Filmfest 1381 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (204)
Ein Mann allein – nicht
Zwölf Uhr mittags (Originaltitel High Noon) ist ein US-amerikanischer Western aus dem Jahr 1952 von Fred Zinnemann. Der Schwarzweißfilm kam 1952 in die Kinos, gewann vier Oscars und ist einer der bekanntesten und renommiertesten Hollywood-Western.
Dies ist die Geschichte des Marshalls Will Kane aus dem Westernstädtchen Hadleyville, der gerade geheiratet hat und seinen Job aufgeben will, als die Nachricht umläuft, dass Frank Miller in die Stadt kommt, den Kane einst hinter Gitter gebracht hat – was sich in Echtzeit, also während etwa eineinhalb Stunden, abspielt, ist Westerngeschichte, und nicht das Ende, so ikonisch es geworden ist, entscheidet nicht über das Bild, sondern der Film an sich und seine vielen Besonderheiten.
Handlung (a)
Am Anfang des in Echtzeit erzählten Filmes heiratet Will Kane, verdienstvoller und beliebter Town Marshal der Kleinstadt Hadleyville im New-Mexico-Territorium, die Quäkerin Amy Fowler, der er einen Ehering ansteckt. Dafür hat er zuvor seinen Posten aufgegeben und plant, mit Amy fortzuziehen; sein Nachfolger soll am folgenden Tag eintreffen. Doch unmittelbar nach der Trauung erhält er die Nachricht, dass der Bandit Frank Miller, der von Kane fünf Jahre zuvor ins Gefängnis gebracht wurde und ihm Rache geschworen hat, begnadigt worden sei und mit dem Zug um zwölf Uhr mittags (High noon) in die Stadt kommen werde. Da bereits drei Mitglieder der Miller-Bande am Bahnhof warten, wird Kane von den anwesenden Hochzeitsgästen gedrängt, die Stadt sofort zu verlassen und seinen verdienten Ruhestand in einer anderen Stadt anzutreten, um einen blutigen Konflikt zu vermeiden.
Kane gibt zunächst nach, kehrt jedoch trotz Amys energischem Protest bald um. Amy, die Gewalt grundsätzlich ablehnt, versteht Kanes Entschluss nicht, da er ihr eine Erklärung zunächst auch verweigert. Erst im Laufe der Auseinandersetzung erfährt sie die Hintergründe: Kane glaubt, Miller würde ihn weiter verfolgen, und Amy und Kane wären auch in ihrem neuen Leben vor ihm nie sicher. Dennoch stellt Amy ihren Mann vor die Wahl: Entweder er flieht mit ihr, oder sie verlässt alleine die Stadt – und damit ihn – mit dem 12-Uhr-Zug. Kane entscheidet sich dafür, zu bleiben und zu kämpfen, da die Stadt, in der erst er Recht und Ordnung hat durchsetzen können, andernfalls wieder in die Hände der Banditen fiele.
In der einen Stunde, die Kane noch bleibt, um Unterstützer zu finden, muss er feststellen, dass sich alte Freunde stattdessen lieber selbst in Sicherheit bringen – an erster Stelle Richter Mettrick, der Miller einst verurteilt hatte. Je mehr Männer ihm ihre Hilfe versagen, desto weniger sind die übrigen Bürger dazu bereit, ihr Leben zu riskieren. Im Saloon halten sogar viele offen zu Miller und begegnen Kane mit offener Feindseligkeit. (…)
Rezension
Wir haben „High Noon“ für die Rezension beinahe zweimal angeschaut. Einmal in dem Moment gestoppt, als Frank der Zug mit Frank Miller sich näherte, zurückgespult, am nächsten Tag den Film noch einmal ganz geschaut. So etwas gelingt uns ganz selten, gerade im Moment, wo wir so viele Filme rezensieren. Aber „High Noon“, wie wir ihn folgend gemäß Originaltitel nennen werden, ist, was er für uns immer war. Ein Faszinosum. Ein Film mit einer ungeheuren Tiefenwirkung, in dem beinahe alles stimmt, was Kino ausmacht. Voran die Dramaturgie. „High Noon“ ist nicht nur ein Echtzeit-Western, sondern auch ein Thriller, in dem Marshall Kane (im Deutschen als Sheriff bezeichnet) nicht nur gegen die Bewohner seiner Stadt kämpft, sondern auch gegen die Zeit. Die Uhr, die immer wieder eingeblendet wird, auf dem Höhepunkt sogar aus der Position direkt an der Wand gefilmt, sodass das Pendel geradezu aus dem Bild springt, die Schienen, die blank in der Sonne liegen und die das Unheil heranbringen werden, das strukturiert den Film dramaturgisch auf eine sehr einprägsame Weise.
