Briefing 460 Wirtschaft, Economy, KI, AI, IT
Es war vor etwa einem Jahr, als die KI auch im Alltag von Menschen ankam, die nicht an professionellen Entwicklungen und Lösungen auf diesem Gebiet arbeiten. Damals lancierte Microsoft ChatGPT in Bing, unzählige Bildgeneratoren sprossen wie die Pilze nach einem warmen Regen aus dem Boden und wurden populär.
Das ist natürlich ein Sprudeln an die Oberfläche. An der Künstlichen Intelligenz wird schon viel länger geforscht und ihre wirkliche Wucht wird sich an anderer Stelle zeigen. Immer, wenn in den USA plötzlich oder auch sukzessive viel in ein Technikfeld investiert wird, weiß man, dass es wichtig ist:
Infografik: US-Privatwirtschaft im KI-Hype | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Der Technologiebereich Künstliche Intelligenz (KI) hat 2022 private Investitionen von mehr als 90 Milliarden US-Dollar erhalten. Das geht aus dem Artificial Intelligence Index Report 2023 der Stanford University in Kalifornien hervor.
Wie die Statista-Grafik verdeutlicht stammt der Großteil der Zuschüsse aus den USA. Mit einem Investmentvolumen von rund 47,4 Mrd. US-Dollar wurde hier rund dreimal so viel Geld in die zukunftsweisende Technologie gesteckt wie beispielsweise in China (13,4 Mrd. US-Dollar). Auch Deutschland bestätigt die Ambitionen, ein Hauptakteur im KI-Bereich zu sein – der Kapitaleinsatz von rund 2,4 Milliarden US-Dollar ist jedoch noch weit von der Weltspitze entfernt.
Während der Schwerpunkt der Investitionen im Vorjahr im Bereich Datenmanagement, -verarbeitung und Cloud lag, flossen 2022 die meisten Geldmittel in den Gesundheitssektor (6,1 Milliarden US-Dollar) gefolgt von Datenmanagement (5,9 Mrd. US-Dollar) und Fintech (5,5 Mrd. US-Dollar). Im Vergleich zu 2021 waren die Investitionen in den meisten Schwerpunktbereichen rückläufig. Einen Zuwachs verzeichnen jedoch beispielsweise Halbleiter, industrielle Automatisierung und Cybersicherheit.
Wir hatten uns bereits mehrfach zur KI geäußert, unter anderem hier, in einem der Artikel auch unseren Umgang damit erklärt – mittlerweile heißt der Chatbot, den wir am häufigsten verwenden, Copilot.
„Sind deutsche Unternehmen gegen den KI-Hype immun?“ (Statista + Kommentar) | Briefing 316
Einige aktuelle Informationen werden wir zum Anlass nehmen, eine kleine Info-Serie zu starten, die eine statistische Orientierung erlauben soll, startend mit dem heutigen Artikel.
Die obigen Zahlen sprechen für sich. Auch diese technische Revolution wird wieder in den USA stattfinden. Die europäischen, insbesondere die deutschen Investitionen sind viel zu niedrig, um damit dagegenhalten zu können. Selbst Israel mit einer Volkswirtschaft, die nicht einmal ein Zehntel so groß ist wie die deutsche investiert mehr. Seit Jahren wird davor gewarnt, dass auf einem weiteren Zukunftsfeld der Anschluss verloren gehen wird. Darüber mitbestimmen, wie die KI eingesetzt wird, kann man aber nur, wenn man auf dem Gebiet auch etwas zu melden hat, sonst gerät die Diskussion um Chancen, Gefahren und Grenzen zu einer reinen Abwehrschlacht gegen den Fortschritt.
Sicher müsste hierzulande der Staat mit anschieben und eine Bündelung von Investitionen begleiten, aber wenn man genauer hinschaut, sind auch in den USA die privaten Investitionen sehr wohl strategisch vom Staat begleitet und subventioniert, wie schon bei den vorherigen technischen Sprüngen im IT-Bereich. Die Wege zur Entwicklung und Vermarktung einer Technik könnten außerdem durchaus verschieden sein, wie das Beispiel Airbus vs. Boeing zeigt, und doch zu einem ähnlichen quantitativen und qualitativen Ergebnis führen.
Die Künstliche Intelligenz wird erhebliche Veränderungen unserer Lebenswelt mit sich bringen, daran besteht kein Zweifel mehr. Man kann das hinauszögern, man kann aber auch sagen, es ist wichtig, die Entwicklungen interessiert zu begleiten, um sich kompetent dazu äußern zu können. Dazu reicht unsere Artikelserie natürlich nicht aus, aber sie ist auch ein Anstoß zum Weiterlesen, zum Beispiel in den KI-Report hineinzuschauen, den Statista erwähnt hat. Was darin zum Beispiel sofort auffällt: Dass Google und die Stanford-University darin zusammenarbeiten. Kann ein solcher Report ausgewogen und neutral verfasst sein und hinreichend auf Risiken hinweisen? Jedenfalls ist er sehr detailliert, in vielen Bereichen.
Machen Sie sich selbst ein Bild, wir haben ihn uns heruntergeladen. Auch, weil er bald ein historisches Dokument sein wird, angesichts der schnellen Weiterentwicklung der alltagsrelevanten KI-Anwendungen, die aber noch nicht die große Umwälzung am Arbeitsmarkt darstellen, sondern zum Teil noch etwas spielerisch wirken.
Nicht mehr spielerisch ist das Herstellen von Deepfakes mittels KI, auch dieses Thema wird in einem der Updates, mit denen die Artikelserie gestaltet wird, eine Rolle spielen.
TH
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