Strompreise 2025 auf dem Niveau des Vorjahres (Statista + Kommentar: und die höchsten in Europa)

Briefing Umwelt / Klima, Klima-Energie-Report

Es gab Anfang der 2020er Jahre in Deutschland den Ansatz, die schon seit vielen Jahren zu hohen Strompreise durch ein Klimageld für wenig Verbrauchende auszugleichen. Die Ampelkoalition hat ihre diesbezüglichen Versprechen gebrochen, die neue Regierung hat erst gar keine Versprechen abgegeben, sondern folgt auch auf diesem Feld einer reaktionären und sozialfeindlichen Linie.

Selbst, wenn die Stromsteuersenkung noch kommen sollte, die aktuell diskutiert wird, wird sie so gegenfinanziert werden, dass gerade ärmere Haushalte noch schlechter dastehen werden als zuvor.

Derweil verharren die Strompreise auf einem untragbaren Niveau. Wir konzentrieren uns bei der Darstellung auf die Strompreise für private Haushalte. Dazu gibt es eine ganz aktuelle Grafik von Statista.

Was wir darin auch sehen: Der Industriestrompreis ist schon seit langer Zeit viel günstiger als der Strom für Privathaushalte, wir haben das anhand einer Tabelle auch für weiter zurückliegende Jahre dargestellt. Nur das Jahr 2022 stellte eine Ausnahme dar, man sieht allerdings auch, warum der Industriestrompreis damals so ins Gerede kam: Die Preisexplosion war noch viel stärker als auf dem privaten Sektor. Aktuell dürfte der Strompreis, wenn man ihn im langjährigen Vergleich sieht, aber kein Argument der Industrie mehr gegen den Standort Deutschland sein. Es gibt Länder, dort ist er günstiger, das ist aber schon seit längerer Zeit so.

Begleittext von Statista

Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte ist im derzeitigen Mittel für 2025 im Vergleich zum Vorjahr etwa um einen halben Cent gesunken und beträgt nun durchschnittlich 39,69 ct/kWh. Das zeigen neue Daten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Kosten für Beschaffung und Vertrieb stellen mit 40 Prozent den größten Teil des Gesamtpreises dar. Sie haben sich im Vergleich zum Durchschnitt des Vorjahres um 1,05 ct/kWh verringert.

Der Industriestrompreis ist hingegen gestiegen: Der durchschnittliche Strompreis für kleine bis mittlere Industriebetriebe (inkl. Stromsteuer) befindet sich 2025 (Stand: Mai) bei 18,31 ct/kWh. Das entspricht einem Anstieg um 1,22 ct/kWh gegenüber dem Mittelwert des vorhergegangenen Jahres. Auch hier sind die Kosten für Beschaffung und Vertrieb der größte Teil des Strompreises. Sie sind von 21,60 ct/kWh im Jahr 2023 auf 16,12 ct/kWh im laufenden Jahr gefallen – gegenüber 2024 jedoch wieder leicht gestiegen.

Die Strompreise in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert und sind für Haushalte, wie auch für die Industrie, zu einem bedeutenden Kostenfaktor geworden. Viele Grundversorger kündigten zum Jahreswechsel 2025 Preissenkungen an. Eine Verivox-Analyse ergab: Bei rund einem Viertel der untersuchten Grundversorger werden die Preise um durchschnittlich zehn Prozent sinken. Laut der Bundesnetzagentur bezogen zuletzt 24 Prozent der Haushalte ihren Strom über Grundversorgungsverträge. Ein Anbieterwechsel kann beim Sparen helfen.

Kommentar

Man muss nicht lange drum herumreden. Die Strompreise in Deutschland für die Industrie sind hoch, für die Privatverbraucher aber geradezu aberwitzig. Es gab auch keine durchschnittlichen Preissenkungen um zehn Prozent, wie der Durchschnittspreis auf aktuellem Niveau ausweist. Würde die Grafik weiter zurückreichen, würde man auch sehen, wie in den 2010ern Deutschland zu den teuersten Stromtarifen weltweit gekommen ist. Natürlich haben wir noch etwas recherchiert, um diese Aussage zu untermauern.

