Briefing 245 | Energiewirtschaft, Klimaschutz, Ökostrom, Windenergie, Solarenergie
Das Jahr 2023 wird vermutlich einen neuen Rekord in Sachen Erneuerbare Energien bringen. Wir hatten schon im diesbezüglichen Ticker der ZEIT beobachtet, worüber Statista heute eine Grafik gefertigt hat und sind daher nicht überrascht von dieser Entwicklung
Infografik: Erneuerbare Energie: 2023 überstrahlt das Vorjahr | Statista

In vier von sechs Monaten des Jahres 2023 lag die Solarstromausbeute in Deutschland über der des Vorjahres. Das zeigen aktuelle Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Bei der Windenergie wurde der 2022-Wert sogar in fünf Monaten übertroffen, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.
Wie hoch der Anteil ist, hängt einerseits von den Erzeugungskapazitäten, aber mehr noch von den Jahreszeiten und Wetterverhältnissen ab. So ist die Sonnenausbeute besonders in den Sommermonaten gut, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Zwischen Mai und August des Vorjahres steuerte die Photovoltaik im Schnitt rund 19 Prozent zur Nettostromerzeugung bei. Dagegen ist die Windenergieausbeute besonders während der Winter- und Frühlingsmonate gut. Absoluter Spitzenmonat war hier im vergangenen Jahr der Februar mit rund 42 Prozent.
Die International Energy Agency (IEA) beziffert die Gesamtnennleistung der Erneuerbaren Energien in Deutschland auf aktuell über 150 Gigawatt. 2023 könnten laut IEA-Prognose 11,4 Gigawatt hinzukommen. Wie Deutschland im Vergleich zu anderen führenden Volkswirtschaften dasteht, zeigt eine weitere Grafik.
Der windreichste Monat der letzten beiden Jahre ist nach wie vor der Februar 2022, aber der Zubau von Kapazität, der jetzt wieder verstärkt wird, sollte sich natürlich auch auf die Gesamterzeugung an Erneuerbaren Energien auswirken. Geht doch, ist der Grundkommentar dazu. Wenn man es will. Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seinem fünften Platz ausnahmsweise mal irgendwo sehr gut da: Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen nach Ländern 2022 | Statista
Alle Länder auf den vorderen Rängen haben eine um ein Vielfaches größere Fläche, inklusive fast menschenleerer Gegenden, in denen sich zügig und ohne langwierige Beteiligungsverfahren Windkraft- und Solaranlagen erstellen lassen. Noch besser sieht es aus, wenn man die Kapazitäten auf die Bevölkerungszahl umrechnet, da kommt Deutschland hinter Kanada, das aber wiederum den Vorteil riesiger freier Flächen hat, auf Platz 2.
Ist das gut? Keine Frage, das ist es. Aber was möglich gewesen wäre, hätte die Regierung Merkel nicht insbesondere in ihrer späten Phase so auf der Bremse gestanden, das ist umso bedauerlicher. Deutschland könnte längst einen Gesamtanteil von mehr als 50 Prozent Erneuerbare Energien an der Stromversorgung haben.
Bei uns persönlich ist es leider anders herum gelaufen. Wir haben am 30. Juni dieses Jahres Abschied von unserem 100-Prozent-Ökostrom-Tarif genommen, der uns in acht Jahren wirklich ans Herz gewachsen war. Aus Kostengründen war das leider erforderlich.
Wir waren lange Zeit der Ansicht, dass Ökostrom relativ zu Strom aus konventionellen, fossilen Quellen mit der Zeit immer günstiger werden müsste, in den Jahren vor der Energiekrise war das auch so. Leider haben die Verwerfungen auf den Märkten im Jahr 2022 auch unseren Ökostromtarif mit nach oben gezogen, in unserem Fall kam es zu einer Preissteigerung von 115 Prozent (mit Strompreisbremse durch die Bundesregierung immer noch 85 Prozent). Das konnten wir angesichts von null russischem Gas und ohne überhaupt einen fossilen Anteil in unserem Mix nicht hinnehmen. Leider schlug auch unser Wunsch fehl, im laufenden Vertrag nachzuverhandeln, man wollte uns partout nichts unter 41 Cent/kWh anbieten. Also mussten wir als Neukunden woanders hingehen.
Aber schon im nächsten Jahr wird neu gerechnet und vielleicht kehren wir dann zum früheren Anbieter und zum Ökostrom zurück. Wir werden ihm dann auch die Arroganz, mit der wir dort zum Schluss behandelt wurden, nicht nachtragen, weil es uns nur auf ein gutes Ergebnis im Sinne des Ausgleichs zwischen Preis und Umweltfreundlichkeit ankommt. Vielleicht können Sie aus dem Geschriebenen herauslesen, um welchen recht bekannten, einst fairen und servicefreundlichen Anbieter es sich handelt, der sein Gepräge zuletzt auf eine Weise zum Schlechteren verändert hat, die selbst erfahrene Verbraucher wie uns verblüffen konnte.
TH
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