Gestern beim Kiezspaziergang durch Charlottenburg-Wilmersdorf, Bericht / Essay // @westend_pro @fechnerstr_7 @22marion_noiram @HeimatNeue / #ChaWi #Charlottenburg #Wilmersdorf #Mietenwahnsinn #Verdrängung #wirbleibenalle #DeutscheWohnen #DW #Kiezspaziergang #IG_HAB @westend_pro @fechnerstr_7 @Kiez_Web_Team @dwenteignen @lisapaus @Ch_Wapler @rbbabendschau #MIETENWAHNSINN #Verdrängung #Immobilienspekulation in #Berlin #ChaWi

Liebe Leser_innen,

wir hängen den Aufruf  zur gestrigen Veranstaltung wieder an diesem Beitrag, damit Sie weiterlesen können, ohne „springen“ zu müssen. Es geht aber auch so.

Wie war es gestern, beim Kiezspaziergang vom Richard-Barnay-Platz zum Rüdesheimer Platz? Das Wetter war nicht so dolle,  zum Glück sieht es wenigstens für die heutigen Veranstaltungen besser aus.

Wie derzeit fast immer, ist die IG HAB @HeimatNeue, die Mietergemeinschaft der Habersaathstraße 40-48 in Berlin-Mitte Auge und Ohr vor Ort gewesen. Das wird auch heute wieder so sein, sonst könnten wir diesen Beitrag nicht schreiben, sondern müssten uns schon uns schon auf die bald startenden Ereignisse vorbereiten und in einer halben Stunde losziehen. Aber wir kooperieren. Nur so geht’s, angesichts der Vielzahl von Veranstaltungen, die wir alle für wichtig halten.

Bevor wir die Fotos zeigen, welche die IG HAB uns geschickt hat, schreiben wir Ihnen in einem kleinen Essay, was wir auf diesen Fotos wahrgenommen haben und was wir daraus ableiten.

Charlottenburg-Wilmersdorf kennen wir ebenso wie die östlich von unserem Bezirk liegenden Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg und wir sind immer wieder fasziniert davon, wie unterschiedlich Berlin innerhalb weniger Kilometer, ja von Straße zu Straße ist. Wir finden, unser eigener Wohnort stellt einen guten Kompromiss dar, wir haben was von (fast) allem, was Berlin ausmacht.

Am vergangenen Donnerstag trafen wir uns mit einer Freundin, die in Wilmersdorf lebt , wir sprachen über vieles, auch kurz darüber, wie gut dieser Bezirk wirtschaftlich aufgestellt ist – und ich konnte mir die Anmerkung nicht verkneifen: Offenbar so gut, dass man dort Milieuschutz und Mieterschutz im Allgemeinen nicht für besonders wichtig hält.

Aber warum gehen dann Menschen, die wir auf den Bildern sehen werden, auf die Straße?

Es sind typische Bewohner_innen des Bezirks gewesen, die gestern unterwegs waren. Im Durchschnitt älter als auf Demos in Neukölln oder Kreuzberg. Sie wirken auch konservativer als die Menschen, die östlich von uns in Berlin leben und auch als bei uns im eigenen Kiez – adrett angezogen, mit bunten Mänteln, Jacken und Schirmen, einige davon gesponsert, vielleicht von ihren Arbeitgebern, die Logos mussten wir natürlich  verpixeln.

Die Teilnehmer der Demo, die in diesem Bezirk „Kiezspaziergang“ heißt, sind am Ende eingekehrt in einem Weinlokal am Rüdesheimer Platz. Ein bisschen Heimatfeeling kam beim Betrachten auf, wir sind ja unweit der Mosel aufgewachsen und mit den Eltern einmal im Jahr zum Winzer gefahren.

Es könnte alles so friedlich sein, in Charlottenburg-Wilmersdorf. Vor allem wohl in Wilmersdorf. Doch gestern waren die Menschen unterwegs. Nicht privat, nicht wegen eines schönen Kulturereignisses, nicht zu einem Stadtteilfest. Sie waren unterwegs, weil sie unzufrieden sind. Weil etwas sie nicht mehr ruhen lässt. Viele dieser Menschen waren sicher seit Jahren auf keiner Demo, manche vielleicht nur einmal, etwa bei „Unteilbar“ im letzten Sommer. Einige vielleicht noch nie.

