Update 4 Weihnachten: Mehr oder weniger Geschenke als im Vorjahr? (Umfrage) +++ Wann wird der Baum geschmückt? +++ Wie viele Geschenke + wann sie geöffnet werden +++ Was sich Frauen und Männer wünschen (Statista + Kommentar + Allgemeiner Kommentar: Statistiken lesen und darüber nachdenken) | Briefing 376 Update 3 | Wirtschaft, Gesellschaft #Weihnachten

Briefing 376-UD 4 Wirtschaft, Gesellschaft, Weihnachten, Weihnachtswünsche, Konsumausgaben, Lesen, Interpretieren, Analysieren von Grafiken

Einmal werden wir noch wach! Dann ist zwar nicht Weihnachtstag, sondern Heiligabend, aber das ist ja auch der Kerntag des Weihnachtsgeschehens.

Nicht nur die Geschenke betreffend, diese aber auch. Wir liefern Informationen anhand eines fortgesetzten Udate-Artikels  zu Weihnachten. Heute ausnahmsweise keine Statistik sondern eine Umfrage. Eine Umfrage, die es nach unserer Ansicht in sich hat:

Planen Sie dieses Jahr mehr oder weniger Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben als im Vorjahr?

Hier der Begleittext aus dem Civey-Newsletter, die gestern gesendete Version, die schon erste Ergebnisser beinhaltet. Mittlerweile gibt es dazu Differenzen, auf diese werden wir eingehen:

Gestiegene Kosten bei Energie und Lebensmitteln haben die Konsumlaune der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher in diesem Jahr getrübt. 36 Prozent Prozent planen, weniger Geld als im Vorjahr auszugeben und neun Prozent gehen davon aus, mehr Geld in die diesjährigen Weihnachtsgeschenke zu stecken. 40 Prozent möchte an Weihnachten etwa gleich viel Geld für Geschenke wie im letzten Jahr ausgeben. 15 Prozent geben an, keine Geschenke zu kaufen.

Bei der Vorstellung der Wirtschaftsprognose für 2024 äußerte sich Bundesbankpräsident Joachim Nagel jüngst vorsichtig optimistisch. Für eine Entwarnung sei es noch zu früh, sagte er im ZDF-Interview. Aber angesichts steigender Löhne und einer rückläufigen Inflation erwarte er, dass private Haushalte bald wieder mehr Geld für Konsum ausgeben werden. 

Mit Blick auf die Wahlabsicht ist der Anteil derer, die dieses Jahr weniger Geld für Geschenke ausgeben werden, in der FDP-Wählerschaft (46 %) am größten. Bei der AfD-Anhängerschaft gibt es die meisten Personen (20 %), die keine Geschenke kaufen. Diejenigen, die etwa gleich viel investieren möchten, sind am stärksten in den Wählerschaften von SPD und Linke (je 46 %) vertreten. Derweil gehen die Wählerinnen und Wähler von den Grünen (16 %) am ehesten davon aus, mehr Geld auszugeben als im Vorjahr.

Wir wissen nicht, ob das Interview mit dem Bundesbanker vor oder nach der Haushaltsloch-Klatsche geführt wurde, die im nächsten Jahr vor allem dies zur Folge haben wird: Was die Leute in die eine Tasche mehr reingesteckt bekommen, wird ihnen auf der anderen Seite wieder rausgezogen. Eine der krassesten Entscheidungen in diesem Zusammenhang ist die Anhebung der CO2-Pauschale um nicht weniger als 50 Prozent, ohne dass auch nur ein Sou vom angekündigten Klimageld (Koalitionsvertrag der Ampel aus dem Jahr 2021, lange her) ausgekehrt wird, das ärmere und notabene CO2-emissionsärmere Haushalte entlasten sollte. 

Aktuell sieht die Umfrage so aus: Gerade 6,2 Prozent wollen etwas oder wesentlich mehr ausgeben, 42,3 Prozent wollen es beim bisherigen Umfang belassen, 34,9 Prozent wollen weniger ausgeben, 16,6 Prozent sagen, sie kaufen gar keine Weihnachtsgeschenke. Der Anteil der Weihnachtsgeschenke-Verweigerer, der oben ausgewiesen ist, entspricht etwa dem, was wir wahrnehmen, wenn wir uns umhören und liegt um einiges höher als der Anteil von weniger als 10 Prozent, der kürzlich in einer Statista-Befragung ausgewiesen wurde.  Dass dieser Anteil bei AfD-Anhänger:innen höher ist, wirkt geradezu avantgardistisch, sollte aber nicht zu vorschnellen Schlüssen verführen, wie etwa dem, dass AfD-Anhänger:innen nachhaltiger denken. Wir glauben nicht, dass der bedachte Konsumverzicht ausgerechnet bei dieser Klientel hinter dem Nichtschenken steckt. 

Ganz anders die Grünen. Ob es anderen schlechtgeht, ist nicht so wichtig, Hauptsache, man kannn selbst noch was draufpacken, weil man sich trotz der behaupteten Staatsferne früherer Tage in nicht allzu anstrengenden, aber einigermaßen dotieren, meist beim Staat angesiedelten Positionen und Funktionen eingegroovt hat. Da kann man auch Weihnachten ganz entspannt sehen. Das ist natürlich eine Übertreibung, 16 Prozent sind ja keine Mehrheit, außerdem ist der Anteil derer, die mehr kaufen wollen, seit der Verfassung des Civey-Textes gesunken, aber irgendwie ist es schon typisch.

Wir halten das, was man oben sieht, allgemein für ein sehr schlechtes Zeichen. Gewollte, progressive Konsumabstinenz kann nicht mit einfach nichts mehr da zum Ausgeben gleichgesetzt werden, darauf weisen wir seit Jahren hin, auch dann, wenn abgehobene Politiker:innen Konsumlenkung durch gewollte, massive Verteuerung betreiben wollen.

