Seilschaft – Tatort 1235 #Crimetime Vorschau #Tatort #Zürich #Schweiz #Grandjean #Ott #SRF #Seilschaft

Crimetime Vorschau – Titelfoto © SRF, Sava Hlavacek

„Dieser Tatort fängt vielversprechend an und hätte durchaus ein spannender Krimi werden können, wenn man dem begonnenen Erzählstrang – Mafiamorde in bester Gesellschaft – konsequent gefolgt wäre. Nach dem starken Auftakt verliert sich die Handlung aber zunehmend in Details, die mehr Verwirrung stiften als Spannung erzeugen, und als dann in der zweiten Hälfte mit dem Kinderheim nochmal ein völlig neuer Schauplatz eröffnet wird, der zunächst in keinem erkennbaren Zusammenhang mit dem bisherigen Plot steht, ist das Chaos perfekt. Roter Faden, stringente Handlung? Fehlanzeige. Fazit: „Seilschaft“ ist einer der schwächsten Filme der laufenden Saison.“

Tatort Folge 1235: Seilschaft – Tatort Fans (tatort-fans.de)

„Der Tatort „Seilschaft“ aus Zürich aus dem Jahr 2023 hat gemischte Kritiken erhalten. Einige lobten den leisen und zurückgenommenen Krimi, der sich mit Themen wie Mafia, Geldwäsche und Missbrauch beschäftigt. Andere kritisierten den abrupten Themenwechsel von der organisierten Kriminalität zum Waisenhaus und das zu belehrende Drehbuch. Die Ermittlerinnen Tessa Ott und Isabelle Grandjean mussten eine brutale Mordserie in der Zürcher High Society aufklären, die mit einem Bolzenschussgerät, einer giftigen Raupe und zwei wertvollen Armbanduhren zu tun hatte. Der Film warf einen kritischen Blick auf die dubiosen Geschäfte von Spendengalas und Entwicklungshilfe-Fonds.“

ChatGPT, verfassen, lang, informativ, Absatz.

Wenn Kritiker sich darauf festlegen, dass ein Film zu den schwächsten der Saison gehört, ist das kein gutes Zeichen, zumal, wenn sie der Reihe grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen. Und bei ChatGPT musste ich zweimal die Anfrage nachschärfen, damit der Bot nicht über einen Flückiger-Krimi referiert, obwohl ich von Beginn an eigens „Zürich“ als Spielort angegeben hatte. Im Chatmodus lieferte er keine Übersicht, sondern bezog sich ungefragt nur auf die Seite von „Tatort Fans“, weil ich diese gerade geöffnet hatte. Deswegen ist es wieder an der Zeit für Einzelstimmen. Wir können zum Zürich-Krimi nicht so viel sagen, weil wir, seit er gestartet ist, erst wenige neue Tatort rezensiert haben. Was wir aber nicht vergessen dürfen: Ihn heute Abend aufzuzeichnen, zum nachträglichen Anschauen. Das ist notwendig, weil die ARD-Mediathek und andere einschlägige Orte den Zürich-Krimi entweder gar nicht zeigen oder nur in der Schweizer Fassung, die kein normaler Mensch versteht. Nachtrag: Während der Einarbeitung der Handlungsbeschreibung ist mir aufgefallen, dass der Film doch in der deutschen Fassung 30 Tage lang gezeigt wird. Das wird ja wieder stressig. Bei den deutschen Tatorten sind es sechs Monate.

Heute machen wir mal mit der Frankfurter Rundschau weiter, die nicht zu den Quellen zählt, die wir für unsere Vorschauen regelmäßig sichten:

„Dass Schweizer (und ein paar Schweizerinnen) Banken können, sie sogar besonders gut können, galt lange als selbstverständlich, quasi als angeboren. Dann bewies die Credit Suisse: Gier und Unverstand schmelzen auch einen großen Haufen Geld irgendwann ab, das ist wie beim CO2 und den Polkappen.“

Schweiz-Tatort „Seilschaft“ (ARD): Logiklücken groß wie Scheunentore (fr.de)

Der Einstieg in die Kritik kündet von Häme, aber wir verstehen das, nachdem Frankfurt schon lange als führender Bankenplatz abgewirtschaftet hat, weil die dort ansässigen Banken im Vergleich zu früher nur noch Zwerge sind.

