Fakten statt Fake News: ARD und ZDF schützen! (Petition + Kurzkommentar)

Briefing, Medien, Politik, ARD, ZDF, rechtsextreme Plattformen, Information, Fake News, Kultur, politische Magazine, Einsparungen, Zerstörung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Liebe Leser:innen, die Zivilgesellschaft hat es in diesen Zeiten nicht leicht, aber die Hürde ist in diesem Fall niedrig. Möchten Sie mithelfen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine sichere Basis für politische Informationen und hochwertige kulturelle Angebote bleibt? Dann unterzeichnen Sie bitte die nachfolgende Petition.

Fernsehen aus

Fünf TV-Sender und 20 Radioprogramme: Die Bundesländer wollen die Angebote von ARD und ZDF massiv kürzen. Eine gefährliche Entscheidung, denn zugleich ist das Netz voller rechtsextremer Hetze von AfD und Co.

Unabhängige Berichterstattung war noch nie wichtiger. Mit einem Appell setzen wir uns für Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein. Mach mit und stell Dich gegen den Kahlschlag.

Unterzeichne für das Programm von ARD und ZDF 

Hallo Thomas,

3sat, Tagesschau24 und ZDFneo, SWR aktuell oder NDR Kultur: All das könnte es bald nicht mehr geben. Die Bundesländer wollen bei den Öffentlich-Rechtlichen drastisch kürzen.

Ein Schlag für die ausgewogene Berichterstattung – schließlich fluten Rechtsextreme und russische Netzwerke das Internet mit Propaganda und verbreiten Verschwörungserzählungen über ihre eigenen Medien.

Doch um Kosten zu sparen, sollen mehrere öffentlich-rechtliche TV-Kanäle und 20 Radioprogramme wegfallen. Ersatzlos.[1]

Ein schwerer Fehler. Die Programme unter dem Dach von ARD, ZDF und Deutschlandradio erreichen Millionen im ganzen Land; für viele Menschen sind sie die erste Quelle für Nachrichten, Informationen und Unterhaltung. Ihre Bedeutung für die öffentliche Meinung ist enorm.

Schon in zwei Wochen wollen die Bundesländer ihre Kürzungen in Leipzig festzurren. Doch es gibt eine Möglichkeit, die Medienvielfalt zu erhalten. Stimmt nur ein Land dagegen, sind die Sender gerettet.[2] Damit das passiert, braucht es jetzt einen öffentlichen Aufschrei – und für den sorgen wir.

Hunderttausende Unterschriften für die Medienvielfalt: Mit einem Appell stellen wir uns hinter die Angebote von ARD und ZDF – und gegen die gefährlichen Einschnitte bei der Berichterstattung. In Zeiten von rechtsextremen Falschinformationen braucht es mehr unabhängige Berichterstattung, nicht weniger.

Die Regierungschef*innen der Länder sollen merken, dass sie mit dem Kahlschlag beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk unsere Demokratie schädigen. Dafür brauchen wir auch Dich, Thomas: Bitte mach direkt mit.

Unterzeichne für das Programm von ARD und ZDF

Bei Tagesschau24 können Menschen rund um die Uhr Nachrichten schauen – sie bleiben auf dem neuesten Stand, auch wenn sie zu den Hauptnachrichten keine Zeit haben.

Die Dokus von arte und 3sat informieren über Geschichte und Kultur. Mit Nachrichten zwischen Musik und Reportagen erreichen viele kleine Radiosender vor allem ältere Menschen.

Und ZDFneo hat mit seiner Mischung aus Unterhaltung und politischen Inhalten bei Jüngeren Erfolg. Damit könnte bald Schluss sein.

Welche Sender es genau treffen wird, ist noch nicht endgültig entschieden.[3] Auch wenn das Hauptprogramm von ARD und ZDF erhalten bleibt, wären die Konsequenzen enorm: Millionen Menschen verlieren ihre bevorzugten Nachrichtenquellen.

Und je mehr Sender abgeschaltet werden, desto mehr Formate müssen sich den Platz auf den verbleibenden Kanälen teilen. Vor allem politische Magazine und Hintergrundberichte müssten wohl weichen, weil sie weniger populär sind.[4]

Rechtsextreme freut das: Mit dem Schlagwort „Lügenpresse“ greifen AfD und Co. seit Jahren bewusst das Image des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an. Der Gedanke dahinter – je weniger unabhängige Berichterstattung es gibt, desto leichter können sie ihre Ideologie verbreiten.[5]

Neue Zielgruppen erreichen, mehr Online-Angebote schaffen, Bürokratie abbauen: Eine Reform von ARD und ZDF könnte eigentlich viel Gutes bewirken. Doch sie darf nicht zulasten der Programmvielfalt gehe,  wenn Hetze und Falschinformationen florieren.

Zudem reduzieren Zeitungen ihr Angebot oder stellen gedruckte Ausgaben ein;[6] die Lücke füllen rechtspopulistische Portale wie Nius oder Propaganda-Plattformen wie Tichys Einblick.

Gleichzeitig konsumieren immer mehr Menschen Nachrichten in den sozialen Medien – rechtsextreme Influencer*innen nutzen das aus, um gezielt Desinformationen zu verbreiten.[7]

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist von unschätzbarem Wert. Wer jetzt das Angebot beschneidet, schwächt ein extrem wichtiges Mittel im Kampf gegen Fake News.

Wir machen uns deshalb stark für einen Rundfunk, der das ganze Land erreicht – mit Bildung, Information und Unterhaltung. Unser Appell soll die Länder erreichen, bevor sie die Kürzungen am 23. Oktober beschließen. Bitte unterzeichne deshalb jetzt.