Was zeichnet den Film noch aus? Man hätte einen Western dieser Art mit einer ganz anderen Tendenz machen können, wie es sechs Jahre später das Gespann Howard Hawks / John Wayne mit „Rio Bravo“ vorführte, der gegenüber „High Noon“ geradezu Wohlfühlkino darstellt. In „High Noon“ hat man mit einer atemberaubenden Konsequenz auf Pessimismus gesetzt und fühlte sich trotz des Sieges von Kane über die Verbrecher eher an Gangsterfilme denn an Western erinnert, die es bis dahin zu sehen gab. Bei den Spätwestern gab es wieder ähnlich bedrückende Filme. Die Art, wie die Kleinstadtbürger sich in „High Noon“ verhalten, hat für erhebliche Diskussionen gesorgt wohl dazu geführt, dass der Film nicht den verdienten Oscar für den besten Film des Jahres erhielt (1). Man hätte ihn vielleicht noch an „Singin‘ in The Rain“ geben können, aber schließlich bekam ihn „Die größte Schau der Welt“ und so wurde das Jahr 1952 als eines derjenigen mit besonders fragwürdigen Oscar-Verleihungen. Woran man sieht, dass es nie gut ist, wenn die Politik eine Stadt in Angst hält, wie seinerzeit die Filmstadt Hollywood.
Wieviel Politik steckt in „High Noon“ und wieviel im Umgang mit dem Film? Der nicht vergebene Oscar für den besten Film ist gewiss auf die Rechtspropaganda zurückzuführen, die in den Zeiten des McCarthyismus und der Diskriminierung von Hollywoodfilmern gerade diesen Film traf und in der Person von John Wayne einen prominenten Kopf hatte. „High Noon“ mit seinen Feiglingen, Egoisten und Verrätern als Bevölkerung einer typischen amerikanischen Kleinstadt war zu viel des Schlechten über die USA für Wayne und seine politischen Gesinnungsgenossen. Hinzu kam leider, dass der Drehbuchautor Carl Foreman vor den Ausschüssen nicht aussagen wollte und bekanntermaßen Kommunist war (allerdings von 1938 bis 1942) – die Hetzkampagne gegen ihn veranlasste ihn sogar, die USA zu verlassen, etwa zur gleichen Zeit übrigens wie Charles Chaplin. Demgemäß war es für die Filmakademie geradezu unmöglich, den Drehbuchoscar an Foreman zu vergeben, obwohl das Drehbuch von „High Noon“ genial ist. Doch auch der Oscar für den besten Film, der implizit die Regie und das Drehbuch würdigt, war dadurch nicht mehr in Reichweite. Interessanterweise gibt es auch heute wieder eine Unterbewertung des Films – in den TOP 250 der IMDb ist er zwar enthalten, aber nur auf Platz 196 mit einer Durchschnittsbewertung von 8,2/10. Das ist ganz eindeutig zu wenig und nicht nur der Tenden zu verdanken, dass neue Filme vor allem vom jungen Publikum der IMDb im Vergleich zu Klassikern zu sehr hochgejubelt werden. Es gibt wohl auch eine Kontroverse um die Qualität des Films unter Kritikern.
Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung des Textes im Jahr 2025: Mittlerweile ist der Film gar nicht mehr in der IMDb vertreten, erhält nur noch 7,9/10. Das wirft ein Schlaglicht auf die Tendenzen bei den Kinozuschauern, die wiederum ein Nachdenken über die allgemeine kulturelle Entwicklung nicht nur in den USA auslösen. Zu unserem Konzept, im Laufe der Zeit so viele aktuelle und Ex-Top-250-Filme wie möglich zu rezensieren, zählt er selbstverständlich trotzdem.
Was sagen die kritischen Stimmen heute zu „High Noon?“ Roger Ebert, den wir immer gerne lesen, bezeichnet den Film als veraltet. Ja, das kann man so sehen. Wenn man zum Beispiel sagt, diese hohe Pathos des Films würde man so heute nicht mehr auf die Leinwand bringen. Da ist eine Menge Überzeichnung drin, gar keine Frage. Aber ähnliche Tendenzen in anderen Klassikern oder viele heute ungebräuchliche Tonalitäten, die man heute so nicht mehr generieren würde, haben auch nicht zu einer Abwertung geführt – zu Recht. Denn natürlich ist jeder Film ein Kind seiner Zeit. Die Frage ist eher, was hat er uns heute zu sagen?