Die schwindenden Ressourcen dürften aber der Grund sein, warum so viele Menschen weniger schenken wollen. Man könnte ja in guten, aber nachhaltigen Zeiten auch einiges schenken, aber hochwertig, nicht auf Masse, sondern „ethisch korrekt“, um es ein wenig überspitzt zu formulieren. In unserer Familie waren die Geschenke mit dem kleinsten Volumen oft die wertvollsten und von epischer Gebrauchsdauer, eine Art von Nachhaltigkeit, die damals noch nicht so genannt wurde.

Wir werden sehen, wie hoch die Umsätze im Weihnachtsgeschäft 2023 tatsächlich sein werden, online und offline. Ganz exakt sind auch diese Statistiken des Dezembergeschäfts allerdings nicht: Es könnte ja sein, dass Ausgaben getätigt wurden, die gar nichts mit Weihnachten zu tun haben, aber zum Beispiel durch die unzähligen Aktionstage und Sales-Offensiven der Händler gefördert wurden – oder einfach fällig wurden und man investiert wegen des Weihnachtsgeldes oder was es sonst im Dezember extra gibt, zur Weihnachtszeit. Es ist nicht klar verifizierbar, eher eine Vermutung: Es wird weniger direkt weihnachtsbezogen gekauft als früher, nicht mehr alles auf den 24. oder 25. konzentriert.  Im Grunde dürfte nur, was an einem dieser beiden Tage unter dem Weihnachtsbaum liegt oder auf dem Gabentisch steht, als Weihnachtsumsatz ausgewiesen werden, zuzüglich einiger Ausgaben, die an diesen beiden Tagen in die Wege geleitet werden, etwa durch Gutscheine. 

TH

Übermorgen ist Heiligabend! Und auch heute haben wir wieder Weihnachtsinfos für Sie, die wir in einem Fortsetzungsartikel mit Updates liefern. Dieses Mal: Wann wird eigentlich der Weihnachtsbaum aufgestellt? Leuchtet er schon oder schmücken Sie noch?

Wann wird der Weihnachtsbaum aufgestellt?

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die Festtagszeit steht bevor und bringt die alljährliche Weihnachtsstimmung mit sich. Die Tradition des Weihnachtsbaums ist in vielen deutschen Haushalten fester Bestandteil des Weihnachtsfests. Die Ansicht, zu welchem Zeitpunkt dieser aufgestellt sein muss, variiert jedoch deutlich.

Laut Statista Consumer Insights planen über die Hälfte der Befragten in Deutschland ihren Weihnachtsbaum bereits Anfang bis Mitte Dezember aufzustellen und zu schmücken. Bei knapp einem Drittel und damit dem Großteil der Befragten, wird dieser traditionell wenige Tage vor Heiligabend platziert. Mit zwölf Prozent der geringste Anteil der Befragten wartet bis zum 24. Dezember. Die Lebenszeit der Weihnachtsbäume ist allerdings begrenzt – etwa 30 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen entsorgen die immergrüne Tanne noch während der Feiertage, bei 22 Prozent bleibt sie immerhin bis zum sechsten Januar.

Diese Umfrage verblüfft ein wenig. Vermutlich kommt das bei uns daher, weil es eine ganz strikte  Handhabe gab: Der Baum wird am Nachmittag des 24. Dezembers geschmückt. Punkt. Gekauft wurde er manchmal schon ein paar Tage vorher, musste aber draußen im Garten auf seinen Einsatz warten. Der 24. war allerdings auch der Knaller des Jahres, ohne  Zweifel. Nicht nur der Baum,  sondern auch die Geschenek, und das vor dem Abendessen und danach die Christmette und in den Tagen darauf Verwandtenbesuche und das Wildessen am 2. Weihnachtsfeiertag. Der Weihnachtsbaum musste in der ersten Januarwoche gehen, wie es bei natürlichen Bäumen notwendig ist. 

Dass Menschen ihre Weihnachtsbäume schon Anfang Dezember aufstellen, rekurriert allerdings nicht nur auf den sehr wohl vorhandenen Trend, möglichst alles bis ins Unendliche zu dehnen und quasi ständig im Feiermodus zu sein, sondern auf die schlichte Tatsache, dass immer mehr Menschen künstliche Bäume verwenden – und nur mit diesen ist das so frühe Aufstellen möglich, ohne dass sie schon während der Festtage komplett kahl sind. Wir hatten diese Diskussion heuer mitverfolgt: Viele, mit denen wir uns unerhalten haben, haben recht viel in einen einigermaßen natürlich aussehenden Baum investiert, den man aber auch 10 bis 15 Jahre lang verwenden kann.

Wir finden das recht pragmatisch und auch nachhaltig. Plastik ist zwar auch nicht die letzte Konsumweisheit, aber uns tun die vielen Bäume, die jedes Jahr so früh in ihrem Leben für Weihnachten geschlagen werden, richtiggehend leid. Vermutlich kam das daher, dass das Märchen vom Tannenbaum, das Hans Christian Andersen geschrieben hat, uns ziemlich nahgegangen ist, als wir es in jungen Jahren gelesen haben. Freilich gab es zu Hause trotzdem einen natürlichen, raumhohen Baum und auch keine Diskussion darüber. Das waren etwas andere Zeiten und es war ja auch schön, ihn  zu schmücken.  Wie es bei uns dieses Jahr mit den Weihnachtsbäumen und deren Dekoration lief, haben wir im gestrigen Update 2 schon ausgeführt. Wir sind gegenüber den Sitten im Elternhaus ein paar Tage nach vorne gerückt, auf den 20.12.

Die Statistik dürfte so zu lesen sein, dass diejnigen ausgeklammert wurden, die gar keine Weihnachtsbäume aufstellen, sonst käme es nicht zu einer Verteilung, die sich auf 100 Prozent addiert.  Wie viele Menschen haben gar keine Weihnachtsbäume? Das hätten wir gerne gewusst, auch wenn der Aufstellzeitraum durchaus aufschlussreich ist. 

