ungleichheit eines der wichtigsten Themen und wird bleiben, wenn die Bedrohung durch Russland nicht mehr an allererster Stelle stehen wird.
TH