Die größten Befürchtungen in Bezug auf die KI (Statista + Kommentar) | Briefing 193 | Wirtschaft, Gesellschaft

Briefing 193 | Wirtschaft, Gesellschaft, KI, AI, Fake News, Politik, Datenschutz, Privatsphäre, Arbeitsplätze

Kurz vor einem Feiertag wollen wir uns wieder ein wenig mit der Künstlichen Intelligenz (KI), auf Englisch AI (Artificial Intelligence) befassen. Das ist sehr sinnvoll und hintersinnig, den wo könnte die KI künftig den größten Einfluss nehmen? Statista hat dazu eine Grafik erstellt, die wir, versehen mit einem Kommentar von uns, weitergeben möchten.

Infografik: Die größten Befürchtungen in Bezug auf KI | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

29 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Künstliche Intelligenz die Demokratie durch Verbreitung von fake news und Verzerrung von Fakten gefährden könnte. Das geht aus einer Umfrage von Statista und YouGov hervor. Wie unsere Grafik zeigt, haben die Befragten zusätzlich vor allem Sorgen hinsichtlich ihres Arbeitsplatzes und ihrer persönlichen Daten.

Die Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsstelle treibt 28 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen um, während sich 14 Prozent über ihre Privatsphäre und Datenschutz Gedanken machen. Die eine oder andere Sorge scheint derweil bei nahezu allen Teilnehmer:innen an der Umfrage akut zu sein. Lediglich sieben Prozent gaben an, keine persönlichen Bedenken hinsichtlich einer Zukunft mit KI zu haben.

Obwohl KI schon in vielerlei Bereichen, vom Gesundheitswesen über die Industrierobotik bis hin zu Sprachassistent:innen wie Alexa und Siri, Anwendung findet, erreichte die öffentliche Beschäftigung mit dem Thema seit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT eine neue Qualität. So sollen in Zukunft auch Angebote von Amazon, Google und Microsoft mit entsprechender Funktionalität ausgestattet werden.

Datenschützer:innen kritisieren die unklare Lage hinsichtlich der Verwendung persönlicher Daten beim Training der zugrundeliegenden sogenannten large language models. Besonders in der Kreativwirtschaft sorgt die Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials für Unmut, was auf lange Sicht zu rechtlichen Konsequenzen für die Software-Betreiber:innen führen könnte.

Wenn wir die in der Grafik angegebenen Prozentzahlen zusammenrechnen, kommen wir nicht auf 100 Prozent. Hatten die restlichen Umfrageteilnehmer:innen keine Meinung? Es hat sicher mit unserer persönlichen Medienrezeption zu tun: vor Fake News durch KI haben wir nicht mehr Sorge als durch Fake News, die von Menschen erstellt werden. Im Moment können Menschen das wohl noch besser, im Netz lügen, aber, selbst wenn das nicht mehr der Fall ist: Es gibt Prüfmechanismen für solche Nachrichten und manchmal reicht ein Gegencheck oder, sich etwas Gedanken über die Plausibilität zu machen. Freilich könnte es gerade eine Spezialität der KI werden, nicht so dummdreist zu lügen, wie viele Menschen das in den sozialen Medien tun, sondern so subtil, dass es wirklich schwierig wird, echte von falschen News zu trennen. Wir sind trotzdem in der Hinsicht guten Mutes.

Das bezieht sich wiederum nur auf unsere persönliche Rezeption von Nachrichten. Wie andere mit KI-generierten Fake News umgehen, ist eine andere Sache, und da geht es doch wieder um die Demokratie, die Schaden nehmen könnte. Das tut sie ja auch durch die unzähligen Verunsicherungen, die durch von Menschen generierte Falschnachrichten viral gehen.