TH 

Drei Tage bis Heiligabend! Und unser dritter Folgebeitrag zum Thema Weihnachten, Konsum, Wichtiges und weniger Wichtiges, gestaltet in Form des zweiten Updates. Sie können also sämtliche Informationen durchgehen lesen, ohne auf einen anderen Artikel springen zu  müssen. Ein kleines Service-Weihnachtsgeschenk von uns.

Heute befassen wir uns mit dem Thema: Was ist Menschen an diesem ursprünglich christlichen Fest wichtig? 

Infografik: An Weihnachten sind die Liebsten am wichtigsten | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wenige Tage vor Heiligabend ist die Vorfreude auf das Weihnachtsfest bei vielen Deutschen bereits sehr groß. Über 900 Personen in Deutschland, die angegeben haben sich auf die Weihnachtszeit zu freuen, wurden im Rahmen der Statista Consumer Insights befragt, worauf sie sich in der Weihnachtszeit besonders freuen. Die Nächstenliebe steht den Ergebnissen zufolge im Vordergrund – rund 65 Prozent der Befragten haben angegeben sich auf Zeit mit Freunden und Familie zu freuen. Mit 55 Prozent an zweiter Stelle steht das leckere Weihnachtsessen an den Feiertagen. Interessant ist außerdem, dass die Deutschen lieber schenken als beschenkt werden. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen haben besonders viel Spaß daran Geschenke zu überreichen. Demgegenüber stehen etwa 34 Prozent, denen es Freude macht diese zu erhalten. Ebenfalls mit Freude erwartet werden Dekorationen (46Prozent), Weihnachtsgebäck, -märkte (jeweils 47 Prozent) und -lieder (36 Prozent).

Weitere Informationen zu Weihnachten (der Ausgangsartkel) trotzdem noch einmal hier verlinkt:

Was sich Frauen und Männer wünschen – zu Weihnachten (Statista + Kommentar + Allgemeiner Kommentar: Statistiken lesen und darüber nachdenken)

Es ist natürlich schön, dass die Lieben an erster Stelle stehen. So sollte es ein. Ob es tatsächlich  mit dem Begriff „Nächstenliebe“ beschrieben werden kann, ist eine andere Frage. Und Geben ist seliger denn nehmen, mehr Menschen ist es wichtig, Geschenke zu machen als Geschenke zu erhalten. Wie wichtig Dekoration ist, haben wir gestern erst wieder erfahren. Wir hatten nicht weniger als drei Weihnachtsbäume von jeweils mehr als zwei Metern Höhe zu schmücken, Zeitvorgabe etwa 50 Minuten pro Stück. Wir überlegen noch,  ob wir Fotos davon beim Wahlberliner zeigen. Zu Hause bekamen wir dereinst für einen einzigen Baum den ganzen Nachmittag Zeit .  Dafür hatten wir gestern Hilfe von einer Kollegin, während wir früher für das Deko-Ergebnis alleine verantwortlich gemacht wurden. Es gleicht sich nicht alles im Leben aus, aber doch manches. Weihnachten sollte ja ein Fest des Teilens sein, unter anderem.

Fehlt Ihnen auf der Grafik irgendetwas? Gibt es etwas am Weihnachtsfest, das darauf  nicht abgebildet ist? Wir meinen:  ja. Wobei wir nicht wissen, ob danach überhaupt gefragt wurde. Wir meinen den religiösen Bezug des Weihnachtsfestes. In die Christmette gehen, sich ein Krippenspiel anschauen, um Kindern die sakrale Bedeutung von Weihnachten spielerisch nahezubringen, über die Bedeutung von Weihnachtsliedern nachdenken. Weihnachtslieder singen hat auf der Grafik übrigens auch keinen Balken bekommen … einen Moment! Es ist der zweitunterste, mit 36 Prozent. Immerhin. Sogar wir mussten dieses Jahr schon Lieder singen, und dabei ist uns etwas Peinliches aufgefallen. Wir mussten das mit dem Blick aufs Handy tun, weil wir die meisten Lieder nicht mehr auswendig können. Das ist ganz schön arm, das müssen wir leider zugeben.

Es war die Generation vor uns, die so etwas noch richtig auswendig gelernt hat, nebst vielen Gedichten, die länger sind als Weihnachtslieder. Bei uns hat das in der Schule schon keine große Rolle mehr gespielt. Heute lernen nur noch Schauspieler:innen, wie man auswendig lernt. Nein, ganz so schlimm ist es nicht. An unserem Arbeitsplatz sang und tanzte am Montag vor einer Woche eine wirklich reizende Kindergruppe aus einer nahe gelegenen Grundschule vor, die konnten für ihr Alter ganz schön viel. Vor allem die vielstrophige, nicht auf Weihnachten zugeschnittene, inklusive Schulhymne hat uns auch wegen der mit ihrem Vortrag verbndenen Gedächtnisleistung beeindruckt. Unsere Vermutung: Dass die Kinder, die wir sahen, nicht den Durchschnitt der Schule repräsentierten und die Schule nicht den Durchschnitt der Primarschulen in Berlin. 

Heute haben wir Spätdienst, weil die betriebliche Weihnachtsfeier ansteht. Das wird sicher sehr schön werden und es wird sogar zu einer Andacht kommen. Ältere Menschen  können damit noch etwas anfangen, die Mehrzahl der Kolleg:innen schon nicht mehr. Das ist nicht gegen die Kolleg:innen gerichtet, wir haben oben schon angedeutet, dass wir in Sachen Weihnachten auch nicht mehr fit sind. Wir nahmen es über viele Jahre hinweg kaum als Anlass, vertieft über die Welt nachzudenken, christliche Taten zu tun, innezuhalten, uns festlich zu stimmen. In diesem Jahr hat es sich ein wenig anders ergeben, und das ist klasse. Außerdem könnten wir darauf verweisen, dass wir uns das ganze Jahr über mit den unchristlichen Zuständen auf der Welt befassen und sie kommentieren. Hier, im Wahlberliner. Wir wissen aber, dass dies wenig nützt. Wir wissen auch, dass ein paar Weihnachtstage in der Familie nicht wirklich irgendwem nachhaltig etwas nützen.

