Filmfest 1055 Cinema
Die ersten Western der Neuzeit und die schönen Farben
Silverado ist ein US-amerikanischer Westernfilm aus dem Jahr 1985 von Lawrence Kasdan (Drehbuch, Produktion und Regie). Mitwirkende sind unter anderem Kevin Kline, Scott Glenn, Danny Glover, Kevin Costner, John Cleese, Jeff Goldblum und Brian Dennehy.
Was kann man tun, wenn man so unter Zeitdruck ist (wie schon lange nicht mehr), dass man mehrere Tage braucht, um über einen Film zu schreiben – und naturgemäß bereits Details nicht mehr im Blick sind? Man lässt einige Topkritiker zu Wort komme. Die Regel sollte das nicht werden. Daher beginnt aber lautet die Abschnittsüberschrift nach der Handlungsbeschreibung: Kritiken. Selbstverständlich folgen im Anschluss ein paar eigene Worte.
Handlung (1)
Emmett ist unterwegs nach Turley, wo er sich mit seinem Bruder treffen will, um über Silverado weiter nach Kalifornien zu reisen. Während einer Rast wird er von drei Bewaffneten attackiert, doch er ist der bessere Schütze. Auf seiner Weiterreise liest er in der Wüste den bis auf die Unterwäsche ausgeraubten Paden auf und rettet ihn vor dem Verdursten. Beide reiten zusammen weiter. An einem Kavallerie-Außenposten trifft Paden den Mann, der sein Pferd und seinen Sattel gestohlen hat. Dieser schießt auf ihn, verfehlt ihn aber mehrfach, und wird von Paden mit einem gezielten Schuss getötet. In Turley werden Emmett und Paden Zeuge, wie der Schwarze Mal seiner Hautfarbe wegen belästigt und schließlich von Sheriff John Langston aus der Stadt vertrieben wird.
In Turley sitzt Jake, Emmetts Bruder, im Gefängnis und soll am nächsten Morgen wegen Mordes gehängt werden. Jake behauptet, einen Mann in Notwehr erschossen zu haben. Abends im Saloon sieht Paden den Mann, der ihm seinen Hut und seine Waffe geraubt hat. Er erschießt ihn in Notwehr und wird trotzdem von Langston zu Jake in die Zelle gesperrt. Am Morgen können sich die beiden Männer durch einen Trick aus der Zelle befreien und gemeinsam mit Emmett fliehen.
Als der Sheriff mit seinen Männern sie einzuholen droht, kommt ihnen im Schutze einer Felsformation Mal zu Hilfe. Von nun an reiten die vier Männer gemeinsam – jeder von ihnen ein wahrer Meisterschütze mit zunächst unklarer Herkunft und Geschichte, und jeder mit seiner eigenen kleinen Eigenheit.
Auf dem Weg nach Silverado treffen sie einen Treck von Siedlern, denen die Geldtruhe geraubt wurde. Sie beschließen, die Truhe zu suchen und zurückzubringen. Einer der Siedler begleitet sie zur Sicherheit. In einem Canyon finden sie die Räuberbande und schaffen es durch eine List, in den Besitz des Geldes zu kommen. Allerdings wird dabei der Siedler erschossen. (…)
Kritiken
Silverado lief etwa zur gleichen Zeit in den Kinos wie auch Pale Rider mit und unter der Regie von Clint Eastwood; Beide sorgten quasi für eine Renaissance des Westernfilms. Die Kritiken zu Silverado waren überwiegend gut. Positive Stimmen gab es insbesondere für Kevin Costner, der als jugendlich-übermütiger Revolverheld eine bemerkenswerte Agilität zeigte und vor allem auch durch seine akrobatische Reitkunst überzeugte (Einschätzung der Wikipedia-Autoren).
„Eine mit viel Tempo inszenierte Komödie, die an den richtigen Stellen aber auch bierernst sein konnte und den Westernfans so ziemlich alles bot, was sie in den letzten Jahren vermisst hatten.“ (Thomas Jeier)“, zitiert nach Wikipedia, a. a. O.
„Allzu akademischer Versuch einer Wiederbelebung des Westerns. Die Geschichte eines Bruderpaares und seiner Freunde im Kampf gegen einen korrupten Sheriff wird kompliziert und langatmig vorgetragen. Darunter leiden die fesselnden Einzelschicksale wie das eines Schwarzen und seiner zur Prostituierten gewordenen Schwester und die beeindruckenden Landschaftspanoramen.“ Lexikon des internationalen Films, zitiert nach Wikipedia, a. a. O.
Dieser Film ist anspruchsvoller und komplizierter als die Western meiner Kindheit, und sieht gewiss besser aus und ist besser gespielt. “ Silverado “ ist das Werk von Lawrence Kasdan, dem Mann, der „Jäger des verlorenen Schatzes“ schrieb, und er hat einiges von der gleichen rücksichtslosen Brillanz. Es ist die Geschichte von vier Cowboys, die sich miteinander verbünden, in die Stadt fahren, sich weigern, sich vom Sheriff korrumpieren zu lassen und am Ende für die Gerechtigkeit kämpfen. Dies ist eine Geschichte, wie Sie mir zustimmen werden, die schon öfter erzählt wurde. Was Kasdans Erzählweise davon unterscheidet, ist der Stil und die Energie, die er in das Projekt bringt (Roger Ebert).
