Filmfest 1052 Cinema
Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten (OT: Romancing the Stone) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1984. Regie führte Robert Zemeckis, das Drehbuch schrieben Diane Thomas, Lem Dobbs, Howard Franklin und Treva Silverman. Die Hauptrollen spielten Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny DeVito.
Selbstredend denkt man angesichts von Machart und Entstehungszeit unweigerlich an die Indiana Jones-Filme, wenn man sich mit „Jagd auf den grünen Diamenten“ beschäftigt. Da ich die Jones-Reihe (bis auf den vierten, neueren Film) erst kürzlich angeschaut und über sie geschrieben habe, ist das Vergleichen nicht so schwer. In gewisser Weise stehen die Filme auch in Konkurrenz miteinander, nicht nur, weil es ohne die Jones-Filme „Auf der Jagd nach dem grünen Diamenten“ vermutlich nicht gegeben hätte. Hier haben auch Meister und Schüler gearbeitet: „Jäger des verlorenen Schatzes“ wurde 1981 von Steven Spielberg inszeniert, „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ zwei Jahre später von dessen Zögling Robert Zemeckis, der seinen endgültigen Durchbruch wiederum kurz darauf mit „Zurück in die Zukunft“ haben sollte. Wie sah es mit seinem Werk vor „Zurück in die Zukunft“ aus? Wir klären das in der –> Rezension.
Handlung (1)
Die in New York lebende erfolgreiche Schriftstellerin Joan Wilder erhält Post von ihrem vor kurzem ermordeten Schwager aus Kolumbien. Kurz darauf erhält sie einen Anruf von ihrer Schwester, die entführt wurde. Die Entführer Ira und Ralph verlangen für ihre Freilassung die Schatzkarte, die Joan per Post erhalten hat.
Wilder fährt nach Kolumbien, um die Forderung der Entführer zu erfüllen. Dort lernt sie den Abenteurer Jack T. Colton kennen, der nach Aushandlung eines Honorars bereit ist, ihr zu helfen. Verfolgt werden sie von Zolo, einem Offizier des Geheimdienstes des Landes, der ebenfalls die Karte bekommen will. Unterwegs erhalten sie Hilfe in einem Dorf, in dem ein Schmuggler sich als Fan von Joan Wilder erweist.
Anhand der Karte finden Wilder und Colton einen großen Smaragd mit dem Namen El Corazón. Auf der Flucht vor Zolo werden sie getrennt. In einer Festung in der kolumbianischen Stadt Cartagena, in der Ira Krokodile züchtet, übergibt Wilder die Karte und kann ihre Schwester wiedersehen. Zolo und seine Leute stoßen mit dem gefangen genommenen Colton dazu. Es kommt es zum Kampf um den Stein, den Colton am Unterleib trug. Als Zolo den Smaragd auffängt, wird seine Hand von einem Krokodil abgebissen. Colton hilft zuerst der von Zolo bedrohten Wilder, dann jagt er dem Reptil hinterher.
Der Film endet mit einem Happy-End in New York: Wilder hat die Erlebnisse zu einem Bestseller verarbeitet, Colton trägt Stiefel aus der Haut des Krokodils, er konnte den Stein verkaufen und sich seinen Traum, ein Segelboot, erfüllen.