„Dass Schweizer und Schweizerinnen gute TV-Krimis können, dieser Eindruck wiederum konnte noch nie entstehen. Jedenfalls nicht bei Flückiger und Ritschard (Stefan Gubser, Delia Mayer), die zwischen 2012 und 2019 zweimal im Jahr in Luzern ermittelten.“

Es geht also in diesem Stil weiter. Wir meinen, so pauschal stimmt das nicht. Wir haben vor allem wegen dem sympathischen Flückiger gerne mal etwas höher gegriffen als viele andere, die Schweiz-Krimis aus der Zeit zu bewerten hatten. Besonders weit auseinander ging es bei einem Tatort, dem man sogar das Label „Experiment!“ aufkleben konnte, daran erinnere ich mich noch vage. Und die Neuen kann ich nicht so gut beurteilen, deswegen überspringe ich diesen Teil und widme mich manuell, nicht KI-unterstützt zusammenfassend dem übrigen Text dieser Kritik, die wirklich negativ ausfällt. Logiklöcher, groß wie Scheunentore, werden ausgemacht, trotzdem handelt es sich um einen 08/15-Krimi, alles schon gesehen, ist der Tenor, zu umständlich, zu erklärend, das Duo nicht nur nicht  harmonisch, das gibt es ja woanders auch, dass Disharmonie zum Konzept gehört, sondern in dieser Disharmonie auch noch teilweise unglaubwürdig. Seufz. Ich habe schon gar keine Lust mehr, weiterzumachen mit den Zitaten, aber der Krimi läuft schon in zwei Stunden und wir wollen doch hier mal wieder etwas mehr Disziplin reinbringen. Denn uns ausruhen oder schlafen können wir, wenn wir tot sind. So etwas sagt tatsächlich gemäß FR die Ermittlerin Grandjean zu einem Assistenten. Oder, wie die FR meint, beim Anschauen dieses Films. Oh je.

„Am Anfang ist es noch ein echter Krimi: Ganz stark die Idee mit dem Hilfs-Fonds, der dann doch keiner ist, sondern auch nur zum schnöden Abkassieren dient. Dann der Bruch. Plötzlich geht alles Richtung Einzelfall und Waisenheim, alles wird privat. Für mich wirkt das wie: Groß gestartet, klein gelandet. Sehr schade! Auch wurde der zweite Teil mit dem Missbrauch im Waisenhaus so oder so ähnlich schon viele Male erzählt: Der alte, weiße Mann, mächtig genug und reich genug, um sich Kinder aus dem Waisenhaus zuführen zu lassen, ohne dass er Angst vor Strafverfolgung haben muss. Für ein großes Mafia-Thema, das danach immer kleiner wird, für rosa Boxhandschuhe und einen sehr leisen, fast langatmig gedrehten Film gibt es von mir zwei von fünf Elchen!“

Tatort-Kritik „Seilschaft“ zum Tatort aus der Schweiz (swr3.de)

Die negative Stimmung verfestigt sich also, obwohl doch ein gutes Anfangsthema da zu sein scheint. Es zählt aber, was hinten herauskommt. Wer hat’s gesagt? Jemand, der auch ganz schön langweilig sein konnte, aber trotzdem 16 Jahre lang Bundeskanzler war. Im Rückblick waren das goldene Zeiten, wer hätt’s damals gedacht.

Dank zweier unschöner Morde holt sich die Kripo Zürich einen Mafia-Experten ins Haus. Während der Mann aus Italien mit der Staatsanwältin vor der Fotowand steht, driften draußen die Spuren auseinander. Die Rollen der ausschwärmenden Ermittlerinnen sind wie in den bisherigen Zürich-Fällen verteilt: Die eine bewahrt einen kühlen Kopf, die andere lässt sich emotional mitreißen. Damit liefert Fall 5 neue Ahnungen über das Trauma einer Profilerin, deren persönliche Probleme zwar mit der Tätersuche verknüpft sind, jedoch die zuvor auf anderer Ebene aufgebaute Spannung etwas verpuffen lassen. So thematisiert „Tatort – Seilschaft“ (c-films) vermeintliche Mafiamorde in dem einen & die Seelenverwandtschaft von Opfern in einem zweiten Erzählstrang. Auch wenn das horizontale Backup der Reihe die Verlinkung von privatem und beruflichem verlangt, fühlt sich das hier nicht immer organisch an. Wie der Fall, so ist auch das Finale zweigeteilt. Eins für die Action, eins fürs Herz.

 http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6316.html

Tittelbach-TV ist ja immer sehr vorsichtig mit fundamentaler Kritik, aber sehr informativ, daher unbedingt das Ganze lesen, wenn die Zeit es zulässt, der Link setzt sich bei dieser Publikation sozusagen von selbst. Aber es kann nicht verborgen werden: Bei einem Durchschnitt von etwa 4,5/6 für alle Tatorte sind 4/6 nun einmal unterdurchschnittlich. Eine wirklich positive Kritik haben wir bisher also vergebens gesucht. Vielleicht haut Christian Buß vom Spiegel noch eine raus:

„2 von 10 Punkten. Dieser »Tatort« über Greenwashing, Narcokapitalismus und organisierten Missbrauch hat eine enorme Fallhöhe – leider stürzt er auch den ganzen Weg hinab.“