Silverado ist ausreichend modern, um seine Landschaften größer zu machen, seine Menschen kleiner und ihre moralischen Polaritäten weniger kraftvoll ausgeprägt als in den einfacheren, wunderschönen Western, die Vergangenheit sind (Janet Maslin, The New York Times, zitiert nach „Metacritic“).
Rezension
Bereits der Name des Films löst Assoziationen aus: Zu „Eldorado“ zum Beispiel, einem klassischen Western mit John Wayne, wie auch zu der Zeit, als es ein Auto dieses Namens von Cadillac gab. Eine üppige Zeit war das, in der Western und die Menschen darin titanenhafte Züge annahmen. Filme der 1980er konnten das generell so nicht nachbilden, dazu war selbst im konservativen Revival der Reagan-Ära das Pathos nicht mehr hinreichend vorhanden. „Silverado“ ist aber kein typischer Wisecracker-Film, wie er in fast allen aktionsreichen Genres Einzug gehalten hat und viel von der Spannung nimmt, wie die ohne echte Dramaturgie eingesetzte Action selbst.
Es ist zu spüren, dass „Silverado“ den Vorbildern seine Reverenz erweisen will und dabei auch ein wenig neuzeitlich-genauer sein möchte als die Western früherer Dekaden, die immer sehr genau die Zeit spiegelten, in der sie gedreht wurden. Er hat eine mehr historisch korrekte Attitüde, was zum Beispiel die Mode der Zeit angeht, besonders die Haar- und Barttrachten. Das ist heute nicht wesentlich anders, deswegen kann man dem Film attestieren, dass er nach dreißig Jahren immer noch modern wirkt. Was natürlich auch ein Beleg dafür ist, dass die Entwicklungsschritte des Mediums Film mittlerweile eher klein geworden sind. Wenn jedoch klar ist, dass es nicht mehr viel Neues zu entdeckten gibt, dann kann man sich auch gleich retrospektiv orientieren und einen Plot gestalten, der irgendwo zwischen dem Italo-Western und der eher ernsten Variante des US-Westerns angesangesiedelt ist, wie man sie Ende der 1950er antreffen konnte.
Die Figuren sind gut gezeichnet und deren Darsteller werden gut geführt, daran besteht kein Zweifel. Besonders, und da schließen wir uns gerne den anderen Kritikern an, fällt Kevin Costner auf, der bald zum Superstar der frühen 1990er werden sollte. Noch nie haben wir ihn in einem Film so vital und einfach gesehen wie in „Silverado“ – das Würdevolle, das ihn in „Wer mit dem Wolf tanzt“ (1990) oder anderen seiner Filme auszeichnet, diese Dezenz und das tief freundliche Wesen, die fehlen hier noch völlig, dafür zeigt er, was er reittechnisch drauf hat.
Es gibt auch moderne Manierismen, die ein wenig unglaubwürdig sind, die Neuzeit hinterlässt ihre eigenwilligen Spuren, wie zum Beispiel die recht umfangreiche Rolle für Danny Glover, obwohl es nachweislich keinen namhaften farbigen Revolverhelden im wilden Westen gegeben hat. Dafür ist seine Figur und sind die wesentlichen übrigen Charaktere sorgfältiger und individueller ausgeführt als in den Western der „alten Zeit“. Ob diese auch weniger komplex bezüglich der Handlung waren, hängt vom Einzelfall ab, auch damals gab es schon Kinostücke, die im Wilden Westen spielten, die alles andere als simpel und linear konstruiert waren, inklusive Twists, die psychologisch weitaus weniger stimmig waren als das Handeln der Menschen in „Silverado“.
Finale
Wir fanden „Silverado“ recht spannend, gut gespielt, schön bebildert und er ist, das muss man ihm geradezu hoch anrechnen, keine Zitatekiste am laufenden Meter. Immerhin hätte doch die Genre-Pause im, die in den späten 1970ern eintrat, dazu herausfordern können, alten Filmen, möglicherweise inklusive Ironisierung, gewisser berühmter Szenen die Reverenz zu erweisen. Es gibt im Grunde kein neues Element mehr im Western, man kann nur variieren, das aber tut „Silverado“ geschickt und lässt ein wenig von der Atmosphäre aufleben, die das ureigene amerikanische Genre auszeichnete. Es kommt etwas zurück von dem, was frühere Generationen von Freiheit und Abenteuer träumen ließ. Was Western dazu beigetragen haben, dass Menschen in die USA ausgewandert sind oder es gerne getan hätten, lässt sich nicht beziffern, aber das Image des Landes haben sie sehr beeinflusst, wenn nicht entscheidend geprägt. Solche Macht hatte ein Film der 1980er nicht mehr, deswegen ist es gut, dass man alles ein wenig zurückgenommen hat.
71/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)
(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Lawrence Kasdan |
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| Drehbuch | Lawrence Kasdan, Mark Kasdan |
| Produktion | Lawrence Kasdan |
| Musik | Bruce Broughton |
| Kamera | John Bailey |
| Schnitt | Carol Littleton |
| Besetzung | |
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