Filmfest 963 Cinema
„Der Schut“ war der erste Karl-May-Film der 1960er Jahre, der im Orient spielt, und ist der einzige der Orientfilme, zu dem Martin Böttcher die Musik komponiert hat. Durch die Wüste, 1936 verfilmt, war der erste Band des Orientzyklus. Nach der Reihenfolge der Bücher hätte Der Schut eigentlich erst nach Durchs wilde Kurdistan produziert werden dürfen, da er den Abschluss des Orientzyklus bildet.
Die literarische Vorlage des Films, die Erzählung Der Schut, ist Bestandteil des sechsteiligen Orientzyklus, der im Vorderen Orient und auf dem Balkan spielt, damals Teile des Osmanischen Reiches. Die Hauptpersonen sind Kara Ben Nemsi, sein Freund Hadschi Halef Omar, der französische Geschäftsmann Henry Galingré und der erbarmungslose Schurke Schut.

„Es ist – in dieser Art – ein guter Film. Und wahrscheinlich der beste Karl-May-Film, der bisher gedreht worden ist. Robert Siodmak ist ein geschickter Regisseur, der seine Schauspieler sehr überzeugend handeln läßt. Was diesen Film vor anderen rangieren läßt, ist ganz klar: Er wurde mit Humor und Charme gemacht.“ – Echo am Abend, 21. August 1964
„Wen rührt nicht die Gebrochenheit des Hadschi Halef Omar, der von seinem Kumpan Kara Ben Nemsi am Schluß verlassen wird? Soviel edle Freundschaft bleibt selbst angesichts der rassigen Marie Versini unangefochten.“ – Lübecker Nachrichten, 22. August 1964
„Lex Barker, inzwischen abonniert auf die Rolle mit dem Henrystutzen, gibt sich wohltuend wortkarg, während seinem Adlatus, dem ewig quasselnden Hadschi Halef, von Ralf Wolter nicht der rechte Pfiff mit auf den Weg gegeben wird: Seine Späße und Nörgeleien werden dem literarischen Original nicht gerecht.“ – Mannheimer Morgen, 22. August 1964
„Karl May wird durch den Wolf gedreht. Von einer präzisen Konzeption, von einem durchgehenden Stil ist nichts zu spüren. Obwohl sich Siodmak sichtlich um Sorgfalt bemüht, reiht sich ein Klischee ans andere; die Kulisse des Balkan bleibt – abgesehen von einigen atmosphärischen Schönheiten – bunte Postkarte.“ – Süddeutsche Zeitung, 25. August 1964
„Einer der besten Karl-May-Filme, obwohl für heutigen Geschmack die komischen Elemente zu sehr überwiegen.“ – Michael Petzel in „Karl-May-Filmbuch“, 1998
„Spannende, durch heitere Passagen aufgelockerte Unterhaltung.“ – Lexikon des internationalen Films[2]
Wie man an den vielen eingestellten Kritiken-Ausschnitten schon vermuten kann: Der Film ist in der Wikipedia ziemlich ausführlich dargestellt und meine damalige Bewertung von 7/10 deutet darauf hin, dass es sich tatsächlich um einen der besseren Karl-May-Filme handeln muss. Kleiner Schwachpunkt: Der Vergleich mit den Westernfilmen um Winnetou und Old Shatterhand fehlt im FVZ Nr. 8 aus dem Jahr 1989 vollkommen. Für sich genommen, ist die Bewertung für ein solches Produkt aber beachtlich und würde heute, anders herum als bei einigen der Edgar-Wallace-Filme, vermutlich eine gewisse Korrektur nach unten erfahren. Die IMDb-Nutzer:innen vergeben gegenwärtig durchschnittlich nur 5,8/10.
Sicherlich ist dieser Film aber nicht einer der besten von Regisseur Robert Siodmak, dessen Karriere 40 Jahre umspannt, innerhalb derer „Der Schut“ ein Spätwerk darstellte. Siodmak ist für mindestens zwei meiner Genre-Lieblingsfilme verantwortlich, beide interessanterweise mit Burt Lancaster in der männlichen Hauptrolle: „Criss Cross“ („Gewagtes Alibi“) aus dem Jahr 1949 und „Der rote Korsar“ (1952), ein Highlight des Piraten-Abenteuerfilms, der damals sehr in Mode war, aber selten so viril und humoristisch zugleich glänzte wie dieses Exemplar von Robert Siodmak. Für beide Filme haben wir noch keine Rezension auf dem Filmfest vorgestellt, da wird’s aber Zeit. Vielleicht im Rahmen der nächsten Runde der US-Chronologie, die bald starten wird. Zu „The Killers“ aus dem Jahr 1946, der vielen als einer der besten Noirs überhaupt gilt, ist ebenfalls eine Rezension fällig, mit ihm begründete Burt Lancaster seine Karriere. Kürzlich angeschaut haben wir „Die Wendeltreppe„, der ebenfalls als ein sehr guter Film noir gilt. Allerdings einer mit gutem Ende, und da kommen wir ja immer ins Diskutieren über die Genrezuordnung.
© 2023, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
Kursiv und tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Robert Siodmak |
|---|---|
| Drehbuch | Georg Marischka, Robert Siodmak (ungenannt) |
| Produktion | Artur Brauner |
| Musik | Martin Böttcher |
| Kamera | Alexander Sekulović |
| Schnitt | Ursula Kahlbaum |
| Besetzung | |
|
|
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