Na, danke. Da ist uns ja nun fast der Platz auf dem Media-Receiver zu schade fürs Aufzeichnen, zumal wir sowieso mit dem Format in der Krise sind. Eine Zeitlang dachten wir, der vermehrte Stress in unserem Leben wirkt sich generell so aus, dass wir weniger bewegte Bilder schauen möchten. Doch bei Filmen klappt es ja noch, sogar bei Originalen in Englisch mit oder ohne Untertitel, die uns doch etwas Konzentration abverlangen. Aber es ist leichter verständlich als Schwyzerdütsch, deswegen müssen wir wohl heute Abend das Gerät anschmeißen. Zapfen wir noch die Wikipedia an:

„Der Auftakt von „Seilschaft“ […] ist derart betulich, wie man es seit den Tatort-Gründerjahren in den frühen Siebzigern selten erlebt hat. […] Aber auch diese überbemüht auf Thrill angelegten Tötungsmethoden passen nicht zum hausbackenen Rest, die Sequenzen aus dem Baukasten hölzernster Tatort-Dialoge killen jede Stimmung. „Zwei Tötungsdelikte in zwei Tagen!“ – „Hast du etwas Neues zum Täterprofil?“ – „Wo waren Sie am Montagabend?“ Und immerfort so weiter.“ – Holger GertzSüddeutsche Zeitung[3]

Was sollen wir jetzt schreiben? Wenn unsere Rezension kommt, werden wir Ihnen erzählen, wie der Film wirklich war? Das kann erstens dauern (bis sie kommt) und zweitens wird es wohl auch etwas dauern, weil nach diesen Kritiken der 1235. Tatort sicher nicht ganz oben auf der Liste der Nacharbeiten stehen wird. Vermutlich werden wir ihn anschauen, wenn wieder ein wenig Platz auf dem Media Receiver gemacht werden muss.

Handlung

Nach einer Charity-Veranstaltung in einem noblen Hotel am Zürichsee wird der Host des Abends ermordet in seiner Suite aufgefunden. Nur ein paar Tage später wird ein Top-Unternehmer – auf dem Grund des Zürichsees an sein Ruderboot gefesselt – tot geborgen. Beide Leichen weisen besondere Merkmale auf, die auf ein Verbrechen der Ndragetha deuten und die die Züricher Polizei in höchster Alarmbereitschaft versetzen.

Als Dominic Mercier, einer der Veranstalter des Charity-Events, einen Drohbrief erhält, gerät die Ermittlungsarbeit zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Wie kann man die Haute Volée von Zürich, die offensichtlich im Fokus der Anschläge steckt, schützen? Worin liegt die Gemeinsamkeit der Opfer? Hängt das alles mit der Wohltätigkeits-Tagung zusammen? Als Isabel Grandjean die Geldgeschäfte mit einem Mafia-Experten unter die Lupe nimmt, entdeckt sie ein Netzwerk an Geldwäsche, das klare Verbindungen zwischen den Charity-Geldern und der Mafia aufweist.

Tessa Ott folgt unterdessen einer anderen Spur. Diese führt über einen Boxclub zu einem Waisenheim, dessen Direktorin wenig später ebenfalls ermordet wird. Auch hier finden sich besondere Spuren an der Leiche, die nun zuallererst Tessa zu deuten versteht. Mehr und mehr ist Tessa überzeugt davon, dass persönliche Motive den Morden zugrunde liegen. Sie beginnt, im Darknet zu forschen, und begibt sich auf einen Pfad in ihrer Recherche, der sie stark emotional belastet.

Besetzung und Stab

Hauptkommissarin Isabelle Grandjean – Anna Pieri Zuercher
Profilerin Tessa Ott – Carol Schuler
Staatsanwältin Anita Wegenast – Rachel Braunschweig
Kriminaltechniker Noah Löwenherz – Aaron Arens
Fedpol-Ermittler Jürg Wettstein – Elidan Arzoni
Charlie Locher – Peter Jecklin
Milan Mandic – Igor Kovac
James McDermott – David Chrisman
Dominic Mercier – Leonardo Nigro
Frida Mercier – Sobenna Balaban
Nathalie Mercier – Isabelle von Meyenburg
Gina „Gogo“ Keller – Rabea Egg
Ronja – Lillyenne Zünd
Nina Katz – Ariane Pochon
Kerim Berisha – Veton Hamza
Gregor Mathers – Aaron Hitz
Ursula Schöpfer – Marietta Jemmi
Thomas Bossi – Patrick Slanzi
Zoé – Cheyenne Tanner
Thomas Kunz – Daniel Frei

Buch – Claudia Pütz, Karin Heberlein
Regie – Tobias Ineichen
Musik – Fabian Römer

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