Es kommt etwas in Bewegung. Die Menschen aus diesem Bezirk, die wir kennen und jene, die wir auf den Bildern sehen, sind keine Dauerdemonstrant_innen, die gegen fast alles sind. Sie sind in der Regel auch nicht wie wir, schreiben nicht gegen dies und für was anderes, und das jeden Tag. Ihnen würde es in der Regel ausreichen, wenn ihre Welt so erhalten blieben, wie sie sich über viele Jahre entwickelt hat und sie haben sich diese Entwicklung und die Ruhe, die aus dieser Kontinuität erwächst, verdient, davon sind wir fest überzeugt.

Trotzdem sehen wir sie plötzlich vor der Zentrale der Deutsche Wohnen SE. Wir sehen, wie einige von ihnen für das Enteignungsbegehren unterzeichnen. Wir sehen auch, wie die Staatsmacht das Großkapital gegen solche braven Menschen meint schützen zu müssen, indem sie sich in Form von Polizeipräsenz vor der Zentrale der DW zeigt. Nein, die Polizist_innen sind nicht vermummt, behelmt, wirken nicht so martialisch wie in den oben erwähnten Bezirken, in denen häufiger was los ist und die Auseinandersetzungen nicht selten sehr physisch werden.

Aber sie schützen eine Kaste von wenigen Superreichen gegen die Mehrheit und sind jederzeit bereit einzugreifen, obwohl sonnenklar zu sehen ist, dass gestern keine Randalierer  unterwegs waren, die, Gott bewahre, auch bloß ein Graffiti an die Wand der DW-Zentrale hätten malen wollen. Kürzlich noch hat Michael Zahn, der Chef der Deutsche Wohnen SE, erklärt: Wir lassen uns nicht enteignen. Punkt. Heißt, hier bestimmen Herrn der Welt selbst darüber, wie mit den Wohnungen, in denen wir alle leben, umgegangen wird und natürlich bestimmen sie auch über das Recht und die Ordnung und nicht etwa wir, die Mehrheit, die wir Inhaber der Demokratie sein sollten.

Immobilienkonzernvertreter wie der Herr Zahn wissen, wovon sie reden. Denn auf die Politik können sie sich gut verlassen. Der Staat steht hinter ihnen, nicht hinter den von Verdrängung Bedrohten.

Dabei dürften doch gestern viele teilgenommen haben, die selbst dem Staat treu dienen und das System, das er repräsentiert, noch nie in Zweifel gezogen haben. Die nicht, wie wir, seit Längerem der Auffassung sind, hier stimmt grundsätzlich etwas nicht mehr: Die Vereinbarung, dass wir alle teilnehmen dürfen, alle in der Teilhabe sein sollten. Diese Menschen, die gestern spazieren waren, haben normalerweise keine Teilhabe-Probleme.

Und doch erhben sie sich, denn sie spüren, dass die Grundvereinbarung sich auflöst. Dass sie und andere von dem Staat, dem sie vielleicht große Teile ihres Lebens gewidmet haben, mehr und mehr im Stich gelassen werden. Selbstverständlich waren nicht nur Menschen dabei, die im Öffentlichen Dienst beschäftigt und daher im Alter relativ gut abgesichert sind, aber auch der private Mittelstand, der mit diesen Menschen zusammenarbeitet, die einander kennen, die oft in einem Kunden-Dienstleister-Verhältnis zueinander stehen, die sich zu kiezprägenden Milieus zusammengefunden haben, fühlen sich vom Mietenwahnsinn betroffen oder sind konkret betroffen. Es es sind ja auch Initiativen dabei gewesen, deren Häuser gerade von Investoren angegriffen werden.

Man hört und liest von ihnen meist nicht so viel wie von den Aktiven in Neukölln oder Friedrichshain-Kreuzberg, weil sie sich erst darauf verständigen müssen, wie es ist, laut zu protestieren, die sogar erst einmal damit klarkommen müssen, dass sie unzufrieden geworden sind.

In Kreuzberg und Neukölln zeigen sich viele Politiker_innen solidarisch, wenn gegen Verdrängung protestiert wird, in Charlottenburg-Wilmerdorf hingegen wirkt alles auf eine fatale Weise ruhig. Es ist eine Art Grabesruhe, die Gentrifizierung läuft auf eine unheimliche, stille Weise ab und hinterlässt verödete Zonen. Wir bekommen immer mal von Investobjekten ein paar Fakten zugetragen. Das ist nicht mehr der typische West-Mitelstand, der sich da einkauft, das sind Menschen, die Millionen bar auf den Tisch legen können, um überteuerte Luxuswohnungen zu besitzen – und woher das Geld dann wohl stammt? Ist das noch das Berlin, für das der brave Mittelstand in Charlottenburg-Wilmersdorf steht?

