Zur Sache, Schätzchen (DE 1968) #Filmfest 998

Filmfest 998 Cinema 

Zur Sache, Schätzchen ist eine deutsche Filmkomödie von May Spils aus dem Jahr 1968. Die weibliche Hauptrolle spielte Uschi Glas, die männliche Werner Enke. Der am 4. Januar 1968 uraufgeführte Film zählte zu den kommerziellen Erfolgen des „Jungen Deutschen Films“. Er beeinflusste die Umgangssprache, unter anderem mit Begriffen wie „fummeln“, „Dumpfbacke“ sowie „tüllich“ als umgangssprachliche Kurzform von „natürlich“. In den USA lief er unter dem Titel Go for it, Baby.

Der Film, der sich als einer der ersten mit dem Lebensgefühl junger Menschen am Vorabend der 68er-Unruhen auseinandersetzte, erlangte zeitweise Kultstatus. Er zeichnet das Milieu einer Subkultur, die das Gut-und-Böse-Schema der bürgerlichen Welt ignoriert und deren Vorstellungen von Normalität in Frage stellt.

„Ein gammliger Nichtstuer in Schwabing gibt seiner Verdrossenheit an der bürgerlichen Welt mit pseudo-philosophischen Sprüchen und geistreichen Zynismen Ausdruck. Leichthändig inszenierter Erstlingsfilm; eine intelligente und streckenweise amüsante zeitkritische Glosse, in der selbstironische Kritik und das Verlangen nach menschlichen Beziehungen unüberhörbar sind. Auch in der Rückschau bleibt der Film einer der wenigen wirklich unterhaltsamen Autorenfilme.“ – Lexikon des Internationalen Films

„In ihrem Erstling sind Spils und Enke einzigartig in der Beobachtung einer Situation zwischen Melancholie und Groteske.“ – Heyne Filmlexikon

„Eine rundum burleske und sympathische Geschichte. Ab 16 zu empfehlen.“ – Evangelischer Filmbeobachter[4]

Der Neue Deutsche Film begann nicht mit „Zur Sache, Schätzchen“, aber er wurde mit ihm populär. Leider verfolgte man diese Linie, die Wirklichkeit auf zeitgemäße Weise komödiantisch zu verpacken, dann kaum noch, obwohl man damit einen gleitenden Übergang vom Altkino in eine neue Zeit hätte erreichen können. Die viel radikaleren Ansätze in den frühen Filmen von Fassbinder und anderen setzten sich hingegen innerhalb des deutschen Autorenkinos durch und diese Filme sind nach wie vor eher für ein Cineastenpublikum geeignet.

Eine Ausnahme als poetische Inszenierung von Charakteren im Raum bilden vielleicht die Filme von Wim Wenders, die wir aber noch nicht kannten, als wir das FVZ 1989 in die Schreibmaschine getippt habe und von denen einige wärmere menschliche Farben zeigen; gesehen hatten wir zu dem Zeitpunkt nur „Der Himmel über Berlin“, weil er kurz zuvor im Kino gelaufen war. Es war der letzte bzw. neueste Film deutscher Herkunft in diesem Verzeichnis, dessen deutsches Kapitel damit endete.

Mit der Zeit wurden auch Fassbinder, Schlöndorff & Co. kommerzieller im Sinne von zugänglicher. „Zur Sache, Schätzchen“ bleibt aber in seiner Art ein westdeutsches Einzelstück, dessen Entsprechungen man vielleicht eher in DEFA-Filmen Mitte der 1960er suchen muss, die vor dem Kulturkahlschlag entstanden sind und sich mehr mit der Lebenswirklichkeit und dem Lebensgefühl junger Menschen als mit den großen gesellschaftlichen Entwürfen befassen. 

© 2023, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie May Spils
Drehbuch Werner Enke
Produktion Peter Schamoni
Musik Kristian Schultze
Kamera Klaus König
Schnitt Ulrike Froehner
Besetzung

 

 

 

 

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