Live / Update 5: Weitere Hochrechnungen, Statements, Kommentare – mehr Grün heißt nicht, dass das linke Spektrum gewinnt // #Prognose #ARD #ZDF #Wahlbeteiligung #Ltw18 #LtwBy18 #Bayern #Söder #Seehofer #CSU #Bayernwahl #LtwBayern #MariusBrey #DIELINKE #Grüne #SPD #FDP #AfD #FreieWähler

2018-06-24 MedienspiegelSpecial Bayernwahl 14.10.2018 /Medienspiegel 89-95, Update 4 / Social Media Hotspot 60+61

18:25 Erste Hochrechnung ARD

So dramatisch die Verluste und Gewinne einzelner Parteien sind: Es gibt absoluten Stillstand zwischen dem, was man als „rechtes“ und „linkes“ Spektrum ansehen kann. Die in Bayern besondere Partei „Freie Wähler“ sind eindeutig ebenfalls zum konservativen Bereich des Parteienspektrums zu zählen. Insofern ist der Jubel der Grünen zwiespältig und zeigt auch deren Verbürgerlichung. In München werden die Grünen stärkste Partei sein und den Oberbürgermeister stellen können – auch das zeigt, dass sie in Bayern die Nachfolgepartei der SPD sind. Interessanterweise sind ihre Kompetenzwerte bei der Flüchtlingspolitik als sehr niedrig angesehen worden (17 Prozent), aber 59 Prozent unterstützen eine humanere Flüchtlingspolitik.

Die CDU in Person von Annegret Kramp-Karrenbauer reagiert ziemlich gelassen, was nicht so seltsam ist, wenn man bedenkt, wie die CSU der CDU das Leben zuletzt schwer gemacht hat. Ein wirklich harter Gang ist das für Andrea Nahles, die die schlechte Performance der GroKo als mitentscheidend für die Halbierung der SPD in Bayern ansieht. Christian Lindner hofft, dass die Fünf-Prozent-Hürde hält. AfD-Fraktionschefin im BT Alice Weidel fordert Neuwahlen, die GroKo habe abgewirtschaftet.

Wieso denke ich, wenn ich Andrea Nahles in Interviews wie jetzt gerade sehe, dass sie ein sehr großer Teil des SPD-Problems ist und selbst gute Sachpolitik nicht entsprechend verkaufen könnte? Nahles hofft, in zwei Wochen in Hessen besser abzuschneiden als heute in Bayern, schlechtestes Ergebnis bisher in einem westdeutschen Flächenland in 70 Jahren. Das könnte klappen, in Hessen ein paar Prozent mehr zu holen. Von der Form der Wahlanalyse, bei der man Mehrfachantworten geben kann, halte ich aus guten Gründen nicht besonders viel, aber dass die soziale Gerechtigkeit nicht mehr als Kompetenz der SPD gilt, war noch nie so deutlich wie heute in Bayern (Analyse ARD: 30 Prozent geben der SPD noch Kompetenz auf diesem Gebiet).

Bernd Riexinger von der LINKEn zaubert mir ein Lächeln, weil er das gegenwrätigerkenntbarePlus von 1,4 Prozent super findet und die höhere Wahlbeteiligung als weiteren Faktor für mögliches Stimmenplus hervorhebt. Achtung: Riexinger sagt, im bayerischen Wahlkampf habe der interne Sreit um die Asylpolitik in der LINKEn kaum eine Rolle gespielt. Die Partei wachse eben noch, in Bayern. Wenn ich mich nicht irre, hatte sie vor 8 Jahren immerhin schon über 4 Prozent erzielt. Nicht einmal dieser Wert wir nun wieder erreicht. Gerade beträgt das Plus nur noch 1,2 Prozent, Hochrechnung 19:15 Uhr.

Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, woher jetzt schon alle wissen, dass in Bayern in einem Monat schon eine neue Regierung stehen wird: CSU-Generalsekretär Blume klärt auf. Die Verfassung Bayerns schreibt es vor. Sollte man drüber nachdenken, sowas auf Bundesebene auch einzuführen, denn das  unfassbare sechs Monate andauernde Jamaika-GroKo-Drama hat die Wähler_innen schon erheblich genervt, bevor im Sommer andere Themen kamen.