Bei uns zu Hause war Weihnachten auch ein Spendenfest für karitative Zwecke. Diese Großzügigkeit können sich viele Menschen heute nicht mehr leisten und die Stimmung ist vor allem: Ich, ich ich. Ich muss mich retten in die Vorstellung, dass ich immer mehr und mehr haben werde. Sie werden es nicht glauben, in einer Weise halten wir es für richtig, sich  nicht einfach abzufinden damit, dass zugunsten der Reichen die Mehrheit immer mehr gegen die Wand gedrückt wird. Die Verzichtsarie, die uns derzeit entgegenschallt, wäre bei besserer Politik nicht notwendig. Aber es ist eben nicht nur die Realität, es ist auch die Mentalität, die unchristliche, unweihnachtliche allgemeine Mentalität, die alles schlimmer macht. Diese kann man bestenfalls für ein paar Tage ausblenden, über Weihnachten mit der Familie, mit Freunden, bei Essen und Gebäck, mit hübschen Geschenken, beim Schlendern über den Weihnachtsmarkt schon  nicht mehr.

Es sei denn, es ist einer jener Weihnachtsmärkte in Berlin, deren Betreten breits Eintritt kostet.  Da wirkt die Welt noch etwas mehr so, wie man sie von früher kannte. Doch fühlt sich auch dies falsch an für jemanden, der diese ungute Entwicklung der letzten Jahre im Auge behält. Alles, was nicht richtig ist, gab es immer schon, aber es wird mittlerweile zu einem sich verfestigtenden materiellen und ideellen Substanzverlust in der Gesellschaft, der höchst gefährlich ist und zu falschem Verhalten wie dem Wählen rechter Parteien führt. Parteien, die ein komplett antichristliches Weltbild vermitteln, insofern auch anti-weihnachtlich sind, wenn man Weihnachten noch vom Ursprung her betrachtet. Darunter sind Parteien, die sogar ihre vorgebliche Christlichkeit im Namen tragen. Im Grunde ist dieses C sinnentleert, wie Weihnachten in Relation zu dem, was es eigentlich darstellt oder darstellen könnte. „Sollte“ wäre wohl falsch, obwohl wir hier bewusst nur über diejenigen nachdenken, die Weihnachten sozsuagen in die Wiege gelegt bekamen, nicht über jene, für die das Fest keine religiöse Bedeutung hat.

Wir haben gestern  zwischen die Weihnachts-Updates einen Artikel gesetzt und ihn nicht in diese Reihe gestellt der sich mit Religion befasst: 

Wie wichtig ist Religion in Deutschland? (Statista + Leitkommentar) | Briefing 393 | Gesellschaft, Religion, Protestantismus, Katholizismus, Islam, andere Religionen

Wir wollten das Thema aus dem Weihnachtskontext herauslösen. Heute stellen wir es als Verweis hinein.

Wir wünschen Ihnen  noch kein frohes Weihnachtsfest, denn es ist möglich, dass zum Thema noch der eine oder andere Artikel kommen wird. Wir sollten nicht zu bescheiden sein, wenn es darum geht, unser Recht auf ein gutes Leben, gute Arbeit, gute Politik einzufordern, aber wir sollten auch ein wenig demütig sein, wenn wir noch ein schönes Familienweihnachten feiern  können, unabhängig von der konkreten Ausgestaltung. Viele können das nicht mehr. Weil sie allein sind. Weil sie krank sind. Weil  sie alt sind. Weil Weihnachten für sie nicht schön ist, weil das persönliche Umfeld nicht schön ist. Und wir empfinden Dankbarkeit dafür, dass wir dieses Jahr so viel wie lange nicht mehr an Weihnachtsvorbereitungen und Veranstaltungen mitwirken und teilnehmen konnten, die uns ganz viele Menschen zeigen, die uns eben doch zeigen, wie schön das Leben sein kann, ohne dass es auch nur annähernd perfekt oder mit großen Zukunftserwartungen ausgestattet ist. Wir werden dieses Weihnachtsfest 2023 noch lange in Erinnerung behalten. 

TH

Fünf Tage bis Heiligabend! Wir zeigen dieses Jahr alle Statistiken zu Weihnachten in einem einzigen Artikel, der immer wieder geupdated wird. Heute: Wie viele Geschenke kauf jemand im Durchschnitt und wann werden sie geöffnet? Durch diesen Ergänzungsartikel erhalten Sie auch ein paar Zeilen „Nachdenken über Statistiken“ gratis dazu. Weihnachten eben.

So viele Präsente verschenken die Deutschen

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Auch beim diesjährigen Weihnachtsfest können sich die Deutschen auf reichlich Geschenke freuen. Etwa 25 Prozent der im Rahmen der Statista Consumer Insights befragten Menschen werden 2023 ganze sechs bis zehn Präsente unter den Weihnachtsbaum legen. Bei rund 31 Prozent sind es immerhin vier bis fünf, 24 Prozent planen mit bis zu drei Geschenken. Die Liebsten von etwa einem Achtel der Umfrageteilnehmer:innen dürfen sogar mehr als zehn Geschenke erwarten.

Stellt sich nur noch eine Frage: Wann dürfen die mit Liebe verpackten Geschenke endlich geöffnet werden? In dieser Hinsicht gibt es weltweit verschiedene Traditionen. Während die Bescherung in Großbritannien am Morgen nach Heiligabend stattfindet, wird Weihnachten in Russland beispielsweise erst im Januar zelebriert – Grund ist der julianische Kalender.