Wir haben immer was auszusetzen, wie man gerade wieder feststellen kann. Zum Beispiel an diesen prächtigen Kapitalanlagewohnungen, die doch auf den ersten Blick die Stadt so schick machen. Wir glauben durchaus, dass  bürgerliche Menschen auch mal genervt sind von dieser Nörgelei.

Aber jetzt schließen sich auch immer mehr von den bisher ruhigen Stadtbewohnern den Protesten an. Uns tut es beinahe leid, dass es so kommen musste, aber vielleicht bildet sich auf diese Weise mehr gegenseitiges Verständnis heraus und eine Form von Gemeinschaft, die wir in vielen Jahren seit unserem Start in Berlin eher nicht wahrgenommen haben: Man hatte sich doch ein bisschen abgekapselt und einander nicht oft nicht viel zu sagen. Mein Kiez, mein Milieu, mein Umfeld, mein Kreis, meine kleine Welt.

Auch diese Einstellung muss man akzeptieren, solange sie niemandem zu sehr schadet, aber wir sind schon lange der Meinung, es wird noch einmal wichtig werden, dass wir uns auf gemeinsame Ziele vereinbaren, vor allem auf eines: Die Auswüchse des Finanzkapitalismus endlich zu bremsen. Denn die Erosionen in den sozialen Milieus, die er hervorruft, werden immer deutlicher sichtbar und der Mietenwahnsinn ist derzeit bloß der deutlichste, für alle am meisten wahrnehmbare Ausdruck einer grundsätzlichen Schieflage.

Als es mit dem Mietenwahnsinn losging wird mancher in den gesetzteren Vierteln noch gedacht haben, auch nicht schlecht, dass mal mehr Steuerzahler nach Neukölln oder Kreuzberg ziehen. Aber jetzt? Jetzt, wo überall in der Stadt die Menschen immer mehr vom Einkommen für die Miete ausgeben müssen oder, wenn sie kaufen wollen, Unsummen ausgeben müssen? Wo die Infrastrukturen in Gefahr sind, weil die Kaufkraft schwindet? Wo diejenigen, die immer dem System die Stange gehalten haben, mehr und mehr merken, dass dieses System sie im Stich lässt? Wo nicht nur die notorisch Aufsässigen oder die Armen, die Ausgestoßenen, die Marginalisierten, zu denen man als Bewohner_in von Charlottenburg-Wilmersdorf in der Regel nicht zählt, von der Realität überrollt werden? Es ist nicht mehr nur das wilde Kreuzberg, das migrantische Neukölln, das proletarische Wedding, die Bezirke im Umwandlungsgebiet des Ostens, die betroffen sind. Es kommt näher und geht schneller. Selbst im Grunewald zeigen sich schon Aktivist_innen.

Wir schrieben bereits, es tut uns beinahe leid, dass so viele brave Menschen jetzt gegen die Immobilienblase losziehen müssen. Aber wir sind uns sicher, dass der Gentrifizierung die Hypergentrifizierung folgen wird, wenn nicht endlich ein starker Widerstand von uns allen entsteht. Daher ist es auch wichtig, dass wir keine Scheu davor haben, Worte wie Solidarität und Gemeinsinn wieder neu zu lernen und was es bedeutet, wenn es nicht mehr ausreicht, sein eigenes Ding zu machen, sich hier und da ehrenamtlich zu engagieren, im ganzen Leben höchstens mal ein paar Verkehrsdelikte begangen zu haben und ansonsten immer auf der Seite derer zu stehen, die uns erzählen, wie toll alles ist und dass das immer so bleiben wird. In Wirklichkeit wird die gemeinsame Basis längst ausgehöhlt und schuld daran ist nicht das Prekariat, sondern das Großkapital.

Weil wir meinen, es ist an der Zeit, uns zusammenzufinden, schreiben wir heute auch über unsere westlichen Nachbarn, obwohl wir mehrere Einladungen nach Neukölln und Friedrichshain haben. An dem Tag, an dem sich Menschen aus ChaWi und diesen Bezirken bei Hoffesten und Kiezspaziergängen gemeinsam einfinden, kommen wir dann auch, weil wir wissen, es geht wirklich voran. Scherz, muss auch mal sein – aber es ist klar, worauf wir hinauswollen.

