Smartwatches abseits von China & USA wenig relevant (Statista + Kurzkommentar) | Briefing 326 | Wirtschaft

Briefing 326 Wirtschaft | Umsätze mit Smartwatches in ausgewählten Ländern

Liebe Leser:innen, haben Sie schon eine Smartwatch? Oder tritt der Angstschweiß aus Ihren Poren, weil Sie noch keine haben und glauben, einen wichtigen Trend zu verpassen? Hier die Daten:

Infografik: Smartwatches abseits von China & USA wenig relevant | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Ob Fitnessarmbänder oder Smartwatches: Während heutzutage gerade in den großen Industrieländern kaum jemand ohne Smartphone auskommt, sind Wearables auch 2023 noch eine Nischenerscheinung. Trotz Bemühungen großer Handyhersteller wie Apple, Samsung oder Google liegt das geschätzte Marktvolumen von Smartwatches im laufenden Jahr je nach Quelle zwischen 40 und 60 Milliarden US-Dollar, laut IDC-Prognose sollen 2023 rund 500 Millionen Wearables, wozu in der IDC-Definition auch Kopfhörer gehören, ausgeliefert werden. Wie eine Auswertung unserer Statista Market Insights zeigt, spielen hinsichtlich des geschätzten Umsatzes mit Smartwatches nur zwei Länder weltweit eine Rolle.

So sollen im laufenden Jahr in China etwa 17 Milliarden US-Dollar mit Geräten wie der Google Pixel Watch, Samsungs Galaxy Watch oder Apple Watch verdient werden, was einem Umsatzanteil von 38,3 Prozent entspricht. Der zweitwichtigste Markt für dieses Wearable-Segment sind die USA mit einem Umsatzanteil von 29,2 Prozent beziehungsweise geschätzten Einnahmen in Höhe von rund 13 Milliarden US-Dollar. Kein weiteres der analysierten Länder weist einen höheren Anteil am weltweiten Umsatz als knapp über 2 Prozent auf.

Daten von Counterpoint Research zufolge lag der Anteil von Apple an den im zweiten Quartal 2023 ausgelieferten Smartwatches bei 22 Prozent, gefolgt von Huawei mit zehn Prozent. Den dritten Platz nahm die indische Wearables-Firma Noise mit ebenfalls zehn Prozent ein, die sich primär auf den heimischen Markt konzentriert.

Wir müssen dafür mal einen Standardtext generieren, aber das ist nicht so einfach, weil immer wieder andere Länder verglichen werden: China hat mehr als viermal mehr Einwohner als die USA, der Umsatz pro Kopf ist in den USA also dreimal so hoch wie im Reich der Mitte, die Smartwatches betreffend. Die USA wiederum haben fast vier Mal so viele Einwohner wie Deutschland, Deutschland wiederum ca. 15 bis 20 Prozent mehr Einwohner als Frankreich, Großbritannien oder Italien. Nur der Pro-Kopf-Umsatzvergleich ist wirklich sinnvoll.

Nachdem wir das geklärt haben: In der Tat müsste der deutsche Umsatz bei mehr als 7 Prozent des Weltumsatzes liegen, um dem Pro-Kopf-Umsatz in den USA zu entsprechen. Dann wäre natürlich auch der Weltumsatz höher, das haben wir in diese Angabe nicht einbezogen. Ähnliches gilt für die in Grafik rechts und links von der Deutschland-Säule liegenden europäischen Länder – in etwas abgeschwächter Form, denn der Umsatz pro Kopf ist etwas höher, zumindest in Frankreich und Großbritannien.

Die Amerikaner:innen geben indes für jede Smartwatch ca. 450 Dollar aus, gegenwärtig sind das etwa 430 Euro. Das bedeutet, dass überwiegend zu den teuren Modellen gegriffen wird.

Aber warum springt das Geschäft bei uns nicht richtig an?

Wearables haben wir schon, 2 Paar Ohrstöpsel mit Bluetooth und dieses Jahr wollten wir endlich mal wieder bei einem Trend vorne dabei sein und uns eine gute Smartwatch vom selben Hersteller kaufen, von dem unser Mobiltelefon stammt. Erst sind wir durch die Lancierung immer neuer Varianten und Generationen der betreffenden Uhren genervt gewesen, dann hat uns die Wirklichkeit eingeholt: 500 Euro für etwas, das nicht unbedingt notwendig ist, sind dieses Jahr einfach nicht drin. Das geht bei den aktuellen Preissteigerungen nicht. Also werden nur noch Dinge ersetzt, vorerst nichts mehr angeschafft, was es bisher im Haushalt noch nicht gab. Bis auf ein paar Kleinigkeiten vielleicht, aber dazu zählt eine Smartwatch in der oben genannten Preislage für uns nicht.

Wir sind überzeugt davon, dass es vielen in Deutschland so geht und deswegen lahmt hier der Absatz, nicht nur gegenüber Ländern, in denen, und sei es auf Pump, jeder immer alles haben muss, was gerade auf den Markt kommt, sondern auch gegenüber den europäischen Nachbarn, wo die Menschen nicht von der Politik so gestrippt werden wie bei uns. Die Normalmenschen, nicht diejenigen, die einen Smartwatch-Kauf im elektronischen Portemonnaie kaum wahrnehmen.

So einfach kann man zuweilen Wirtschaft erklären. Allerdings: Smartwatches werden bei uns noch nicht zu den Essential gezählt, also halten sich viele Menschen damit zurück. Bei den kabellosen In-Ear-Hörern sieht das nach unserer Alltagsbeobachtung etwas anders aus, und natürlich müssen es immer Apples teure Airpods sein. Status geht oft über den Verstand hinaus, sonst würden ja nicht Leute fette SUVs leasen und bei Lidl die Angebote abgreifen. In Berlin ist diese Kombination jedenfalls sehr häufig.

Auch bei den Smartwatches gibt es bis zu diesem gewissen Grad wohl einen solchen Effekt, ähnlich wie bei den hochpreisigen Chronometern schon seit langer Zeit. Gäbe es ihn nicht, dürfte es ihn erst recht nicht bei Alltagsprodukten wie den Im-Ohr-Hörern geben, und auch nicht bei Mobiltelefonen, um es klar zu schreiben. So viel besser sind die Spitzengeräte nicht, wie sie mehr kosten als ein „Mittelklassegerät“. Aber irgendwie ist es vertrackt. Auch wir scheuen uns davor, eine günstige Smartwatch zu kaufen, lieber tragen wir vorerst gar keine und schleppen immer das Handy in der Hosentasche oder um den Hals baumelnd mit, wenn wir z. B. abends mit dem Fahrrad ein wenig unterwegs sind, damit es die wichtigsten Kenndaten misst und uns Musik auf die In-Ear-Hörer legt, die wir andererseits draußen gar nicht mehr so häufig tragen wie damals, als noch Novitätswert hatten.

Sicher wird sich auch bei uns irgendwann eine Smartwatch einfinden, aber so schrecklich schlimm finden wir es nicht, dass wir noch keine haben und beneiden die Menschen in einigen Länder durchaus darum, dass in ihnen vieles besser läuft, aber nicht, darum, dass dort mehr Smartwatches verkauft werden.

TH

 


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