Was den Pessismismus und die feigen Bewohner von Hadleyville in „High Noon“ angeht, wird oft darauf verwiesen, dass Drehbuchautor Carl Foreman sein eigenes Schicksal, das sich abzeichnete, in „High Noon“ einfließen ließ – Verrat durch Kollegen in Hollywood, Feigheit der „freundlichen Zeugen“ und natürlich auch Egoismus, immer die eigene Haut zuerst. Wenn man es so sieht, ist die Sicht in der Tat verfälscht. Die Konsequenzen für die Künstler, die auf die Schwarze Liste der Kommunistenjäger gerieten, waren dramatisch, viele konnten jahrelang nicht mehr in Hollywood arbeiten, oder nur noch unter Pseudonym oder falscher Flagge, also dadurch, dass ein nicht verfolgter Kollege seinen Namen für die Arbeit hergab. Aber es gab in Hollywood auch viele liberale Schauspieler, die sich für die Verfemten einsetzten und ihren Ruhm und Einfluss zu nutzen versuchten, um den Künstlerkollegen zu helfen. Man kann dem Film, wenn man will, eine zu einseitige Sichtweise vorwerfen. Wir tun das aber nicht, denn hier geht es nicht ums Austarieren, sondern um ein Gefühl von Bedrohung und Angst, um persönliche Enttäuschung und eine Ansammlung menschlicher Schwächen, die wir für gar nicht unrealistisch halten. Sicher ist sie in dieser Konzentration stilisiert, „High Noon“ läutet im Prinzip die Welle der echten Pferde-Opern der 1950er ein, in denen es nicht mehr um eine Suggestion von Realismus ging, anders noch als in Starwestern kurz zuvor, wie „Winchester 73“ (1950, mit James Stewart), „The Shootist“ („Der Scharfschütze, 1950, mit Gregory Peck), sondern um die Dramatisierung jedes Details, den Willen zur Stilisierung. Und niemals wurde gerade dabei „High Noon“ wieder übertroffen. Das macht ihn zu einem Klassiker. In diesem Stil seiner Zeit, in dieser Spielart seines Genres gibt es keinen besseren Film. Nach unserer Ansicht ist übrigens auch „The Searchers“ (1956, mit John Wayne und von John Ford) nicht besser, der gerne über alle anderen Western gestellt wird. Im Gegenteil, bei „Der schwarze Falke“, wie der Film hierzulande heißt, haben wir sogar Sonderabzüge wegen problematischer kultureller Darstellungen vorgenommen. Das war und ist bei „High Noon“ nicht der Fall, auch, weil die Weißen unter sich sind, bis auf die Figur „der Mexikanerin“, deren Verhalten sich aber gut in den Kanon dessen, was wir sonst sehen, integrieren lässt.
Aber ist auch das Verhalten der Menschen hier nicht realistisch? Nehmen wir wieder die filmische Antwort „Rio Bravo“ (1959, mit John Wayne, Dean Martin, von Howard Hawks), den wir auch sehr mögen, die aber der ebenfalls stilisiert ist. Was ist, wenn wir uns genau fragen, die wahrscheinlichere Haltung? Dass angesichts einer so bösartigen Bedrohung wie der Miller-Bande die Bürger alle möglichen Ausreden erfinden, um Marshall Kane nicht helfen zu müssen – oder dass die Bürger in „Rio Bravo“ alle gerne dem Sheriff, gespielt von John Wayne, helfen möchten, er sie aber nicht lässt? Die Amerikaner sind, das bedingt ihre Geschichte, sicher etwas waghalsiger als die meisten anderen Völker, aber wir meinen, die meisten sind auch in den USA keine Helden und das Böse kann das Land, wenn es will, ganz schön terrorisieren – was man ja in der Zeit der Hetze gegen (meist nur vermeintliche) Kommunisten in Hollywood gut sehen konnte, wo niemand dem Treiben der HUACs und dem auf sie folgenden bösen Senator wirklich Einhalt geboten hat. Den Widerstand gab es zwar, im Gegensatz zum Film, aber er war zu klein. Hätte es sich hier um eine Diktatur gehandelt, wären die unbotmäßigen Künstler ins KZ gewandert. Der McCarthyismus in der Realtiät hatte sich 1954 erschöpft, als dessen Protagonist für damalige Verhältnisse dann doch zu weit ging und auch persönlich in Misskredit geriet.
Anmerkung 2 anlässlich der Veröffentlichung: Wenn man die obige Passage aus dem Jahr 2014 liest, wirkt sie heute prophetisch, in den Zeiten, in denen die Trump-Administration das Land viel radikaler umbaut, als es der McCartyhismus vermochte. Und niemand leistet ernsthaft Widerstand, denn die Mehrheit ist zu feige und eine sehr laute und ziemlich große Minderheit ist dafür, dass die Dinge so laufen sollen und freut sich darauf, Minderheiten terrorisieren zu dürfen bzw. tut das bereits.
Allerdings gibt es noch eine Deutung für den Film, die aber sehr freundlich und kaschierend sein dürfte: Nämlich dass „High Noon“ auf die offenbar als einsam empfundene Rolle der USA als Polizeigewalt im Koreakrieg anspielt, und das, würde es stimmen, wäre ein komplett anderer Schuh, der in etwa die Botschaft trüge, all die Länder, welche von den USA im Zweiten Weltkrieg vor Hitler gerettet wurden, hatten überhaupt keine Lust, in Korea an der Seite der USA mitzumachen, um die Sowjetunion einzudämmen, welche die nordkoreanische Seite unterstützte. Es war das erste Mal, dass die USA diese Weltpolizistenrolle mit Waffengewalt ausüben wollten.