Hier ist eine tabellarische Übersicht der durchschnittlichen Strompreise für Privatverbraucher und Industrie in Deutschland von 2010 bis 2018, jeweils in Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh), Jahr für Jahr getrennt:

Jahr Privatverbraucher (ct/kWh) Industrie (ct/kWh)
2010 23,69 14,44
2011 25,23 15,11
2012 25,89 14,44
2013 28,84 15,11
2014 29,14 15,32
2015 28,70 15,23
2016 28,80 15,55
2017 29,28 17,09
2018 29,47 17,96
 

Erläuterungen:

  • Die Werte für Privatverbraucher stammen aus einer detaillierten Aufstellung, die Steuern, Abgaben, Netzentgelte und Beschaffung/Vertrieb umfasst1.

  • Die Werte für die Industrie beziehen sich auf durchschnittliche Preise für mittelgroße Industriebetriebe, inklusive Stromsteuer, und sind für Neuverträge mit einem Jahresverbrauch von 160.000 bis 20 Mio. kWh (mittelspannungsseitige Versorgung) angegeben2.

  • Die Strompreise für Privatverbraucher sind im betrachteten Zeitraum kontinuierlich gestiegen, von rund 23,7 ct/kWh (2010) auf knapp 29,5 ct/kWh (2018)1.

  • Die Industriestrompreise lagen deutlich niedriger als die Haushaltsstrompreise, stiegen aber ab 2016 ebenfalls merklich an – von etwa 14,4 ct/kWh (2010/2012) auf rund 18 ct/kWh (2018)2.

Hinweis: Die Preise für die Industrie sind Durchschnittswerte und können je nach Verbrauchsmenge, Vertragsart und Ausnahmeregelungen (z. B. EEG-Umlage-Befreiungen für stromintensive Betriebe) variieren32.

Deutschland ist im Jahr 2025 das Land mit den höchsten Strompreisen für private Haushalte in Europa. Die durchschnittlichen Strompreise liegen deutlich über dem europäischen Mittelwert und auch im weltweiten Vergleich an der Spitze. Hier eine tabellarische Übersicht mit den wichtigsten Vergleichsländern (Stand: Mai 2025)123:

Rang Land Strompreis (ct/kWh)
1 Deutschland 39,4
2 Dänemark 37,6
3 Irland 37,0
4 Belgien 33,1
5 Tschechien 33,0
6 Zypern 32,5
7 Italien 31,1
8 Liechtenstein 30,9
9 Frankreich 29,3
10 EU-Durchschnitt 28,7
11 Finnland 27,3
12 Österreich 24,4
13 Niederlande 21,6
14 Spanien 24,1
15 Schweden 23,5
 

Deutschland liegt damit klar an der Spitze, gefolgt von Dänemark und Irland. Der EU-Durchschnitt liegt mit 28,7 ct/kWh deutlich unter dem deutschen Niveau1. Auch im weltweiten Vergleich zählt Deutschland zu den teuersten Ländern für Haushaltsstrom: Laut einer internationalen Analyse liegt Deutschland im ersten Quartal 2025 auf Platz fünf der teuersten Länder weltweit, mit durchschnittlich 38 ct/kWh4. In Europa und der EU ist Deutschland jedoch das teuerste Land für Haushaltsstrom.

Quellenbasis:

  • Eurostat, Stand Mai 20251

  • BDEW-Strompreisanalyse, Mai 20252

  • Strom-Report, Juli 20253

Kurzkommentar, Teil 2

Deutschland hat in der Tat in Europa die höchsten Privatstrompreise. Allerdings nicht mit einem so großen Abstand, wie es mit populistischem Unterton gerne dargestellt wird. Schnäppchen gibt es im Grunde nirgends mehr. Dies ist eine ziemlich bittere Erkenntnis, angesichts der Tatsache, dass mit einer echten Energiewende doch der Strom auf der Erzeugerseite so viel billiger sein sollte als mit den fossilen Brennstoffen, die mit sehr hohen Folgekosten verbunden sind. Auch der hohe dänische Strompreis verblüfft, ist das Land doch ein Pionier  bei der Gewinnung von Strom aus Offshore-Windkraft.

