Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis (Lethal Weapon, USA 1987) #Filmfest 1075 #Top250

Filmfest 1075 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (154)

 Die sanfte Tour hält nicht lange vor

Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis (orig. Lethal Weapon, engl. „Tödliche Waffe“) ist der erste Film einer Reihe US-amerikanischer Actionfilme aus dem Jahr 1987. Die Fortsetzungen wurden 19891992 und 1998 veröffentlicht. Alle vier Filme zeigen Mel Gibson und Danny Glover als ungleiche Partner bei der Polizei von Los Angeles.  

Für ganz kurze Zeit nur leuchtete dieser Stern des amerikanischen Actionskinos am Himmel der Top 250. Die Zahl der Sterne dort ist tatsächlich auf 250 limitiert, aber auch das kurzfristige Auftauchen von „Lethal Weapon“ dortselbst im Jahr 1998 reicht aus, damit er zu unseren Konzeptfilmen rechnet. Ach so: Es geht um die besten Filme aller Zeiten in der IMDb, 250 an der Zahl und wir haben uns vorgenommen, so viele wie möglich, die jemals in der Liste standen, zu rezensieren. Anders ausgedrückt: Das Publikum mag den Film und gibt ihm aktuell 7,6/10 (für die „Liste“ müssten es 8,1/10 sein). Mehr zu Film steht selbstverständlich in der Rezension.

Handlung (1)

An seinem fünfzigsten Geburtstag bekommt der alteingesessene Polizist Roger Murtaugh des Los Angeles Police Departments mit Sergeant Martin Riggs einen neuen Partner zugeteilt. Dieser ist wesentlich jünger als er, diente in Vietnam bei den U.S. Army Special Forces und ist das genaue Gegenteil von ihm – seit dem Tod seiner Frau ist er selbstmordgefährdet, trinkt und raucht gerne und verhält sich bei seiner Arbeit sehr rücksichtslos, sowohl sich selbst als auch seiner Umgebung gegenüber. Die beiden untersuchen den vermeintlichen Suizid von Amanda Hunsaker, der Tochter eines alten Freundes von Murtaugh, und stoßen dabei auf eine gut organisierte Gruppe ehemaliger CIASöldner, die gemeinsam in einer Spezialeinheit im Vietnamkrieg gedient haben und seit einiger Zeit aus diesem Land Heroin in die USA schmuggeln. Diese Gruppe nennt sich die Shadow Company. Angeführt wird dieser Ring von General McAllister und seinem Gehilfen Mr. Joshua.

Murtaugh und Riggs entdecken, dass Hunsaker als Geldwäscher an deren Geschäften beteiligt war. Da Hunsaker aber damit drohte, den Handel auffliegen zu lassen, wurde seine Tochter von Mr. Joshua ermordet. Als die beiden Polizisten Hunsaker zur Rede stellen wollen, wird auch dieser von Mr. Joshua aus einem Hubschrauber heraus ermordet. Zunehmend geraten nun auch Murtaugh und Riggs ins Visier der Verbrecherorganisation und es kommt zu blutigen Anschlägen auf das Leben der beiden Polizisten.

Bei einem weiteren Angriff werden schließlich Riggs, Murtaugh und Rogers Tochter Rianne gefangen genommen. Alle drei werden an den gleichen Ort verschleppt, wo Riggs und Murtaugh gefoltert werden, damit sie sagen, was sie über die Geschäfte der Shadow Company wissen. Es gelingt Riggs aber, sich, Murtaugh und Rianne zu befreien. Zusammen mit Murtaugh greift er die Verbrecher an, und McAllister stirbt bei einer Explosion, bei der auch eine Ladung Heroin in die Luft fliegt. Später, als alles überstanden scheint, kommt es im Vorgarten von Murtaugh zu einem Faustkampf zwischen Mr. Joshua und Riggs, den Riggs für sich entscheiden kann. Als Joshua nach dem Kampf eine Waffe zieht, wird er von Riggs und Murtaugh erschossen. Riggs verbringt daraufhin den Weihnachtsabend bei den Murtaughs als inoffizielles Mitglied ihrer Familie.