Wir vom Wahlberliner sind selbst auf eine konservative Weise zu progressiven Überzeugungen gelangt: Indem wir viele Zahlen studiert haben. Zahlen über die Wirtschaft, soziografische Daten, Fakten, die leider von Ungerechtigkeit und von einer Entwicklung zulasten der Mehrheit sprechen, die seit vielen Jahren im Gange ist und sich immer mehr beschleunigt. Vor allem die Finanzkrise 2008-2009 und deren Folgen haben uns aufgeschreckt.

Wir lassen uns, weil wir gelernt haben, mit solchen Zahlen umzugehen und sie sachgeäß zu interpretieren, keinen Unsinn mehr erzählen. Nicht von denen, die behaupten, der freidrehende Kapitalismus sei grundgesetzlich geschützt, der markt regele eh alles, das stimmt beides nicht, aber auch nicht von unseren eigenen linken Freund_innen oder Genoss_innen. Der Umgang mit diesen Dingen, die Rückschlüsse daraus, das Schreiben, das Handeln, das aus diesen Rückschlüssen erwächst, ist eine Form der Selbstermächtigung, welche gleichrangig neben vielen anderen steht und die jeder für sich selbst vornehmen muss. Es geht um Überzeugungen, darum, sie zu überprüfen und manchmal auch darum, sich zu korrigieren und entsprechend zu handeln.

Liebe Leser_innen, Sie werden es bemerkt haben: Wir pointieren ein wenig. Selbstverständlich gibt es auch in Charlottenburg-Wilmersdorf so unterschiedliche Menschen wie überall sonst in Berlin, wir wollen nur das Typische ein wenig hervorheben und beschreiben, was sich gerade verändert, wenn es sich in dieselbe Richtung wendet wie diese Leute da weiter im Osten, die immer schon so aufrührerisch daherkamen. Gerade die Veränderung einst sehr stabiler Meinungen und Verhaltensweisen ist ein ganz wichtiger Prozess. Dazu kann auch gehören, nunmehr das Gemeinsame zu betonen und dabei zu üben, wie wir andersartige Personen und deren stark von unseren abweichenden Biografien, Lebensentwürfe, Traditionen annehmen.

Wir sind nämlich in Berlin fast alle Mieter_innen, tragen zum Flair dieser Stadt bei und haben ein Recht darauf,  hier zu blieben und nicht durch ein repressives, rücksichtsloses gemeinsames Handeln von Politik und Immobilienwirtschaft aus unseren Kiezen verdrängt zu werden. Dem müssen wir ein gemeinsames Handeln entgegensetzen. Dies ist möglich und es ist auch möglich, erfolgreich zu sein. Manchmal sieht man das schon, wenn Häuser kommunalisiert, Mieter_innen vor anonymen Investoren gerettet werden, die gar kein Hehl daraus machen, dass Verdrängung ihre Absicht ist.

In Charlottenburg-Wilmersdorf kommt es nicht so häufig zu positiven Meldungen, weil die Politik noch gar nicht darauf eingestellt ist, dass die Menschen vom Mietenwahnsinn mehr und mehr angefasst werden. Nirgends, so haben wir kürzlich gelesen, laufen Abriss und Verdrängung so leicht, so bedenkenlos durch wie hier. Auch bei uns im Bezirk hapert es mit der Unterstützung der Mieter_innen leider sehr, lieber betont die Politik bei jeder Gelegenheit, wie toll es ist, mit Privatinvestoren zu kooperieren.

Wirklich? Ein Privatinvestor kooperiert nur, wenn er viel Gewinn für wenige abzweigen kann. Dieser Gewinn entgeht uns allen, die wir mit unseren Mietzahlungen für diesen Gewinn sorgen. Diejenigen, die Genoss_innen sind, dazu zählt auch die oben erwähnte Freundin von uns in Wilmersdorf, wissen, was wir meinen: Wie gut Wohnen mitten in Berlin und doch fern des Mietenwahnsinns sein kann, wie schön die Häuser, wie günstig die Mieten, wie stark die Gemeinschaft, wenn alles, was eingeht, denen zugute kommt, die dafür zahlen und alle am Wohlergehen des Ganzen beteiligt sind und sich dafür verantwortlich fühlen.

Wollen wir das nicht alle so haben? Es liegt an uns, ob wir dafür einstehen und endlich den Druck aufbauen, der notwendig ist – nicht, um alles umzustürzen, sondern das Gute zu erhalten und das zu korrigieren, was jetzt aus dem Ruder läuft.