Rezension
Die Jones-Reihe und „Auf der Jagd“ werden heute recht unterschiedlich rezipiert,. Sowohl Kritiker als auch Publikum schätzen gemäß IMDb-Wertungen / Metascore die Jones-Filme um einiges höher ein, sie gelten wohl bis heute als die besten Abenteuer für die Leinwand. Es spricht auch einiges dafür, die Sache so zu sehen, wie zum Beispiel der eindeutig größere Aufwand der Jones-Reihe, verbunden mit Effekten und Szenen, an die „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ eindeutig nicht heranreichen kann. Hinzu kommt die Kühnheit des Entwurfs: Ein Professor, ein Theoretiker, stürzt sich ins Abenteuer und besiegt dort eine ganze Schar von Nazis. Auch, dass Nazis als Gegner immer besonders gut funktionieren, jedenfalls besser als kolumbianische Drogenhändler und weniger spezifizierte Entführer, lässt die Jones-Filme bis heute hochleben. Die Turbulenzen sind einfach klasse gemacht, die Drehbücher recht komplex und doch kann man der Handlung leicht folgen. Alles, was Spielberg ausmacht, hat er in diesen Filmen angewendet. Dadurch haben sie einen besonderen Touch, stehen in vielen Kategorien, die das Kino ausmachne, etwas höher als andere Filme des Genres.
Schauspielerisch hingegen sind die Unterschiede nicht so groß. Michael Douglas halte ich für einen der besten Akteure seiner Generation und Kathleen Turner gibt die zunächst unscheinbare Romanautorin im 1970er-Look, die sich dann sozusagen häutet, sehr gut. Bis zum Schluss fand ich ihre Darstellung deshalb faszinierend, weil ich nicht so recht einordnen konnte, ob sie dann besonders sexy ist oder nicht. Leider hat man ihr in der deutschen Synchronisation eine sehr unauffällige Stimme gegeben, während Douglas etwas knarzig und auch leicht lispelnd gesprochen wird – das dürfte eher an seine Originaltonalge und Sprachausprägung herankommen.
Noch mehr als die Jones-Filme mit ihrem historisierenden Background muss sich aber „Auf der Jagd“ mit der Mutter aller wilden und auch witzigen Abenteuerfilme vergleichen lassen. „Abenteuer in Rio“ von 1964. Der Diamant, die Figur, die Leute, die hinterher sind, das alles gab es da schon und es geht wiederum auf noch ältere Vorbilder zurück wie ein gewisses Tim-und-Struppi-Heft namens „Der Arumbaya-Fetisch“. Die grüne Hölle Südamerikas ist durch nichts zu ersetzen, wenn es darum geht, schlammige, schlüpfrige Welten am Rande der Zivilisation zu inszenieren, denn der Kontrast kann innerhalb weniger Kilometer Landschaft angesiedelt werden.
Ganz so romantisch und witzig zugleich wie „Rio“ ist „Auf der Jagd“ nicht, das liegt wohl auch an den 1980ern, in denen immer irgendwas gefehlt hat, was ältere Filme auszeichnet. Vielleicht ein tieferer Swing hinter der glatten Abenteuerfassade, eine Art Philosophie, die auch ergreifend ist, wie etwa das Schicksal des besessenen, alternden Professors in „Rio“. Auch der Humor schwingt höher und geht tiefer, die Aktionsdichte ist bereits ähnlich groß wie in den Filmen der 1980er, in denen der Spaß am Abenteuer wiederentdeckt wurde. Es ist aber selbstverständlich, dass alles, was später gemacht wurde, Einflüsse älterer Werke zeigt, warum auch nicht. Man kann das Sich-Befruchten, das Nacheifern und Übertreffen eher als Hommage denn als schamlose Kopie bezeichnen (es sei denn, es ist schlecht gemacht).