Die Folgekosten der Verwendung fossiler Brennstoffe oder der Kernkraft werden freilich nicht von den Stromverbrauchern direkt getragen, sondern von der gesamten Gesellschaft eines Landes, indem zum Beispiel alte Anlagen und Förderstätten mit hohem Aufwand aus Steuergeldern zurückgebaut, abgesichert, einer anderen Verwendung zugeführt werden. Trotzdem ist das Versprechen von den günstigen Erneuerbaren Energien (Renewables) vorerst als eines von vielen zu bezeichnen, die ganz offensichtlich nicht einzuhalten sind. Trotz eines immer höheren Anteils an Renewables am deutschen Strommix sinken die Preise nicht oder höchstens unwesentlich, sondern verharren seit 2024 ca. 15 bis 20 Prozent unter dem extremen Niveau, das sie im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs, 2022, erreicht hatten.

Natürlich haben wir uns auch auf persönlicher Ebene schlau gemacht: Wir sind mit 33 Cent pro Kilowattstunde mit einem im Juni 2024 abgeschlossenen Vertrag immer noch gut dabei. Alle seriösen Angebote, die aktuell erhältlich sind, also solche mit einer Preisbindung von mindestens einem Jahr, liegen mindestens auf dieser Höhe. Tarife, die darunter liegen, sind mit sehr kurzen Preisgarantieren versehen oder vollkommen „flexibel“, was heißt, dass sich der Strompreis täglich ändern kann. Von solchen Tarifen, die sich an den Spotmärkten für den Stromeinkauf orientieren, ist abzuraten.

Quellen: (Privat-) Strompreise in der EU aktuell

  1. https://strom-report.com/strompreise-europa/
  2. https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/
  3. https://strom-report.com/strompreisentwicklung/
  4. https://www.zfk.de/unternehmen/nachrichten/weltweiter-vergleich-strom-in-deutschland-bleibt-teuer
  5. https://www.verivox.de/strom/strompreisentwicklung/
  6. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/strom-gas-preise-2025-100.html
  7. https://www.check24.de/strom/strompreisentwicklung/
  8. https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Erdgas-Strom-DurchschnittsPreise/_inhalt.html
  9. https://www.wechselpilot.com/ratgeber/strompreisentwicklung/
  10. https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/GreenDeal/_Grafik/strompreise.html

Quellen Strompreise 2010-2018

  1. https://www.wechselpilot.com/ratgeber/strompreisentwicklung/
  2. https://www.stromauskunft.de/gewerbestrom/gewerbestrompreis/
  3. https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Endbericht-Analyse-EEG-Umlage-2010-2018.pdf
  4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/252029/umfrage/industriestrompreise-inkl-stromsteuer-in-deutschland/
  5. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154902/umfrage/strompreise-fuer-industrie-und-gewerbe-seit-2006/
  6. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/914784/umfrage/entwicklung-der-strompreise-in-deutschland-verivox-verbraucherpreisindex/
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Strompreis
  8. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154908/umfrage/strompreise-fuer-haushaltskunden-seit-2006/
  9. https://www.energie.web.de/ratgeber/strom-faq/strompreis-entwicklung/
  10. https://openenergytracker.org/docs/germany/prices/
  11. https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/stromverbrauch
  12. https://www.mehrwertsteuerrechner.de/strompreisentwicklung-und-prognose/
  13. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/stromverbrauch-in-deutschland-2025-so-viel-strom-verbrauchen-haushalte-im-durchschnitt/29024506.html
  14. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/UGR/private-haushalte/Tabellen/stromverbrauch-haushalte.html
  15. https://energy-charts.info/charts/price_average/chart.htm?l=de&c=DE&interval=year&year=-1
  16. https://foes.de/publikationen/2014/2014-07-FOES-Industriestrompreise-Deutschland-und-USA.pdf
  17. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/12/PD19_502_435.html
  18. https://www.bdew.de/media/documents/Awh_20150716_Industriestrompreise.pdf


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