Flughafen BER Berlin in den Dauermiesen + mit den Banken in neue Krisen? | Briefing 152 | Wirtschaft, Berlin, Banken

Frontpage | Briefing 152 | Wirtschaft, Berlin, Flughafen BER, Bankenpleiten als Anzeichen für neue Krise?

Unser heutiges Briefing befasst sich in kurzer Form mit einem Wirtschaftsthema – und zwar mit dem regionalen Sujet, dass das Bild von der Art und Weise, wie Berlin funktioniert oder auch nicht, über die Hauptstadt heraus negativ beeinflusst hat.

Es geht um den Hauptstadtflughafen BER, den man auch am liebsten so nennt, weil man seinen eigentlichen Namen „Willy Brandt“ nicht gerne in den Mund nimmt, wenn man an diesen Flughafen denkt, um den Ruf des einstigen Regierenden Bürgermeisters und späteren Bundeskanzlers nicht nachträglich zu beschädigen, indem man ihn  mit dem Wahnwitz dieses Flughafens bzw. seiner Bauphase in Verbindung bringt. Ein Mann von der Statur Willy Brandts hätte vermutlich die Verantwortung und den Hut genommen, angesichts des BER-Desasters. In Berlin und Brandenburg trat kein:e einzige:r Politiker:in zurück, lediglich im Management wurde immer mal wieder jemand ausgewechselt.

Infografik: Pannenflughafen BER chronisch in den Miesen | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Der Hauptstadt-Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) hat seit Beginn der der Bauphase häufig für negative Schlagzeilen gesorgt. Eine Vielzahl an Baufehlern und die extreme Fehleinschätzung der Kosten des Airports haben ihm den Titel Pannenflughafen eingebracht. Auch finanziell bereitet der Flughafen den Betreibern nur Sorgen.

Wie die Statista-Grafik mit Unternehmensdaten zeigt, schreibt die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) seit zehn Jahren rote Zahlen. Der addierte Verlust der Unternehmung seit 2011 beträgt rund 2,7 Milliarden Euro. Das größte Finanz-Loch riss das Eröffnungsjahr 2020, wo aufgrund der Corona-Pandemie nur wenige Flugbewegungen erfolgten. Der Flughafen hat zwar mittlerweile das dritthöchste Passagieraufkommen in Deutschland, dennoch wird er laut Angaben des Aufsichtsrates vermutlich erst im Jahr 2034 ein positives Jahresergebnis vorlegen können. Zur Aufrechterhaltung des Betriebes fordert der Betreiber deshalb eine Finanzspritze von rund 3,6 Milliarden Euro – mehr als ursprünglich für den Bau des BER geplant war.

Im Berliner Abgeordnetenhaus gab es wegen der zahlreichen kostspieligen Pannen des BER bereits zwei Untersuchungsausschüsse. Aktuell wird der Bau auch im Landtag Brandenburgs untersucht. Als Zeugen sind beispielsweise der ehemalige Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der ehemalige Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider geladen.

Flughafen Berlin Brandenburg – Wikipedia:

Der Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (IATABERICAOEDDB) ist ein internationaler Verkehrsflughafen in Schönefeld, südlich der Stadtgrenze von Berlin im Bundesland Brandenburg.

Er hat eine Gesamtkapazität von 34 Millionen Passagieren pro Jahr, die sich zu 28 Millionen auf Terminal 1 sowie 6 Millionen auf Terminal 2 aufteilen.[3] Bis 2035 sind Erweiterungsbauten geplant, um jährlich 58 Millionen Passagiere abfertigen zu können.[5]

Der Bau des Flughafens, der am 5. September 2006 begann, war eines der größten Bauprojekte Deutschlands.[6][7] Der Start des Flugbetriebs war anfangs für November 2011 geplant.[7] Aufgrund fehlerhafter Bauplanung, mangelnder Bauaufsicht und umfangreicher technischer Mängel wurde der Eröffnungstermin insgesamt sieben Mal verschoben. Durch die Fehlplanungen und die explodierenden Kosten, zuletzt auf über sieben Milliarden Euro veranschlagt, wurde dieses Bauprojekt zum Sinnbild eines außer Kontrolle geratenen staatlichen Großprojektes. Im Oktober 2020 konnte der Flughafen nach 14-jähriger Bauzeit schließlich eröffnet werden.[1]

Der Flughafen wird von der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH betrieben und ist vollständig in öffentlicher Hand. Eigentümer der GmbH sind mit je 37 Prozent die Länder Berlin und Brandenburg sowie zu 26 Prozent die Bundesrepublik Deutschland.[8]

Vielleicht war Ihr erster Gedanke bei der Betrachtung der Grafik: Am besten hätten man diesen Flughafen nie eröffnet. Jetzt macht er noch mehr Minus als während der Bauphase. Eröffnet wurde er allerdings erst im November 2020, sodass er gar nicht mit voller Wucht von den Corona-Ausfällen im Jahr der Lockdowns getroffen wurde. Was wir auch nicht so stehen lassen können: Dass der BER ein typischer Fall für staatliches Missmanagement ist.

Er ist ein typischer Fall für Missmanagement an sich. Auch private Unternehmen leisten sich abenteuerliche Pleiten und rufen dann nach dem Staat, sofern überhaupt noch etwas zu retten ist. Man kann also eher sagen, es bleit immer am Staat und letztlich damit an den Steuerzahler:innen hängen, die das alles wieder ausbügeln müssen. Das ist eine gigantische Verantwortungsverschiebung und  Geldverschiebung hin zum Notfallmanagement, weg von Zukunftsinvestitionen.

Wir erinnern deshalb gerne noch einmal an die Bankenkrise, in der es um ganz andere Summen ging als beim Flughafen BER und die bis heute massiv auf das Wirtschaftsleben nachwirkt. Unter anderem ist sie für Verwerfungen bei der Wertentwicklung verschiedener Anlageklassen verantwortlich, für Preissteigerungen in absurdem Ausmaß z. B. im Wohnbereich und jetzt auch für die Inflation insgesamt, weil preisdämpfende Effekte der 2010er wie günstige Rohstoffe und günstige Werkbänke überall auf der Welt aufgebraucht sind.

Gerade ist übrigens in Kalifornien eine private Bank pleite gegangen und die Kommentaror:innen fragen sich, ob das der Auftakt für die nächste Finanzkrise ist.  

Eines hat der BER bei allen Fehlern nämlich nicht: Eine Sogwirkung, welche die gesamte Weltwirtschaft beschädigen könnte. Was bleibt, ist trotzdem das Gefühl, dass in diesem Land mehr schiefläuft, als für uns alle gut sein kann und irgendwann, wenn die Schulden immer weiter steigen und die „Sondervermögen“ nicht mehr zu kaschieren sind, wird die Rechnung an diejenigen von uns gehen, die nicht die höchsten Einkommen und die geringsten Steuersätze haben. Egal, ob sie dieses Monstrum von einem Flughafen nutzen oder nicht. Was passiert, wenn beides zusammenkommt, sieht man daran, dass die deutsche Hauptsatdt in vielen Bereichen komplett zurück hinter anderen Metropolen ist: Im Jahr 2002 endete der Bankenskandal und schon 2006 begann mit dem verpeilten Bau des Flughafens der nächste. 

TH

 

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