Wie steht es mit den Schauspielleistungen? Gary Cooper macht in diesem Film eine Menge aus. Über das Pathos haben wir ja gesprochen. Wir können uns vorstellen, dass Naturen, die dem Mythos, dass der Starke am Mächtigsten allein ist, den Film auch wegen Coopers Darstellung nicht mögen. Denn selten hat in einem Western jemand so sehr die Unterstützung seiner Mitbürger gewünscht wie hier. Hat er es aus Feigheit getan? Sicher nicht, das wäre ein grobes Missverständnis. Im Grunde hat er sie eingefordert. Die Leute waren ihm etwas schuldig dafür, dass er ihre Stadt vom Verbrechen befreit hat. Marshall Kane ist ein Gerechtigkeitsfanatiker, der aber selbst nicht erklären kann, was ihn antreibt. Es ist auch das Gefühl dabei, etwas zu Ende bringen zu müssen. Außerdem ist Kane frisch verheiratet. Da versteht es sich bei jemandem, der halbwegs normal veranlagt ist, von selbst, dass er sich Hilfe sucht, anstatt dass er vier berüchtigten Revolverhelden alleine gegenübertritt und damit seine Frau zweieinhalb Stunden nach der Hochzeit bei normalem, nicht Western-stilisiertem Verlauf der Dinge zur Witwe machen wird. Er hat einen Grund, seine Überlebenschancen steigern zu wollen, auch wenn er von seiner Frau zunächst ebenso enttäuscht ist wie von den anderen Stadtbewohnern. Der wichtigste Unterschied zu vielen anderen Westernfiguren, auch auf der guten Seite, ist, dass er nicht dazu neigt, unbedingt in den Tod gehen zu wollen, wenn es sich vermeiden lässt. Zerrissen oder gebrochen ist die Figur deshalb, weil Kane troztdem ausharrt, obwohl er immer deutlicher merkt, dass niemand ihn noch in der Stadt haben will.
Das ist durchaus tricky, offenbar auch für Kritiker: Der Film ist sehr pathetisch, sehr stilbewusst ausgeführt, aber inhaltlich singt er gerade nicht das Lied vom männlich-idealen US-Helden, der Hilfe selbst dann ausschlägt, wenn er sie bekommen könnte.
Am Ende, und das ist bemerkenswert, kämpft er anscheinend nicht mehr für etwas, für das es sich lohnen könnte, sondern nur noch gegen Frank Miller und für die eigene Ehre. Mehrmals dachten wir auch, angesichts der Sachlage, was hält ihn noch hier? Sollen die Leute, die sich als solche Flaschen entpuppt haben, doch alleine mit der Miller-Gang fertig werden. Ein Freund von ihm schlägt ihm das sogar vor, in der Annahme, dass Miller nur zurückkommt, weil Kane in der Stadt ist. Dies ist nicht von der Hand zu weisen, denn es geht um eine Abrechnung, nicht darum, die Stadt zu verwüsten. Aber die Gerechtigkeit! Kane fährt sich auch in einer trotzigen Behauptung seiner Stellung fest, wenn man es aus der Sicht insbesondere der Kirchengemeinde sieht, deren Gottesdienst er stört. Eine grandiose Szene, eine der besten in diesem ohnehin hervorrangenden Film: Da ist dieser kräftige Chorgesang, auch pathetisch vorgetragen, wie alles, der Glaube, der macht alle stark und einig – und dann wird das Kirchenschiff zu einer Diskussionsrunde, weniger freundlich: Quasselbude, während die Zeit verrinnt. Diese Szene war sicher einer der am schwiergisten zu filmenden, und sie ist fantastisch. Wie Kane hofft, dass der Pfarrer und dann sein Freund Partei für ihn ergreifen und immer wieder wird er enttäuscht. Wenn auch nicht so massiv und auf niederschmetternde Art wiederholt in wenigen Minuten, das Gefühl, von einem anderen Menschen verraten oder enttäuscht zu werden, ist berührend und leider auch realistisch.
Hat „High Noon“ Schwächen? Vieles, was andere unbedingt an dem Film aussetzen wollen, ist uns zu subjektiv gefärbt. Wer nicht sieht, dass hier ein magischer Moment der Kinogeschichte stattfand, der eben doch über das Genre hinausreicht, in dem alles auf eine kaum zu überbietende Weise ineinandergreift, der sollte keine Kritiken schreiben. Okay, das ist jetzt auch subjektiv. Aber wir kommen ja von der Literatur und Erzähltheorie und aus dieser Position fällt es leicht, niederzuknien vor der Präzision und Ökonomie dieses Films. Für uns ist es auch kein Fehler, dass die Action erst am Ende kommt, denn sie ist, so wie sie als klassischer Shodown stattfindet, die unerbittliche Konsequenz eines konsequenten Films, in dem von vornherein klar ist, dass sich die Gewalt zu einem bestimmten, späten Zeitpunkt entladen wird. Nur das Kräfteverhältnist nicht von Beginn an klar. Man ahnt allerdings Böses denn wenn ein aufrechter Mann schon von seiner ihm gerade angetrauten Frau verlassen wird, wie werden sich dann die anderen verhalten? Gut, wenn man den Film nie zuvor gesehen hat, mag das nicht so vorhersehbar sein .
Jetzt haben wir nur über Dinge gesprochen, die andere als Schwäche ansehen.
Ja, wir sehen auch Schwächen und auch Zweifel und sehr interpretationsbedürftige Stellen. Wir schicken aber, soweit es die psychologischen Momente betrifft, voraus, dass Menschen sich nicht immer komplett rational und gleichmäßig verhalten. Wir haben einige diskussionswürdige Punkte zusammengetragen, die wir selbst gefunden haben oder die von Privatrezensenten der IMDb genannt wurden und über die wir zumindest nachdenken wollen.