DIE LINKE-Generalsekreträr Schindler spielt der Moderatorin Hassel leider den Ball direkt in die Arme: Das, was er als Themen der Zukunft anspricht, haben die Wähler in Bayern fast ausschließlich bei den Grünen gefunden und dieser Welpenschutz für linke Politiker, den er einfordert, stellt vor allem Fragen an die richtige Altersmischung, aber da haben viele in der LINKEn keine realistische Einstellung. Und wieso wirken Leue wie Habeck und Baerbock oder die beiden Spitzen in Bayern viel jünger als viele Politiker_innen in der LINKEn, die weniger Lebensjahre hinter sich haben?

Moderatorin Hassel sagt, was wir oben schon schrieben: Es hat sich im Grunde nichts geändert, es gibt eine deutliche rechte Mehrheit in Bayern. Und die Wähler haben der CSU selbst mehr als etwa Angela Merkel die Schuld am Desaster gegeben, in erster Linie in Person von Horst Seehofer.

So, wir sind gegen 19:30 mal aus der Livedebatte in Berlin ausgestiegen. Die Statements werden keine Weltneuheiten mehr beinhalten und die interessanten Analysen erwaten wir in den nächsten Tagen eher von den Medien als von Politikern. Wir werden das amtliche Endergebnis nachreichen, wenn es feststeht.

Sender ARD (Hochr.) ARD (Progn.) ZDF (Progn.) Wahl 2013
Partei 19:15 / 19:00 / 18:25 18 Uhr 18 Uhr Amtl. Endergebnis
CDU/CSU 35,6 / 35,2 / 35,3 35,5 35,5 47,7
SPD 9,7 / 9,8 / 9,9 10,0 9,5 20,6
Grüne 18,3 / 18,6 / 18,5 18,5 19,0 8,6
AfD 10,9 / 11,0 / 10,9 11,0 11,0
Freie Wähler 11,6 / 11,5 / 11,6 11,5 11,5 9,0
DIE LINKE 3,3 / „Andere“ 3,5 3,5 2,1
FDP 5,1 / 5,1 5,0 5,0 3,3
Sonstige 5,2 / 8,8 / 8,7 5,0 5,0 8,7

18:00 ARD (ZDF)

CSU 35,5 (35,5)
SPD 10,0 (09,5)
FW  11,5 (11,5)
GRU 18,5 (19,0)
FDP 5,0 (5,0)
LIN 3,5 (3,5)
AfD 11,0 (11,0)
Andere 5,0

CSU kann regieren evtl. mit freien Wählern oder Grünen, Wahlbeteiligung bei starken 72,5 Prozent! SPD auf Platz 5 abgerutscht! Grüne klar zweite Kraft. Linke schwächer als erwartet – kaum Stärkung des linken Spektrums per Saldo.

Großer Jubel beiden Grünen, Hofreiter spricht von „historischem Moment“. Auch die freien Wähler sind sehr zufrieden. CSU beinahe erleichtert, sofern Zweier-Koalition mit FW oder evtl. Grünen möglich. AfD hat sich mehr erwartet und hofft im Verauf der Hochrechnungen mit weiterem Auftrieb.

17:25 Zwischen-Update ohne einständige Veröffentlichung:

Die Wahlbeteiligung in den Großstäten bis 16 Uhr:

„In der Landeshauptstadt München gaben bis 16.00 Uhr 62,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab – vor fünf Jahren waren es bis zum Nachmittag 55,1 Prozent gewesen. In Nürnberg lag die Beteiligung bei 55,0 Prozent, 2013 waren es bis 16.00 Uhr 47,1 Prozent gewesen. In Augsburg waren es 49,6 Prozent (2013: 38,8 Prozent), in Ingolstadt 44,8 Prozent ohne Briefwähler (2013: 28,5 Prozent) und in Regensburg bis 14.00 Uhr 54,0 Prozent.“ (ntv)

16:45

Um 14 Uhr lag in verschiedenen Städten die Wahlbeteiligung zwischen 5 und 10 Prozent höher als 2013. Und hier Zahlen bis 12 Uhr.

