
Es geht weiter mit den „13 Häusern“ in Friedrichshain-Kreuzberg, für die derzeit das bezirkliche Vorkaufsrecht geprüft wird, heute erstmals mit einem Bericht über die Urbanstraße 67 in Kreuzberg.
Zuletzt hatten wir über das gerade laufende Protestfest der Krossener Straße 36 in Friedrichshain geschrieben, im vergangenen November war die Urbanstraße 66 eines der ersten Häuser, die gegen Verdrängung kämpften, über das wir berichtet hatten – für einen relativ kurzen Zeitraum, weil der bezirkliche Vorkauf dank des entschlossenen Einsatzes von Baustadtrat Florian Schmidt rasch über die Bühne ging.
Der Hofflohmarkt, der morgen stattfindet, ist der „Opener“ der Urbanstraße 67, für die derzeit der Vorkauf durch den Bezirk zugunsten einer städtischen Wohnungsgesellschaft geprüft wird. Die Hausinitiative interessiert sich auch für #DIESEeG, die Friedrichshain-Kreuzberger Dachgenossenschaft, die mit dem Haus Boxhagener Straße 32 gestartet ist.
Das erste Hoffest der Urbanstraße 67 wird am 1. Juni folgen.
Die morgige Aktion ist Teil des „Tags der Hofflohmärkte“ im und um den Gräfekiez herum. Nicht weniger als 16 Häuser nehmen teil, hier findet man sie alle. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei aber der Urbanstraße 67 und anderen Häusern, die gerade von „Investoren“ gekauft wurden und unbedingt die Unterstützung von uns allen brauchen.
Hier zunächst eine Impression von den Vorbereitungen zum Flohmarkt in klassisch-medialer Kombination. Plakate werden geklebt und die Aktion wird in einem Video festgehalten:
Wir fahren fort mit einem Foto der Hausgemeinschaft:
Im Folgenden erzählt ein Video mehr über die Hausbewohner_innen, das gestern auf der Facebook-Seite der Initiative erschienen ist. 33 Wohnungen, 8 Gewerbeeinheiten inklusive Späti, zu dem man spätabends ein Körbchen runterlassen kann, um einzukuafen. Auch Büros, Ateliers und Werkstätten prägen dieses Haus.
Bitte unbedingt das Video anschauen. Sehr viele Hausbewohner_innen sind dort zu sehen und es ist sehr schön, mit Können und mit Intuition gemacht; auffällig ist, dass so viele Mieter_innen sich beteiligt haben und zu sehen sind – sogar eine Drohne hat man für die Eingangssequenz genutzt und in der letzten Szene das Motiv wieder aufgenommen und sozusagen aus dem Hof herausgezoomt. Manche Häuser machen es per Bild und Text, vor allem, wenn sie eigene Webseiten haben, manche sogar mit handschriftlichen Notizen, andere mit Videos und jedes Gemeinschaft ist anders und spannend.
Natürlich macht es auch Spaß, sich Beiträge wie dieses Video anzusehen und darüber zu berichten und dadurch immer ein wenig mehr von Berlin und seinen Menschen kennenzulernen, aber im Vordergrund steht für uns: Es ist wichtig, dass die Mieter_innen kenntlich werden, denn sie alle sind Berlin, während die anonymen Investoren keinerlei Bindung zu dieser Stadt und diesen Menschen haben und es ihnen nicht nur gleichgültig ist, was mit ihnen geschieht, sie zielen sogar auf deren Verdrängung, um die Häuser bestmöglich verwerten oder, beschönigend ausgedrückt, „entwickeln“, also durch Mieter_innenaustausch rentierlicher machen zu können.
Die Urbanstraße 67 hat von der Lage und mit ihrem speziellen Charakter, den man anhand teilweise vorhandener, alter Atelierfenster ersehen kann, großes Potenzial – das eben nicht genutzt werden darf, um jenen Charakter auszuhöhlen und beispielsweise Loftwohnen zu imitieren oder Coworking-Spaces oder was immer sich denken lässt, einzurichten.
Mitten in Kreuzberg, zumal dort, wo überwiegend Wohnnutzung herrscht, muss Kiez Kiez bleiben und wir sind sicher, dass die Politik vor Ort das überwiegend auch so sieht.
Trotzdem wieder das schon traditionelle Wort zu den Gewerbeeinheiten: Wenn sie als erhaltenswert gelten, sind sie dennoch nicht vom Milieuschutz umfasst. Bei einem Haus, das immerhin zu etwa einem Fünftel (in Einheiten gerechnet, nicht flächenmäßig) aus solchem Gewerbe besteht, zeigt sich besonders, dass der Milieuschutz dringend nachgebessert werden muss. Abwendungsvereinbarungen nützen den Gewerbetreibenden nichts, sie können nur durch die Kommunalisierung oder durch partizipative Gebäudebewirtschaftung geschützt werden.
Die Urbanstraße kennen wir natürlich gut, weil sie eine der beiden Verbindungen zwischen unserem früheren Wohnkiez in Neukölln und dem jetzigen in Schöneberg darstellt und wir unzählige Male durchgefahren sind, bevor wir auf ÖPNV und Fahrrad umsteigen konnten, um innerhalb der Stadt unterwegs zu sein – heißt, wir fahren jetzt häufiger unter der Gneisenaustraße durch als über die Urbanstraße. Es ist aber nicht weit von uns bis dorthin und wir hoffen, morgen haben die Mieter_innen des Hauses 67 super Wetter und viele, viele Besucher kommen zu ihrem Flohmarkt.
Heute daher unsere Solidarität mit der Urbanstraße 67 und bitte alle morgen ab 12 Uhr zum Hofflohmarkt!
TH
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