Rezension

Das Ende hat mir am besten gefallen. Es musste so sein. Es wurde seitdem häufig parodiert und abgewandelt, weil es so schön kitischig ist. Der Mann, der im Wohnwagen gehaust hat, der seine Frau bei einem Autounfall verlor, geht essen bei seinem Partner, der anfangs nur von ihm genervt war, und das an Weihnachten. Es ist bei diesem Film auch kein Ende, das aufgesetzt wirkt, denn die beiden haben sich wirklich gut zusammengerauft, der im Grunde friedfertige und sozial integrierte afroamerikanische Polizeisergeant und der Spezialist fürs Grobe, den man   als White Trash kennenlernt. Aber er trifft jedes Ziel auf 900 Meter Entfernung und darauf kommt’s im amerikanischen Kino und manchmal auch in der Realität an.

Wenn man genauer hinschaut, ist es seine Philosophie, die sich durchsetzt. Erst schießen, dann fragen oder auch nicht. Sein dunkelhäutiger Kumpel wird in dem Moment bekehrt, als seine Familie in Gefahr gerät. Zuvor hat er Verbrecher nur kampfunfähig geschossen, um sie festnehmen und verhören zu können, aber im Gemetzel mit den Ex-Soldaten aus der Ex-Spezialeinheit in Laos, die verhindern sollte, dass der Vietkong den Krieg mit Drogen finanziert und dann selbst mit Drogen gedealt hat, gibt es keine Gefangenen mehr. Was es tatsächlich gab, war, dass per Luftfracht während des Vietnamkriegs „Stoff“ aus Südostasien in die USA geschmuggelt wurde. In einem Film sogar in Särgen. Welcher war das noch mal?

Zwei Vorteile hat dieser Film gegenüber vielen anderen des Genres: Die beiden Typen, mit denen man auf Verbrecherjagd gehen soll, sind gut gespielt, ihre Sprüche passen fast immer und der Film hat einen einfache Handlung, die einigermaßen logisch daherkommt. Es gibt nichts, worüber man sofort stolpert oder sich fragt, welche*r Iditiot:innen sich nun wieder so verhalten mögen. Vor allem Danny Glover als familiärer Polizist ist ein uneingeschränkter Sympathieträger, während man sich mit Mel Gibson in seiner Rolle leichter arrangiert bzw. es von Beginn an tun kann, wenn man seine früheren Darstellungen in den „Mad Max“-Filmen kennt. Der verwahrloste Typ, der umgehend wieder alte Kampfstärke erreicht, als es darauf ankommt, ist ein typischer amerikanischer Mythos, wie er, „Mad Max“ betreffend, in Australien erfunden wurde und alle diese Filme haben viel zur Gestaltung des heutigen Actionkinos beigesteuert, ohne dass es gleich in eine Materialschlacht à la James Bond ausarten musste.

Ein weiterer Vorbildfilm dürfte „Nur 48 Stunden“ (1982) sein, in dem erstmals ein weißer und ein schwarzer Partner zusammen auf Verbrecherjagd gehen – auch wenn hier der eine ein Cop ist, der andere ein Strafgefangener, der ihm zwei Tage lang helfen darf, Mitglieder seiner ehemaligen Bande zu stellen.

In „Lethal Weapon“ ist die eigentliche Ermittlungsarbeit nicht sehr schwierig, weil sich ein Beteiligter des Drogenkartells selbst an die Polizei wendet, nachdem seine Tochter ums Leben gekommen ist. Durch Selbstmord, wie es zunächst scheint: Warum der Mann das tut, ist allerdings schon nicht mehr ganz klar, denn er musste wissen, dass man ihm damit auch auf die Spur kommen würde. Nun ja, er hätte es wissen sollen, aber offenbar wollte er Rache für seine Tochter und selbst aus der Sache rausgehalten werden, die eigentlich ihm galt. Man erfährt auch nicht, ob die junge Frau wirklich selbst gesprungen ist, unter dem Einfluss von Medikamenten, die man ihr untergeschoben hat, oder gestoßen wurde. Für mich sah es klar aus, als sei Ersteres der Fall und die befreundete Prostituierte habe nicht Hand angelegt, sondern nur dafür gesorgt, dass Amanda, wie die kurz darauf Tote heißt, sich auf das Balkongeländer stellt und – springt. Nachdem das Haus dieser Freundin in die Luft gejagt wurde, um einen Mittäterin und Freundin aus dem Weg zu räumen, verlieren die beiden Cops beinahe die Spur, aber auf grandios simple Weise doch nicht ganz, weil ein paar spielende Kinder beobachtet hatten, wie ein möglicherweise  falscher Gasmann dem Haus der Frau einen Besuch abstattete und eines der Kinder wird von Murtaugh dazu animiert, eine treffende Beschreibung abzugeben. Der etwas nazihaft wirkende Blonde namens Joshua fällt ja auch auf. Er ist der eigentliche Duellgegner von Sgt. Riggs, mit dem er sich einige hinreißende Schlachten liefert, bis hin zum wahren Faustkampf unter Männern, der in etwa so wahrscheinlich ist, wie dass der Mond vor lauter Liebe zur Menschheit rosa anläuft. Als der schon besiegte Killer Riggs von hinten erschießen will, revanchiert sich Murtaugh dafür, dass Riggs ihn zuvor aus seiner etwas zu defensiven Haltung gerettet hat. Am Schluss sind sich alle einig: Eine akute Gefahr kann nicht halb abgewehrt werden, sondern das Übel muss an der Wurzel gepackt werden.