Mir hat außerdem die Verknappung von „Auf der Jagd“ gut gefallen. Robert Zemeckis war sich gewiss im Klaren darüber, dass er Spielberg mit den Jones-Filmen nicht toppen konnte, deshalb hat er eine eher leichtere Variante gewählt, die im Hier und Jetzt verbleibt, aber durchaus einen ähnlichen Ansatz wählt: Jemand wird aus der guten Stube mitten in den Dschungel hineingezogen und – dort natürlich von einem Mann gerettet, wenn es eine Frau ist. Im ersten Jones-Film hat die weibliche Figur eine starke, moderne Rolle bekommen, im folgenden nicht mehr, im dritten aber wieder, da ist sie sogar gutböse, also ein schillernder, gebrochener Charakter. In dieser Hinsicht wirkt „Auf der Jagd“ traditioneller und im Wesentlichen ist es Jack Colton, der handelt. Bis auf die Szene mit der Riesen-Liane, in der dieses Schema nett ironisiert wird, im Flugzeug, als es um das Ableben der großen Viper geht, richtet sich aber alles schon wieder. Zum Glück ist Michael Douglas kein Typ, der einen planen Helden so einfach spielen kann, deswegen wird seine Rolle eher europäisch angelegt, er ist jemand, der im Dschungel sein Leben mal gerade so organisiert, nichts Großes im Sinn hat und schon gar nicht, ein Held von Hollywood-Statur zu werden. Aus dieser Anlage von Colton als Normalcharakter speist sich auch der Humor des Films zu einem großen Teil – und Kathleen Turner hat ebenfalls komisches Talent, die beiden Hauptdarsteller funktionieren als Duo gut, das wirkt natürlich und entspannt. Turner führte ihre Stunts übrigens selbst aus.
Der Realismus ist in „Auf der Jagd“ stärker ausgeprägt als in den Jones-Filmen, alles wirkt viel bodenständiger, allerdings wird das auf eine andere Art dann aufgehoben, als der Ford-Pickup zum Einsatz kommt und die physischen Grenzen mit ihm flugs überwunden werden, die dahin noch weitgehend zu gelten schienen. Aber die Verbindung von Action und Charakterzeichnung gelingt Zemeckis und wird auch den anspruchsvolleren, hintergründigeren „Zurück in die Zukunft“ auszeichnen.
Finale
„Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ ist witzig und kurzweilig, will und zeigt nicht so viel wie die Indiana-Jones-Filme, steht für mich aber eben deshalb, weil er nicht prätentiös ist und nicht darauf zurückgreift, die jüngere Geschichte einzubeziehen und mit ihr und an ihr zu manipulieren, dem Vorbild- und Parallelprodukt kaum nach. Vielleicht hat man sich sogar abgestimmt, denn 1981 kam der erste Jones-Film, 1984 „Auf der Jagd nach dem grünen Diamenten“. Zumindest anfangs, denn 1985 kam dessen Fortsetzung und fast gleichzeitig das zweite Indiana-Abenteuer „Indiana Jones und der Tempel des Todes“.
In den Jones-Streifen sind einige recht grausame Szenen drin, auch hier ist „Auf der Jagd“ zurückhaltender, trotz des vom Krokodil oder Alligator abgerissenen Armes, der diesbezüglich den Höhepunkt bildet. Da waren die Abenteuerfilme der 1980er aber insgesamt deutlich dezidierter als ihre Vorbilder – nicht zu ihrem Vorteil, nach meiner Ansicht, zumindest hat mir das direktere Filmen von Rohheiten nichts gegeben. Deswegen bleibt auch „Rio“ nach wie vor mein Genre-Favorit, ich fand „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ gleichwohl, trotz der Kenntlichkeit vieler Klischees und Handlungsersatzstücke des Genres, die sicher auch ein wenig ironisiert werden, hinreichend spannend und spaßig, seine Figuren sympathisch genug, um ihm eine gute Wertung zukommen zu lassen. Sicher haben die meisten der Schauspieler, besonders Danny de Vito als der Kleine unter den Entführern, schon größere Leistungen erbracht als in diesem Film, aber das Gesamtszenario steht dafür.
81/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2017)
(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Robert Zemeckis |
|---|---|
| Drehbuch | Diane Thomas, Lem Dobbs, Howard Franklin, Treva Silverman |
| Produktion | Michael Douglas |
| Musik | Alan Silvestri |
| Kamera | Dean Cundey, Álex Phillips junior |
| Schnitt | Donn Cambern, Frank Morriss |
| Besetzung | |
|
|
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

