Sonntagsfrage Berlin: Starke Verschiebung innerhalb von 2RG zu G2R? // #Sonntagsfrage #BerlinWahl zum #Abgeordnetenhaus #AGH #Koalition #CDU-#DIELINKE #SPD #Grüne #FDP #AfD #2RG #R2G #AghW

Umfrage & Ergebnis 54 / SMSH 76

Vor 8 Tagen habe wir zuletzt einen Civey-Check gemacht und festgestellt, dass die Grünen es in Berlin nun auch geschafft haben, stärkste Partei zu werden. Heute allerdings kommt eine neue INSA-Umfrage, die von Wahlrecht.de via Twitter so weitergeleitet wurde:

Wir vergleichen am liebsten Umfragen desselben Meinungsforschungsinstituts, sofern die Umfragen einigermaßen zeitnah aufeinander folgen. Leider stammt die letzte INSA-Umfrage zur AGH-Sonntagsfrage Berlin vom Juli, sodass wir uns auf die FORSA-Umfrage beziehen, die wir in unserem letzten Beitrag zu AGH-Wahl in Berlin (U & E 50) besprochen haben. Demgemäß würde die SPD um 1 Prozent steigen, DIE LINKE um 2 Prozent fallen, die CDU wäre gleich, die Grünen ebenfalls, aber die AfD käme auf 2 Prozent mehr. Daher ist diese Vergleich zwischen unterschiedlchen Instituten oft problematisch, denn woher soll die Bewegung bei manchen Parteien in den letzten 19 Tagen gekommen sein (Umfrageschluss Forsa 26.10. und INSA 07.11.)?

Vor allem kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass die Grünen in Berlin ebenso einen Tick zu hoch bewertet werden wie die AfD. Hätte die SPD einen starken weiteren Abfall hinzunehmen, wäre klar, woher immer weitere Grünwähler kommen, aber natürlich könnte es auch eine andere Lesart geben: Sie kämen von der LINKEn. Ich habe immer davor gewarnt, das junge Hipsterpublikum, das der LINKEn bei der AGH-Wahl 2016 ziemlich geholfen hat, zu sehr mit einer Stammwählerschaft zu verwechseln und eine Abwanderung zu den Grünen wäre aufgrund deren Hype oder „Kairos“, wie deren Lauf kürzlich in einem Beitrag der Nachdenkseiten bezeichnet wurde, nicht ungewöhnlich.

Aber ich habe heute vergleichend nochmal einen Civey-Check gezogen und im Gegensatz zu dem, was Civey-Kritiker_innen gerne nachzuweisen versuchen: In Berlin zumindest und, soweit ich das sehe, bei der Sonntagsfrage Bund, zieht Civey nicht hektisch nach, wenn sich bei den anderen Instituten etwas ändert. Warum auch? Die Datenbasis in Berlin und im Bund ist so groß, dass auch die Algorithmen, die aus Rohdaten repräsentative Daten machen sollen, mit Sicherheit schon weit vorangeschritten und gut justiert sind. Betrachten wir Civey aktuell (hier kann man mitmachen), zeigt sich dies:

2019-01-27 AGH-Wahl Berlin Civey 2018-11-07

Ja, es gibt einen Lauf für die Grünen, zwei Prozent Zunahme innerhalb von ca. 45 Tagen, auf den niedrigsten Wert vom 21.09. gerechnet (Start am 13.08.). Aber DIE LINKE hat fast genauso viel zugelegt, von 17,7 am 13.08. auf 19,6 aktuell. Wieso auch nicht? Die Grünen und DIE LINKE bestimmen für die Bürger im Moment am meisten das Bild der Stadtpolitik im positiven Sinn. Die SPD schneidet gewiss unter Wert ab, weil sie fachlich einige gute Politiker_innen hat, aber da ist leider der negative Bundestrend wohl doch zu stark ausgeprägt, als dass sie es ausspielen könnte. Sie schwankt im nunmehr fast 3monatigen Betrachtungszeitraum lediglich zwischen 16,7 und 18,6 Prozent – aktuell sind es 16,8, der zweitniedrigste Wert nach dem vom 02.10.18.