Was das Thema 2 angeht, die Arbeitsplätze, hatten wir schon in einem anderen Artikel zur Bremenwahl angemerkt, dass wir uns Gedanken darüber machen müssen, wo die Einnahmen für den Staat herkommen sollen, wenn tatsächlich in größerer Zahl Arbeitsplätze verlorengehen, ohne dass sie, wie bei den bisherigen Automatisierungsrunden, einigermaßen ersetzt werden können. Im Handel, im Verkehr, aber auch bei mittleren und sogar gehobenen Dienstleistungen könnte es durchaus zum Arbeitsplatzabbau kommen, der nicht durch etwas anderes aufzufangen ist. Daher ist eine Besteuerung des Einsatzes von KI und von Maschinen zwingend, wenn die Zahl der Arbeitsstunden sinkt. Vor allem aber, falls es neue Arbeitsplätze gibt, werden diese weniger Wertschöpfung generieren als bisherige. Das liegt in der Natur der Sache und war schon bei der bisherigen Deindustrialisierung so. Die übrigens nicht gerade erst beginnt, weil die Bundesregierung sich nach Kräften bemüht, sie zu fördern, sondern einen epischen Prozess darstellt. In den 1970ern war der Anteil der Industrie am BIP doppelt so hoch wie jetzt (40-50 Prozent, jetzt 20-23 Prozent) und es gab, vorsichtig ausgedrückt, viel weniger Bullshit-Jobs in allen möglichen Branchen und Gehaltsklassen. Dass sich davon immer weitere kreieren lassen, ohne dass die große Sinnkrise ausbricht, wagen wir zu bezweifeln. Schon jetzt empfindet ein Drittel der Arbeitnehmer:innen das, was sie tun, als eher mehr denn weniger nutzlos.

In vielen Bereichen, in denen gerade das Mantra vom Fachkräftemangel gesungen wird, wird die KI erhebliche Veränderungen mit sich bringen. Weniger bei Handwerksaufgaben, die vor Ort ausgeführt werden müssen, als zum Beispiel durch automatisiertes Fahren. Nicht von heute auf morgen, aber die Experimente laufen ja schon.

Die Privatsphäre betreffend und die Verwendung von Inhalten – uns ist gerade gestern ein Ding passiert, das es eigentlich nicht geben dürfte. Wir haben mit einem Bildgenerator ein paar Tests gemacht und wollten eine Person auf „dem“ Sofa abgebildet haben. Der Generator hat was gemacht? Exakt unser Sofa im Wohnzimmer angezeigt. Auch der Wandhintergrund war bei einigen Generationen deutlich sichtbar identisch. Sogar das Bild, das über dem Sofa hängt … zum Glück sah dieses wenigstens anders aus, die Position stimmte aber einigermaßen. Das war u. E. kein Zufall, denn es hat sich über weitere Generierungen hinweg erhalten, auch nach „Neu-Aufsetzung“, also Löschung der bisherigen Eingaben und des Bestandes an Kreationen. Wir rätseln gerade darüber, ob wir irgendwo im Netz auf dem Sofa zu sehen sind und die KI sich das Bild abgefischt hat. Eindeutig gibt es Bilder davon in unserem Offline-Dateienbestand.

Und auf den hat Microsoft ja auch Zugriff, weil es den gesamten Computer qua Betriebssystem und Microsoft-Konto, ohne das es heute nicht mehr geht, wenn man die MS-Lösungen verwendet, checken kann, an dem wir diesen Artikel schreiben. Wir hätten gute Lust, ChatGPT zu diesem Vorgang ein wenig zu interviewen, aber wir sind nicht besonders guter Dinge, ein vernünftiges Ergebnis dieser Befragung betreffend. Wir haben gerade mal die Probe aufs Exempel gemacht und die KI gebeten, unser Fahrrad zu zeigen. Das Ergebnis stellen wir hier nicht vor, obwohl es uns zur Ehre gereichen würde, inklusive dem kernigen Bike und dem Outfit dazu. Die KI merkt also auch schon, wo man sie ausgucken will. Ganz sicher wird es im Wege des Schutzes der Privatsphäre und der Kreativen noch zu Ärger mit der KI kommen. Hoffentlich wird das Ergebnis der Regulierung nicht so indäquat ausfallen wie die deutsche Handhabung der DSGVO, gegen die erstaunlich wenige Menschen protestiert haben, obwohl sie den Spielraum für Berichterstatter wie uns, vor allem im Bildbereich, erheblich eingeschränkt hat.

TH

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