In gewisser Weise stimmt das ja, vor allem, wenn das Verbrechen sich schon dermaßen in einer Gesellschaft festgesetzt hat, dass man sehr radikal vorgehen muss, um wieder einigermaßen zum Wohle aller funktionierende Städte zu erhalten. Auch die Mitglieder der Shadow Company sind zum Teil Stützen der Gesellschaft, die ihr Business zum Geld waschen zur Verfügung stellen, wie Murtaughs früherer Freund Hunsacker.

Von wegen, in den 1980ern sei die Sensibilität ja plötzlich bei Männern so wichtig. Es war ein gesellschaftlicher Trend, dass Männer mehr zu ihren Gefühlen finden sollten bzw. der Beginn eines solchen Trends. Aber die Wirklichkeit widerlegt die Logik dieses Trends, oder es geht um Männer, für die er leider zu spät kam, weil sie schon im Vietnamkrieg und für die CIA als harte Hunde unterwegs waren. Der Versuch, Menschen etwas mehr mit ihrer Gefühlswelt in Kontakt zu bringen, gipfelte in den 1990ern in romantischen Komödien, aber 9/11 hat dies alles grausam verraten und die Amerikaner kamen sich blamiert vor. Es war aber nicht die PoC und dies alles, die zu 9/11 führten, sondern die allzeit krude Außenpolitik, die in „Lethal Weapon“ anklingt und nicht beschönigt wird. Niemand kann den Männern von der Shadow Company nachsagen, sie hätten jemals etwas beigetragen, was den Vietnamkrieg noch hätte wenden können und demgemäß wird die CIA insgesamt durchaus ein wenig angegriffen. Wie vorausschauend das doch war, wenn man bedenkt, an welchen üblen Lügen sie gestrickt hat, um Kriegseinsätze auch in einer Zeit nach dem Erscheinen dieses Films vorzubereiten und die öffentliche Meinung in eine zustimmende Richtung zu beeinflussen.

Wenn man Tendenzen gegeneinander stellen will, muss man sagen, die 1980er waren restaurativ und von Filmen wie den „Rambo“-Abenteuern geprägt, die den Ton bezüglich eines reaktionären Verhältnisses zum Vietnamkrieg angaben. So weit geht man in „Lethal Weapon“ nicht, wohl aber frönt man der üblichen Verherrlichung der Gewalt, sofern sie moralisch gerechtfertigt erscheint, und natürlich gibt es für die Guten immer eine Rechtfertigung für ihre Gewalttätigkeit. Es ist eine Frage von „Du oder ich“, wie sie in den USA so häufig gestellt wird, dass die Mordrate um ein Vielfaches höher ist als in europäischen Ländern. So gut sie auch gemacht sind, diese Bedenkenlosigkeit gegenüber dem Töten anderer Menschen zieht sich durch die meisten US-Filme in den meisten Genres. Selbstverständlich muss man dazu ein paar ungewöhnliche Situationen herstellen, wie die Hubschrauber-Auto-Verfolgung gegen Ende von „Lethal Weapon“, denn die banale Alltagsgewalt, die fast ohne Anlass auszubrechen scheint, die kann man im Film unmöglich so stupide und bar jeder moralischen Rechtfertigung zeigen, wie sie ist, weil das zu entlarvend wäre. Ein bisschen was hat man mit „Falling Down“ 1993 getan, den ich mir kürzlich angeschaut habe, aber auch dieser Film ist alles andere als frei von der Affinität zur Gewalt. 