Hier die Übersicht um 14 Uhr:

Weil in manchen Städten, gemeldet wurde dies aus Augsburg, die Wahlzettel ausgegangen sind, erging an die AfD-Interessierten eine Bitte, verbunden mit einem besondere Service, der unten leider nicht erwähnt wird, aber wir ergänzen gerne – es gibt Freibier:*

Schon bei der Wahl 2013 zog die Wahlbeteiligung deutlich an – von 57 Prozent auf 63. Aber von den Ergebnissen früherer Zeiten war man trotzdem weit entfernt. Spitzenwert waren 82,4 Prozent im Jahr 1954 – und man sieht nun auch, dass der letzte Superwahlsieg der CSU von Edmund Stoiber im Jahr 2003 von einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung (57 Prozent) begleitet war.

Normalerweise, so heißt es, begünstigt eine hohe Wahlbeteiligung die großen Parteien, da deren Wähler schwieriger zu mobilisieren sind und vor allem in sehr eindeutigen Situationen, wie eben 2003, gerne mal zuhause bleiben. Deutet die sich abzeichnende abermals höhere Wahlbeteiligung also darauf hin, dass doch noch einige CSU-Anhänger sich auf den Weg gemacht haben, um ihrer Partei zu helfen?

Aber was ist heute noch wie früher? Vielleicht kommt es genau umgekehrt, weil alle, die nicht CSU-nah sind, das heute auch unbedingt dokumentieren wollen, wo es doch eine so spannende Situation in Bayern gibt wie nie zuvor seit dem Beginn der demokratischen Nachkriegsgeschichte.

Dass es zum Beispiel in Ingolstadt, dem Stammsitz der Audi AG, eine signifikant höhere Wahlbeteiligung zu geben scheint als 2013, könnte allerdings in der Tat darauf hindeuten, dass diejenigen, die glauben, dass sie der CSU viel zu verdanken haben, heute von ihrem Wahlrecht stark Gebrauch machen und der Partei zu einem etwas günstigeren Ergebnis verhelfen als allgemein prognostiziert und auch als von uns vor ein paar Stunden getippt. Ingolstadt hat das höchste BIP pro Kopf in Deutschland aller Großstädte.

12:42 / 15:48 Uhr

Wir haben unsere Tipps konkretisiert – bei Wahlrecht.de.

12:48 Uhr

Wie ist es, wenn man als junger Kandidat der LINKEn in Bayern in den Wahlkampf zieht? Nicht in München, nicht in den übrigen größeren Städten, sondern mitten in der Oberfpfalz, in einem Wahlkreis, in dem DIE LINKE im Jahr 2013 nur 1,4 Prozent der Stimmen erhalten hat?

11:33 Uhr

Hier noch einmal die Bandbreite dessen, was alle Umfragen seit dem 10.09. für die einzelnen Parteien ermittelt haben:

  • CSU 33 bis 36 Prozent (unser Tipp: eher am oberen Rand oder etwas darüber hinaus)
  • SPD 11 bis 13 Prozent (unser Tipp: mittig bis oberer Rand)
  • Grüne 16 bis 19 Prozent (unser Tipp: nicht oberhalb von 18)
  • FDP 5 bis 6 Prozent (unser Tipp: Die FDP wird in den neuen Landtag einziehen)
  • DIE LINKE 4 bis 5 Prozent (unser Tipp: DIE LINKE verfehlt den Einzug in den Landtag)
  • Freie Wähler 7 bis 11 Prozent (ein deutlicher Ausreißer nach unten von GMS am 10.09. und kein Tipp von uns, da wir die Partei aufgrund ihrer Regionalität nicht beobachten)
  • AfD 10 bis 14 Prozent (unser Tipp: nicht über 13)
  • Sonstige 4 bis 6,5 Prozent (kein Tipp von uns).

10:33 Uhr

Es ist noch recht früh an jenem sonnigen Sonntagmorgen, an dem das Schicksal des Freistaates Bayern und vielleicht der Bundesregierung sich entsscheidet, als uns bereits eine Meldung erreicht, die bei der Wahlanalyse vermutlich keine geringe Rolle spielen wird.

Hier sehen wir zwei Fotos mit Kommentaren, die belegen, dass der Wähler nicht nur transparenter ist als die Wahlkabine, hinter welcher er gesichtet wurde, sondern dass die langjährige Mitgliedschaft in derselben Partei auch eine gewisse Uniformität der Gedankenwelt erzeugt, die ebenjener Partei schaden können.

*Alle satirisch gemeinten Einsprengsel sind heute passenderweise in Braun gehalten.

TH

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