Was uns selbst auffiel – gerade im grandios vorbereiteten Showdown gibt es ein paar kleine Aussetzer, die darauf hindeuten, dass die Macher des Films mehr an der Psychologie als an der Ballerei interessiert waren, mehr an der Herleitung des Ereignisses als an der Schießerei selbst. Fred Zinnemann war auch kein typischer Westernregisseur à la Hawks oder Ford. Am auffälligsten ist die Stelle, in der Frank Miller Kanes Frau Amy als Geisel nimmt, als menschlichen Schutzschild. Dass er wirklich nicht schießt, bis er Amy losgelassen hat, zeigt uns einen Typ, mit dem wir so nicht gerechnet hätten. Wäre er so kaltblütig und monströs gewesen, wie er zuvor von Kane selbst bezeichnet wurde, hätte Kane keine Chance gehabt, ihn zu erschießen. Außerdem schießt Kane so schnell, da hätte er gut und gerne seine eigene Frau treffen können, hätte Miller sie ein wenig in eine andere Richtung bewegt.
Kane wartet nicht, bis Miller schussbereit dasteht, wie in einem echten Duell. Auch das wird dem einen oder anderen Westernfreund nicht gefallen haben, ist psychologisch die wahrscheinlichere Variante, solange es nur um Kane und Miller geht – aber da die Frau noch mit im Spiel ist, wirkt sein Handeln ganz schön riskant und wiederum, wie schon bei der Suche nach Hilfe, dem Mythos des Westernhelden nicht entsprechend.
Gerade da, wo ein einziger Mensch sich für Kane entschieden hat und dafür, ihm zu helfen, nämlich am Ende doch seine eigene Frau, wird der Film ein Stück weit unauthentisch. Ein Bad End aber ging wohl nicht, das verstehen wir und akzeptieren die kleinen Schwächen der letzten Minuten, die sich im Verlauf der Abrechnung ergeben. Auch wie die Männer aufeinandertreffen und sich in der Stadt bewegen, wie Kane aus der brennenden Scheune entkommen kann und auf der Straße bzw. auf dem Pferd von keinem dieser angeblichen Scharfschützen getroffen wird, ist stellenweise mehr auf Ergebnis als auf Logik gefilmt. Aber man schaut bei einem Film, der vorher so einheitlich war, auch genau hin. Ebenfalls nicht sehr plausibel ist, dass die Scheune brennt und am Ende alle auf der Straße herumstehen, anstatt sich zum Löschen zu versammeln, wo doch ein solches Feuer leicht auf die ganze Holzbudenstadt übergreifen kann. Aber dann wäre ja niemand dabeigewesen, als Kane seinen Stern des Gesetzes in einer der wohl bekanntesten Szenen der Filmgeschichte in den Straßenstaub wirft, und dann hätte diese sinnbildliche Tat anders gewirkt.
Ein weiterer verwirrender Moment ist der, in dem Kane sein Gespann umkehren lässt und samt Frau zurück in die Stadt fährt. Dass er vorher so schnell unterwegs war – es ist nicht Feigheit, sondern er will schnell weg, bevor er sich’s anders überlegt, will weg seiner Frau zuliebe. Er überlegt es sich dann aber doch anders. Verblüffenderweise nicht mit einem legalistischen Argument, sondern er behauptet, draußen in der Prärie würden ihn die Verbrecher stellen mitsamt Frau, dort wären sie allein und hätten keine Chance, also müsse er zurück in die Stadt und Hilfe organisieren. Das wirkt in der Tat eher wie eine alternativlose Handlung aus Sachzwängen heraus, wie wir sie politisch gerne vorgegaukelt bekommen als wie ein richtiger Western-Move.
Glaubt er das aber, oder redet er so, um seiner Frau die Sache plausibel zu machen? Jedenfalls scheint da ein Motiv durch, das, wenn es echt ist, ein eher schiefes Licht auf die Figur Kane wirft. Wir meinen, in dem Moment will er eine einfache Ansprache an seine Frau und keine dialektische Diskussion über Pazifismus oder Law and Order. Allerdings wäre seine Frau wohl kaum aus der Kutsche gestiegen, in jener Prärie, wenn er eine solche Diskussion anfangen hätte.
Die Szene könnte überraschend sein, wenn man nicht wüsste, dass die weitere Handlung nicht stattfindet, wenn Kane das Weite sucht. Toll gefilmt und gespielt ist sie auf jeden Fall. Wie zum Beispiel auf der Flucht, wenn man es so bezeichnen will, der Score von Dimitri Tiomkin den Rhythmus vorgibt, aber auf der langsameren Rückfahrt unheilvolles Schweigen herrscht, das alles erhöht die Spannung. Die Logik sagt, es hätte umgekehrt sein müssen: Beim gemeinsamen Ausrücken wird das Lied eher gegen die Laufrichtung eingesetzt, wo es klassischerweise hätte die Rückkehr untermalen müssen.