In Deutschland hat sich die Mehrheit der Bevölkerung auf den 24. Dezember geeinigt, wie die Statista-Grafik zeigt. Die Frage, die die Deutschen spaltet, ist allerdings ob vor oder nach dem Abendessen. Für über die Hälfte der von Statista befragten Personen wird sich eindeutig erst nach dem Essen beschenkt, demgegenüber stehen 23 Prozent, die nicht so lange abwarten können. Etwa drei Prozent öffnen die Präsente erst um Mitternacht, für weitere drei Prozent gibt es keinen festen Zeitpunkt für die Bescherung. Die Weihnachtsfeiertage sind für rund acht Prozent der Zeitpunkt Geschenke zu verteilen.

Das mit dem „nicht abwarten können“ wollen wir mal schön wieder in die Klischee-Kiste stecken, wo es hergekommen ist. Dieses Geschenk retournieren wir. Es hat nämlich gute psychologische Gründe, die Spannung schon vor dem Essen abzubauen. Das weiß man, wenn man Essen auch als Genuss ansieht, nicht nur als Nahrungsaufnahme. Es sei denn, die Geschenke sind Mist und verderben den Appetit. Außerdem ist es praktisch, weil während der Bescherung der Braten schmoren kann – so war das bei uns beispielsweise. Abgewartet hat man aber schon Tage, Wochen, vielleicht Monate, da werden es nicht die zwei Stunden sein, in denen zu Abend gegessen wird, welche die Ungebärdigen durchdrehen lassen. 

Es gibt aber, wie immer, grundsätzlichere Anmerkungen: Wir kennen eine ganze Reihe von Menschen, die einander zu Weihnachten gar nichts mehr schenken. Entweder, weil sie das Fest wieder mehr von seiner ursprünglichen Bedeutung her begreifen wollen oder weil sie nicht in diesem Weihnachts-Konsum-Stress-Strudel untergehen wollen, weil sie gar nicht Weihnachten feiern und einige Gründe mehr. Deswegen ist hier wohl auch „Die Deutschen“ die richtige Überschrift, nicht etwa die Bevölkerung in Deutschland. Selbstverständlich ist Weihnachten auch von vielen Menschen adaptiert worden, die es von ihrer Religion her nicht kennen, aber dann hat es eben meistens nur den Konsumaspekt und vielleicht ein wenig das Festliche dieser Zeit und der Anschluss an jene Lieben, die Weihnachten immer schon gefeiert haben. Ist also wirklich der Anteil derjenigen, die sich dem Ausgabenrausch an Weihnachten entziehen, so gering wie in der Grafik ausgewiesen? Wir sind da ein wenig im Zweifel.

Interessant wiederum, dass nur 8 Prozent der Menschen hierzulande am zweiten Weihnachtstag Bescherung feiern. Den Anteil hätten wir für höher gehalten, vor allem in den überwiegend katholischen Teilen Deutschlands. Offensichtlich hat der 24.sich weitgehend durchgesetzt – in den überwiegend nicht katholischen USA ist allerdings auch der Morgen des 25. der Geschenk-Auspacktag schlechthin. Da Santa Claus erst in der Nacht vom 24. auf den 25. durch den Kamin kommt und die Geschenke verteilt, geht das auch nicht früher. Bei mittlerweile 330 Millionen Amerikaner:innen kann man sich vorstellen, wie so eine Arbeitsnacht dieses Paketzustellers aussieht und wie er selber danach aussieht.

Wie bescheren Sie? Traditionell ausgiebig? Bedachtsam nachhaltig? Mit vollem oder mit leerem Magen? Oder sind Sie abstinent geworden?  Wie wird es 2024 aussehen, wenn wieder einmal die Kosten steigen werden? Interessanterweise trifft das ja auf viele Weihnachtsgeschenke selbst gar nicht zu, weil die Hersteller immer wieder billige Werkbänke finden, wo alles zu miserablen Arbeitskonditionen hergestellt werden. In einigen Jahren werden Textilien, günstige technische Geräte etc. vielleicht Made in Africa sein. Schauen Sie mal auf die kleinen Schilder in den Klamotten, danken Sie denen, die für ein Butterbrot das hergestellt haben, was sich hier kaum noch jemand leisten könnte, wäre es europäischen Ursprungs. 

Zum Auspacken ist uns noch etwas eingefallen. Bei uns zu Hause wurde Geschenkpapier wiederverwendet. Ein wenig beschnitten, wenn z. B. ein Klebstreifen Spuren hinterlassen hatte, und im nächsten Jahr sozusagen weitergereicht. Dieses Direkt-Recycling auf persönlicher Basis gab es bei uns schon vor dem grünen Punkt.

Deswegen waren wir immer gehalten, die Geschenke vorsichtig und langsam auszupacken. Das hatte sich so eingebürgert, und es hat ein paar Sekunden des Nachdenkens und der echten Spannung erlaubt und zumindest optisch wertschätzend gewirkt. Für die produzierenden Arbeiter:innen vielleicht weniger, an die hatten wir als Kinder noch nicht so gedacht, aber für diejenigen, die die Geschenke liebevoll ausgesucht und ebenso liebevoll selbst verpackt hatten. Schmeißen Sie Ihr Geschenkpapier wenigstens in den Papiercontainer. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.

TH

Haben Sie schon die Weihnachtsgeschenke für Ihre Lieben gekauft? Falls ja, können Sie unten nachsehen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie ihnen wirklich damit eine Freude machen werden, falls nein, können Sie die Grafik als Entscheidungshilfe verwenden.

Außerdem sind wir ein wenig ins Nachdenken und Niederschreiben der Gedanken bezüglich Statistiken im Allgemeinen gekommen.  Es ist bestimmt diese nachdenklich machende Adventszeit.

Infografik: Was wünschen sich Frauen und Männer zu Weihnachten? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

An Weihnachten Gutscheine zu verschenken dürften viele Menschen als wenig kreativ empfinden – doch trotzdem sind diese hoch im Kurs. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen stehen Gutscheine auf der Wunschliste ganz oben. Das zeigt eine Erhebung der Statista Consumer Insights. Auch Geldgeschenke sind beliebt – bei beiden Geschlechtern. Unterschiede zeigen sich im Bereich Smartphones und Tablets. Bei Männern liegen solche Geschenke an Platz vier der Rangliste. Smartphones und Tablets sind bei den Frauen aber auch nicht gänzlich unbeliebt, sie liegen auf Platz neun und haben es damit nur knapp nicht in diese Grafik geschafft.