Unterzeichne für das Programm von ARD und ZDF

Herzliche Grüße

Dein Campact-Team

PS: Das Ende der unabhängigen Berichterstattung – in Polen und der Slowakei ist das schon Realität. Die beiden EU-Länder haben ihre öffentlich-rechtlichen Sender de facto abgeschafft, nachdem Populist*innen jahrelang mit Falschbehauptungen massiv gegen die Sender vorgegangen sind.[8,9] Soweit darf es bei uns nicht kommen. Wir müssen die TV- und Radiosender von ARD und ZDF schützen. Bitte sei dabei.

Unterzeichne für das Programm von ARD und ZDF

[1] „Länder legen Reformpläne für ARD und ZDF vor“, ZDF heute Online, 27. September 2024
[2] „Der ÖRR soll massiv Kanäle streichen“, FAZ Online, 20. September 2024
[3] „Jetzt wird’s richtig heikel für ARD und ZDF“, Süddeutsche Zeitung Online, 1. Oktober 2024
[4] „Investigativ und illustrativ“, Zeit Online, 10. Juni 2021
[5] „Provozieren, polarisieren, normalisieren“, Deutschlandfunk Online, 21. Januar 2024
[6] „Ist das Ende der Printausgabe das Ende der ‚taz’ – oder ihre Rettung?“, Spiegel Online, 14. September 2024
[7] „Nur auf den ersten Blick harmlos“, Tagesschau Online, 19. August 2024
[8] „Polen löst öffentlich-rechtliche Medien auf“, Tagesschau Online, 27. Dezember 2023
[9] „Slowakei schafft öffentlich-rechtlichen Sender ab“, Tagesschau Online, 2. Juli 2024

Kommentar

Selbstverständlich ist der öffentlichrechtliche Rundfunk nicht perfekt. Bei den Nachrichten ist schon die notwendige Auswahl nicht „objektiv“, denn nicht allen Menschen ist alles gleichermaßen wichtig. Auch die Art, wie kommentiert wird, kann nicht komplett neutral sein. Aber woher wollen eigentlich die Leute, die jetzt gegen die öffentlich-rechtlichen Medien Sturm laufen, noch ernsthaft Informationen aus erster Hand bekommen, die vor Ort erhoben worden sind und nicht aus Quellen stammen, die nicht überprüft werden können? Das können nur Medien, die noch das Quasi-Privileg der zuverlässigen Erstrecherche haben, also im Wesentlichen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Gleiches gilt für die aufwendige Hintergrundrecherche, die notwendig ist, um ein gutes politisches Magazin zu machen. Einige dieser Magazine haben über Jahre die politisch Versierten im Land mit einem kritischen, nicht etwa mit einem staatsaffinen Lagebild versorgt. Jetzt wird von rechten Hetzportalen so getan, als sei es umgekehrt.  Auch das kulturelle Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender ist hochwertiger als das jedweden Privatsenders. Bei dieser Petition hatten wir kein Problem damit, sofort zu unterzeichnen und empfehlen, speziell auf 3Sat bezogen, ebenfalls diese Petition: Rettet 3sat – unser Kultursender darf nicht verschwinden! | innn.it.

Nicht zuletzt: Die Öffentlich-rechtlichen Medien sind erfolgreich! Ihre Spitzenformate sind jeweils die erfolgreichsten ihrer Sparte, seien es Nachrichten, Talkshows oder Krimis. Deswegen vermuten wir auch handfeste Lobbyinteressen hinter der Beschneidung der öffentlich-rechtlichen Medien. Die Privaten bekommen qualitativ keinen Stich gegen ARD und ZDF und versuchen deshalb, diese auf dem Weg über ihre politischen Handlanger kaltzustellen.

Kein Problem offenbar, dass damit wiederum der Demokratie Schaden zugefügt wird. Wir haben uns einiges angeschaut, was in den sozialen Medien und auf Plattformen wie Youtube geboten wird. Wer glaubt, mit dieser Propaganda sachgerecht informiert zu sein, braucht dringend einen Grundkurs in politische Bildung. Durch bessere Angebote haben die privaten audiovisuellen Medien es nicht geschafft, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verdrängen, aber der neoliberal-rechte Furor der letzten Jahrzehnte wirkt trotzdem.

Wegen lächerlicher 17 Euro Gebühren monatlich sind viele bereit, die einzigen Informationsquellen abzuschaffen, die das vollkommene mediale Chaos und die totale Dominanz von Propaganda aus allen möglichen Richtungen noch verhindern. Unter denen, die die öffentlich-rechtlichen Sender gerne weg hätten, sind sicher ganz viele, die sich deren Premiumformate gerne reinziehen. Schizophrenie, dein Name ist Mediennutzer 2024.

Aber die rechten Politiker machen es ja nicht anders, weil sie merken, wie gut in diesem Umfeld mangelhafter politischer Bildung manipuliert werden kann. Sie schimpfen „Lügenpresse“, protestieren aber lauthals, wenn sie sich von diesen Medien nicht genug berücksichtigt = verhätschelt fühlen. Dabei ist das schlicht falsch. Extreme Meinungen sind in Talkshows sogar deutlich überrepräsentiert. Nicht immer, aber immer häufiger, mit der fortschreitenden Ausbreitung des AfD-Gedankenguts, aber auch mit anderen neu-populistischen Stimmen, die viel Raum bekommen, aber zu wenig eingeordnet werden. Ganz sicher kann man dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Vorwurf machen, dass er viel zu großzügig dabei ist, Extremist:innen einen Raum zu bieten, nicht das Gegenteil. Aber man stelle sich vor, dies alles würde in einem medialen Raum stattfinden, der nicht moderiert ist durch einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der wenigstens Kontrollinstanzen hat, die ein totales Abgleiten in Propaganda verhindert.

TH


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