Wir bekommen also doch noch die Diskussion – wobei im Grunde nur Amy ihre Gründe darlegt, auch, warum sie Pazifistin ist und warum das sehr nachvollziehbar ist. Wären alle Menschen Quäker, ginge es also viel friedlicher zu. Kane hingegen bleibt dunkel und murmelt nur etwas davon, dass es getan sein muss, dass er bleiben muss. Er beruft sich nur darauf, dass sie seine Frau ist, und das ist etwas wenig. Selbstverständlich hat sie das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen, wenn sich wenige Minuten nach der Hochzeit alle Voraussetzungen so dramatisch ändern. Sie wollte einen künftigen Ladenbesitzer und bekommt einen Mann, dessen gegen die Ehe gerichtetes Handeln sie nicht verstehen kann. Und natürlich ist ihre gewählte Lebensperspektive diejenige einer Zukunft mit Familie und einem blühenden kleinen Geschäft (2). Man darf auch nicht vergessen, dass sie ihn genau in dem Moment heiratet, in dem er seinen gefährlichen Job aufgibt. Es ist kein Zufall, dass seine Demission und die Heirat zeitlich zusammenfallen – es könnte sogar ein unausgesprochener Deal gewesen sein, dass die Quäkerin den Nicht-Quäker erst ehelicht, wenn er in eine friedfertige Lebensphase übergeht. Ist ihr Verhalten also Verrat? Am Ende sowieso nicht, wie wir wissen. Aber zwischenzeitlich, rieht es nach Verrat? Für uns nicht so eindeutig wie bei den Spießbürgern der Stadt, weil die Frau gänzlich ehrenhafte Motive hat und sich die Sache nicht leicht macht.
Diskutiert wird auch die Szene, in der Kane sich in der Kirche Hilfe holen will und einige Männer impulsiv aufspringen, um ihm beizustehen, anschließend wird alles zerredet. Zunächst sieht es aus, als würde der Stadtrat, der bei der Trauung anwesend war und Kane nicht schnell genug aus Hadleyville wegbekommen kann, in der Kirche dafür sorgen, dass alles gesittet so organisiert wird, dass Kane Hilfe bekommt. Dann diese dramatische Wendung, in welcher klar wird, dass dieser Mann seine Meinung nicht ändern wird, und die simple Rechnung aufmacht: Kein Kane, keine Schießerei, denn gegen die anderen hat Frank Miller ja nichts, sondern sorgt mit seinen Leuten und als Sensation des Tages eher für Umatz in Helen Ramirez‘ Saloon. Wäre Kane in der Kirchenszene nicht stumm geblieben und verbissen davongegangen, sondern hätte die Leute emotional angesprochen, hätte er das Blatt wenden können? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls war er so enttäuscht und angeekelt, dass er keine weiteren Worte mehr verschwenden wollte. Man muss sich den Druck, vor allem den Zeitdruck vorstellen, unter dem Kane steht. Sicher hätte es auf eine Rede von ihm auch wieder verbale Reaktionen derjenigen gegeben, die nicht ins Gefecht mit Frank Miller geraten wollen. Nein, in dem Fall ist Kritik unangebracht, die Szene ist für uns komplett stimmig. Dass jemand in der Situation, in der Kane sich befindet, davongeht, anstatt sich im Klein-Klein zu verlieren, von dem er ahnt, dass es nichts bringt, das passt.
Gut erkannt haben einige Stimmen, dass „High Noon“ auch etwas Bühnenhaftes hat, ein Drama darstellt, in gewisser Weise sogar ein Sozialdrama, weil die Interaktion so im Vordergrund steht, das Verhalten vieler Figuren, die übrigens mit wenig Aufwand erstklassig charakterisiert werden. Aber trotz dieser Psychologisierung ist dies ein echter Western.
Dass hingegen beklagt wird, dass es in dem Film keine Komik gibt, ist abstrus. Wenn in einem Film Komik fehl am Platz gewesen wäre, dann hier. Eine einzige komische Szene, wie sie in vielen Western vorkommt, hätte das Band zwischen dem Zuschauer und Kane zerreißen können, das zu dem Zeitpunkt bereits fest geknüpft ist.
Interessant ist wiederum die Figur Helen Ramirez (oben „die Mexikanerin“ genannt), die es in der Kurzgeschichte „The Tin Star“, die dem Film zugrunde liegt, nicht gibt. Sie knüpft ein Band zwischen Frank und Will und dessen Frau, den sie war die Geliebte beider Männer und wirft Amy vor, dass sie ihren Mann verlässt. Und sie selbst will weg, weil sie fürchtet, Miller bestraft sie, weil sie zwischenzeitlich, während er im Gefängnis saß, zu dessen Todfeind gewechselt ist. Als sie in den Zug steigt, sieht Frank Miller sie, hat aber anderes im Sinn, als mit ihr abzurechnen. Er hätte sie ja erschießen können. Er ist aber ganz auf Kane fokussiert, und, wie wir später sehen, ein Mysterium, weil er in diesem Showdown einen Moment lang ehrenhaft gehandelt hat. Leider ist Frank eine der am wenigsten kenntlichen Figuren – was natürlich daran liegt, dass es bis zehn Minuten vor Schluss dauert, dass er auftritt. Bis dahin nehmen wir ihn nur durch die Meinungen anderer, Feinde und Freunde, wahr, und da wirkt er blühender oder grausamer, unbedingt gefährlicher, als er dann ist. Das könnte auch darauf hindeuten, dass Kane etwas leicht Psychotisches hat und auch die anderen Stadtbewohner Miller eine übertriebene Stellung zurechnen, im positiven wie im negativen Sinn, was wiederum zur hintergründigen Weise, auf die Lage in den USA von 1952 anzuspielen, passen würde.