Bei Frauen sind außerdem Geschenke aus dem Bereich Unternehmungen beliebt: Veranstaltungstickets und Reisen landen bei ihnen auf den Plätzen sechs und sieben, bei den Männern sind sie unter den Top-8-Geschenken nicht enthalten. Gleiches gilt für Schmuck und Uhren. Über solche Geschenke würden sich rund ein Fünftel der befragten Frauen freuen.

Der Statista Global Consumer Survey ermöglicht Ihnen, verschiedene Länderdatensätze, Themen und Zielgruppen zu analysieren. Dabei können Sie regionale und globale Trends im weltweiten Konsumverhalten vergleichen. Mit Daten zu Menschen in mehr als 55 Ländern mit jeweils bis zu 60.000 Befragten pro Land und Update und finden Sie Ihre (zukünftigen) Kunden.

Weitere Daten und Fakten zu Weihnachten und zum Weihnachtsgeschäft in Deutschland finden Sie hier.

Eines fällt an der Grafik sofort auf: Frauen haben die längeren Balken. Wunschlos glücklich ist bei ihnen eine eher seltene Einstellung, was sich selbstverständlich mit unserer fragmentarischen Sichtweise aus dem persönlichen Umfeld deckt. Sind Männer aber wirklich besser oder haben die etwas kürzeren Balken andere Gründe? Zum Beispiel, dass sie weniger auf Weihnachten oder weniger auf Geschenke fixiert sind, wenn es um den Konsum geht und die Dinge, die ihnen am wichtigsten sind, lieber selbst kaufen? Selbst ist der Mann, heißt es ja, der Spruch wurde nur in jüngeren Zeiten und angesichts des gesellschaftlichen Wandels auf Frauen übertragen. Frauen lesen außerdem mehr, das hat uns nicht verwundert.

Dafür riechen Männer zunehmend besser. Eine Generation zuvor hätten Düfte und dergleichen sicher nicht so hoch im Kurs gestanden. Es gibt auch mehr Männer, die gut riechen wollen, als solche, die gut lesen wollen. Man kann auch mit einem penetranten Geruch gewisse kulturelle Mängel überdecken. Das merken wir immer im Sportstudio, wo wir zu den wenigen gehören, die manchmal einen Deostift verwenden, kein Spray als Ganzkörperbestäuber, um ein Zeichen der Zurückhaltung zu setzen. Wir haben ja vorher schon mit Wasser geduscht. Sie verstehen, wir nehmen diese Grafik nicht so ernst. Dass Männer techniklastiger sind, wissen wir ja ohnehin. Und wir finden Gutscheine oder Geld auch gut, obwohl das in unserer Familie früher verpönt war. Es galt, sich einen Kopf zu machen und Dinge ausfindig, die wirklich Freude hervorriefen. Geld gab es nur additional von den Großeltern, fürs Sparbuch, das von der Mutter verwaltet wurde. Oder war das an Geburtstagen? Möglicherweise beides.

Aber gerade, wenn man Menschen nicht besonders gut kennt, finden wir Gutscheine mittlerweile super, zumal, wenn es um solche von Drogeriegeschäften oder dergleichen geht, wo es nicht so wichtig ist, von welchem Händler dieser Gutschein nun stammt, die Sortimente sind doch recht ähnlich.

Off Topic or not

Nun zum Allgemeinen. Wir machen gerne ein wenig Werbung für Statista, wenn die Grafiken auf deren eigenen Umfragen / Untersuchungen bestehen. Sie finden dann immer Verlinkungen zu kostenpflichtigen Produkten. Deswegen ist der Wahlberliner aber nicht kommerziell, denn wir haben davon nichts. Unsere Vergütung sind die vielen Grafiken zu Wirtschaft und Umwelt, für die Statista Fremdquellen auswertet und die vor allem auf sehr übersichtliche Art Basiswissen vermitteln, das man haben sollte, wenn man über ebenjene Themen mitdiskutieren will. Vor allem die Wirtschaftsgrafiken sind für uns eine große Orientierungshilfe und reizen zum Weiterrecherchieren, manchmal stellen wir deshalb Zusatzinformationen in unsere Kommentare bzw. mischen die eigenen Anmerkungen.

Da bald Weihnachten ist, sagen wir an dieser Stelle „danke“ in Richtung Statista. Denn die meisten von deren Infografiken sind gemeinfrei. Wir heben das, wie oben, immer besonders heraus, obwohl wir das u. E. nicht müssten, denn die Verwendbarkeit als Common Source ist in der Grafik selbst schon enthalten. Es handelt sich auch nicht um eine Kooperation, dafür sind wir viel zu klein, sondern um eine erlaubte Nutzung. Selbstverständlich sind diese Grafiken auch Teaser, die zu umfangreichen, kostenpflichtigen Ausarbeitungen führen, aber über Themen von allgemeinem  Interesse  können uns in der Regel selbst vertieft informieren, siehe oben, und wir sind keine Firma, die Kundenprofile checken muss oder dergleichen und dafür Consumer Insights benötigen würde. Die Repräsentativität der Umfragen sehen wir sowie mit Vorsicht, vor allem, wenn Umfragen international durchgeführt werden. Das gilt natürlich nicht nur für Statista und nicht nur für Umfragen, sondern auch dann, wenn Statistiken auf amtlicher Basis als Grundlage dienen und zu übernationalen Darstellungen zusammengeführt werden. Die Vergleichbarkeit ist eine hochkomplizierte Sache.