Es gibt aber einen weiteren Grund, warum die SPD auch in Berlin absäuft. Ganz sicher bleibt es nicht unbemerkt, welch seltsame Menschen der Regierende Bürgermeister Michael Müller in seinem Umfeld beschäftigt. Seit einiger Zeit sage ich nur noch: Vivantes. Geht leider wohl nicht anders. Sein Bier.

Ich ärgere mich zwar fast über jede mediale Äußerung gewisser Personen, weil sie entweder komplett unterdurchleuchtet sind oder sehr manipulativ, ich bin noch nicht ganz sicher.

Wie kann man heute noch Gerhard Schröders Zerstörungspolitik als „tut weh, war aber notwendig“ in die Welt hinausposaunen? Wem tat es weh und wofür war es notwendig? Solche Aussagen würden den heutigen Spitzen-Grünen nie passieren, die das alles mit angerichtet haben – obwohl sie so cremig-ökobürgerlich sind.

Zeitpunkt der Aussage, Inhalt der Aussage, Duktus der Aussage, alles dermaßen krachend daneben, dass man wirklich nur noch glauben kann, die SPD hat von irgendwoher eine Selbstzerstörungsanweisung bekommen.

Doch solange es dem Projekt 2RG (jetzt umfragegemäß G2R) nicht groß schadet, denke ich, es ist halt eine Zeiterscheinung, die man gesondert betrachten muss und nicht zu sehr auf die Bewertung der Stadtpolitik ummünzen darf. Ich würde sowieso nicht SPD wählen, solange es aber auch so gut passt: Dass sich jene gewissen Personen am Tag nach der krachend verlorenen Bayernwahl noch im Groupie-Stil als Schröder-Fans outen – SPD, du musst wissen, was du tust, sage ich mir also.

Aber, Monsieur Müller, die Grünen und DIE LINKE können es im Notfall in Berlin auch zu zweit, denn die Grünen können schon das ganze Mittepublikum umarmen und für DIE LINKE bleibt genug Platz links davon, wie es sich gehört. Die Grünen sind in Berlin aber auch noch nicht ganz so verbürgerlicht, zumindest nicht in den Bezirken und dort, wo es mir am wichtigsten ist. Bei der Wohnungspolitik. Da stellen sie sogar die Avantgarde und warum soll ich das nicht zugeben können? Mir geht es um die Interessen der Menschen. Ich könnte mir deshalb auch bei der nächsten AGH-Wahl gut ein Stimmensplitting zwischen meiner Partei und den Grünen vorstellen. Hängt freilich vom Direktkandidaten / der Direktkandidatin ab und vor allem davon, wer Baustadtrat / -rätin werden soll oder schon ist. Mein Bezirk ist leider nicht ganz mit Neukölln oder Kreuzberg vergleichbar, daher ist das etwas diffizil.

Was ich auch nicht so recht glauben kann: Dass derzeit 15 Prozent der Berliner_innen auf die AfD stehen. Warum? Wieso? Woher soll’s kommen? Die AfD sackt gerade bundesweit ab und in Berlin tut sie nichts, womit sie sich positiv heraushebt. Sie ist offenbar nicht (im AGH, in den Bezirken unterschiedlich) so destruktiv und gruselig wie teilweise anderswo, aber sie trägt auch keine kreativen Impulse in die Stadtpolitik hinein. Dass sich hingegen der leichte Auftrieb der CDU auf Bundesebene in Berlin nicht spiegelt, finde ich absolut nachvollziehbar.

Die Partei macht eine extrem mieterfeindliche Politik in der Bundesregierung, hätte es gerne hier in der Stadt ebenso und dieser Angriff auf alles, was Berlin ausmacht, zählt für uns gerade mehr, als wer im Bund bald den schwarzen Hut aufhaben wird. Wir wissen sowieso, es wird sich nicht allzu viel ändern bei der Union und falls doch, dann wird es nicht gut für uns als Berliner Stadtgesellschaft sein.

TH

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