Helen hingegen, was hätte sie tun können für Kane? Ihren Einfluss geltend machen, den sie auf den eher derben Teil des Stadtpublikums hat – das wäre sicher eine Möglichkeit gewesen. Aber vorbei ist vorbei, auch was Kane betrifft, der jetzt die blonde Quäkerin geheiratet hat. Was wir im Hintergrund vermuten dürfen: Dass Amy eine Zuzüglerin ist, die mit ihrer Familie noch gar nicht so lange in der Stadt lebt. Als er sie kennenlernte, gab Kane Helen auf, auch der Ausspruch eines der Banditen, der Amy an der Bahnstation sieht: „So etwas gab es hier vor fünf Jahren noch nicht“, deutet darauf hin, dass sie erst in die Stadt kam, als diese sicher war und ein Ort mit einer Zukunft für eine Quäkerfamilie. Diese Familie wird auch während der Hochzeit nicht gezeigt und es wirkt zwischenzeitlich auch, als sei Amy kein geborenes, sondern ein aus eigenem Antrieb beigetretenes Mitglied dieser religiösen Gemeinschaft.
Eine komplette Quäkerfamilie zeigt „Friendly Persuasion“ (1955, ebenfalls mit Gary Cooper, von William Wyler, Rezension im Wahlberliner). Cooper spielt hier das Familienoberhaupt und liefert in einem Film, der viel von dem Humor hat, den manche in „High Noon“ vermissen, eine hervorragende Darstellung, die kaum hinter der in „High Noon“ zurücksteht. Wenn man so will, ist „Friendly Persuasion“ eine Art Fortdenkung: Der Sheriff wird sesshaft, gründet eine Familie und diese kommt wiederum in einen Konflikt, wegen ihres Glaubens, auch er wirkt „konvertiert“, nicht so in der Wolle gefärbt pazifistisch wie seine Frau.
Wenn man über die Quäker spricht, muss man aber auch wieder über die Ideologie des Films sprechens. Sowohl in „High Noon“ wie in „Friendy Persuasion“ kommen diese friedfertigen Menschen im Grunde nicht gut weg. Sie sind naiv und verraten die Ihren (beinahe) und werden erst Gefährten oder wertvolle Mitglieder einer Verteidigungsgemeinschaft, als die doch schießen, also vom Pazifismus geheilt sind.
Hätte John Wayne „High Noon“ vor allem unter diesem Aspekt betrachtet, dann hätte er sich nicht so vehement dagegen stellen müssen, denn es ist nicht so, dass hier keine klassischen Werte einer wehrhaften USA vertreten werden. Aber die Darstellung der Einwohner von Headleyville als Feiglinge und Egoisten hat wohl alles andere überlagert, was man aus dem Film herauslesen kann. Selbst das kann man aber auch von der anderen Seite sehen: Was ficht den bereits emeritierten Marshall an, gegen den Willen der Bevölkerung in der Stadt zu bleiben? Wie kommt er dazu, um seiner Ehre willen diese Stadt als Geisel zu nehmen, denn Frank Miller kommt ja seinetwegen, nicht, um Headleyville unsicher zu machen, wie wir schon festgestellt haben. Dass der Tod von Kane ein Wiederaufleben alter Zustände, alter Zeiten, in denen sich „eine anständige Frau nicht auf die Straße wagen konnte“, wie eine Fürprecherin von Kane in der Kirche es ausdrückt, bedeuten könnte, ist eine andere Sache – aber offiziell nicht mehr die von Kane. Wenn die Stadt es unbedingt so haben will und alles tut, um ihn loszuwerden, dann hat sie die Konsequenzen zu tragen, wenn sie sich gegen Kane stellt, sei es durch Hilfeverweigerung oder sogar aktiv, wie sein Hilfssheriff, der zwar kein genereller Feigling ist, aber sein eigenes Süppchen kochen will, indem er Kane nötigen will, ihn zu seinem Nachfolger zu machen, als Preis für seine Hilfe, wozu dieser aber gar nicht berechtigt ist, dann könnte Kane auch draußen auf dem Feld oder in den Bergen, die es ja hinter einer Prärie gibt und nachdem er seine Frau irgendwo in Sicherheit gebracht hat, das Duell mit den vier Bandidos austragen. So aber ist die Stadt eine ähnliche Kulisse mit Möglichkeiten, sich zu verstecken und um die Ecke zu gucken und dann zu schießen, aber sie ist auch der Ort einer menschlichen Niederlage für Kane geworden.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Musik. Diese kann man kaum genug würdigen und die Oscars waren so berechtigt, wie Oscars nur sein können. Dimitri Tiomkin hatte in den späten 1940ern bis in die späten 1950er, etwa mit „The Alamo“, seine Hochphase, in der es Oscars regnete. Wie kein anderer Filmkomponist hat er es verstanden, diese Ära der pathetischen Filme mit der dafür passenden, gewaltigen und blechbläserorientierten Musik zu unterlegen. „High Noon“ hat im Vergleich zu anderen seiner Werke einen geradezu sparsamen Score, der dafür aber mit einem Rhythmus glänzt, der die Unerbittlichkeit der Handlung und des Timings glänzend unterstreicht. Alles folgt dem Lied „Do not forsake me“, dessen Strophenanfänge einen klaren Akzent auf der ersten Silbe haben: x – – – x – – – und damit den Rhythmus eines hämmernden Marsches, obwohl es ja ein Liebeslied sein soll – was in dem eher sehnsuchtsvollen zweiten Teil einer Strophenzeile zum Ausdruck kommt. Wenn man Spaß an suggestiver Musik hat, dann ist „Do not forsake me“ ein Fest.