Was Statistiken sagen und wo man vorsichtig sein muss

Nehmen wir unser Lieblingsbeispiel. Gemäß OECD-Angaben hat Deutschland eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten weltweit. Die OECD-Daten stammen von der ILO, der International Labor Organization, und die legt sehr großzügige Maßstäbe an, das heißt, sie stellt an Nicht-Arbeitslosigkeit sehr geringe Anforderungen. Diese wiederum basieren, Deutschland betreffend, auf einer hiesigen Statistik der Bundesanstalt für Arbeit, die noch einmal heruntergerechnet wird, obwohl sie selbst bereits mehr als fragwürdig ist. Über Jahre wurden immer wieder Änderungen an den Kriterien für diese Statistik vorgenommen, um die gerade fetischisierte Arbeitslosenquote hierzulande so gering wie möglich aussehen zulassen. Irgendwie musste ja der neoliberale Tross die Schröder-Politik als Erfolg verkaufen. Hat ihm selbst nicht mehr viel genützt, kam aber Angela Merkel sehr zugute, dass Millionen von Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt keine Beschäftigung finden, trotzdem nicht als arbeitslos gelten. Auch Geflüchtete selbstverständlich nicht, sonst würden wie Zahlen derzeit sprunghaft ansteigen.

Bei Statista selbst fällt auf, dass es manchmal bei der Überkreuz-Betrachtung von Grafiken zum selben Thema aus Fremdquellen zu deutlich unterschiedlichen Zahlen kommt, je nachdem, von woher die Zahlen stammen. Das ist im Grunde alles normal, Statistiken stellen selten eine absolute Wahrheit dar, man muss es aber wissen, wenn man danach wirtschaftliche Tatbestände beurteilen will. Die Geburten-  und Sterbeziffern dürften zum Beispiel in den meisten Ländern vergleichbar sein, weil es bei Leben und Tod doch eher selten zu unterschiedlichen Definitionen kommen dürfte. Aber glauben Sie bloß nicht die Wirtschaftswachstumsraten bestimmter Länder unbesehen. Wir glauben zum Beispiel, dass derzeit, ähnlich wie damals im Ostblock, China seine Wachstumswerte hochrechnet. Es ist erstaunlich, wie trotz sektorieller Einbrüche, die immer wieder vermeldet werden, trotz Immobilienkrise, trotz beginnender Abwanderung der Industrie in noch günstigere Länder die Gesamtzahlen so gut aussehen.

Ein Riesenproblem in der Zukunft: Rechnet man jedes Jahr nur ein bisschen was drauf, hat man in der Stunde der Wahrheit, die irgendwann kommen wird, einen riesigen Korrekturbedarf. So war es beispielsweise bei den Ostblockstaaten, als die Wende kam und die Zahlen mit einem Mal realistischer bewertet wurden. Die DDR war in den späten 1980ern mit einem Pro-Kopf-BIP ausgewiesen worden, das höher lag als das Frankreichs und nur noch knapp hinter dem der BRD. Wie sehr diese Zahlen geschönt waren, ist atemberaubend. Ähnlich bei der Volkswirtschaft der Sowjetunion, die als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt dargestellt wurde, obwohl sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hinter den USA, Japan und Deutschland nur auf Platz vier lag. So, wie heute die russische Ökonomie nur etwas mehr als halb so groß ist wie die hieisige, trotz der jüngsten Probleme in Deutschland.

Auch deswegen finden wir Statistiken spannend. Weil sie oft auf manipulierten Daten fußen, weil sie auch ohne bewusste Schönfärberei oft nicht komplett vergleichbar sind und weil man darüber so gut diskutieren kann. In Deutschland ist die Analysefähigkeit, die dafür eine Voraussetzung ist, leider nicht weit verbreitet. Die Aussagenkraft von Statistiken nur allgemein infrage zu stellen, reicht nicht aus, man muss auch wissen, wo die Probleme einer Darstellung liegen können und wo Abweichungen keine Überraschungen darstellen sollten, wenn man andere Quellen hernimmt oder irgendwann einmal ein Kassensturz zu erwarten ist.

Aber es gilt gleichermaßen:

Das BIP wird in Geldwerten berechnet und gibt nur bedingt Auskunft über die Zufriedenheit, die Lebensqualität oder den Wohlstand der Menschen, die in dieser Volkswirtschaft leben. Ebenso wenig gibt es Auskunft darüber, in welchem Zustand sich etwa soziale Sicherungssysteme, die Umwelt oder natürliche Ressourcen befinden. Damit ist der Aussagewert des BIP stark eingeschränkt und andere Bewertungssysteme müssen hinzugezogen werden, um ein ganzheitliches Bild einer Volkswirtschaft zu erzielen. (Quelle)

Außerdem wird die in Deutschland veritabel ausufernde Schwarzarbeit natürlich nicht im BIP erfasst. Uns hat diese Feststellung überrascht, weil wir im Kopf hatten, dass tatsächlich eine Art Pauschbetrag oder ein prozentualer Satz des legalen BIP addiert werden sollte, um die tatsächliche Wirschaftsleistung zu erfassen. Nach unserer Ansicht wäre das ein großer Fehler und würde die Vergleichbarkeit mit Staaten, die solche nicht zu quantifizierenden Elemente nicht in ihre Berechnung des BIP integrieren, erschweren. Da diese Form von Arbeit keine Steuereinnahmen generiert, ist es zwar nicht richtig, sie einfach laufen zu lassen, wie das derzeit weitgehend der Fall ist, wie man weiß, wenn man mit der Baubranche zu tun hat(te), man sollte mit ihr aber auch nicht das BIP aufblähen. Auch die obige Anmerkung, dass das BIP nichts über die Zufriedenheit der Menschen aussagt, ist richtig. Die Verteilung des BIP spielt zum Beispiel eine wichtige Rolle, wenn es um Zufriedenheit und Gerechtigkeit geht. Außerdem sind Gesellschaften, die nicht so  neoliberal indoktriniert sind wie die hiesige, generell besser in der Lage, auch schwierige Phasen und weniger Konsum zu verkraften. So viel zu den Weihnachtswünschen. 

