Medienspiegel 5 (The New York Times)
Liebe Leserinnen und Leser,
die erste Woche des neuen Wahlberliners geht zu Ende. Es war eine anstrengende und interessante Woche, mit vielen Beiträgen und der Erkenntnis, ein Anfang ist ein Anfang und – eben ein Anfang. Selbst, wenn es eigentlich keiner ist, denn meine Arbeit in diesem subjektiv-journalistischen Raum hat ja nicht diese Woche begonnen.
Ein Thema hat mich besonders beschäftigt. Es war die Art, wie die EU versucht, auf ihre Weise Migrationsmanagement zu betreiben. Ich werde jetzt nicht die Beiträge dazu verlinken. Zu viel Verlinkung ist mit ein Grund dafür, warum Menschen nicht mehr konzentriert einen Beitrag zu Ende lesen mögen.
Das Los der Geflüchteten hat mich weitergeführt zum Nahostkonflikt und mir eine erste Einarbeitung in die Hintergründe erlaubt, da ich diesen Konflikt bisher bewusst ausgeklammer hatte. Ich weiß, dass das Schreiben über ihn auch Verantwortung bedeutet, selbst im kleinsten Rahmen, deswegen habe ich lange gezögert, mich dieses Themas anzunehmen, obwohl ich schon lange wusste, dass hier der Schlüssel für viele Missstände in der Weltpolitik zu suchen ist. Dabeies kam zu einem ersten Austausch mit einem schreibenden Kollegen, der sich mit diesem Thema sehr gut auskennt, einem Austausch, der mich bereits bereichert.
Ich möchte das Thema, das mich und hoffentlich Sie weiter beschäftigen wird, für diese Woche mit einem Beitrag der New York Times abschließen.
Es handelt sich um die Geschichte eines jungen Afghanen, dem der niemals endende Krieg und der Zusammenbruch der Strukturen in seiner Heimat Afghanistan alles geraubt haben, was ein menschliches Leben ausmacht – und der Konsequenzen auf seine Weise gezogen hat.
Die Kriege im Nahen und Mittleren Osten sind für uns meist Zahlen. Erschütternde, furchtbar Zahlen, aber wenn wir nicht selbst dort waren, welche Identifikationsmöglichkeit haben wir? Welchen persönlichen Zugang? Das Leid bleibt abstrakt und dem kann man nur auf zwei Arten begegnen: Indem man Menschen aufsucht, die aus jenen Gegenden zu uns kamen, in denen der Krieg die Lebensformen und Kulturen von Jahrtausenden bis auf die Wurzeln vernichtet. In Berlin ist das möglich, es gibt hier Menschen aus allen Kriegsgebiten, die sicher auch bereit sind, uns über ihr Schicksal zu berichten.
Heute wähle ich einen anderen Ansatz: Die Geschichte von ZahirAchmed Zindani an Sie weiterzureichen. Sie kann ein bisschen etwas von der Identifikation schaffen und die Nähe, die es braucht, um nicht nur verstandesmäßig zu erfassen, sondern zu erfühlen, was in den geschundenen Teilen der Welt tatsächlich vor sich geht. Es ist möglich, etwas von östlicher Erzählkunst und aus unserer westlichen Mediensprache zum Besten zu vereinen – ich denke, das hat man hier getan.
Herliche Grüße am Sonntagabend
Thomas Hocke
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