Finale

Spannend ist „Lethal Weapon“, für heutige Verhältnisse beginnt er sogar recht langsam, lässt den Figuren ein wenig Zeit zur Entwicklung eines Zugangs zu uns als Zuschauern, übertreibt im Vergleich zu anderen, neueren Streifen nur maßvoll und hat dieses unwiderstehliche Buddy-Feeling für uns, das Männer selbst dann schätzen, wenn sie nicht bei jeder Gelegenheit zur Schusswaffe greifen. Einfach so, weil es um Kameradschaft und füreinander einstehen geht, um die Überwindung von gegenseitiger Abneigung und um das Wachsen an einer Aufgabe. Solche Stoffe haben immer auch etwas von einer Heldenreise, und die funktioniert als Plotmuster bekanntlich schon seit der Antike. Der Film war sehr erfolgreich und führte zu drei Nachfolgern. Zwei davon haben wir aufgezeichnet. Er führte aber auch dazu, dass weitere Varianten des Themas ins Kino kamen: Zum Beispiel die „Die Hard“-Reihe mit Bruce Willis, die zwei Jahre nach dem ersten „Lethal-Weapon-Film“ startete und sogar zur Pentalogie wurde, die bis in die 2000er hineinreichte. Was beide Reihen auszeichnet: Die Hauptfiguren wirken vielleicht nicht maximal realistisch, aber sie besitzen eine gewisse Wahrhaftigkeit und nehmen das Publikum damit für sich ein. Die Kritik geht meist nicht vollständig mit: „Lethal Weapon“ hat einen Metascore von 68/100, das ist okay, aber nicht herausragend. Es handelt sich, wie oft bei solchen eher simplen Werken, um einen sogenannten Publikumsfilm, nicht um ein Darling der professionellen Filmegucker.

Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times vom 6. März 1987, dass ihn Actionfilme im Allgemeinen langweilten, doch diesen Film habe er „vom Anfang bis zum Ende“ spannend gefunden. Er verglich den Film mit den früheren Filmen von Richard Donner wie Superman und Der Tag des Falken, die übertroffen würden. Ebert lobte die Darstellung von Gary Busey und das Aussehen von Traci Wolfe sowie das „überraschende“ Ende der Handlung.[6]

„Ein Film, der unverhohlen staatlich legitimierter Gewalt huldigt; seine zynische, menschenverachtende Grundhaltung wird durch humorige Dialoge nicht kompensiert. Inszenatorisch auf Fernsehniveau, schauspielerisch enttäuschend.“ – Lexikon des internationalen Films[7]

Wenn schon Roger Ebert zu überraschen ist – daran kann man sehen, wie interessant damals das Weihnachtsessen-Ende noch war. Vielleicht, unausgesprochen, wegen der Überwindung der Rassenschranken. Dem Filmlexikon können wir bezüglich der Einschätzung der Gewalt folgen, aber schauspielerisch enttäuscht hat uns „Lethal Weapon“ nicht. Wenn man Gewalt oder nicht grundsätzlich zur Scheidelinie zwischen schlechten und guten Filmen erklärt, wird es heutzutage schwierig, überhaupt noch gute  Bewertungen zu vergeben. Vielleicht muss man das ja auch nicht, das Kino wirkt manchmal ganz schön auserzählt. Ein bisschen schade auch, dass ein Mann von der politischen Statur eines Danny Glover, in einen solchen Film verwickelt ist, wenn man es so bezeichnen möchte, aber durch die Lethal-Reihe wurde er so bekannt, dass er sich wirksam für die Rechte von Afroamerikanern und People of Color überall in der Welt einsetzen konnte.

70/100

© 2022 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Richard Donner
Drehbuch Shane Black
Produktion Joel Silver,
Richard Donner
Musik Eric Clapton,
Michael Kamen
Kamera Stephen Goldblatt
Schnitt Stuart Baird
Besetzung

 

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