Ein weiteres, ganz aktuelles Beispiel sind die Staatsschulden. Deutschland steht offiziell noch relativ gut da, aber nur, weil die sich explosionsartig vermehrenden „Sondervermögen“ (Sonderschuldenberge) wie das neue Sondervermögen Bundeswehr nicht in die Staatsschuldendarstellungen integriert werden. Warum eigentlich nicht? Das wäre doch logisch. Wieso lässt die EU ihren Mitgliedsländern es durchgehen, dass sie mit solchen Methoden die Schuldengrenze einhalten, ohne sie wirklich einzuhalten? Vermutlich, weil man in der EU den Sprengstoff erkennt: Würde man darstellen, wie hoch die Staaten der Gemeinschaft tatsächlich verschuldet sind, würde der Euro kippen. Die hohe Bonität Deutschlands, die den Euro wesentlich stützt, stützt sich wiederum darauf, dass die offizielle Staatsschuldenquote sich noch immer in vertretbaren Grenzen hält und nur aufgrund der Krisen der letzten 15 Jahre hin und wieder über das 60-Prozent-Ziel (Staatschulden mehr als 60 Prozent des jährlichen BIP eines Landes) hinausgingen. Bei internationalen Vergleichsstatistiken wird aber schön nur das ausgewiesen, was das Statistische Bundesamt ohne die Sondervermögen angibt. Schön = geschönt.

Bei der Größe der Volkswirtschaft, und das gilt umso mehr, je mehr sie von Dienstleistungen geprägt sind, nicht von der Industrie, spielt eine große Rolle, wie die Finanzwirtschaft performt, die Geld aus Geld macht, ohne dass der Wohlstand der Mehrheitsbevölkerung dadurch wesentlich wächst. Die Niedrigzinspolitik hat zum Beispiel in Deutschland aus mehreren Gründen in den 2010ern zu einer enormen Wertsteigerung bei Immobilien geführt, besonders bei fremdgenutzten Immobilien. Dadurch stiegen die Verkaufsumsätze in diesem Bereich erheblich, das wirkte sich wiederum positiv auf das BIP aus, obwohl dadurch nicht ein neuer Arbeitsplatz geschaffen wurde, nicht eine Innovation auf den Weg gebracht wurde. Jetzt, wo die Preise stagnieren, der Konsum stagniert, die Industrieproduktion stagniert, steht Deutschland, mit einem Wort, beschissen da. Jetzt zeigt sich das, was der Finanzsektor jahrelang kaschiert hat, nämlich, dass Deutschland erhebliche Defizite bei der Infrastruktur und der Innovationskraft der Wirtschaft hat. In den letzten Jahrzehnten war sehr auffällig, dass einige Länder ohne Wertschöfpung durch sinnvolle Produkte ihre BIP erehblich expandieren konnten, zeitweise traf das auf Großbritannien zu, auch auf die USA. Jetzt steuert man in den USA stark gegen diese einseitige Ausrichtung der Wirtschaft, die den Wohlstand der Mehrheit nicht fördert, aber dazu müssen wieder erheblich mehr Schulden gemacht werden. Aus der Substanz der staatlichen Einnahmen heraus geht fast nichts mehr, weil die gigantischen Vermögen derer, die von den Finanzblasen profitiere haben, nie angetastet werden, um von diesen Erträgen wieder etwas in den Topf der Allgemeinheit zurückzuführen.

Das alles ist sichtbar, wenn man Statistiken analysiert. Dann merkt man auch, wie gefährlich zum Beispiel die FDP für Deutschland ist, die die Infrastruktur weiter kaputtsparen, die Steuern senken und damit die Reichen noch reicher machen will. Dieser Wettlauf um die günstigsten Steuern ist nicht zu gewinnen, solange es Steueroasen gibt, trotzdem wird es immer wieder versucht. Es geht nur mit mehr Innovation und mehr partizipativer Wirtschaft, die sich endlich mehr von diesem Irrsinn des explodierenden Finanzsektors mehr freimacht, der Volkswirtschaftsdaten aufbläht, obwohl die meisten Menschen immer ärmer werden. Das ist ja nicht nur bei uns so. Das Medianvermögen ist zwar in Deutschland besonders beschämend niedrig (wieder eine OECD-Statistik, die für diese Einschätzung die Grundlage bildet), aber es sinkt in vielen Ländern, während am oberen Ende die Ballung von Kapital auf eine geradezu absurde Weise zunimmt. Dies wiederum kratzt in Diktaturen kaum, für Demokratien aber ist es hochgefährlich, weil Geld Politik kauft und das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik schwindet.

Das alles kann man aus Statistiken herauslesen und auch deshalb sind sie so spannend. In diesem Fall zum Beispiel der „Gini-Index“, der die Vermögensungleichheit misst und der fast überall steigende Tendenz aufweist.

Jetzt sind wir aber ganz schön von den Weihnachtswünschen abgekommen, oder? Nein, gar nicht. Denn nur Menschen, die keine Statistiken mit etwas Verstand lesen, werden überrascht sein, wenn bald die Weihnachtswünsche für die Mehrheit nicht mehr erfüllbar sein werden, die vor ein paar Jahren noch selbstverständlich waren. Es muss nicht so kommen, vielleicht kriegt die Politik noch die Kurve und dreht an den richtigen Stellschrauben, indem sie jetzt, in der Krise, endlich investiert, anstatt das Land weiter kaputtspart. aber die Tendenz geht in eine für die Verbraucher:innen ungünstige Richtung. Das weist zum Beispiel eine Statistik aus, in der klargestellt wird, dass immer mehr vom Einkommen für Wohnen und Energie und Lebensmittel draufgeht, sodass für das, was man gemeinhin unter Konsum, also dem Konsum von Gebrauchsgütern, versteht, weniger wird. Wer uns liest, der wird aber darauf vorbereitet sein, den Gürtel (schon wieder?) etwas enger schnallen zu müssen. Frohe Weihnachten!

TH

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