Wie groß ist die deutsche Spieleindustrie? (Statista + Kurzkommentar) | Briefing 292 | Wirtschaft

Briefing 292 Wirtschaft, Spieleindustrie, Games Industry, Computerspiele, Videospiele

Wirtschaftsinformationen sind unser Panier, natürlich immer mit Kommentaren und manchmal mit Info-Erweiterungen durch zusätzliche Recherchen. Als wir „Spieleindustrie“ in der Überschrift lasen, dachten wir zunächst an die Hersteller von traditionellen Gesellschaftsspielen und von Spielzeug. Hier geht es aber um etwas anderes.

Infografik: Wie groß ist die deutsche Spieleindustrie? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Obwohl sich das Umsatzwachstum mit Videospielen, dazugehöriger Hardware und In-Game- beziehungsweise In-App-Käufen seit dem Corona-Hoch deutlich verlangsamt hat, sind Games auch 2023 noch das Unterhaltungsmedium mit der größten wirtschaftlichen Zugkraft. Analyst:innen zufolge sollen in diesem Jahr weltweit zwischen 180 und 250 Milliarden US-Dollar mit Spielen umgesetzt werden, ein Großteil davon mit Mobile Games. In Deutschland wurden laut des aktuellen Jahresberichts des Branchenverbands game e.V. 2022 etwa 10 Milliarden Euro Umsatz im Gaming-Segment generiert. Dieses Marktvolumen spiegelt sich allerdings kaum in der Größe der hiesigen Branche wider.

So hat sich die Anzahl der Spielefirmen in Deutschland zwar von 524 im Jahr 2018 auf 908 im vergangenen Jahr nahezu verdoppelt, die Anzahl der Beschäftigten ist 2022 allerdings wieder auf dem Niveau von 2018. Diese Diskrepanz lässt sich unter anderem durch den Start der Förderung von Spieleprojekten durch die Bundesregierung im Jahr 2019 erklären, was zu einer vermehrten Gründung von Klein- und Kleinstentwickler:innenstudios geführt hat.

Dieser Wachstumsmotor könnte in Zukunft allerdings wieder ins Stottern geraten; im Mai hatte der Bund die Annahme von neuen Förderungsanträgen gestoppt. „Die Fördermittel für 2023 und auf Basis der derzeitigen bewilligbaren Mittel sind allerdings inzwischen für 2024 (aufgrund der Überjährigkeit der geförderten Projekte) ausgeschöpft“, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Bis zuletzt lag die Größe des gesamten Fördertopfes bei maximal 70 Millionen Euro pro Jahr, etwa 500 Projekte seien seit 2019 von diesen Mitteln unterstützt worden.

Das haben wir nun also auch gelernt, und damit etwas ganz Neues. Wir sind schon ziemlich verblüfft darüber, dass in Deutschland die Entwicklung der heimischen Computerspielindustrie gefördert wurde, mit für hiesige Verhältnisse nicht ganz geringen Beträgen. So stellen wir uns in etwa auch die gesamte Wirtschaftsförderung in Berlin vor – strukturell betrachtet. Es wird manches Strohfeuer entfacht, das in Mitnahmeeffekten aus dem Bullshit-Business endet und nur ein paar Gründer unangemessen wohlhabend macht, die sich selbst für fancy halten, anstatt durable Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung zu schaffen.

Strategische Wirtschaftsförderung, von der irgendwann die gesamte Gesellschaft etwas hat, finden wir übrigens sehr gut, auch, wenn sie teuer ist. Doch gehört das, was oben zu lesen steht, wirklich dazu? Urteilen Sie bitte selbst.

Wir wollen niemandem auf die Füße treten, der in Deutschland überhaupt etwas entwickeln und / oder produzieren will, daher dieses Mal kein allzu ausführlicher negativer Kommentar: Was wir von der Entwicklung insgesamt halten, können Sie aber aus unserer Meinung zur Entwicklung des Spiele- und Buchmarktes nachlesen, die wir kürzlich hier veröffentlicht haben:

Buchmarkt stagniert auf hohem Niveau (Statista + Präzisierung + Polemik) | Kultur / Literatur – DER WAHLBERLINER

Trotzdem ergibt sich ein rundes Bild über das Wirtschaftsgeschehen in Deutschland nur aus der Zusammenschau aller Branchen, daher ist uns Vollständigkeit wichtig.

TH


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