Nun aber zu unserer kleinen Fotostrecke – wir beginnen, wie üblich, mit einem Tweet von der IG HAB:

  

 

 

2019-05-11 Kiezspaziergang Rüdesheimer Platz IG HAB 012 DSGVO kleiner
Abschlussbild: Vor der Zentrale des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen SE, des größten Vermieters in Berlin. Alles ist friedlich – bis auf die Politik dieses Konzerns.

© 2019 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
Essay 10, SMH 368

Ankündigungsbeitrag vom 10. Mai 2019:

Im März hatten wir zuletzt von einem Kiezspaziergang in „ChaWi“ berichtet, damals ging es um die Uhlandstraße und die Fechnerstraße, am Samstag ist es wieder so weit. Beginn ist um 14:30 Uhr auf dem Ludwig-Barnay-Platz, die Schlusskundgebung findet um 17 Uhr auf dem Rüdesheimer Platz statt. 

Der Ludwig-Barnay-Platz liegt in der  Nähe des U-Bahnhofs Breitenbachplatz und ist auch mit dem Bus 101 erreichbar.

„85,5 Prozent der Menschen in Charlottenburg-Wilmersdorf wohnen in einer Mietwohnung. Seit Jahren explodieren die Mieten. Viele Mieterinnen und Mieter haben Angst, ihre Wohnung zu verlieren. Es gibt nur zwei Milieuschutzgebiete im Bezirk. Das Zweckentfremdungsverbot wird nicht konsequent angewendet. Immobilienspekulantinnen und -spekulanten machen Profite auf Kosten der Mieterinnen und Mieter in Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Mieterinnen und Mieter aus Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf lassen sich das nicht mehr gefallen und rufen zu einer gemeinsamen Mieter-Aktion am 11.05.2019 auf“, heißt es auf der Webseite des Mieter*innenprotests Deutsche Wohnen. 85,5 Prozent Mieter_innen, das ist etwa der Berliner Durchschnitt. Ein sehr hoher Durchschnitt, der klar macht, was auf dem Spiel steht.

Ein Schwerpunkt des Kiezspaziergangs wird denn auch die Zentrale der Deutsche Wohnen SE sein.

Wir schließen uns diesem Aufruf an: „Kommt zahlreich aus allen Bezirken Berlins und unterstützt die Mieter*innen in Charlottenburg-Wilmersdorf! Die beteiligten Mieter-Initiativen und der Mieter*innenprotest freuen sich auf eure Unterstützung.

Wir tragen unseren Protest in die Öffentlichkeit: Stoppt mit uns gemeinsam den Mietenwahnsinn!

Folgende Mieten-Initiativen und Hausgemeinschaften aus Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin haben den Aufruf initiert:

Argentinische Allee – Berliner Mieterverein, Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf – Deidesheimer Straße 8 – Freundeskreis Fechnerstraße 7 – Guerickestraße 32 – Joachim-Friedrich-Straße 57, 57a, Seesener17 – Mieter*inneninitiative Mierendorff-Insel – Mieter-Initiative Südwest – Mieterbeirat Paul-Hertz-Siedlung – MieterWerkStadt Charlottenburg – Pro Alliiertensiedlung Westend – Seelingstraße 29 – Tegeler Weg 105 – Uhland61 – Wieland37 gegen Zweckentfremdung von Wohnraum.“

Einige dieser Initiativen kennen wir bereits, am Samstag besteht die Gelegenheit, sich weiter zu vernetzen und mehr über die Ausprägung des Mietenwahnsinns in Charlottenburg-Wilmersdorf zu erfahren. Wir kommen soeben von einem Treffen mit einer befreundeten Person, die in diesem Bezirk lebt. Als wir uns trennten, rief sie mir  zu: „Übrigens, Charlottenburg-Wilmersdorf ist der reichste Bezirk in Berlin“. „Beim Milieuschutz sieht er ziemlich arm aus“, konnte ich noch gerade so antworten, bevor die Ampel auf Grün sprang.

Was bedeutet es, dass ein Bezirk wirtschaftlich stark ist, dass in ihm hohe Steuereinnahmen erzielt werden, wenn die Mieten den Einkommen der Menschen, die dort wohnen und arbeiten, davonlaufen? Auch ein gutes Pflaster kann ein heißes Pflaster für viele Mieter_innen werden, wenn die Voraussetzungen so sind wie derzeit.

Daher heute unsere Solidarität mit allen bedrängten Mieter_innen in Charlottenburg-Wilmersdorf und die Bitte, am Samstag dabei zu sein beim Kiezspaziergang!

TH

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