Finale
„High Noon“ ist und bleibt einer der größten Western. Er ist nicht frei von Fehlern und Zweideutigkeiten, Manches wird für immer Interpretationssache bleiben. Doch Letzteres schmälert nicht den Wert dieses Kino-Meisterwerks. Nicht alles ist eindeutig, aber bis auf ein paar weniger gelungene Momente ist die Mehrdeutigkeit faszinierend, weil sie beabsichtigt sein dürfte. Es gibt keine einfachen Hauptfiguren, sondern Menschen, über die man viel nachdenken kann, besonders über Will Kane, den man als einen der ersten gebrochenen Helden im Western bezeichnet hat. In der Tat, da ist etwas in ihm, was ihn angreifbar und kryptisch zugleich macht und schon durch diese Konzeption einer vielschichtigen Figur geht „High Noon“ weit über die meisten Western seiner Zeit hinaus und gibt dem psychologisierenden Western einen Kick. Wenn man „High Noon“ mit den psychologisierenden Western der Stewart-Mann-Kooperation vergleicht, die wir bereits alle für den Wahlberliner rezensiert haben, dann merkt man, dass Zinnemanns Film straffer und raffinierter zugleich ist. Wir können die Haltung beinahe jeder Figur von verschiedenen Seiten betrachten und wo gibt es das sonst in einem Western der frühen 1950er? Dass auch die Einbindung eines Titelliedes in einen zudem bewegten Vorspann, währenddessen bereits die Handlung läuft, ein Novum ist, die Zeitkonzeption bis heute unerreicht, führen wir der Vollsätndigkeit halber noch einmal im Fazit an. „High Noon“ ist ein Meilenstein-Film. Nicht ganz perfekt, aber für die bisher zweithöchste vergebene Wertungsklasse reicht es auf jeden Fall: 9/10.
High Noon war unter den ersten Filmen, die 1989 ins „National Film Registry“ als historisch besonders wertvoll aufgenommen wurden.
Anmerkung 3 anlässlich der Veröffentlichung: Das Format „DGR“ erreichen wir heute recht häufig, aber auch deswegen, weil wir mehr Fremdtext und KI-generierte Anteile einbinden. Im Jahr 2014 dürfte die vorliegende eine der ausführlichsten Rezensionen gewesen sein, die wir bis dahin geschrieben hatten. Man könnte sie noch mit vielen Informationen anreichern, aber da sie in dieser Länge fast auschließlich aus eigenhändig verfasstem Fließtext besteht, hat sie etwas für damalige Verhältnisse Monumentales, das dem Film entspricht. Wir verzichten deswegen auch auf (weitere) Anmerkungen dazu, wie aktuell auch dieser Film wieder geworden ist oder wie man ihn in der heutigen Zeit diskutieren kann.
90/100
2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)
(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Fred Zinnemann |
|---|---|
| Drehbuch | Carl Foreman |
| Produktion | Stanley Kramer |
| Musik | Dimitri Tiomkin |
| Kamera | Floyd Crosby |
| Schnitt |
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| Besetzung | |
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(1) Nicht zu Unrecht, man sieht das besonders in dieser Diskussionszene in einem kleinen, dunklen Raum, die Figuren heben sich deutlich vom Hintergrund ab, wird darauf hingewiesen, dass Kelly viel zu jung war für Cooper und auch so aussah. Cooper sah zu jener Zeit in der Tat nicht jünger, sondern eher älter aus, als er wirklich war (50), und es heißt, er habe sich nach High Noon diversen Liftings unterzogen. Zu seiner Kane-Figur passt aber dieses Gesicht mit den tiefen Furchen sehr gut, macht sie erst richtig groß – vor allem, wenn von unten gefilmt wird, wie beim Gang Coopers allein auf der Hauptstraße, in Erwartung der Killerbande.
(2) Es gibt diesen Betrunkenen, der einzige Mann, der Kane helfen will, aber unbrauchbar ist (nebst dem Jungen, der noch zu jung und deshalb ebenfalls ungeeignet ist) – der Betrunkene muss ursprünglich eine komische Szene gehabt haben, die man rausgeschnitten hat. Richtige Entscheidung, die erheblich zur Geschlossenheit dieses düsteren Films beiträgt.
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